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»mm sl« Ireitag, 17. Oktober ISIS. S. Jahrgang. ' ' ' . '' ' . I ' I - 7»^ , ^uer Tageblatt SW -»»seiger für -as erzgebirge MMEW mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Muer Sonntagsblatt. : ti^!«/u'n» Bu»s"d«n«u«°,"'s»wi, SprechchmS» See NeSaktio« mit ftusnahm» -er Sonntag« «achmlUags 4—s ubr. — LeNgramat-ftSmsft t Lageblatt Mieeqgeblrge. ftrnstroch«, SS. Ä»,a Ästeuu»!"» -ot,-,-" M» unoerlangt »iagefaabt» Maaoffttpt» bann S»«äh» nicht geletstet «er-««. Nr. 242. Illummiert alleam MenäM is. Oklober! Di se Nummer umfaßt 8 Seiten. Das Wichtigste vom Tage. Die Bölkersch lachtfeier begann gestern in Leip zig mit einer Feier auf dem Schlachtfeld dun Möckern. Die Ueberreste russischer Offi ziere wurden in der neuen russischen Kirche beigesetzt. * Tas Marinelustschiff L. Z. 2 ist heute vormittag über vom Flugplätze Johanni-Hal explodiert, herabgefallen und zertrümmert worden? die Besatzung von IS Mann wurde ge tütet.*) * Der frühere kommandierende General des dritten Armeekorps, General von Liegnttz ist ist in Kassel gestorben. * Fünf französische Generale sind wegen der Fehler, die sie beim Herbstmanüver gemacht haben, ihrer Stellungen enthoben worden. Einer von ihnen erläßt «inen offenen Brief gegen den KriegSmintster. * Der General der mexikanischen Bundes armee ist beim Betreten des amerikanischen Bodens festgenommen worden.*) »> Naher«, stehe a» anderer «lell«. Seekriegsrecht. 'G? Hinter der humaneren Entwickelung de» Land. kriegSrechts ist das Seekriegsrecht noch um manche Meile zurück, trotzdem seine Entwicklung in erster Linie von dein sonst so fortschrittlichen seebeherrschenden Eng land abhüngt. Aber alle fortschrittliche Gesinnung un serer Vettern jenseits des Kanals will doch eben auch in praktischen englischen Vorteilen verwurzelt sein, um wirklich greifbare Früchte tragen zu können. Und biN letzt' sehen die Engländer ihren Vorteil immer noch in den Rückständigkeiten de» jetzigen Geerecht». Insbesondere von dem sogenannten Seebeuterecht ver sprechen sie sich die unbedingte Sicherung ihrer mari timen Herrscherstellung. Im Landkriege gilt bekanntlich däs Privateigentum Mr kriegsfrei, da» heißt, eS wird von den kriegführenden Parteien nicht angegriffen oder, falls es doch irgendwie Schaden leidet, gilt die Ersatz pflicht. Jin Seekriege dagegen Wird auch da» Privat eigentum des Gegners Mr gute Beute erklärt. Den! Gewinn davon ziehen in erster Linie die englischen Ma rineoffiziere, da sie, soweit ihnen eine gute Prise ge lingt, durch hohe Prisengelder dafür belohnt werden. Zp Zeiten Napoleons hat manchem von ihnen diese» See beuterecht ein ganze» Vermögen eingebracht, denn natür lich war die französische Flotte nicht imstande, gegen über der Uebermacht der englischen da» französische Privatkapttal zu decken. Und so versucht« Napoleon, durch die Kontinentalsperre auf dem Festland sich am englischen Prioatkapital zu rächen. Manchen Bankerott hatte auch da- letztere tatsächlich zu verzeich nen. Aber schließlich blieb doch England Sieger und so hatte es auch keinen Grund, da» Seebeuterecht zu gunsten seiner Feinde und Konkurrenten abzuschafftn. Zu dem von den Engländern sonst so stark betonten sitt lichen Idealismus paßt da» freilich schlecht. Geredet und geschrieben wurde darüber genug. Mer mit allen schö nen Gründen der Logik und der Moral hat man bei den Engländern in diesem Falle noch nicht» ausgerichtet. Vielleicht wird di« Sach« nun doch ander», Wenn die Engländer in dem Seebeuterecht auch einmal einen Haken Mr sich selbst finden. Natürlich würden sie e» nicht glauben, daß auch ihnen da» Seebeutevecht schäd lich werden könne, Wenn ihnen «in Fremder davonj spräche. Da e» aber der früher« Großkanzler und Groß, stegelbcwahrer Earl Lvrburn« in einem neuerdings erschienenen Buche tut, so tun sw doch vielleicht jMt einmal die Ohren auf. Der Lord rechnet ihnen da vor, daß der Staat mit den meisten Geetnteressen auch der am meisten durch da» Seebeuterecht gefährdete sei. Eng land» ganze Ernährung hängt ja bekanntlich von der! überseeischen Einfuhr av,' ebenso wie seine Industrie