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Pulsnitzer Anzeiger Dhorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Dteir Zeitung erschein, täglich mir Ausnahme der gesetzlichen Sonn- und Feiertage. Der Bezugspreis betrüg, bei Abholung wöchentlich 46 Rph, 'bei Lieferung frei Haus Npi. Postbezug monatlich 2.30 NM. Im Falle höherer Gewalt oder sonstiger Betriebsstörungen ha. der Bezieher keinen Anspruch aus Lieferung der Zeitung oder Rückzahlung ^3 Bezugspreises. - Anzeigenpreise und Nachlaßsätze bei Wieder holungen nach Preisliste Nr. 3 (in unseren Geschäftsstellen erhälilich). Bei Konkurs und ZwangSvergleich wird der für Aufträge etwa schon bewilligte Nachlaß hinfälU» Anze^en sind an den Erscheinungstagen bis vormittags 10 ^r ^ugeben. D-rlag- Mohr L Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann und E. L. Förster- Erb^ Verantwortlich für Oertliches u. Sächsisches, Unterhaltungsteil. Sport u. Anzeigentt« Karl Hoffmann, Pulsnitz, für Politik und den übUgenTell Walter Mohr, D. A. ll.: 2250. Geschäftsstellen: Albertstr. 2 u. Adolf-Hitler-Str. 4. Fernruf 518 u. 560. Das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft und des Finanzamtes zu Kamenz des Stadtrates zu Pulsnitz und des Gemeinderates zu Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 66 88. Jahrgang Mittwoch, den 18. März 1936 Neue Locaruoberatungen Überreichung der englischen Vorschläge Die Vertreter der Locarnomächte haben ihre Beratungen wieder ausgenommen, nachdem der Völkerbundsrat sich in der Frage der allgemeinen Friedensvorschläge Hitlers für zuständig erklärt hatte. Als Ziel der Tagung der Locarno mächte wird laut Reuter in britischen Kreisen verzeichnet, daß Mittel und Wege gefunden werden müßten, „das Gute zu gewinnen und sich nicht auf die negative Seite zu be schränken". An der Sitzung der vier Locarno-Mächte nahmen aus englischer Seite außer Außenminister Eden und Lordsiegel bewahrer Hallfax auch der Präsident des Geheimen Staats rats. Ramsay MacDonald, und Schahkanzler Reville Cham berlain teil In der Sitzung überreichte Außenminister Eden ein ausführliches Schriftstück mit den englischen Vorschlägen, die sich auf die Anwendung der im Locarnoverlrag vorge sehenen Maßnahmen beziehen. Die Franzosen traten an schließend sogleich zum Studium der englischen Vorschläge zu sammen. Der König von England empfing nacheinander den fran zösischen Außenminister Flandin, den belgischen Ministerprä sidenten van Zeeland und den polnischen Außenminister Beck. Lebhafte Aussprache hinter verschlossenen Türen Ueber den Verlauf der Geheimsitzung des Völkerbunds rates vom Montag berichtet Reuter, daß die Besprechungen außerordentlich lebhaft gewesen seien. An den Erörterungen nahmen alle Mitglieder des Völkerbundsrates teil mit Aus nahme von Grandi. Eden habe die Aussprache beendet, indem er vorschlug, daß der Völkerbundsrat sich bezüglich der zweiten deutschen Bedingung für unzuständig erklären solle. Hingegen empfahl er, falls Deutschland an der Ratssitzung teilnehmen sollte, ihm die gleichen Rechte wie die anderen durch Locarno geschützten Staaten zu gewähren. Wie Reuter weiter meldet, habe der dänische Außen minister Munch als einziger die Möglichkeit erörtert, daß die Besprechungen des Rates über die Frage der Verletzung hinaus ausgedehnt werden könnten. Er habe den Wunsch geäußert, daß die Tür für eine allgemeine Regelung geöffnet werden und die Aussprache verallgemeinert werden solle. Flandin habe eine leidenschaftliche Rede gehalten, in der er erklärte, daß Frankreich unter einem „Angriff" leide. Der Vertrag würde es berechtigt haben, Gewalt mit Gewalt zu beantworten. Es hätte sich aber entschlossen, die Angelegen heit vor den Völkerbund zu bringen und erwarte eine ge rechte und angemessene Behandlung. London: ferchte, aber- merkliche Verbesserung" Die englischen Blätter stellen allgemein eine leichte Ent- pannung der Lage fest. Sie sind der Ansicht, daß