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22. Jahrgang und Kundgebung für europäische Mrtschaftsverslänciigung. Berlin, 20. Mai. Bei einer heute stattgefun- denen Kundgebung für europäische WirischastSverstäw- digung, die der Hansabund einberufen hatte, betonte der Präsident, Tr. Hermann Fischer, in seiner Be- grüßnngöansprache: Es kann keine Erholung in Europa eintreten, bis die Pütter in allen Ländern sich darüber klar geworden sind, das, Handel kein Krieg, sondern ein Austauschprozeß ist. Es gilt, aus der Zollgebundcnhett wieder herauSzufinden und die Wege für eine mvg- llchst zweckmässige Arbeitsteilung auf dem Weltwtrt- schnstSmarkt sreizumachen. Str Philipp Dai» so »«London, Mitglied de» englischen Parlamentes, führte ans, dass, England nur unter Zustimmung seiner Dvininion« einem europäischen Zollverein beitreten könne, und seibsts in diesem Falls müsite gesellst »uerde»». inwieweit die angebotcnen Vor, teile Veranlassung geben könnten, daß. England seine tehige Stellung, die es der Nassen-- nnd Sprachgemein schaft schulde, aufgibt. Der Redner schilderte die Un»- nuilzung in der Weltwirlstbaftslage, durch die besonder» seile Länder betrvssen »»erden, die auf den Export an gewiesen sind, Deutschland und England. Die englische Industrie müsse sich in gleicher Weise organisieren wie die deutsche, damit eine internationale Verständigung leichter erzielt werden könne. Professor Francis Delatsi-Parts forderte eine andauernde und endgültige Annäherung zwischen Frankreich nnd Deutschland als erste Bedingung für Frieden und Wohlfahrt Europas. Tie europäische Wirt« schastsnnivn bedeute Herstellung eine» grossen Binnen marktes nach dem Muster der Vereinigten Staaten und des englischen Reiches. Fortschreitende Aushebung der Staatsmänner Locarno nur noch als sentimentale Er innerung Mrückgelassen hätten. Keine Sestätigung -er Meldung. Parts, 20. Mai. Die Sensationsnachricht der „Chicago Tribüne" aus London, daß, zwischen Chamber, laiu und Briand ein diplomatischer Handel abgeschlos sen worden sei, wird weder von einem Mittagsblatt noch von einem Abendblatt wiedergegebeu, woraus man schlichen darf, dass alt amtlicher Stelle eine Besläli- Mng dieser Meldung nicht ersolgt ist. Sitiung de» englischen S!«lchüvroleld!g»ngünnsschusses. London, Li. Mai. Laut „Westminster Gazelle" sand gestern eine Sitzung des ilielch-werleWigung'Äinjschnsses stall, der sich, wie uerlanlel, mit einigen seht in Belrnchl kommen-- den Fragen bezüglich Nuschm'a besaht habe. Einem Gerilchl znfesge sei dach ein Dokninent des Kriegsaniteö im Areos- gebiin.de gestunden worden. Zrankreich un- Nußlan-. London, 21. Mat. „Mvrniugpost" berichtet ans Parts: In amtlichen Kreisen verlautet, daß, die srau zbsische Vtegicrung seht überzeugt sei, dah nichts von der Cowjetrcgiernng crtvartet werden könne und das, ein engeres Einvernehmen zwischen Frankreich Russland, das vor einigen Monaten möglich schien, jetzt nicht mehr in Frage komme. Eine Sensationsnachricht über ein Abkommen Briand-Chamberlcin >°° KLDL- L LL7 L°r°L'r englischen Kreisen das Gerücht verbreitet sei, dass eü sich ^^«"'berlains nnd Arlands nm .dip'Oluolischen Handel zwischen der sranztistschen und der englischen Negierung gehandelt habe und zwar auf folgender Grundlage:, 1. Frankreich erklärt sich damit einverstanden, der e^iss^^, tu her Politik gegenüber Muskau zu solgeii. 