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Wilsdruffer Tageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaff, Da« »Wilsdruffer Tageblatt" erscheint an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis: Bei Abholung in der Geschäftsstelle und den Ausgabestellen 2 NM. im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,30 NM., bei Poftbestellung 2 NM. zuzüglich Abtrag. „ .. gebühr. Einzelnummern 15Rpfg.AllePoslanstalten JBocheNblttll fÜV u. TllNZegbNo Postboten und unscreAus- trägerundGeschäftsstellen - nehmen zu jeder Zeit Be^ stellungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht Kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Raumzeile 2V Rpfg., die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs- Pfennig, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile I Reichsmark. Nachweisungsgebühr 20 Reichspfennige. 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Eingeengt durch die Be stimmungen von Versailles, argwöhnisch beäugt von fremden Augen tut sie unbeirrt ihre Arbeit. Nicht mehr hebt „der Glanz der Uniform" sie heraus aus dem Ge wimmel des Alltags, denn allzu laut predigen die mehr als vier Jahre, in denen das Feldgrau eine saft selbst verständliche Tracht jedes kampffähigen Mannes geworden war. Ms zu Manöverzwecken 1913 das Feldgrau an gelegt wurde, da ahnten nur wenige, daß aus den paar Wochen des Tragens der neuen Uniform sobald bit terer vierjähriger Ern st werden würde. Ernsthaft ist dieses Feldgrau unserer Reichswehr; schon diese Farbe selbst bedeutet ja die Ehrung und Wahrung einer Tradition. Man will diese Uniform jetzt etwas farbenfroher gestalten, ohne aber den Ernst des Feldgraus dadurch zu beseitigen. Ist sie doch auch beim einfachen Angehörigen der Reichs wehr ein Kleid, das er zwölf Jahre hindurch trägt, und daher ist es nicht ohne Bedeutung, daß der Ernst dieser Farbe gemildert wird. Auch dabei wird an die Wahrung der Tradition ge dacht. Wie früher sollen die Waffenröcke Paspeln er halten; aber für die Infanterie ist nicht mehr wie früher das Rot bestimmt, sondern — passender zum grauen Rock — das Weiß; die Kavallerie wird gelbe, die Artillerie rote, die Kraftfahrer werden rosa, die Fahrtruppen hell blaue, die Pioniere schwarze und die Nachrichtentruppen hellbraune Paspeln erhalten. Denn sie tragen ja alle den selben, den seldgrauen Rock. Dieselben Farben kehren auch als „Unterlage" für die Litzen auf dem Kragen wieder und an den Biesen, die jetzt das Grau der langen Hosen unterbrechen sollen. Die Offiziere erhalten jetzt wieder die silbernen, bei den Generalen golddurchwirkten Achselstücke und dann die „Fangschnttrc-, wie einst die Flügeladjutanten und die Schutztruppe sie getragen haben, und die zum eGesellfchafts- anzug geyoren sollen. In zahlreichen Armeen des Aus landes kennt man diesen Unisormschmuck — denn ein Schmuck nur soll es sein, nicht unwürdig der Erinnerung an die Männer, die im Frieden und im Krieg ihn getragen haben. Beabsichtigt ist auch, den jetzigen einfachen Stehkragen durch den Klappkragen zu ersetzen, wie er gleichfalls im Kriege schon vielfach bei der Osfiziersuniform Verwendung fand, übrigens auch durchgehend bei der Kakhiuniform aller Truppen, die im Orient gefochten haben. Er ist viel bequemer, gesundheitlich auch viel empfehlenswerter als der einfache Stehkragen. Nicht aber ist beabsichtigt, einen Schlips einzuführen, wie mancherorts behauptet wird. An und für sich liegt übrigens nichts Unmilitärisches gegen den Begriff der Uniform darin; im Auslande ist er