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MMMrAgeM Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, G« ,Wil-druster Tageblatt* erscheint täglich nachm. 8 Uhr für den folgende« Tag. Bezugspreis: Bei Abholung in »efchSstsstelle und den Ausgabestellen 2 Mk. im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,30 Md., bei Postbeftellung «Ä voftaM-ltm Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend P^b°i.n und MKger und Geschäftsstellen nehmen zu jeder Zeit Be- ^üunge« entse-e». Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch aus Lieferung «r Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt uur, wenn Porto deiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. rlu,^grnp»i«: di« Si-umzcile M«oldptenn<g, die rgespaltenegeile der nmilichen Bekanntmachungen 4VPold- pscnnig, die Z,eipaÜeneRekl<>m«zeNe im textlichen Teile IW Goldpfennig. Nachweisungsgebühr 2V Goldpfennigc. Bor- werdcn^nachEÄsglich'keU Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 bcrüchüch^gl? Antigen- annahme bis vorm. lO?Lhr — — Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. Jeder Radatianspruch erlischt, wenn dcrBerrag durch Klage eingezogen werden mutz oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alte Vermittlungsstellen entgegen. Bas Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meitze», des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrcntamts Tharandt, Finanzamts Noffeu Jie BahMtastrophe in Herne Die Reichsbahngesellschaft teilt mit: »Bet dem Etsen- bahnunsall in Herne sind vier Wagen vierter Klasse des Personenzuges zertrümmert und drei Wagen des Berliner O-Zuges schwer beschädigt. Die Verwundeten wurden mit Notverbänden zum Krankenhaus geschafft. Sämtliche Toten und Verwundeten waren Insassen des Personen zuges, fast alle Arbeiter und von hier oder aus der Um gegend. Soweit ermittelt werden konnte, ist das Unglück da durch entstanden, daß der V-Zug >0 das auf Halt stehende Einfahrtssignal infolge des dichten Nebels überfahren hat. Schilderung eines Augenzeugen. In dem Augenblick, als der Fahrdienstleiter das Signal zur Abfahrt des Persouenznges geben wollte, brauste durch das trübe Dämmerlicht, das infolge des sehr starken Nebels herrschte, ein Zug in den Bahnhof hinein. Angstschreie der auf dem Perron noch stehenden Reisenden zellten auf, doch kam die Warnung zu spät. Unter furcht barem Krachen prallte der Berliner l>-Zug aus den in der Plan der Unglücksstclle. nnsayn vegrlfsenen Personenzug aus. umcr einem fürchterlichen Krachen schoben sich die letzten fünf Wagen in- und aufeinander. Einige Sekunden hörte man nichts als das Krachen und Splittern der berstenden Holz- und Eisenteile, dann setzte eine wilde Panik ein. Nun aber kehrte die Besinnung zurück, und es bemühten sich Hun derte von Menschen um die Verauna der uni Hilfe rusen- Nr. 12. 84 Jahrgang Tel gr-Adr .Amtsblatt- Wilsdruff-Dresden Postscheck Dresden 2840 Donnerstag den 15 Januar 1925 Arbeitsdauer. Von volkswirtschaftlicher Seite wird uns zu den neue sten Auseinandersetzungen über den A ch t st u n d e n t a a geschrieben: Ter sozialpolitische Ausschuß des Neichswirtschafts- rars hat sich wieder einmal mit dem Artikel 7 der Arbeits zeilverordnung beschäftigt und sich für die Wiederein führung der Achtstundenschicht in den Hüt- ten und Koh len Verarbeitungsbetrieben ausgesprochen. Damit wird wieder die Frage des Acht- stnndenarbeitstages und damit im Zusammenhang die Ratifizierung des Washingtoner