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Erscheint wöchentlich drei Mal uad zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Bormittag,. Abonnementspreis beträgt vierteljährlich l Mark so PI Inserate i erden bis spätesten- Mittags deS vorhergehenden TageS deS Erscheinen- erbeten und die CorpuSspalten zeile mit >a Pf., unter „Eingesandt"' mit SO Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Skaotflkmeinderalh, den Kircken- und Schulvorstand zu Zwönitz. Redaction, Druck und Verlag von C. Bernhard Ott in Zwönitz. 57. Dienstag, den 13 Mai 1884. 9 Inhrq. Holz -Aultiov auf Niederzwönitzer Ritterguts-Forstrevier. Von gedachtem Reviere sollen Dtenstaq, den 20. Mai 1884, vom Bezirk Streitwald und Kretscham von Vormittags 9 Uhr an im Kastl-ofe zum Lehngericht in Mederzwönitz circa: 1 Raummeter buchene Scheite, 36 „ weiche 2 „ buchene Rollen, 17 „ weiche „ 820 „ „ Stöcke, 12,740 Bund weiches Reißig gegen sofortige Baarzahlung unter den im Termin bekannt zu machenden Bedingungen versteigert werden. Wer die Hölzer vorher besehen will, kann sich ohne Weiteres in die betreffenden Waldorte begeben. Niederzwönitz, den 8. Mai 1884. M. Arisch, Forstrevier- und Caffenverwalter. Sächsische Nachrichten. — Ueber den Saatenstand im Erzgebirge wird berichtet, daß derselbe im Ganzen und Großen ein sehr guter zu nennen ist, namentlich gilt dies vom Winterroggen. Trotzdem im Winter nur kurze Zeit eine richtige Schneedecke über die Fluren gebreitet mar, haben die Saaten doch von den wenigen Frösten nichts zu leiden gehabt, und von sogenannten ausgewinterten Stellen sieht man in diesem Jahre nicht viele, trotzdem der April noch viel Schnee und auch einige Fröste brachte. Auf vielen Fluren ist das Wintergetreide sogar zu dicht anstehend, so daß die Landwirthe bei regnerischem Wetter in späterer Zeit ein verderbliches Umlegen der Halme befürchten. Die Aussaat des Sommergetreides, in den meisten Gegenden auf Roggen und Hafer beschränkt, ist vollständig beendet, nur im oberen Gebirge noch im Gange. In den mittleren Lagen sind auch bereits die Kar toffeln eingesurcht oder gelegt. Die rauhe, sonnenarme Witterung der letzten Wochen hat die Baumblüthe nur wenig gefördert, so daß die Vegetation in dieser Beziehung fast noch auf demselben Standpunkte als vor Eintritt des Nachwinters steht. Allmälig beginnen nun mehr in der Gegend von Schneeberg die Ostbäume zu blühen. Glück licherweise haben die kalten Nächte der letzten Tage im Apil den Knospen wenig oder gar nicht geschadet, mehr wohl den Feinden der Obstbäume, den schädlichen Insekten. — Werdau, 9. Mai. Der heute Nacht I Uhr hier ange< kommene Personenzug von Leipzig führte einen für Oheim in Plauen bestimmten Pferdewagen ohne Begleiter. Von den im Wagen be findlichen 12 Pferden hatte sich ein Theil unterwegs losgerissen und gewaltigen Scandal verurfacht, den Fußboden durchstampst und eine Seitenwand des Wagens zerschlagen. Ein Pferd sand sich ver endet vor und zwei steckten mit den Hinterbeinen in den selbstbe- reiteten Löchern, ohne jedoch ersichtlichen Schaden gelitten zu haben. Nachdem die Umladung der lebenden 11 Pferde in einen anderen Wagen erfolgt war, fand die Weiterbeförderung desselben mit dem inzwischen hinzugekommenen Begleiter bereits 3 Uhr Nachts nach Plauen in einem Güterzuge statt. — Das große Loos ist in die Lotterie-Collection des Herrn Märker in Nossen gefallen, welcher 4 Zehntel des Looses hatte. Ein Zehntel hiervon kommt nach Siebenlehn, während 3 Zehntel meist in Nossen verbleiben und nur an arme eventuell ärmere Arbeitslente gefallen sind. Ein Bruder des bekannten Bandwurm doktor M. ist so