verbreitet und die deutsche Marine hat ja auch immer Weißen „Zivilklagen" nebst Schlips getragen. Übrigens auch Landtruppen. Gerade unsere schneidigste und todes- freudigste Truppe, die Flieger nämlich, haben während des Krieges — zum Entsetzen manches allpreußischen Generals — sogar das Recht erhalten, Kragen und Schlips bei geöffneter Uniform zu tragen. Man denkt übrigens daran, ebenso wie im Anfang des Krieges, die alte preußische Halsbinde — „eine Streichholzbreite über dem Kragenrand sichtbar" — wieder durch den seldgrauen Schal zu ersetzen, der allerdings ja sehr bald als — Taschentuch diente, beim Klappkragen aber zweifellos vor teilhafter aussteht als die Halsbinde. Natürlich wird es manche Kreife in Deutschland geben, die sofort von „Kinkerlitzchen" reden werden. Sie empfinden dabei zu wenig, daß eine derartige Konzession an die Angehörigen der Reichswehr etwas sehr Mensch liches, nur zu Verständliches enthält. In England z. B. sind vielfach sogar die alten Uniformen beibehalten wor den und sie werden mit besonderem Stolz getragen. An dem Ernst des Ganzen wird ja durch die Verschönerung der Uniform nichts geändert. Gerade weil unsere Reichs wehr in ihrer Arbeit so eingeengt, jeder Entwicklung be raubt ist, sollen Mann wie Offizier außerhalb des Dienstes chie Uniform gern und freudig tragen. Oie Notlage in Ostoberschlesien. Neue Arbeiterentlassungen. Die Verwaltung der Gräfin - Laura - Grube in Chorzow hat zum 15. August erneut Kündigungen aus gesprochen, von denen 408 Arbeiter, darunter 24 Schwer kriegsbeschädigte und ein großer Teil der noch in den deutschen Gewerkschaften Organisierten, betroffen werden. Die deutschen freien Gewerkschaften haben sich gegen die Maßnahme beschwerdesührend an den Demobilmachungskommissar und an den Warschauer Arbeitsminister gewandt. Nach einer Zusage des Demo bilmachungskommissars dürften schon im Laufe der nächsten Woche Verhandlungen zwischen den Gewerk schaften und den Regierungsstellen stattfinden. Zurzeit finden in Oberschlesien schon Wahlkämpfe zu den kom menden Sejmwahlen statt. Die radikalen Elemente entfalten eine rege Werbetätigkeit. Mehrere Volks versammlungen mußten wegen kommunistischer Zwischen fälle in Königshütte gesprengt werden. Sie Senser Konferenz ini MMnE Coolidge lehnt ab. Im Namen des Präsidenten Coolidge, der auf seinem Sommerfitz in Süd-Dakota weilt, wurde in Washington bekanntgegeben, daß die Vereinigten Staaten Englands Genfer Vorschläge nicht annehmen könnten, da ihre Folge wäre, daß die Völker sich noch größere Kriegsflotten zu legen würden, als sie jetzt schon besitzen. Es sei besser, die Konferenz abzu brechen, als daß die Ber einigten Staaten Verträge eingehen, die sie zwängen, ihre Rüstungen zu erhöhen. Ist diese Nachricht richtig, dann dürfte es in Genf keine Verhandlungsmöglichkeiten mehr geben. Trotzdem soll man in London noch die Hoffnung hegen, daß Eng lands Vorschläge wenigstens die Grundlage eines Abkommens bilden könnten. Auch in Tokio hofft man, daß doch noch ein Kompromiß möglich sein werde. Der Fehlschlag der Konferenz würde für Japan, das einem kostspieligen Wettrüsten entgehen möchte, eine bittere Ent täuschung bedeuten. , Keine Einmischung der Japaner in den englisch-amerikanischen Abrüstungsstreit. Wie der Daily-Mail aus Kobe berichtet wird, beschloß die japanische Marineleiümg auf einer gestern abgehallenen Kon ferenz sich in die englisch-amerikanischen Meinungsverschieden heiten nicht einzumischen. Ems //Richtigstellung" Mussolinis. Bozen war immer eine deutsche Stadt. Die