Abkommens aufgerollt. Der Artikel 7 jener Verordnung besagt, daß in Be trieben besonders lebensgefährlicher Art grundsätzlich die Arbeitszeit nur acht Stunden betragen soll, daß sie nur verlängert werden dürfe, wenn besondere Gründe des Ge meinwohls das verlangen. Die Gewerkschaften, die ja alle auf dem Grundsatz des schematischen Achtstundentages stehen, haben sich dahin ausgesprochen, daß Arbeiter aller möglichen Kategorien in lebensgefährlichen Betrieben be schäftigt seien. Wieweit dabei die richtige Linie inneae- halten worden ist, wird umstritten. Reichsarbeitsministcr Dr. Brauns hat sich vor einiger Zeit auch im Reichsarbeitsblatt in längeren Aus führungen für die Ratifikation des Washingtoner Ab kommens eingesetzt, das bekanntlich den Achtstundenarbeits- iag strikt und international durchführen soll. Einige s Staaten hatten schon bei den letzten Beratungen des inter nationalen Arbeitsamtes in Genf im Oktober vergangenen Jahres ihre grundsätzliche Zustimmung zu dieser Regelung der Arbeitszeit gegeben. Zu diesen gehörte auch Frank reich; hernach sind noch einige kleinere Staaten hinzuge treten, aber alle haben das unter der Bedingung getan, daß der Achtstundcnarbeitstag von allen Staaten ange- nommen sein mühte, ehe sie selbst zur Durchführung schreiten könnten. Nun hat die französische C. G. T. l<'<m- föciorstion Mwr-alo ciu travaiHe), also die Spitzenorganisa tion der französischen Gewerkschaften, eingehende Unter suchungen über die Arbeitszeit in französischen Betrieben »»gestellt und dabei feststellen müssen, daß in den aller meisten französischen Fabriken länger als acht Stunden bis zu zehn Stunden täglich gearbeitet wird, namentlich in solche» Gewerben, die sranzösische Spezialindustrieu darstellen. Das gleiche gilt auch von den Staaten, die sich dem Washingtoner Abkommen noch nicht angeschlossen haben, so England, Kanada und vor ollem die Ver einigten Staaten selbst, wo besonders Arbeiter in ven Fleischfabriken teilweise bis 12 Stunden arbeiten müssen. In England ist von der jetzigen konservativen Negierung übrigens die Vorlage zur Ratifikation des Ab kommens zurüclgelegt worden. Man hält sie aber in der Schublade bereit, um durch eine formelle Ratifikation unter ilmständen Deutschland zu dem gleichen Vorgehen zu zwingen, weil man weiß, daß Deutschland dann den Acht- slnndcnarbcitstag auch wirklich durchführen würde. Die sozialpolitische l^site des Achtstundenarbeitstages wird aber - und das gilt ganz besonders bei den Hütten und Kokereibetrieben sowohl hinsichtlich seiner Länge als seiner rein physiologischen Zulässigkeit — zu mechanisch aulgesaßt. Was in den einen Betrieben, nämlich in den technisch veralteten, für den Arbeiter eine gewaltige An strengung bedeuten würde, gewinnt ein ganz anderes Bild in modernst eingerichteten Betrieben. Der Feuerarbeiter i der neunziger Jahre hatte eine ganz andere Arbeits leistung zu verrichten als der moderne, der durch die Tätigkeit der Maschinen eine wesentliche Erleichterung der ihm zugewiesenen Aufgabe erfährt. Freilich müßte man dann aus der Verschiedenartigkeit der betriebstechnischen Einrichiungen überhaupt an der Möglichkeit verzweifeln, generelle Beschlüsse über eine Regelung der Arbeitszeit zu fassen und eine entsprechende Verordnung zu treffen. Ent scheidend für die gesamte Behandlung dieser Frage ist in keinem Fall irgendeine politische Erwägung, sondern zu allererst das wirtschaftliche und dann das sozialpolitische Prinzip. Da aber