glücklich, ein Zehntel allein zu besitzen und daher den hübschen Gewinn allein einheimsen zu können. — Vorgestern Nacht wurde unweit dem Berliner Bahnhof in Leipzig ein junger Mann anscheinend leblos auf dem Bahnkörper liegend ausgefunden und vorläufig ins Krankenhaus gebracht. Dort stellte sich heraus, daß er einen starken Schädclbruch und zwar in Folge des Herausfallens aus einem in Gang befindlichen Eisenbahn zuge erlitten hatte. Die Persönlichkeit des Verunglückten hat noch nicht festgestellt werden können. — Die Räumlichkeiten des Leipziger Museums für Völker kunde, sowie desjenigen für Kunstgewerbe erweisen sich täglich mehr als unzulänglich. Es ist daher der Gedanke an maßgebender Stelle angeregt worden, aus dem Fond des Grasfischen Vermächtnisses ein Museum zu erbauen, in welchem nicht nur obige beiden Sammlungen, sondern auch andere, die nicht im Museum am Augustusplahe unter gebracht find, Aufstellung finden können. Man hat sich diesem Pro- ject alsbald zugewendet und soll bereits in der Nähe des Scheiben parkes ein geeigneter Platz zur Errichtung eines solchen Monumental baues gesunden worden sein. — Oschatz. Der 10. d. M. war für die Arbeitgeber und Ar beitnehmer der hiesigen Filzfabrik (Firma Ambros. Marthaus) ein Fest tag. Die im Jähre 1834 von dem Vater des gegenwärtigen Besitzers gegründete Fabrik feierte das 50 Jahre ihres Bestehens. An einem folchen Tage darf ich es wohl wagen, über die Fabrik, die zur Zeit einen Weltberuf besitzt, Einiges beifügen zu dürfen. Die Fannie Marthaus selbst stammt aus Parchim in Mecklenburg. Der Stamm vater der Hierlebenden, welche der 6. Generation angehören, ist als Hutmacher im Jahre 1704 hier in Oschatz zum Meister gesprochen worden. Der Begründer der Fabrik starb im Jahre 1875. Gegen wärtig stehen derselben zwei Söhne des Verstorbenen vor. Das in Rede stehende Geschäft wurde, wie schon gesagt, 1834 mit 1 Gesellen und 1 Lehrlinge eröffnet. Gegenwärtig find ca. 350 männliche und weibliche Arbeiter in und außerhalb der Fabrik beschäftigt. Das Etablissement besteht aus 2 gesonderten umfangreichen Gebäuden mit Dampfbetrieb. Selbstverständlich find darin auch die in dieser Branche anerkannt besten HilfSmaschiuen in Anwendung gebracht. Bei dem Beginne des Unternehmens fertigte man vorzüglich Hüte und Filz schuh, später Satteldecken und jetzt natürlich alle in Filz nur erdenklichen Artikel. Die Waareu sind durchweg musterhaft und werden in alle Erdtheile massenhaft versendet. — — An der Hufbeschlagconcurrenz, die in der Zeit vom 30. April bis 3. Mai in Wien stattgefunden hat, haben sich im Ganzen 144 Hufschmiede und unter diesen 7 Sachsen — 4 Civilisten und 3 Militairs — betheiligt. Von diesen 7 Sachsen find 3, sämmtlich frühere Hufbeschlagschüler der königl. Thierarzneischule in Dresden, durch Medaillen und mit je einem Loose zu der gleichzeitigen Pferde lotterie ausgezeichnet worden und zwar: durch die große silberne Medaille der geprüfte Hufbeschlagmeister Mende in Dippoldiswalde, die grobe bronzene Medaille der derzeitige Militairvorschmieder Haase (vom Gardereiterregiment), die kleinere bronzene! Madaille der geprüft« Hufbeschlagmeifier Augustin in Zittau. — Recht bezeichnend für den Glauben und die Anhänglichkeit, die noch vielfach unsere Landleute den Quacksalbern entgegenbringen, ist folgende komische Geschichte, welche sich vor kurzer Zeit in einem Dörfchen im Osten Schandau's ereignete. Die Frau eines dortigen Einwohners erkrankte und plagte ihre» Mann, in die Gegend von Sebnitz zu gehen, um einen dort hausenden Naturarzt, der nach der Besichtigung des Wassers der Kranken Thee giebt, zu consultiren.