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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich I Mark 20 Ps. prsemiwvranäo. M;eiger für Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stabtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 17. Dienstag, den 8. Februar 1881. 6- Jahrg. Bekanntmachung. Es wird hierdurch zur öffentlichen Kenntuiß gebracht, daß dem Herrn Mühlengutsbesitzer David Schüller in Anerkennung seiner langjährigen und erfolgreichen Dienste, die er der Stadt theils als Stadtverordneter, theils als Stadtrath geleistet hat, der Ehrentitel Stadtältester verliehen worden ist. Zwönitz, den 5. Februar 1881. Der Stabtgemeinderath. I. V. L. Hentschel. Bekanntmachung. In hiesiger Gemeinde soll ein Straßenwärter angestellt werden. Hierzu geeignete Bewerber werden aufgefordert,'ihre Gesuche unter Beifügung ihrer Gehaltsansprüche bis zum 20. dieses Monats bei dem unterzeichneten Stadtgemeinderathe einzureichen. Die Anstellungsbedingungen werden den Bewerbern an Rathsstelle mitgethcilt. Zwönitz, den 7. Februar 1881. Der Stabtgemeinderath. I. V. L. Hentschel. Tagesgcschichte. Deutschland. Am Freitag wurde der permanente Ausschuß des Volkswirthschaftsrathes von dem Minister Herrn von Bötticher eröffnet. Auf der Tagesordnung steht die weitere Berathung des Entwurfs des Unfallversicherungsgesetzes. 8 9 behandelt die Normir- ung der Prämiensätze. Von den Herren v. Nathusius, Thiele und Dietze liegt dazu ein Antrag vor, welcher wünscht, daß für landwirth- schastliche Arbeiter geringere Prümiensätze berechnet werden sollen, als für Fabrikarbeiter, weil bei den Letztem die Gefahr, zu verun glücken, größer sei, als bei den Ersteren. Dieser Antrag wird indessen zurückgezogen, nachdem der Negierungscommissar, Herr Geh. Rath Lohmann, die befriedigende Auskunft gegeben, daß in diesem Sinne verfahren werden solle. — §10 bestimmt, daß die Prämiensätze so zu bemessen seien, daß außer den Entschädigungen auch die Verwalt ungskosten ans den Eingängen gedekt würden. Wird angenommen. — 8 11 der Regierungsvorlage erführt eine vollständige Umänderung. Nach dem Vorschläge des Entwurfes soll bei allen Versicherten unter 750 Mark Jahresverdienst ein Theil der Prämie vom Armenver- verbande getragen werden. Gegen diesen, die ärmeren Versicherten zu Almosenempfängcrn stempelnden Vorschlag wird der Antrag Hcimendahl angenommen. — Die §8 12 bis incl. 18 werden ohne Discussion angenommen, da sie ausschließlich die geschäftliche Be handlung von Versicherungsanträgen berühren. Bei 8 19 erhob sich abermals eine Discussion. Der Entwurf giebt der Reichsversicherungs- gesellschaft das Recht, in der Weise eine Controls zu üben, daß ihre Beauftragten die Geschäftsbücher und Lohnlisten der Arbeitgeber ein sehen können. Lr. Jansen fragt, wen sich die Negierung unter solchen Beauftragten vorstelle. Der Negierungscommissar antwortet, daß die Frage noch nicht erledigt sei, daß er aber glaube, diese Aufgabe werde Kaufleuten zufallen. Auf Antrag von Graf Henkel wird der Antrag angenommen, ausdrücklich den Wunsch auszusprechen, daß mit der vorerwähnten Controls weder Gemeindebehörden noch Polizei beamte betraut werden sollen. Der 8 20, welcher die Anzeigefrist behandelt, wird nach der Regierungsvorlage angenommen. Danach hat die Anzeige innerhalb 2 bis 3 Tagen zu erfolgen. Oesterreich-Ungarn. In Betreff des aus Linz gemeldeten Verbotes des Öberösterreichischen Bauernvereins kommen heute aus Linz Mittheilnngen wesentlich abschwüchcnder Natur. Nach denselben bedingt die Beanstandung des bezüglichen Statutencntwurfs keineswegs das Verbot eines Bauernvereins überhaupt. Da das Comitee für die Gründung dieses Vereins wohl in der kürzesten Zeit der Statthalterei ein neues Statut vorlegen dürfte, wird es sich bald zeigen, inwieweit diese Annahme berechtigt ist. Frankreich. Es taucht von Neuem die Nachricht auf, daß Gambetta während der Kammerferien nach Wien gehen werde, die Reise soll angeblich politische Bedeutung in friedlichem Sinne haben. Gambetta wolle, so combinirt man, seine Candidatur für die Präsi dentschaft der Republik bei den continentalen Großmächten rechtzeitig anmelden. In England ist wirklich der PPP los. Nachdem die Fenier die Negierung bereits dazu gezwungen, das ganze Land in eine Art Belagerungszustand zu versetzen, fangen sie nun auch an, im Parla mente zu toben. Wenn es nach ihnen gegangen wäre, hätte die Sitzung des Unterhauses vom Montag nicht ihr Ende erreicht und die Landeshauptstadt hätte dann das Schauspiel einer parlamen tarischen Nacht — im englischen Parlamente liebt man bekanntlich des Nachts zu „sitzen" — ohne Gleichen gehabt. Erst nach fast 2- tägiger Sitzung gelang es dem Sprecher, die Verhandlungen zu schließen, worauf dann die Iren unter großem Lärm das Haus ver ließen. In der darauffolgenden Sitzung gab es dann noch eine arge Skandalscene im Unterhause, bei welcher ein fenischer Rädels führer dem Premierminister Gladstone sogar mit der Faust gedroht haben soll — wirklich recht erbauliche Zustände, die ja aber die Regierung zum größten Theil selbst verschuldet hat. Die Regierung ist nun zunächst darauf bedacht, die Wiederkehr einer parlamentarischen Verstopfung durch Einbringung eines Obstructionsgesetzes zu ver hindern. Außerdem wurde in der Sitzung vom Donnerstag die Sus pension von 29 Homerulers beschlossen und die Letzteren einer nach dem andern zum Verlassen des Sitzungssaales genöthigt. Rußland. Die „Agence Russe" glaubt, daß demnächst folgende financielle Maßnahmen getroffen werden würden: Das Verbot für den Handel und für Private, in Gold zahlbare Wechsel auszustellen, soll aufgehoben werden; die Zuckersteuer solle nicht erhöht, aber die Besteuerungsart abgeändert und nicht mehr auf die Productions- mittel der Fabriken, sondern auf die Fabrikate basirt werden. — In Petersburger diplomatischen Kreisen verlautet, wie der „Porjadok" meldet, daß der Papst den Wunsch geäußert hat, daß die aus Polen entfernten Bischöfe entweder in ihre Aemter wieder eingesetzt werden, oder daß denselben gestattet wird, sich in's Ausland zu begeben und dort lebenslängliche Pensionen von der russischen Negierung zu be ziehen. Was die Ernennung eines Nuntius am St. Petersburger Hofe anbetrisft, so soll der Cardinal Jacobini für diesen Posten in Aussicht genommen sein.