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I für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: Lie 8 gespaltene Raum,eile 20Apsg., Lie 1 gespaltene Zeile Ler amtlichen Bekanntmachungen <0 Reichs« Pfennig, Vie S gespaltene Rcklamezeile im textlichen Teile I Reichsmark. Nachweisungsgedühr 20 Reichspsennige. Dor« geschrieben-Erscheinung-« —. tage unL Platzuarschristen werden nach Möglichkeit »vLkNlVkLMLV! AMt LVilsdrUsf 6 berücksichtigt. Anzeigen« annahme bis norm.10Uhr. ' Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Zeder Rabattauspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß oder dcr Auftraggeberin Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des ForstrenLamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das .Wilsdruffer Tageblatt» nachmittags s Uhr. Bezugspreis: Bei Abholung in der DeschLstsstellc und den Ausgabestellen 2 RM. im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,3v RM., bei Postbestellung IM^g-A^P-chanst-lten Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Postbotenun'duns-^AÜs" tragerundG-schäsl-ft-llen , 71 nehmen zu jeder ZeitBe« stellungen entgegen. Im Falle höherer Gewa. »eg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreis, -nucufendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. Wilsdruffs Dresden MWM M der MMdMW Russischer Protest in Peking. Rückfragen an die deutsche Pekinger Gesandtschaft. Der russische Geschäftsträger in Peking, Tschernych, hat gegen das Vorgehen der chinesische» Polizei beim Ministerium des Äußern energischen Protest erhoben. Dem Pekinger Korrespondenten der „Morning Post" zu- t°lge ist die Erlaubnis zum Betreten deS Gesandtschafts- Viertels von dem Donen des Divlomaftscken Korvs den Der Ministerpräsident zurückgetreten. Neuyork, 7. April. Wie aus Peking gemeldet wir-, ist -er chinesische Ministerpräsident zurückgetreten. örigien befestigt leine grenze gegen veutlGIsnck. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Amsterdam, 8. April. Mr die Blätter melden, geht Belgien deren, seine Ostgrenze stark zu befestigen. Die Forts am rechten Matzufer bei Liittich sollen den modernen Kriegs- methrden angepasst werden. Jie WWuMk der Lehrer. Eigener Fernsprechdienst Hes „Wilsdruffer Tageblattes". Dresden, 8. April. Die Verordnung des Vollsbildungs- mimsteriums betr. des Schnländerungsgesetzes ist soeben er schienen. In dem grundlegenden Paragraphen 1 heitzt es: In dem vom Landtage am- 31. März angenommenen Schulände- rungsgrseh für 1S27 heitzt es, -atz die bisherigen Pflichtstunden der Lehrer an Fortbildungs- und Berufsschulen sowie Hilfsschulen auch für das Jahr 1927 bis 1928 gelten mit der Aendernng, -atz die Pflichistunden ob 1. April 1927 für Lehrer, die das 45. Le bensjahr vollenden, um zwei Wochenstunden herabgesetzt werden. Siresemaml über die ManischeZrage Tagung des Auswärtigen Ausschusses. Der Auswärtige Ausschuß des Reichstages trat am Donnerstag unter dem Vorsitz des deutschnationalen Ab geordneten Wallraf zu einer Sitzung zusammen. Den Ver handlungen wohnten von den Mitgliedern des Reichs kabinetts die Minister Dr. Stresemann, Dr. Geßler und Dr. Curtius sowie Staatssekretär Dr. Schubert und fast sämtliche Vertreter der deutschen Länder bei. Nach kurzer Besprechung wurde zunächst das Saargrenzabkom- men und das deutsch-französische Handels provisorium zur weiteren Beratung an den Handels politischen Ausschuß verwiesen, der dem provisorischen Wirtschaftsabkommen mit Frankreich bereits mit 15 gegen 10 Stimmen zugestimmt hat. Es folgte sodann die Be sprechung über Deutschlands Politik inChina, über die sich Außenminister Dr. Stresemann in längeren Ausfüh rungen äußerte. Nach