die Aus- ichten durch die klarere Auslegung und ruhige Prüfung der »rutschen Antwort an den Rat etwas besser seien. „Daily Telegraph" schreibt, die Vorgänge im Völkerbundsrat würden die Hoffnungen auf eine Regelung erneut beleben. Die Erklärung, daß das Wort „alsbald" in der deutschen Mitteilung an den Völkerbund nicht die Bedeutung von „so fort" haben solle, die ihm zugeschrieben worden sei, habe viel -ur Entspannung beigetragen. Die „Times" schreibt, es herrsche eine leichte, aber merkliche Verbesserung in der inter nationalen Atmosphäre als Ergebnis der Auslegung des Mortes „alsbald". Auf jeden Fall scheine es, daß die deutsche Antwort dazu beigetragen hat, eines der Hindernisse in den klugen der französischen Staatsmänner für eine unmittel bare Fühlungnahme in London mit einem Vertreter der deutschen Regierung zu beseitigen. Paris : „Ein schwerer Tag" Die Pariser Presse ist mit dem Auftreten des Außen ministers Flandin in London im großen ganzen einverstan den. Zum erstenmal kommt jedoch in französischen Zeitungen Ane gewisse Völkerbunds-Müdigkeit zum Ausdruck. Der Außenpolitiker des „Petit Parisien" ist der Meinung, es habe »etwas sehr Verletzendes" an sich, daß der Völkerbundsrat -ulasse, daß Deutschland, wenn es nach London gehe, nicht Angeklagter, sondern einfach als Mitunterzeichner des ^ocarnovertrages erscheinen werde. Vom rein rechtlichen vlanopunTTaus habe man aber raum mehr erreichen können. Das „Journal" spricht von einem schweren Tag. Das Blatt greift dann den dänischen Außenminister Munch und den „Vertreter anderer kleiner Staaten" an, weil sie für Ver söhnung eintraten, und nennt sie „Franctireurs", denn der .Gedanke, Deutschland um >eden Preis heranzuziehen, gehe ja im wesentlichen von England aus. Ler Außenpolitiker des „Echo de Paris" spricht von einem lediglich defensiven französischen Erfolg. Das Blatt tritt dann für einen französischen Plan ein, der eine Rege lung des Sicherheitsproblems zwischen Frankreich, England und Belgien mit Durchführungsabkommen vorsehe. Erst wenn diese Vorbedingungen gegeben seien, würden die Ver handlungen mit Deutschland beginnen können. Deutsch-französische Aussöhnung erforderlich Der französische rechtsnationale Kammerabgeordnete Philipp Henri o t erklärte in einer Unterredung mit einem Schweizer Pressevertreter, daß gerade das Versagen des Völ kerbundes auf alle Fälle eine Aussöhnung zwischen Deutsch land und Frankreich erforderlich mache. Wenn dieser Schritt durch die deutsche Aufrüstung schon nicht erleichtert würde, so könne er, Henriot, doch die Haltung der französischen Re gierung in dieser schwierigen Stunde nicht billigen. Man habe das Vorgehen Hitlers lange schon erwarten müssen- Ueberraschung sei daher nicht am Platze. Der Führer sei gegen die Ratifizierung des französisch-sowjetrussischen Ver trages, da er als Folge die Errichtung einer bolschewistischen Zweigstelle in Paris befürchte, eine Sorge, mit der er nicht allein stehe. des Telegramm geschickt: „Ich bestätige dankend den Empfang Ihres Telegramms vom 1b. März und beehre mich mitzuteilen, daß Botschafter von Ribbentrop die deutsche Regierung im Völkerbundsrak bei der Prüfung der von der belgischen und französischen Regierung aufgeworfenen Frage vertreten wird. Er wird von Donnerstagvormitiag an in London zur Verfügung stehen. Der Reichsminister des Auswärtigen gez. Freiherr von Neurat h." Englands Antwort Der englische Außenminister Eden übergab am Diens tagnachmittag dem deutschen Botschafter in London, Herrn von Hoesch, folgende Mitteilung: Die Regierung Seiner Majestät tut ihr Aeußerstes und wird dies auch weiterhin tun, um Mittel zu finden zu einer friedlichen und zufriedenstellenden Lösung der gegen wärtigen Schwierigkeiten. Es ist der Regierung Seiner Majestät klar, daß der Vorschlag des deutschen Reichskanzlers wie auch alle von anderen interes sierten Partei gemachten Vorschläge zur geeigneten Zeit besprochen