2. England willigt ein, sich der Führung Frank reichs -in der Rhciniandpulittt anzuswließen. !l. Frankreich erklärt sich bereit, deut englischen Standpunkt velresscnd die italienische Pvltlik! betzu treten. <1. Frankreich pUrd sich den englischen Stand- Pnickt in der Chiuapoiitll' zu eigen machen. Man habe sich zwar ansierordentlich bemüht, den Gebauten von vor,»herein zn zerstören, das, dieser Han del eilt endgültiges Fiasko des LuenrnovertrageS be deute nnd man habe iich bemüht, im Gegen!eil hprvor- zuhebeu, dass die neue Entente logischerweise als eine Verstärkung des Lvearnuabkvmmenü angesehen werden müsse, obwohl keine Erklärung dafür gegeben sei, wie man. hierzu gelangen könne. Geivisse Politische Lon doner Kreise glaubten jedoch, das, die. dreitägigen Fest lichkeitei» anläßlich des Besuches der französischen Mer Tageblatt Anzeiger Mr -as Erzgebirge WWW n— -Ech-n °-k°nn.m°chung-n N°.-° -« S.a».... s-° -u-. — Sonntag, äen 22. Mai 1927 Zollschranken i»nd Gründung internationaler Kartelle Ksch Nicht links genug Ruth Fischer grAir-et eine Berlin, 21. Mai. Gestern abend 'hatten die ans der Partei ausgeschlossenen kommunistischen Führer, Ruth Fischer und UrbahnS, eine ansierordentlich stark be suchte Versammlung etnbcrnfcu. UrbahnS erklärte, daß die Kommunistische Partei ans dem Abweg des Re formismus gelangt sei. Nach ihm sprach Ruth Fischer. Sie führte aus, daß durch die Arbeitermassen eine große Enttäuschung gehe. Tie Linke Opposition, wie sich die neue Organisation der Ausgestoßenen nennt, will, «» neue linke Opposition. -en unverfälschten Leninismus wke-erherstellen. Eino neue Partei soll nicht gegründet werden, sondern die linke Opposition kämpfte für die Wiedervereinigung aller revolutionären Arbeiter in der alten Leninistischen Partei. In einer Resolu tion wird erklärt, die Diktatur des Proletariates sei kein Ziel für fernere Zeiten, sondern ein Ziel, das in der jetzigen Zeit befolgt und verwirklicht werden müsse. seien die Mittel zur Rationalisierung, die PretSsenkun- t'nngcn, Lohnerhöhungen und Spezialisierung her Un ternehmungen zur Folge habe. Tie politische Unab hängigkeit der Staaten sei mit der gegenseitige»» wirt schaftlichen Unabhängigkeit nur durch Schaffung.wirt schaftlicher Unionen zu vereinbaren. Geheimer Lcgattonsrat Tr. Wiedenfeld, Pro fessor an der Universität Leipzig, führte aus, die Grund lage dcö chaotischen Zustandes von heute liege in dem i Gegeneinander der wirtschaftlichen Strömungen, die sich ans dem Kriege in die Gegenwart ergossen haben. All zu starkes Hervortreten des Staates verhindere, daß sich das Prinzip der internationalen ProduktionStei- lnng n ieder entfalte, das ans jedem Lande die stärk sten Kräfte heranshole. Auch werden Politische Gegen sätze in den wirtschaftlichen Kamps der Kräfte hinein getragen, nnd die noch größere Gefahr entstehe, daß. au» den wirtschaftlichen Reibungen sich politische Gegensätze verschärfen oder neu bilden. Es müsse genügen, wenn die Staate»» den Personalen und dem Güteraustausch Freiheit geben. Staatenvcrständtgung könne erst die Folge von Völkerverständigung sein. Rcichsmlnister a. D. Tr. h. c. Goth ein, Vor sitzender des Anßenhnndclövcrbandes, forderte ebenfalls, vast sich Europa zn einem Wirtschaftsgebiet eutiwtckle. Ten» stünden allerdings starke Widerstände entgegen» der nahezu ungehemmte Sonveränitütsdrang der ein zelnen Staaten, die Vielsprachigkeit, die Verschieden artigkeit der Gesetzgebung, der Kultur, und der Wirt- schastsbevürfnisse. Sofortiges radikales Niederreißen ver enropäischeu Zollmauern würde schwere Verwir rung schassen. Nur schrittweises Vorgehen komme in Betracht. ttMerzeichnung de« beutsch-llnlikuischeii Lüstverkehr»« , Mammen». Berlin, 20. Mai. Am 20, Mai ist in Berlin da» M« va; Rogramm an aittoiismiilijchr» Panel kilH-LslbNngenr. Parts, 2N. Mat. „Journal" veröffentlicht ein Telegramm anö Straßburg, in den» es heißt, das autv nvmlstische Organ „Die BolkSsttmme" veröffentliche die allgemeinen Richtlinien, nach denen demnächst das Pro gramm der antonvmtstischen Partei ausgestellt werden solle. Dieses künftige Programm