Erledigung dieses Punktes beschäftigte sich der Auswärtige Ausschuß auch mit der albanischen Frage. Dr. Stresemann berichtete hierbei über den Gang der Verhandlungen und teilte mit, daß auch an Deutschland die Aufforderung ergangen sei, sich an einer einzusetzcnden Grenzuntcrsnchungskommission zu be- teiligen. Von verschiedenen Ausschußmitgliedern wurden gegen die Beteiligung an einer solchen Kommission Be denken geäußert, da Deutschland leicht hierdurch in Schwierigkeiten verwickelt werden könnte. Regierungs seitig vertrat man dagegen die Meinung, daß es mit Deutschlands Stellung als Großmacht nicht vereinbart werden könnte, eine Aufforderung zum Eintritt in eine solche Kommission auszuschlagen. Auch der Reichsrat hat dem deutsch-französischen Handelsprovisorium mit 44 gegen 23 Stimmen zuge stimmt. Mit Ja stimmten das preußische Staatsministe rium und die Vertreter aller preußischen Provinzen sowie Sachsen, Hamburg usw., mit Nein Bayern, Württemberg, Baden, Thüringen, Hessen und Bremen. Deutschlands Mitwirkung in -er Albanien- ksmmiffion. Deutschland hat bekanntlich seine Beteiligung an der Albanienkommission davon abhängig gemacht, daß erstens alle interessierten Mächte dieser Beteiligung zustimmten und daß zweitens die Funktionen dieser Kommission vor her festgelegt würden. Diese beiden Vorbehalte haben jetzt ihre Erledigung gefunden, so daß die Teilnahme Deutsch lands an dieser Kommission gesichert ist. Albanien, Süd- slawien und Italien haben zwar nicht formell der Teil nahme Deutschlands zugestimmt — wie ja überhaupt die ganzen Kommissionsverhandlungen nicht formell schrift lich geführt werden —, aber nach den abgegebenen Er klärungen dieser drei Länder wird von ihnen eine Mit wirkung Deutschlands begrüßt. Die Verhandlungen über die technischen und sonstigen Aufgaben der Kommission, die nur im Moment eines akuten Konflikts in Aktion treten soll, werden zurzeit zwischen den beteiligten Mächten, Deutschland, Frankreich und England, eifrig gepflogen. Das russische Konsulat in Schanghai umzingelt? London, 8. April. Nach Meldungen aus Schanghai haben Freiwillige das dortige svwfttrussische Konsulat umzingelt. Alle ein- und ausgehenden Personen sollen angehallen und durchsucht werden. Wie aus Peking berichtet wird, beschäftigt sich das diplomatische Korps zurzeit mit der Frage, den Gebiets teil, auf dem sich die russische Botschaft befindet, der amerika nischen Gesandtschaft zu überlassen, da dieser Teil ein wichtiger Verteidigungspunlt des Botschaftsviertels sei. Die russische Bot schaft soll noch immer von chinesischer Polizei besetzt sein. Protest des russische« u«d holläudischen Gesandten in Peking London, 7. April. Wie aus Peking gemeldet wird, hat nicht nur der russische Geschäftsträger, sondern auch der hollän dische Gesandte bei der Pekinger Regierung gegen die Uebrr- schreitung der den chinesischen Beamten gewährten Privilegien Protest erhoben. — Nach einer weiteren Meldung aus Peking hat Tschangtsolin seinerseits in einer an Moskau gerichteten Note gegen die Verletzung der diplomatischen Vorrechte durch den russischen Geschäftsträger Protest eingelegt. Die Gebäude der Botschaft seien zu Propagandazwecken benutzt worden, mit der Llbsicht, die gegenwärtige Pekinger Regierung zu stürzen. Weitere Zunahme der fremdenfeindlichen Bewegung? Paris, 7. April. Die letzten Meldungen ous Hankau sprechen von einer weiteren Verschlechterung der Gesamttage in der Stadt. Die ausländischen Staatsangehörigen, Russen und Postscheck: Dresden 2640 Freitag, de« 8. April 1S27 chinesischen Behörden erteilt worden. In politischen Kreisen Pekings hält man einen Abbruch der Be ziehungen zwischen Peking und