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Mittwoch, den 24. Mai 1899 Nr. «2 12. Jahrgang Küspert das Anwesen angezündet habe, da er Rache oegen verschmähter Liebe brüte. Von der Gendarmerie ins Verhör genommen, verwickelte sich Küspert in so auffallende Widersprüche, daß seine Verhaftung erfolgte. Küsperr war 24 Jahre Bürgermeister, ist zur Zeit 70 Jahre alt und besitzt ein beträchtliches Vermögen. Coldih, 16. Mai. Der Hauptgewinn der Dresdner Pferdeausstellungslotterie, eine Equ;pagemit vier Pferden, Das ist auf Los Nr. 44 799 gefallen. Inhaberin des Loses ist Frau verehel. Erler in Geithain, welche auf den Wochenmärkten hier Ferkel seilhäl^. Löbau, 17. Mai. Am Sonntag Abend gnig ein junger Mann anscheinend in größter Aufregung aus das Friseurgeschäst des Herrn Fleischer in der Bahnhofstraße zu und, nachdem er an dem Laden und der Hausthür geklopft und geklinkt hatte, zog er plötzlich einen Revol ver hervor und feuerte ihn mit dem Rufe: „Achtung, Feuer!" gegen seine Brust ab. Darauf brach er zusam men und starb auf der Stelle. Die Kugel hatte sein Herz durchbohrt. Der Selbstmörder ist ein junger Op tiker aus Görlitz, welcker mit der Tochter des Herrn Fleischer verlobt w ir. Weil der Bräutigam aber an eine unheilbaren Lungenkrankheit litt, hatte der Vater der Braut die Verlobung wieder aufgehoben. Redakteur: Ernst Fnnkt, Aue ^Erzgebirge.! Expedition: An«. Marktslraße auch bald ertrunken, nur dem 10jährigen Sohn des Haus mannes Nagler ist es zu verdanken, daß dies nicht ge- chah, derselbe hat das Mädchen gerettet. bohanngeornenstadt, den 2O. Mai. Gesirrn Mit tag entgleiste auf hiesigem Bahnhvse der Tender einer Lokomotive. Johanngeprgeustadt, 17. Mai. Am Montag war die Ehefrau des Holzschleifereiarbeiters Markert mit Feuer wachen beschäftigt, als durch einen Funken das herausge- ickerte Oel einer zuvor unbemerkt herabgesallenen Flasche entzündet wurde und letztere explodierte, wobei die Frau augenblicklich in Flammen gesetzt wurde. Da die Un glückliche in der Augst nach dem Hausflur eilte, wurde das Feuer erst recht angefacht, sodaß der Wirtin, welche helfend beispringen wollte, das Löschen nicht gelang. Erst dem zufällig hinzukommenden Ehemann gelang es, die Flammen zu ersticken, doch waren fast alle Kleidungs tücke vom Leibe gebrannt. Schönheiderhammer, 19. Mai. Wegen Unterschla gung von Postanweisungen wurde der hiesige Postge hilfe gestern von der Gendarmerie ins Amtsgericht Ei benstock abgeliefert. Durch große Vielseitigkeit zeichnet sich wiederum die soeben erschienene Nummer 20 des beliebten Frauen blattes „Häuslicher Ratgeber" aus. „Betrachte Deine Kinder als Deine Freunde!" rät Hella Karstein im ersten Artikel, während Clara Freien walde im zweiten „Eine zeitgemäße Universalbettachtung über das Radeln" anstellt. Beide Themen sind ebenso sachgemäß wie ansprechend behandelt. — In einer drittelt Arbeit illustriert eine junge Mutter durch interessante Beispiele die Streitfrage „Zu viel,, — nämlich zu viel ängstliche Sorgen um das Wohl der Kleinsten. Neben den spannenden Romanen „Ein Dämon" von M. E Breddon und .Auf dorniger Bahn" von Frida von Kronofs gievt L. Olszewski in „Ein Kartenhaus" eine ergreifende Skizze von gebrochenem Lebensmut und wiedererlangter Schaffensfreudigkeit eines jungen Künst lers. Dem reichillustrierten Handarbeitsteil reihen sich zahl reiche Brat-, Back-, Koch- und Cinlege-Recepte nebst „ge schmackvoll" zusammengestellren Küchenzetteln an. — Aus- / fünfte