die Berücksichti gung wirtschaftlicher Möglichkeiten eben ganz besonders von der Vollkommenheit oder Veraltung des Betriebes abhängt, drängt die bisherige generelle Regelung gerade wegs dazu, durch Werktarife ersetzt zu werden, die vor allem auf die Rentabilität des Betriebes Rücksicht nehmen müssen. Ein Beispiel dafür ist die Stillegung der Süd zechen yes Ruhrkohlenreviers, die eine minder wertige Kohle produzieren, daher in dem Augenblick un rentabel wurden, als sie hinsichtlich der Arbeitszeit und so weiter mit den Fettkohlenzechen aus gleichen Fuß gestellt wurden. Daß dabei der Arbeiter als der wirtschaftlich Schwächere der Leidtragende ist, braucht man nicht nachzu- wcisen. Und über ihn hinaus dann die gesamte Volks wirtschaft. Die Behandlung wirtschaftlicher Fragen ver trägt eben kein Schema nach der einen wie nach der an deren Seite hin. Lior ärm knäe aer Regierungskrise. «. Berlin, 13. Januar. Ein neues Kapitel in der wandlungsreichen Geschichte der laufenden Regierungskrise begann gestern, da der als Reichs kanzler in Aussicht genommene bisherige Neichsiinanzmimfter Dr. Lulher einschen mußte, daß er mit dem Plan eines halb nach den Fraktionen und im weiteren durch Fach- oder Beam tenminister zusammengesetzten Kabinetts nicht weiter kam. Er änderte also die Absicht insofern, als er die Bildung einer Re gierung ins Auge faßte, bei der so ziemlich alle bürgerlichen Parteien einen Sitz im Kabinett bekommen und der etwaige Rest der Geschäfte durch Beamte wahrgenommen wird. Vom Zentrum sollte Arbeitsminister Dr. Brauns, von der Deut schen Volkspartci Dr. Stresemann, von den Temokraren Wehrminister Dr. Geßler aus ihren Posten verbleiben, ebenso Gras Kanitz, der zwar den Deutschnationalen nahesteht, aber der Partei nicht zugerechnet wird. Dr. Luther selbst ist ebenso keiner Partei verpflichtet. Reu hinzutreten würden Ab geordneter Wallraf von den Deutschnationalen als Reichs innenminister und Abgeordneter Emminger von der Bäue rischen Volkspartci als Reichsjustizminister. Es verlautete jedoch bald, daß Dr. Luther den Kölner Oberbürgermeister Dr. Ade nauer, der dem Zentrum angehört, als Innenminister wünsche und den Deutschnationalen dafür Ersatz an anderer Stelle biete. Im großen und ganzen sollen die in Frage kom menden Parteien, namentlich das Zentrum, dieser immerhin als vorläufig aufzusassenden Lösung nicht abgeneigt sein. Eine Bindung der Fraktionen soll in keinem Fall gegeben sein. Allerdings kündigen neben den Sozialdemokraten auch die De mokraten einem solchen Kabinett Opposition an, selbst wenn der schon seit längerer Zeit in seinem politischen Charakter um- ärittene Dr. Geßler im Ministeraml verbleiben würde. Er soll der Demokratischen Partei als Mitglied nicht mehr ange- hören und sich mehreremal in offenen oder verdeckten Gegensatz zur Parteiparole gestellt haben. Andererseits macht angeblich bas Zentrum seine Beteiligung vom Verbleiben Dr. Geßlers abhängig. Mit dem Vorsitzenden der Deutschnationalen Volkspartei verhandelte Dr. Luther heute mehrere Stunden zur Beilegung der noch vorhandenen Schwierigkeiten. Zentrum und Deutschnationale hallen Fraklionsbcsprechungen im Laufe des Tages einberufen. Vielfach wollte man in einge weihten Kreisen wissen, die Krise stehe dicht vor ihrem Ende, wenigstens vor dem einstweiligen. Amtlicher Bericht über die Regierungs bildung. Berlin, 13. Januar. Gegen 9,30 Uhr abends wurde folgender amtlicher Bericht über die Regierungsbildung ausge- goben: Der heutige Tag wurde mit Verhandlungen über Per sonenfragen ausgefüllt. Die Verhandlungen find soweit fort geschritten, daß sür morgen Mittwoch die Betrauung des Reichs ministers der Finanzen Dr. Luther mit der Regierungsbildung erwartet werden darf. Vie Nulwertungslrsge. