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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). AbonnementSpreis beträgt «erteljährlich 1 Mark 20 Pf. prsrnumvrsnU». Inserate werden bis spätestens Mittags deS vorhergehenden Tages deS Erscheinens erbeten und die Corpusspalten zelle mit io Pf., unter „Eingesandt" mit SO Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 43.Dunncrstaq, den !3. Äpril 1882.7. Indra. Tagesbericht. — Leipzig. Laut Plenarbeschluß des Reichsgerichts sind die „Leipziger Nachrichten" zur Veröffentlichung der amtlichen Bekannt- tnachungen dieses hohen Gerichtshofes bestimmt worden. — Bautzen, 7. April. Nach dem uns vorliegenden siebenten Jahresbericht über die landwirthschastliche Schule einschließlich der Obst- und Gartenbauschule zu Bautzen schloß diese Anstalt den sieben ten Jahreskursus mit den öffentlichen Prüfungen am 29. u. 30. März. Dieselbe war in zwei Semestern von 155 Schülern besucht, welche von sechs der Schule eigens angehörigen Lehrern einschließlich dem Director und sechs Hilfslehrern unterrichtet wurden. Die Schüler der landwirihschaftlichen Abtheilung waren in sechs Klaffen eingelheilt, um die Schüler ihrer beim Eintritt mitgebrachien Vorbildung ent sprechend unterrichten zu können. Der Eintritt in die Selekta ist an die Bedingung geknüpft, daß die Schüler die Befähigung zum ein jährigen Militärdienst resp. die Lehrziele der entsprechenden Klassen höherer Lehrauslallen erreicht haben. Die Obst- und Gartenbau schule zählt zwei Abtheilungen, in welchen die Fachgegenstünde be sonders gelehrt werden, während diese Schüler den Unterricht in den allgemein bildenden und nalurwissenschafilichen Fächern gemeinschaft lich mit den landwirihschaftlichen Klassen haben. Der Baumwärter kursus, sowie der Kursus über technische Verwerthung des Obstes können nur von Personen reiferen Alters besucht werden und zählte ersterer 19 und letzterer 15 Besucher, worunter 2 Damen. Für die Obst- und Gartenbauschule ist aut dem der Anstalt gehörigen 12 Scheffel großen Grundstück ein besonderes Gebäude erbaut worden. Das Kgl. Ministerium hat der Anstalt die Rechte einer juristischen Person verliehen. Das neue Schuljahr beginut am Montag, den 17. April dieses Jahres. — Der Lachsfang in der Elbe ist diesmal außerordentlich er giebig gewesen, so hat z B. ein Fischer in Meißen allein 60 Stück gefangen, was feit vielen Jahren nicht vorgekommen war. — Mülsen St. Niclas, 8. April. Ei» Mädchen aus Neu dörfel bei Mülsen, welches am 6. d. M. Strumpfwaaren bei einem Fabrikant in Lungwitz abgeliefert hatte, wurde auf dem Rückweg in der Spätdämmeruug in einem Walde bei Lichtenstein von zwei In dividuen augefallen und ihrer Lohnes von 54 Mark beraubt. — In Dorfchemnitz bei Sayda ereignete es sich am 5. d. M. bei Gelegenheit der Beerdigung des daselbst verstorbenen Wirthichafts- besitzerS und verabschiedeten Soldaten Kempe, daß beim zweümcüigen Abfeuern der üblichen drei Gewehrsalven über dem Grabe das Ge wehr des Wirthschaftsbesitzers Matthes zersprang und sowohl Letz terer als auch zwei Andere durch fortgeschteuderte Eisensplitter arg verletzt wurde». — Zwei kürzlich erst wegen Bahnsrevels bestrafte Strolche aus einem Torfe bei Bad Elster habe» am 4. d. vo» einer Bahn- böschung aus auf den Lokomotivsübrer des Zuges Neichenberg-Eger geschossen, aber nicht getroffen. Der Führer war derselbe, der die gefährliche» Menschen der Strafe überliefert hatte und mit dem Schüsse wollten sie sich rächen. — Ein Altenburger Taubenzüchter hatte vor Kurzem 2 Tauben nach Sitten bei Leisnig verschenkt, doch fanden dieselben den Weg zu ihrem Schlage zurück, wo sie zum Erstaune» des früheren Be sitzers sich wieder einsanden. Dieser sandle die Thiercheii nochmals mit der Post zurück, dabei die Bitte stellend, die Taube» zu einem bestimmte» Zeitpunkte nochmals auffliegen zu lassen. Letzteres ge schah denn auch am 6. April früh um 8 Uhr, und bereits um 8 Uhr 40 Min. befanden sich die Taube» wieder in ihrem alten Schlage. Deutschland. Die Nachwirkung der Festpause der Oslertage spürt mau noch immer auf dem gesammten Gebiete der innere» und auswärtigen Politik. Die