aller Art werden ungezählten Abonnentinnen in aus- > jährlichen Notizen erteilt. — Die „Illustrierte Beilage" enthält eine Biographie der Königin von Großbritannien und Irland Viktoria 1. zu ihrem 80. Geburtstage nebst dem Portrait die'er Regentin. — Hübsche Genrebilder, Humoristisches,Besprechung litterarischerNeuheiten schließen sich an. — „Für unsere Kleinen" — zweite Gratis-Bei lage — .' ringt Mütterchens Lieblingen Belehrendes uno Unterhaltendes in reicher Fülle. — Abonnementspreis: vierteljährlich 1,40 Mk. — Man verlange Probenummcni, welche der Verlag von Robert Schneeweiß, Berlin Elßholzstr. 19 an jedermann^ gratis und franko versendet. D e * in if etz t e s. Zwickau, den 19. Mai. Ein unbedeutendes Scha denfeuer brach gestern Nachmittag gegen 2 Uhr im Hause des Fleischermeisters Tautenhahn, Marienstraße 47, in einer Bodenkammer aus. Glücklicherweise wurde es so iort non Hausbewohnern bemerkt und mit Hilfe der Feuerwehr gelöscht. Die Ursache soll eine mangelhafte Beschaffenheit der Essenanlage gewesen sein. Es sind verschiedene Kleidungsstücke verbrannt uno die Balkem lagen beschädigt. Reichenbach, 18. Mai. Ein recht betrübender Un. glückssall hat sich beim Schleußenbau hier ereignet. Der Arbeiter Männel, ein Familienvater, sland in dem ziem lich tiefen Schacht, als das Erdreich plötzlich zu wanken anfing. Zwei Mitarbeiter riefen ihm zu, daß Gesahr in Verzüge sei. Mäunel konnte sich aber nicht mehr retten und die sich loslösende Wand verschüttete ihn. Noch lebend, aber schwer verletzt und ohne Besinnung zog man den Verschütteten hervor. Rian befürchtet für das Leben des Verunglückten, dem der Brustkorb eingedrückt sein soll. Döbeln, 17. Mai. Am Montag Mittag fiel der 5- jährige Sohn des Handelmannes -..chlegel in die ange schwollene Mulde. Las Kino, welches sofort im Wasser verschwand und nur mit den Aermchen aus demselben ragte, wurde von den Fluten mehrere Nieter fort und nach der Mitte des Stromes getrieben. Der Stuhlbauer Schuricht, Staupitzftraße 17, welcher das Kind im Wasser sah, sprang kurz entschlossen nach. Trotzdem er selbst kräftig gegen den Strom zu kämpfen hatte, brachte er doch das Kind glücklich ans Ufer und retrete es vom sicheren Tode des Ertrinkens. Dresden, 16. Mai. Aus einem Bahnzuge in voller Fahrt stürzte am Lonnabend Abend zwischen Lotta und dem Friedrichstädter Bahnhof ein junger Mensch, der mit einigen anderen Kollegen in übermütigster Laune in einem Wagenabteil die Thüren geöffnet hatte. Obwohl die durch Alkoholgenuß zu Scherzen mehr als statthaft aufgelegten Leute von einem älteren Fahrgast zur Mäßigung ermahnt wordeil waren, tollten sie doch dessenungeachtet weiter. Dresden, 17. Mai. Ein gefahrdrohender Brand, der von der Feuerwehr zum Glück bald begrenzt werden konnte, brach heute früh in der 4. Stunde auf dem Areal der Dresdner Gasmotoren Altien-Gesellschaft (Hille) an der Eisenstuck- bezw. Nossenerstruße aus. Die im Erd geschoß des Gebäudes gelegene Zu.unerwerkstatt ist samt vielem Werkzeug usw. fast gänzlich ausgebrannt, während das darüber befindliche Holzlager stark gelitten hat. Die im selben Gebäude gelegene Lackiererei, sowie die Futter böden blieben erhalten. Nach reichlich 2i/z stündiger Thätigkeit hatte die Feuerwehr, die aus der Neustädter Wache Verstärkung herzugezogen hacke, die Gefahr völlig beseitigt und rückte wieder ab. Grimma, 16. Mai. Einen Selbstmordversuch ver übte gestern Mittag ein Husar der 5. Schwadron', indem er sich mit einer