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A-orkev Wochenblatt. M i t t h e i l « n g e n über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Zehnter Jahrgang. Preis für den Jahrgang bei Bestellung non der Post: I Thaler, bei Bestellung des Blattes durch BoteNgelegenheit: 20 Neugrosche». — -- - „ ; > ! »I » -E8. erscheint geben Mittwoch. 26. Rav. Nus dem „fernen Westen."«-) Wahrend ich mich nun so hcrumtricb nach einer andern Stelle umsah, sah ich eine Ankün- digung an den Straßenecken, welche besagte, daß Leute sur die Felsengebirge, mexikanischen Provinzen und das fülle Meer gesucht würden. Es war dies eine von den jährlich von hier ausgehenden Expeditionen, um fast '2000 Meilen weiter von 8t. lOonis, in west; sicher, nord- und südwestlicher Richtung, in den soge nannten ttocllv mountains, Pelze, solche als Biber, Büffel, Ottern und andere theils von den da sich hcrunureibcnden Jndianerstämmcn einzuhandeln, theils von den dazu cngagirten Leuten selbst fangen zu las sen. Da nun dieses, der Umstande halber, ein ge fährliches Unternehmen ist, so gehen gewöhnlich starke Eempagnien, gut bewaffnet, um sich im Nothfalle vcr- lheikigen zu tonnen, dahin ab. Dieses erregte, als etwas Fremdartiges, meine Neugier. Der „ferne We sten" war damals eben so unbekannt, in Amerika, als der Missouri-Staat in Deutschland, von dem vuüun fo viel gefabelt hat. Die Quellen der Strome zu be suchen, welche sich ins Atlantische von der einen Saite und ins stille Meer von der andern Seite ergießen, war zu großartig, um es nicht mit einem armseligen Kaufmannsladen zu vertauschen. Demnach ging ich «Iso mit einem andern Deutschen, der der englischen Sprache kundig war, ins Bureau von der HandelS- sompagnie, welche dahin zu gehen beabsichtigte. Oh ne lange Umschweife wurden wir vermittelst des Doll- melscherü einig. Die Bedingungen waren gedruckt; sie. bestimmten, daß die Expedition nach den Felsenge- dsigen, mexikanischen Provinzen und dem stillen Meere 0 Aus dem Briefe eines teutschcn Auswanderers an einen Kreund, mitgetheilt von einem anderen uns befreundeten Aue- wanderer, welcher d-nnalen seine Verwandten und Freunde in Leutjchland bejucht. D. R. ginge, daß der Zweck sei, mit den Indianern zu han deln und eine Fischerei an der Mündung des Colum- bia-Flusses anzulcgcn, um Lachse, welche alljährlich in ungeheurer Masse den Strom hinaufziehen, zu fangen. Da cs nun mit Gefahr, sowohl für die Personen, als auch das Eigenthum verbunden sei, so sei ein Jeder verpflichtet, unbedingten Gehorsam zu leisten, entwe der dem Anführer selbst oder den von ihm ernannten Beamten. Die Zeit des Engagements war für 18 Monate festgesetzt, Lohn 250 Dollars. Wer vor der verflossenen Zeit die Eompagnie verließe, verliere sei nen Gehalt. Das waren die Bedingungen, welche- ein Jeder unterzeichnen mußte, der daran Theil neh men wellte. Ich verkaufte mich also mit Leib und, Seele sur anderthalb Jahre. Im April 1854 verließ unsere Compagnie, aus einigen 50 Mann bestehend, 8l. Iannis für tnckvpvmiencc, ein Städtchen am rech ten Ufer des Missouri. Bis dahin, eine Strecke von ungefähr 500 Meilen, gingen wir zu Wasser. Nach dem wir hier eine Woche am Ufer des Missouri cam-z pirt hatten, während welcher Zeit die zur Expedition, erforderlichen Pferde und Maulthiere eingekauft und« überhaupt Alles zu.einem solchem Zuge Erforderlich«, angeschaffk und in Ordnung gebracht werden war, brachen wir auf, die Weißen nebst Civilisalion mit rothcn Indianern und ungeheuer» Wildnissen vertau schend. Jedermann war zu Pferd und halte noch 2 beladene Lastthiere am Lcitseil. Wie mir es anfangs gemundet hat, kannst Du Dir wohl denken. Früh Morgens bei oder vor Tagesanbruch wurde man vom Schlafe aufgeweckt, wenn man nicht gerade Wache stand. Denn jede Nacht wurde eine Wache von 5 Mann zu gleicher Zeit ausgestellt, welche 5 Stunden dauerte, um im Fall eines etwaigen Angriffes von Seiten der Indianer nicht im Schlafe ermordet zu werden. Die Pferde waren alle in einem Kreis«, welchen die verschiedenen Bioouaks der Leute, die in