Moskau für wahr scheinlich. Nach den bisher bei den Berliner amtlichen Stellen eingetroffenen Nachrichten über die Vorgänge im Pekinger Diplomatenviertel soll es nicht zutreffen, daß in Peking das russische Botschaftsgebäude durchsucht worden ist. Vielmehr haben nach den bisherigen deutschen Feststellungen chinesische Polizeitruppen eine Durch suchung alter russischer Militärbaracken im Gesandtschaftsviertel vorgenommen, dort Material be schlagnahmt und eine große Anzahl von chinesischen Per sonen, die sich in den Baracken aufhielten, verhaftet. Von einer Festnahme russischer Staatsangehöriger ist nichts bekannt. Die Polizeiaktion erfolgte auf gewisse Ver dachtsmomente gegen chinesische Staatsangehörige hin. Wenn seitens des Diplomatischen Korps die Er mächtigung zu dieser Polizeiaktion erteilt worden ist, so ist nach den bisherigen Jnformatonen der deutschen Ge sandtschaft in Peking dieser Ermächtigungsbeschluß nicht vorher mitgeteilt worden. Es scheint sich also nicht um eine Kollektivermächtigung des Diplomatischen Korps in Peking zu handeln, doch sind die Nachrichten aus Peking bisher noch so verworren und die Handhabung diplo matischer Schritte der fremden Mächte in Peking eine so komplizierte, daß seitens der Berliner amtlichen Stellen nochmals eine Rückfrage an die deutsche Pekinger Ge sandtschaft ergangen ist. Rußlands Schulden an Frankreich. Es will jährlich 70 Millionen abzahlen. Die in Paris feit einiger Zeit zwischen Frankreich und Rußland geführten Verhandlungen zur Regelung der russischen Schuldenlast, die vor dem Kriege etwa 400 Mil lionen Goldfrank ausmachte und durch Abtretung mehrerer russischer Provinzen an befreundete Mächte Frankreichs auf 300 Millionen Goldfrank reduziert sind, haben jetzt zu einem Ergebnis geführt. Rußland verpflichtet sich danach, jährlich 70 Millionen Goldfrank an Frankreich zu zahlen, die für den Zinsendienst und für die Tilgung der russischen Borkriegsschuld Verwendung finden sollen. Als Gegenleistung fordert Rußland die Gewäh rung neuer beträchtlicher Kredite, zu denen sich die französische Unterhandlungskommission grundsätz lich bereiterklärt hat. Als Sicherstellung für die fran zösischen Anleihegelder soll Rußland Petroleumquellen im Kaukasus verpfänden, für deren Erschließung und Aus beute französische Gesellschaften ein Monopol erhalten sollen. * Noch keine französisch-russische Schulden einigung ? Paris, 8. April. Die Ncchricht, -atz zwischen der fran zösischen Regierung und Sowjetrutzland eine grundsätzliche Ver einbarung über das Schuldenproblem zustande gekommen sei, wird vom Quai d'Orsay dementiert. Auch die in der Presse ver breiteten Einzelheften über die Basis eines «Sicherheitsabkom mens seien nicht zutreffend. Die Verhandlungen würden indessen fortgesetzt. WneW-ruUche lleberraschungeu. Es war m den Oktobertagen 1918. In Berlin saß als Geschäftsträger der Sowjetrepublik Herr Joffe. Bekanntlrch unterliegt das diplomatische Gepäck, das an eure Gesandtschaft geht, ebensowenig einer Kon trolle durch dre Zollbehörden wie überhaupt die Zusendun gen, die arr eine diplomatische oder an eine Konsularver- tretung genchtet dre Grenze überschreiten. Nun erhielt Herr Joffe außerordentlich viel Gepäckstücke und Kisten zu gesandt, A» beim Ausladen auf dem Bahnhof eine solche KHe ru Boden stürzte und platzte. Da stellte es sich her aus, daß der Inhalt dieser Kiste nichts anderes war als von Agitationsmaterial, das mit § diplomatischen Gebrauchs unkontrolliert von der Sowjetregrerung durch ihre Berliner Vertretung den deutschen Spartakisten in die Hände gespielt werden sollte, auch wirklich ohne weiteres geglückt war. Selbstverständlich war, daß daraufhin