Platzpatrone in den Mund schoß. Er wurde schwer verletzt ins Lazarett gebracht. Hildenbach, den 19. Mai. Hier im Fichtelgebirge geriet das Anwesen der Gastwirts-Witwe Preiß in Brand. Als einer der ersten, die helfend und löschend eintreten wollten, erschien an der Brandstätte der frühere Hilden- bacher Bürgermeister Küspert. Kurz vorher, zwischen 12 und 1 Uhr nachts, wurde er gewaltsam aus dem Gast hause entfernt. Bald verbreitete sich das Gerücht, daß »Ws «. «-nnta-s. AM s AamM«Mvtti-rn: Aroystnn, Hute Heister, Zeitspieg-t WtdvnaemevtOprelS r inN. der 3 wertvollen Beilagen vierteljährlich mit Bringerlohn 1 vik. durch die Post 1,2L Mk. Aus Aue und Umgebung. Aue, den 28. Mai 1899. — Pfingsten! Wie viele Hoffnungen und Vorberei tungen gab es nicht bei dem schönen Wetter der vori gen Woche für da» liebe Pfingstfest und wie wurde nicht viele» zu Wasser; selbst die Lustschlösser über den 300000 Markgewinn in unserer Landeslotterie verschwanden in ein Nichts, denn derselbe wurde am Freitag gezogen und beglückt ja nur eine kleine Anzahl von Menschenkindern mit seinen vielen Tausenden von Mark, wäre er noch ein paar Tage drin geblieben, hätten stch noch viele Jl- lusionen erhalten, deshalb aber nicht verzagt, es winkt ja noch die Prämie. Das Pfingstfest wurde am Sonnabend Mittag eingeleitet durch großes Feuerwerk in Form von elektrischen Entladungen und Gewitterregen, denen auch weitere solche unangenehme Gaben am Sonnabend Abend ' und zur Nacht folgten. Diese Douchen, für die Vege tation sehr erwünscht, nur nicht für die Gartenlocalbe sitzer, hatten eine recht merkliche Abkühlung zur Folge und wirkten deshalb auch aus die Stimmung der Men schen speziell der Ausflügler sehr deprimirend, gleichwohl halte die Bahn am Sonnabend und die Feiertage alle Hände voll zu thun, um den Betrieb zu bewältigen, alle Reservemannschaften und Beurlaubten mußten zur Be wältigung herangezogen werden. Auch der erste Feier tag brachte uns wieder diverse Regenschauer und am Abend einen kolossalen Regenguß, welchem eine recht merk liche Maikühle folgte. Die rechte Pfingststimmung blieb deshalb auch aus, denn die vielen kalten Douchen wirk ten auch aus die aufgelegtesten Gemüter sehr abkühlend und mit dem im Freien sitzen war es so eine Lache, wenn man nicht gerade mit Filzschuhen und Winter überzieher versehen war, konnte man sich bei diesem Wagnis einen tüchtigen Schnupfen holen. Die Herren Wirte von Gartenlokalen und von Ausflutzsetoblisse- ments werden es wohl am besten merken, was ihnen so eine kühle Pstngstwitterung für Nachteile bringt. Der Mensch wird bei dieser Witterung mißmuli,«, berechnend, er sieht jeden Groschen ein paar Mal an, ehe er densel ben ausgiebt nnd ist zum Trinken überhaupt nicht auf gelegt. Aber auch diese unwirckichen Piurgstseiertage, welche von der Menschheit so sehnsüchtig erwartet wur den, sind enttäuscht vorüber gegangen und damit viele Hoffnungen und. Wünsche zu Wasser geworden, denn mancher schöne Pftngstausflug hat eine Verlobung gezeitigt. Hoffen wir weiter, denn der Mensch lebt ja eigentlich nur von Hoffnungen, nächstes Jahr wird's vielleicht besser, nur können die nicht an den Mann gebrachten Speisen und Getränke bis dahin ausbewahrt werden, denn sie zer fielen in dieser Zeit zu dem Nichts wieder, aus dem alles Irdische hervorgeht und dem auch unsere irdische Hülle wieder zurückgegeben wird. — Ueberfahren und getötet ivurde am Freitag Nach mittag auf der Strecke nach Niederschlema beim Aussprin- gen auf eine Bahnmeisterlowry der Streckenarbeiter Vie- weg. — Lotterie. 