Diplomaten und Staatsmänner gönnten sich eine längere Mußezeit, uud die Parlamente thaten desgleichen, was um so mehr möglich war, weil keine brennende Frage den po litischen Horizont verdunkelt. Die>e absolute Ruhe in den Tagen vor und nach Ostern läßt sich, wenn man die vorhergegangenen osft- ciellen Friedenöbestrebunge» damit in Verbindung bringt, als ei» recht gutes Vorzeichen für die fernere friedliche Entwickelung der politischen Lage ansehen, zumal sich nicht verkennen läßt, daß in allen maßgebenden Kreisen des In- rmd Auslandes allen Differenzen und Gegensätzen, welche Unfrieden stiften könnten, ernstlich entgegenge arbeitet wird. Was die inneren Angelegenheiten des deutschen Reiches betrifft, so interessirt uns zur Zeit nur der parlamentarische Arbeitsplan. Danach gilt als ausgemacht, daß der Reichstag seine Nachsession am 27. April begumen wird uud ist der betreffende kaiserliche Erlaß jeden Tag zu erwarten. Das preußische Abgeordnetenhaus wird am 17. April seine Berathungen forlsetzen, um in Hinblick auf die nahende Reichstagssession den Rest seiner Arbeiten so rasch als mög lich zu erledige». Das preußische Herrenhaus fährt niit seinen Be- rathungen nm 20. April fort und wird sich zunächst mit der kirchen politischen Vorlage beschäftigen. Der deutsche Bundesrath beginnt seine Berathungen schon am 15. April, um das Arbeitspensum für den Reichstag so rasch als möglich zu vollenden. Die Aussichten des Tabakmonopols haben sich insofern geändert, weil man jetzt an eine Annahme desselben im Bundesralhe doch glaubt, auch wenn Bayern. Sachsen und Hessen gegen das Monopol stimmen, resp. sich der Abstimmung enthalten sollten, denn neben Preuße» und Württemberg sind fast alle deutschen Mittel- und Klein staaten für das Monopol. Das Schicksal desselben im Reichstage bleibt dabei allerdings höchst problematisch, da nach den clericalen Zeitungen auch die Eeutrumspartei gute Gründe habe, gegen das Monopol zu stimmen. Sind aber die Stimmen des Centrums für das Monopol nicht zu haben, so ist es ganz unmöglich für dasselbe eine Mehrheit im Reichstage zu erlangen, da auch alle liberalen Fraktionen und einzelne Ecmservative gegen das Monopol stimmen werde». Oesterreich-Ungarn. Tie Judenhetzereien scheinen ihre Runde durch ganz Europa nehmen zu wollen, denn auch in Oesterreich zeigen sich Spure» davo». Die österreichische Regierung wird aber gegen derartige Extravaganzen entschiede» emschreite», de»n der Wiener „Montagsrevue" zufolge hat der Ministerpräsident, Graf Taaffe, ge messene Weisung ertheilt, Versammlungen mit ausgesprochen antise mitischer Tendenz überhaupt nicht zu gestatte»; die Polizeiorgane sollen angewiesen werden, Versammlungen, in welchen derartige Be strebungen auch nur nebenher austrete», sofort aufzulösen. Die Ne gierung Halle sich für verpflichtet, einen jeden Staatsbürger, ohne Rücksicht auf seine politische uud confessicmelle Anschauung in allen seinen Rechten zu schützen. Frankreich. I» Frankreich ist man sehr auf die weiteren Schachzüge gespannt, die Gambetta gegen das Ministerium Freycinet zu unternehmeu gedenkt, doch darf man wohl behaupten, daß die Mehrheit der Republikaner von rechts und links den Bestrebungen der Gambettisten ein Paroli bieten und Gambetta, der den „Herrscher" spiele» will, sehr fest im Auge behalte» werde». England. Aus England liegt die unbedeutende politische Nach richt vor, daß der verhaftete irische Revellensührer Parnell aus seiner Hast entlasse» ist, aber nur auf acht Tage, um seiner in. Paris lebenden und wegen eines Todesfalls in Trauer versetzten Schwester einen Besuch abzustatte». Rußland. Aus dem russischen Reiche liegen eine Menge Nach richten vor, welche thcils die Schwierigkeit der politischen Lage dar- thun, theils aber auch von Bestrebungen zeugen, Verbesserungen zu schaffen. Der übliche Besuch des Czaren am Osterfeste in der Peters burger Kathedrale sand nicht statt, und in Volhynien und in einigen anderen südrussische» Provinzen mußte die russische Negierung Maß regeln zur Verhinderung von neuen Judenhetzen ergreifen. Für die auswärtige Friedenspolitik Rußlands liegen im Uebrigen zwei wich-