Herr Joffe auf wurd deutschen Regierung nach Moskau zurückberufen An diese kleinen Geschichtchen erinnerte man sich, als jetzt die außerordentlich überraschende Mitteilung aus Peking kam, der GeneralTschangtsolin habe das russische Botschaftsgebäude in Peking besetzen und eine große An zahl von Personen, die sich dort befanden, durch seine Sol daten festnehmen und abtransportieren lassen. Unter den Festgenommenen sollen sich 50 Chinesen, aber auch 20 Russen befunden haben. Außerdem wurden in ganzen Wagenladungen Bücher, Gewehre, Munition und Flaggen der chinesischen Bolschewisten abtransportiert. Die Maß regel erfolgte, weil angeblich eine große Anzahl chinesisch bolschewistischer Agitatoren in Peking eingetroffen und im Sowjetgebäude einquartiert seien. Noch auffallender als dieses Ereignis ist, daß angeblich das Diplomatische Korps mit diesem Vorgehen der Regierungsbehörden Pekings einverstanden war, daß vor allem England über das Vorhaben Tschangtsolins unterrichtet gewesen sei. Formell bedeutet dieses chinesische Vorgehen einen geradezu einzig dastehenden Bruch der international garantierten Exterritorialität, deren sich jede Botschaft er freut. Das Gesandtschaftsviertel in Peking ist eine durch Hohe Mauern geschützte besondere Stadt, die kein chine sischer Soldat betreten durfte; es konnte diesmal angeb lich auch nur geschehen unter Zustimmung der nichtrus sischen Gesandtschaften. Sehr bald wird daher zunächst einmal die Frage geklärt werden müssen, ob auch der deutsche Gesandte seine Zustimmung zu dem chinesischen Vorgehen gegeben hat. Politisch kann das Ereignis natür- den weittragendsten Folgen sein, denn es ist selbst- verflandlrch daß ein Volk, das auf sein Ansehen auch nur ge^Müste gjhj Derartiges nicht gefallen - rd. Wenn Tschangtsolin der Sowjetregierung nutzt eine Genugtuung gibt, die weit über das Maß dessen hinausgeht, was beispielsweise von Deutschland nach dem Boxeraufstande für die Ermordung des deutschen Ge sandten verlangt worden ist — und daß der chinesische General eine solche Genugtuung gibt, ist ganz unwahr scheinlich —, dann ist ein Einrücken sowjetrussischer Trup pen nach Nordchina, also vor allem in die Mandschurei, fast eine Selbstverständlichkeit. Ebenso selbstverständlich ist, daß Moskau jetzt ganz offen auf die Seite Südchinas und dessen Regierung treten, die Pekinger Regierung aber nicht mehr als eine völkerrechtlich gültige Vertretung Chinas anerkennen wird. Gleichgültig, ob die Mitteilun gen über die sonstigen Einzelheiten richtig sind, — die Tatsache eines schweren Bruchs des Völkerrechts liegt vor, mag auch seitens der Pekinger Negierung darauf hinge wiesen und vielleicht auch mit Recht erklärt werden können, der Exterritorialität eine kom- die Pekinger Regierung und solche Verwicklungen berbeinilnkir.» recht einzusehen vermag, warn.,? sicu schon schwer bedrängte nordchinesisL Gene"ral''"^ lin nun auch noch dre ganze offene Feindlwast zngerogen Hal. M-ll-ich. Ä'W.L Wahrheit, daß die Sowjetregierung schon seit längerem an der chinesischen Grenze Truppen zusammengezogen ba^ Vielleicht hofft der chinesische General jetzt auf englische Unterstützung. . Das französische Außenministerium läßt freilich zu dem Vorkommnis erklären, daß es sich nicht um die russische Botschaft allein gehandelt habe, sondern um eine Durchsuchung des ganzen Gesandtschaftsviertels, von der das Diplomatische Korps vorher in Kenntnis gesetzt worden sei. Dadurch werden die Dinge aber nicht anders, werden vor allem die Folgen nicht andere, die aus diesen überraschenden Maßnahmen der verzweifelt kämpfenden Nordchinesen erwachsen werden. Rr. 83. — 86. Jahrgang. Telegr.°Adr.: .Amtsblatt«