300000 Mark wurden am Freitag au die Nr. 7523 (Bruno Franke in Nossen) gezogen. 10000 auf Nr. 32006 und 5000 aus Nr. 61601. — In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Fabrikanten Eugen Wilhelm Hetzer, wohnhaft in Niederschlema, Inhabers der Firma Eugen Hetzer in Ober- schlemn, wird zur Abnahme der Schlußrechnung Termin auf den 17. Juni 1899, vormittags 1/4 12 Uhr vor dem Königl. Amtsgerichte hierselbst bestimmt. — Drei hier beschäftigte Italiener verübten am letz ten Sonnabend in der Schwarzenberger Straße Radau und widersetzten sich den Polizeiorganen, zwei wurden arretiert und nach Schneeberg ins Amtsgericht gebracht, ebendahin gebracht wurde gestern ein böhmischer Arbeiter, weil er in einem hiesigen Tanz olal einen Schirm sich unrechtmäßiger Weise angeeignet hatte. Schwarzenberg, am 28. April. Die Königliche Amtshauptmannschast mit dem Bezirksausschuß hat be- schlossen, die Bestimmung in Punkt IX unrer ades reoi- dirten Tanzregulativs für den hiesigen Verwaltungsbezirk' vom 23. Juli 1898, nach welcher Lehrlingen der Besuch öffentlicher Tanzmusiken auch dann verboten ist, wenn sie das 17. Lebensjahr erfüllt haben und nicht mehr fortbildung-schulpflichtig sind, wieder aufzuheben. Schwarzenberg, den 19. Mai. Ertrunken im Mitt weidabach ist ein dreijähriges Kind der Familie Anton Poetzsch. Dasselbe wurde in einem Kinderwagen von ei- nem ILjährtgen Mädchen gefahren, das Gefährt kam zu Nahe an den Userrand und kippte die Böschung hinab. Bei den RettungSverfuchen wäre das 12jährige Mädchen Inserat« die einspaltige Petitzeile 1v Pf-, amtliche Inserate die Corpus-Zeile 25 Psg. Reklamen pro Zeile 20 Psg. Alle Postanstalten und Landbriesträgcr nehmen Bestellungen an. § Billig und schlecht sind die bekannten Worte, welche aus unsere heutigen Verhältnisse recht oft angewandt werden können und ganz besonders aus dem Gebiete der notwendigsten Bedarfsartikel hat man in unserer Zeit leider zu ost Gelegenüeit, die Wahrheit dieses Ausspruches beobachten zu müssen. D-r weit größere Teil des Publikums will billig und immer wieder billiger kaufen, ohne zu bedenken, daß mit diesem Verlangen auch die ' Qualität der Waren geringer werden muß und oft schon / hat man die Wahrnehmung gemacht, daß für solche minder wertige Artikel auch der billige Preis noch viel zu hoch ist. Es hat seine Berechtigung bei den heutigen Zeilver- hältnissen, in jeder Beziehung sparsam zu wirtschaften, aber nicht in der Brlligkeit des Einkaufes liegt der er höhte Vorteil, im Gegenteil, man hat stets beobachtet, daß alle solche Waren, die durch unglaubliche Billigkeit ins Auge fallen, sehr schnell vom Markt verschwinden, während gute und reelle Artikel immer wieder vom Publikum ver langt werden und dadurch die verdiente Anerkennung fin den. So ging auch die Firma Günther L Hantzuer in Ehemnitz-Kappel von dem Prinzip aus, eine Haus- jeise von höchster Ergiebigkeit sowie Reinheit zu fabrizieren und die bedeutenden Erfolge, die genannte Firma mit ihrer Elfenbein-Seife, Schutzmarke „Elefant", überall erzielt, sind jedenfalls ein neuer Beweis dafür, daß nur das Beste die größten Vorteile bietet. Man achte aus die Schutzmarke .Elefant", welche jedes Stückchen trägt und außerdem verlange man ganz ausdrücklich die echte El» fenbein-Seife von Günther L Hantzner in Ehem- nitz-ttappel. Auerlyal-Zeitung. Allgemeiner Anzeiger Wr die Madt Ane u. Umgebung