werden müssen. Die deutsche Regierung wird indessen würdigen, daß es für die Regie rung Seiner Majestät nicht möglich ist, im gegenwärtigen Zeitpunkt irgendein weitergehendes Versprechen zu geben. BerdrehungsMnste Litwinows Die öffentliche Ratssitzung In der öffentlichen Ratssitzung am Dienstagnachmittag erklärte der türkische Außenminister Rüschtü Aras, der Völkerbundsrat habe auf Grund der Bestimmungen des Locarno-Vertrages die Pflicht, in der ausgeworsenen Frage als Schlichter zu wirken. Der Rat müsse vorher sowohl Frankreich als auch Belgien „volle Genugtuung" geben. Wenn es jedoch zu irgendeiner Vermittlung komme, dann würde er es vorziehen, daß die Vermittlung durch den Völkerbundsrat und nicht auf irgendeine andere Weise er folge. Der sowjetrussische Außenkommissar Litwinow, der, wie nicht anders zu erwarten, wieder in der Rolle eines internationalen Moralrichters auftrat, sprach von der „Ent rüstung seines Landes" über den , neuen Vertragsbruch" Deutschlands und von dem Kampf der Sowjetunion „für den Frieden und die kollektive Sicherheit". Er suchte die Dinge so darzustellen, als ob nur noch „einschneidende Maßnahmen" den Völkerbund retten könnten. Iw übrigen vertrat er natürlich die Meinung von der angeblichen Ver einbarkeit des Russenpaktes mit dem Locarno-Vertrag und im Völkerbundsrat luchte auch die Entmilitarisierungsvestimmungen mit einem Hinweis auf die „politische Ideologie Deutschlands" (! !) zu rechtfertigen, pänn ging Litwinow zu offener Böl ke rver'hetzrrn.g über. Deutschland, Io unterstellte er, brauche die Wiedermilitarisierung des Rheinlandes, um die französische Militärmacht, zu. zerschmettern (!). Deutschland selbst suchte er als völlig ungefährdet hinzustellen. Diese Erklärung verband er mit dem Versuch, die deutschen Frie- densvorsästäge zu verdächtigen. Den Gipfel der Verdrehung leistete sich Litwinow mit der Behauptung, daß „statt dessen unzulässigerweise zum Beispiel auf Länder hingewiesen werde, die anderen Völkern gewaltsam entrissen und von Deutschen kolonisiert werden müßten" (! !). Der Vertreter Chiles führte aus: Deutschland mache geltend, daß Frankreich den Vertrag durch Abschluß des Paktes mit Sowjetrußland verletzt habe. Unter diesen Um ständen sei eine Prüfung Voraussetzung jeder Feststellung, und es wäre angebracht, ein Gutachten des Haager Gerichts hofes einzuholen. Schließe sich der Völkerbundsrat diesem Vorschlag nicht an, so werde er sich bei der Abstimmung der Stimme enthalten. Die Aussprache wurde auf Mittwoch nachmittag ver tagt. > Die Jugend, die wir erziehen Die Jugend in Stolz und Aufrichtigkeit, in Mannes- tum und Disziplin zu erziehen, ist eine der vornehmsten Aufgaben des jungen Deulschland, das in der Regierung Adolf Hitlers seinen politisch machtvollen Ausdruck ge funden hat. Dr. Goebbels 19ZZ. politische Rundschau Keine Beteiligung an Metschlichtungsstellen. Im Hin blick auf die vorgesehene Regelung, namentlich auch auf die enge Zusammenarbeit zwischen den ordentlichen Gerichten und den Dienststellen der NSV. in Mietangelegenheiten ist für die ohnehin unerwünschte Tätigkeit außergerichtlicher Mietschiedsgerichte und Mietschlichtungsstellen kein Bedürf nis mehr. Der Stellvertreter des Führers hat deshalb den Po eidienststellen die Beteiligung an Mietschlichtungsstellen, Mi chiedsgerichten und an Güteverfahren in Mietangele genheiten untersagt. In einem Runderlaß weist daher der Reichs- und preußische Minister des Innern die Gemeinden und Gemeindeverbände an, die Schlichtung von Mietstrei tigkeiten nicht mehr als angebliche Gemeindeaufgabe aufzu greifen, die etwa eingerichteten Ausgleichs- oder Schieds stellen für Mietsachen aufzulösen und sich aus etwa vorhan denen anderen Stellen dieser Art zurückzuziehen. Amtlich« Teil Geltet Ribbentrop fährt nach London Vertreter Deutschlands Der Reichsminister des Auswärtigen hat an den Gene ralsekretär des Völkerbundes, Avenol, in London folgen-