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruster Tageoiattes" Berlin, 14. Januar. Wie die „Neue Tägl. Rundschau" meldet, ist eine aus Delegierten des Reichsfinanz- und des Reichsjustizministeriums sowie aus Mitgliedern des Kammer gerichts bestehende Kommission seitens der Regierung damit be auftragt worden, einen Entwurf für ein neues Aufwertungs- gesetz bis zum 15. Februar auszuarbeiten. < Milderung der Krise in drn deutsch- französischen Wirtschaftsverhandlungen. Eigener Fcrnsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Paris, 14. Januar. Die in den deutsch-französischen Wirtschaftsverhandlungen eingesetzte Krise kann heute als gemil dert angesehen werden. Die Verhandlungen werden entgegen den französischen Pressenachrichten fortgesetzet. Der sranzösische Handelsminister hat der deutschen Delegation eine schriftliche Fassung seiner Vorschläge mit einem Begleitschreiben zugestellt, auf das die deutsche Delegation gleichfalls schriftlich geantwortet hat. Die deutsche Delegation erklärt sich bereit, in einer amt lichen Zusammenkunft der beiden Delegationen morgen nachmit tag die französischen Vorschläge noch einmal zu besprechen und zu ihnen Stellung zu nehmen. Inzwischen nehmen die Bespre chungen der beiderseitigen Sachverständigen ihren Fortgang. Zu» Verhandlung stehen die Fragen der Eisenbahntransporte und de» Schiffahrt. DerSchlutzbericht der Kontrollkommission nicht vor Ende Januar Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". London, 14. Januar. Der diplomatische Korrespondent -es „Daily Telegraph" meldet, daß die Zwischenberichte der Interalliierten Kontrollkommission jetzt nach und nach bei den alliierten Regierungen eingingen. Der Schlußbericht der Kom mission sei jedoch nicht vor Ende Januar zu erwarten, vorher könnte keine endgültige Besprechung der alliierten Regierungen über die Note an Deutschland stattsinden. 5 Haverien infolge dichten Nebels. Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Paris, 14. Januar. Der dichte Nebel an der franzö sischen Küstengegend hat mehrere Schiffszustlmmenstöße zur Folge gehabt. Verschiedene Fischdampfer sind in schwerbeschä digtem Zustands nach Dünkirchen zurückgekehrt. Bei Larochelle ist der belgische Passagierdampser „Thyville" auf einen Felsen ausgelaufen. Außerdem befindet sich das Segelschiff „Präsident Carnot" in schwerer Seenot. Die drahtlose Seestation in Lori- cent meldet, daß der spanische Damfper „Hermano" 100 Meilen westlich der Azoren gestrandet sei. Die meisten französischen Ueberseedümrpser mußten wegen des Nebels ihre Ausfahrt aus einige Stunden verschieben. Ein amerikanisches U-Voot gestrandet. Eigener Fernfprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes" Paris, 14. Januar. Die amerikanische Funkstation ln Chatham gibt bekannt, daß das Unterseeboot „S. 19" mit 38 Mann Besatzung auf eine Sandbank sieben Meilen nördlich von Chatham aufgelaufen ist. Zwei Zerstörer haben sich an Ort und Stelle begeben. Das Auskänderkrankcnhaus in Tokio durch Feuer zerstört Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes" Neuyork, 14. Januar. Ein Großfeuer hat das Aus länder-Krankenhaus in Tokio zerstört. Es konnten 150 Kranke gerettet werden.