fordere für Elsaß Lothringen das Selbstbcstinnnnngsrecht, das zur voll kommenen Autonomie führen müsse. Elsas,-Lothringen müsse unter den Pereintgten Staaten von Europa einen Platz, finden, seine Kräfte in freundschaftlichem Einver nehmen mit Frankreich und Deutschland entwickeln und mit den anderen Völkern an» Frieden und Fortschrill Europas Mitarbeiten. Elsas,-Lothringen werde jeden i Heeresdienst al« ei,» verbreche»» gegen die Menschyeti verurteilen nnd seine Abschass»'»» fordern. Die antwj Der fall Hotte im Varmat-prozeK. Berlin, 21. Mat. In der gestrigen Verhandlung des BarmahPrvzcsses befaßte sich das Gericht eingehend mit der Person des Ministers Höfle. Ter Strnsnnstalts- lehrer Glahel, der Höfle wiederholt im Nntersnchungv- gcsängnis besucht hatte, erklärte, Höfle. habe ihm gegen über wiederholt seine Unschuld beteuert. Sein Eindruck sei gewesen, daß Höfle subjektiv stets die Wahrheit ge sagt habe. Hösles langstihrtger Freund, Direktor Hern»- kes, sagte, daß er den Minister gewarnt habe, nls er hörte, daß er mit den Konzernen, denen, er Posikredite gab, Geldgeschäfte mache. Hvsle habe, ihm darenf sehr entrüstet erwidert: Der sei ei»» Lump, der darin eine unlautere Verbindung sehe. Lediglich die Sorge für die ik.üttO Arbeiter habe Ihn zur Krcdil'hingabe be stimmt. Weiter sagt daun der Zeuge ans Befragen, er sei von der Lgutcrkeit HösleS fest überzeugt geweseu. Er hätte überall Kredit bekommen können. Hermke» schilderte dann Hösles private Vermögensverhältntssc. Seine Gesamtschulde,» hätten, tote er (der Zeuge) bei der Ordnung deö Nachlasses feslgcstellt habe, ii'.M MU) Mark betragen. Er Hobe beruflich so viel zu tun gehabt, daß er keine Zett für feine privaten Angelegenheiten hatte. Vie amerikanisch-englischen Krlegsschä-en- verhan-lungen. London, 20. Mai. Nach einer Meldung- aus Washington steht die Frage der Schadenersatzansprüche der Bereinigten Staaten für die Amerika in der Zett vor seinen, Eintritt in den Krieg durch englische Kriegs maßnahmen verursachten Schäden unmittelbar vor der Regelung. Tas.Problem sei tr» einer Atmosphäre der yr?uudschast geregelt worden. Da eng scher Sette Gegenforderungen erhoben worden sind, " " nt Per Ti »es V-richtc- 'ntter an, daß weder von englische« noch von umeritani,chke Keks ttgeubweich« Zahlungen «e- kyrrireck. Vr. Siiesemnnn und dem italienischen Botschafter unterzeich net worben. Der -eutsche Aufienhan-el km April 1-27. Berlin, 20. Mat. Der deutsche Außenhandel zeigt iin April 1027 im reinen Warenverkehr einen Einfuhrüberschuß von 200 Millionen RM. gegen 244 RM im Vormonat. Din Einfuhr im reinen Waren verkehr zeigt im April gegenüber dem Vormonat eine unwesentliche Zunahme, nämlich um 11 Millionen MM. Die Einfuhr an Lebensmitteln ist um 26 Millionen, dw Einfuhr an Fertigwaren um 10 Millionen MM. gestie gen. Tie Einfuhr an Rohstoffen nnd Halbwaren weiss dagegen eine Abnahme von IM Millionen BM. auf. Bei der Warenausfuhr ist eine Abnahme von 44 Milli onen RM. gegenüber dem Vormonat fest-ustelttn, an ihL2 LmLiLe teil-aben. -t» beträchtlich»«« Vie Aufrechterhaltung der Religion»- und Schulgesetze bis zu dem Augenblick, in dem die restlose Autouvmte durchgeftthrt sei. ' Notifizierung -es Washingtoner Abkommens über -en Achtstundentag in Frankreich. Varis, 20. Mat. Dio Kammer hat heute den Gesetzentwurf betreffend die Ratifizierung des Wafhing- toner Abkommens über den Achtstundentag in der vom Senat vorgeschlägenen Form, wonach die Ratifizierung erst in Kraft tritt, wenn Großbritannien und Deutsch land hie Ratifizierung vollzogen haben, angenoum,en. Ter Antrag des sozialistischen Abgeordneten LcbaS, der die Streichung des Vorbehaltes bezüglich Großbrttan nm. ,!N«" c-tt«. w».d« MU «10 Ui« MIM, men abgelrhnt.