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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag,. Abonnementspreis beträgt vierteljährlich 1 Mark so P, pr»n»wsr»n<in. ä»ierate werden biS spätestens Mittag» de» vorhergehenden Lage» des Erscheinen» erbeten und die Corpusspaltenzeile mit io Pf., unter „Eingesandt" mit So Pf. berechnet. Meim für Zwönitz und Umgegend Organ für den Stadlgemeinderalh, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Redaction, Druck und Verlag von C. Bernhard Ott in Zwönitz. 72. Donnerstag, den 19. Juni 1884. 9. Jährst. Bekanntmachung. Gesetzlicher Vorschrift gemäß wird hierdurch bekannt gegeben, daß die Landtagswahlliste für die hiesige Stadt rcvidirt morden ist und daß dieselbe von jetzt ab für die Betheiligten 14 Tage zur Einsichtnahme an Rathsstelle ansliegt. Etwaige Einsprüche gegen den Inhalt der Wahlliste sind bei dem Unterzeichneten rechtzeitig anzubringen. Zwönitz, am 17. Juni 1884. Der Bürgermeister. — Adam. Bekanntmachung. Der erste diesjährige Jahrmarkt wird Montag de» 23. Juni abaekralten. Zwönitz, am 17. Juni 1884. Der Stadtgemeinderath. - Adam, Bürgermeister. « -As MW MM - Sonnabend den 21. Juni dieses Jahres Vormittags 10 Uhr sollen in Niederzwönitz 1 Schreibsecretär, 1 Kleiderschrank, 1 Sopha und 1 Nähtisch meistbietend versteigert werden. Zusammenkunft im Gasthofe zur Linde. Stollberg, am 16. Juni 1884. Der Gerichtsvollzieher beim Königlichen Amtsgerichte daselbst. Appolt. Lyirkssest in Zwönitz. Vorüber sind die schönen Tage des 2. Bezirksfestes der Militär vereine des Bundesbezirks Chemnitz. Unsere Stadt, welche sich in hervorragendster und nicht genug zu rühmender Weise an der Ver herrlichung des Festes betheiligt hatte, hat ihren Festschmuck aus- und das Alltagsgewand wieder angezogen; nur hier und da erinnern noch welk gewordene Maien, Guirlanden und Kränze als Reminis zenzen an alle vergängliche Herrlichkeit; auch wir gelangen nach und nach von der Höhe der Feststimmung hinein in die ruhigere Flut des Werktagslebens und gewinnen einen freieren Ueberblick über Alles. Nachdem am Sonnabend Mittag die Riesenarbeit der Schmückung der Gebäude, als auch der Ausbau und die Ausstattung der Ehren pforten und Tribüne in der Hauptsache als beendet angesehen werden konnte, rüstete sich alles zum Empfang der Nachmittags eintreffenden Vereinsvertreter. Pünktlich lief der gegen 200 Festtheilnehmer bringende Zug auf dem Bahnhofe ein und wurden dieselben nach herzlicher Begrüßung von den Herren des Empfangscomite's sowie Mitgliedern des Mili tär- und Kriegervereins unter Vorantritt des Stadtmusikchors nach der Stadt geleitet. Bereits beim Passiren der von Herrn Bahnmeister Gothe er richteten Ehrenpforte ertönten brausende Hurrahs, welche sich nach Erreichen der inneren Stadt noch steigerten. Im Gasthofe zum Engel entwickelte sich hieraus reges Leben. Die Quartier-, sowie die Festordnungs-Deputationen walteten hier ihres Amtes. Nachdem die Quartierbillets verausgabt und die einzelnen Wünsche und Bedürfnisse der Festtheilnehmer entgegengenommen, wurden die Festgäste von ihren Quartiergebern in Empfang genommen und nach den Behausungen geleitet. Kurz nach 8 Uhr wurde die Bezirksversammlnng vom Bezirks vorsteher Herkner im Saale des Engels eröffnet und war die Tages ordnung derselben nach theilweise erregten Debatten gegen 11 Uhr beendet. Das hierauf sich entfaltende Leben und Treiben wird gewiß allen in angenehmer Erinnerung bleiben. Das Stadtmusikchor, welches vorher den Zapfenstreich in den Straßen der Stadt hatte ertönen lassen, bot im Vereine mit der Liedertafel alles auf, um durch Vortrag patriotischer und auf das Soldatenleben bezüglicher Weisen und Gesänge die' Feststimmung zu erhöhen. In den Pausen erschollen brausende Hochs ans Ihre Maj. den König Albert und Kaiser Wilhelm, auf das deutsche Vaterland, die Feststadt Zwönitz und die Gastfreundlichkeit ihrer Bewohner, auf das Festcomite u. s. w. Spät oder vielmehr früh am Morgen erst begaben sich die letz ten Festtheilflehmer nach ihren Quartieren, um einige Stunden der Ruhe zu pflegen. Früh 5 Uhr weckten Böllerschüsse, sowie die militärische Reveille und Märsche des Musikchores die müden Schläfer zu neuer Arbeit. Um 8 Uhr bereits hatte sich festliches Leben und Treiben auf sämmtlichen Straßen der Stadt entwickelt. Gegen 10 Uhr Vormittags marschirten das Empfangscomite mit dem Militär- und Kriegerverein nach dem Bahnhofe um die mit Extrazug ankommenden Gäste würdig zu empfangen. 3 Böllerschüsse verkündeten das Nahen desselben,ein dreimaliges Hoch erscholl und im Nu füllte sich der Perron mit mehreren Hundert Gästen. Nach eingenommenen Labetrunk bewegte sich der Zug nach der Stadt und löste sich auf dem Marktplatze auf. Ununterbrochen ertönte nun Musik und verkündete das Eintreffen der mit Geschirr oder zu Fuß kommenden Vereine. Nach 1 Uhr arrangirte sich der Festzug im Schießhause und traf gegen 2 Uhr auf dem Marktplatze ein. Hier wurde derselbe vom Bürgermeister Adam Namens der Stadt und der beiden Vereine begrüßt und brachte derselbe zum Schluß ein Hoch auf die Gäste aus. Bezirksvorsteher Herkner dankte hierauf und ließ die Stadt Zwönitz hoch leben, während der stellvertretende Bezirksvorsteher Hänsch ein Hoch auf Kaiser und König ausbrachte. Hierauf setzte sich der imposante Festzug in Bewegung. Die Spitze desselben bildeten Berittene, es folgte hierauf das Stadtmusikchor, eine Abtheilung vom Militärveteranenverein, als Ehrengast Herr Amtshauptmann Geh. Regierungsrath Schwedler aus Chemnitz sodann der Bezirksvorstand, die Herren der verschiede nen Comites, der Kriegerverein und die auswärtigen Vereine nach der Loosnummer. Der Festzug bestand, wie hier erwähnt sein mag, aus 72 Ver einen mit 40 Fahnen und Standarten und gegen 2000 Mitgliedern. Nachdem derselbe programmmäßig die Straßen der Stadt durch zogen und von schönen Händen mit Sträußchen reichlich bedacht worden war, löste er sich auf dem Festplatze im Schießhause auf, wo bald das regste Leben zu pulsiren begann. Arm in Arm wanderten die alten Kameraden auf dem Festplatze umher, sich stärkend am edlen Gerstensäfte und in der Erinnerung alter Bilder aus dem Soldatenleben wieder auffrischend.