von der Einführung der nötigen Rohstoff«. Dies« Einfuhr empfindlich zu treffen, ist aber auch «in schwächerer Gegner bei einigem Geschick schon sehr wohl in der Lage. Denn mag die englisch« Flotte noch so stark sein und ihre Aufmerksamkeit noch so scharf: überall zu 'pei^er Zett kann doch auch sie nicht sein. Und gerade ,'te heutige Technik gibt auch dem schwächeren Gegner ,ur Lee Waffen in die Hand, die dem stärkeren recht gefährlich werden können. Bet kluger und mutiger Aus nützung der Wetterverhältnisse werden Kriegsschiffe auch der schwächeren Partei immer Gelegenheiten finden, der Beobachtung de» Feindes zu entgehen und sötner Han delsflotte Wunden zu schlagen. Kohleneinnahme kann an verabredeten Stellen an entlegeneren Küsten oder auch auf offener Tee geschahen. Ferner können nach dem heutigen Geerecht Schiffe jederzeit al» Handels schiffe au»laufen, um sich auf hoher See durch ein paar mitgenommen« Kanonen in Kriegsschiffe zu verwandeln. Mag auch der Prozentsatz an Verlusten bei dieser Art des Kleinkrieges zur See ein sehr hoher sein, so ist da» gewiß noch kein Grund, kühn« Nationen von ihm ab zuschrecken. England» Einfuhrhandel würde aber sofort einen gehörigen Chock erleben, wenn einem Gegner auch nur erst einmal ein paar glücklich« Fänge gelungen wären. Viele Reeder Würden sich überhaupt dadurch abschrecken lassen, ander« durch erhöhte Frachtpreise, durch große Versicherungen usw. sich schadlo» zu halten suchen. Da» aber würde genügen, um den englischen Handel konkurrenzfähig zu machen und die nor- male Ernährung England» teilweise zu verhindern. Es kann un» nur recht sein, daß ein englischer Lord auch einmal an diese Kehrseite de» Seebeuterecht» erinnert. So leicht freilich Wird e» trotzdem nicht fallen ge lassen werden, denn e» ist mit andern Bestimmungen des GvekrtegSrechtS zu eng verwachsen. Nach seiner Ab schaffung könnte -. B. di« Erklärung von Waren al» KriegSkontvebaNd« ziemlich die gleichen Zweck« erfüllen. Denn was kann nicht alle» KriegSkontrebande sein? Di« letzten Seekriege haben ja genug Debatten darüber gebracht. Lebensmittel und Kohlen, sogar Baumwolle und Ftschöl sind da al» Kontreband« erklärt worden) Den Begriff der Kontreband« ganz fallen zu lassen, hat England schon selbst einmal vorgeschlagen, ohne aber damit durchzudringen. Bei Abschaffung des Seebeute- rechtS müßte er logischerweise tatsächlich aufgegeben wer den, um nicht den Privathandel schweren Schädigungen auSzusetzen. AVer auch die Blockade verliert sofort an Wirkung, Wenn «» keine Kontreband« und kein See beuterecht mehr gibt. Denn Wenn neben den Kriegs schiffen die Handelsschiffe ungestört aus- und eingehen, hat die ganz« Blockade ihren wesentlichen Ginn ver loren. Man müßt« ja auch da» Minenlegen im Zw- saMnenhang mit all jenen Reformen verbieten. In den letzten Seekriegen ist tatsächlich manche» ganz un schuldige neutrale Handelsschiff diesem unheimlichen Schutzmittel -um Opfer gefallen. Mindesten» müßten Beschränkungen vorgeschlagen werden, welche Mr die Minen feste Verankerung, abgegrenzte ExplosionSzeiten u. ähnl. vorschrieben. Eine Regelung dieser kompli zierten Bestimmungen Ist trotz aller Schwierigkeiten denkbar, zumal da» Interesse der Nationen an den verschiedenen einzelnen Punkten entgegengesetzt ist und dadurch jeder ungefähr da» Gleiche gewinnen kann, Wenn er an anderer Stelle ein Opfer bringt. Die See minen beispielsweise sind ebensosehr eine Waffe des Schwächeren, wie da» Seebeuterecht «ine Waffe des Stär keren ist. Verzichtet England auf diese», so könnten seine Gegner auf jene- verzichten. Drum ist es gut, Wenn die Engländer überhaupt einmal ernsthaft Über eine grundsätzliche Reform de» Seekrieg-recht» nachzu. denken anfangen. E» wär« wirklich nicht unmöglich, im 20. Jahrhundert ckuch auf diesem Gebiet« Zustände zu erreichen, di« dem Privateigentum in Kriegszeiten auf der See Wenigstens denselben Schutz garantieren, Wie auf dem Land«. Es wäre da» eine wettere und Mv den gesamten Weltverkehr nicht unbedeutend« Einschrän kung der üblen Nebenwirkungen de» Kriege». Politische Tagesschau. Au« 17. Oktober. * -er» v. Winterftlvt kein Generalstäbler. Di« Nach richt, daß der deutsche Militärattache in Pari», Oberst leutnant v. W1nt«rfeldt, in den Großen General stab versetzt worden sei, trifft nicht zu. Herr v. win- terfeldt ist nur gleich seinen Dienstaltersgenossen Re gimentskommandeur» Rang verliehen worden. Seine Abreise von Grtsolles nach Berlin wird erst er. folgen, wenn jede Möglichkeit eine- Rückfalles ausge schlossen ist. * Da» Zenttmm und Vie bayrisch« KönigSfrag«. Die bayrisch« ZentrumSfraktion hielt am Mittwoch in Mün chen eine mehrstündige Sitzung ab, di« sich mit der Kö- ntgSfrage beschäftigt Haven soll. In der Debatte soll sich ein Um schwung der Meinungen gezeigt haben, der insbesondere auf den Einfluß des Abgeordneten Dr. Pichler zurückgefühvt wird. Während die meisten Zen- trumsabgeordneten bisher jeder Aenderung der Regent schaft widerstrebten, soll sich jetzt di« Mehrheit einer Verfassungsänderung und der Thronbesteigung de» Prinz-Regenten geneigter zeigen. * Di« WertzuwachSsteuer in Bayern. Die bayrische Regierung ließ dem Landtag« einen Gesetzentwurf zu gehen, der die Forterhebunig de» Mr Pa» Reich nicht mehr geltenden Anteile» von üo Prozent der Wertzuwachs, steuer Mr Bayern einstweilen auf di« Dauer von vi«r Jahren Vorsicht. * Keine deutsche» MMtärinstrnkte»« für VW Türkei. Einer Pressemeldung zufolge soll die Pforte beabsich tigen, «ine größere Anzahl von deutschen JnstrukttonS- offi-ieren einzustellen. Wie demgegenüber von maß gebender Seit« verlautet, ist diese Meldung, der türkische Kreis« nicht fern AHstechen scheinen, nur äl» ein Versuchs ballon aufzufassen. Infolgedessen erübrigt sich auch di« Frage, wie sich di« deutsche Regierung einem der artigen Wunsch« der Türkei gegenüber Verhalten würde. * Französisch« KammererS fftmng. Der ftanzöfisch« MiNtsterrat hat die Eröffnung der Kammern aüf den 4. November festgesetzt. Darauf sprach der Minister de» Aeutzeren über die auswärtige Lage, insbe sondere über die Reis« de» Präsidenten nach Spanien und über die Praktischen Ergebnisse, die man erwarten dürfe von dieser neuerlichen Bekundung der Gefühle de» Einvernehmens und der herzlichen Freundschaft, die die Beziehungen zwischen den beiden Ländern regeln!. * Spanien» Befriedigung Über PotnoavoS Besuch. In einer Note über den Mittwoch abend in Madrid abgehaltenen Ministerrat Wird der Befriedigung über den glücklichen Verlauf der Reift de» Präsidenten PoincareS Ausdruck gegeben. Die Regierung beglück wünschte sich zu der Bedeutung, die diese Reift Mr die Zukunft Spanten» und di« Entwicklung seiner Inter essen unter dem Schutz« de» Frieden» und mit Hilft der soeben bekräftigten Freundschaft haben wird. Die spanische Politik in Marokko Werd« hiervon erfreu lich beeinflußt werden. Don Staäl unä Lanä. * Gedenktage am 17. Oktober: 1818 Em. Getbel, Dichter, * Lübeck. 1900 Beruh. Graf v. Bülow wird Swchfol- ger des Fürsten von Hohenlohe-Schillingsfürst al» Reichs kanzler, preußischer Ministerpräsident und Minister de» Aus wärtigen. Aenerberlckr vom 17. Oktober minagr ir Udr. Station-» Name Barometer Stand Temperat. (Celsius) ! Feuchtig keitsgehalt Mar. Min. Wind richtg. Wetter häuschen König Albert. Brücke Aue 748 mm ^10 70 s°c - v°c dIO. An«, 17. Oktober. uns«r«r Uokaln»tt,«n. dt« durch rtn Norrrspoildrnjrrtchrn kenntlich gemacht sind, ist - auch im Au«,ug, — nur mit genauer Ourllrnangad« ,«statt« FlaggeD Haram» l Der 18. Oktober ist der glorreich« Tag, an dem die Entscheidung zugunsten der Verbündeten fiel, und der sieggewohnt« Sch lachtenkaiser sich zu einem bald in Flucht auSartenden Rückzug« entschließen muht«. Eine Schlacht War geschlagen, di«, wie der alte Feldmarschall Blücher an sein« Gattin schreiben konnte, die größte ist, die uf der erde stadt gefunden hat, «in Steg war er fochten, wie er glänzender und erfolgreicher nicht gedacht Werden konnte. Denn au» der blutigen Saat der herr lichen Schlacht, wie sie der glühend« Vaterland-freund Ernst Moritz Arndt genannt hat, erblüht« den deutschen Völkern unter den Verbündeten di« langersehnt«, heiß erstrebt« Befreiung von dem verhaßten Joch« der Fran zosen. was nach dem Steg« von Leipzig noch kam,