beiden deutschen Abgeordneten für Südtirol, Baron Sternbach und Dr. Tinzl, haben dem italienischen Ministerpräsidenten Mussolini eine Denkschrift überreicht, die die von Mussolini in einer Kammerrede ge wähnte angebliche Entdeckung des Abg. Barduzzi im Archiv der Bozener Handelskammer richtigstellt. Diese angeblichen Entdeckungen waren bekanntlich der Aus gangspunkt zu der Behauptung, daß Bozen ursprünglich eine italienische Stadt gewesen sei. In der Denkschrift wird nun auf Grund wissenschaftlichen Materials nach gewiesen, daß Bozen niemals eine italienische, sondern immer eine deutsche Stadt gewesen ist, und daß auf keinen Fall von einer Wieder- italienisierung Bozens gesprochen werden kann. In dem Begleitschreiben zu der Denkschrift betonen die Abgeord neten, daß entgegen der Behauptung Barduzzis das Archiv des Marcantilo dem Magistrat von Bozen niemals ge heim gehalten sei, vielmehr seien die erwiesenen deutschen wissenschaftlichen Veröffentlichungen dieser Akten schon vor dem Kriege erfolgt, ohne daß irgend jemand aus diesen in italienischer Sprache abgefaßten Dokumenten Rückschlüffe auf die sprachliche Zusammensetzung der Be völkerung oder den angeblich italienischen Charakter der Stadt Bozen gesucht hätte. GeWreMdekung im Aoslandsverkthr. Das Porto nach dem 1. August. Es wird von postalischer Seite darauf aufmerksam gemacht, daß die Erhöhung der Postgebühren vom 1. August ab eintritt mit Ausnahme der neuen Paket- und Zeitungsgebühren, die erst vom 1. Oktober ab gelten. In der Zeit vom 1. bis einschließlich 15. August wird für Postsendungen, die noch nach den alten Gebührensätzen freigemacht sind, nur der Unterschied zwischen den alten und den neuen Gebühren als Nachgebühr erhoben. Nach dem 15. August wird für unzureichend freigemachte Brief sendungen (Briefe, Postkarten, Drucksachen, Geschäfts papiere, Warenproben, Mischsendungen) das Eineinhalb fache des Fehlbetrags unter Aufrundung auf volle 5 Pf., mindestens aber ein Betrag von 10 Pf. nacherhoben. Aus Anlaß der am 1. August in Kraft tretenden Ge bührenerhöhung sür den innendeutschen Verkehr treten im Verkehr mit dem Ausland folgende Änderungen ein: Für Sendungen nach der Freien Stadt Danzig, Litauen und dem Memelgebiet, Luxemburg und Öster reich gelten gleichfalls die künftigen innendeutschen Gebühren. Im Verkehr mit Ungarn bleiben die Gebühren für Briefe, Postkarten und Blindenschriftsendungen unver ändert, dagegen unterliegen fortan Drucksachen, Geschäfts papiere, Warenproben und Mischsendungen den innen deutschen Gebühren mit der Maßgabe, daß für Geschäfts papiere und für Mischsendungen, die Geschäftspapiere enthalten, stets ein Mindestsatz von 20 Pf. erhoben wird. Drucksachen, Geschäftspapiere und Mischsendungen im Gewicht von mehr als einem Kilogramm nach den vor genannten Ländern unterliegen den Gebührensätzen des Weltpostverkehrs. Ferner kommt im Verkehr mit dem Saargebiet, mit der Freien Stadt Danzig, mit Litauen und dem Memelgebiet, Luxemburg, Österreich und Ungarn für Zeitungen und Zeitschriften, die unmittelbar vom Verleger versandt werden, für geheftete und ge- bundene Bücher, die nicht zu Ankündigungen oder An preisungen dienen sollen, und für literarische und wissen schaftliche Werke, die zwischen gelehrten Anstalten ausge wechselt werden, eine Gebühr von 5 Pf. für je 100 Gramm zur Erhebung. Dieser Satz gilt auch im Verkehr mit den übrigen Ländern, nach denen die vorgenannten Arten von Drucksachen zugelassen sind; die ermäßigte Gebühr von 3 Pf. bis 50 Gramm fällt künftig weg. Im Grenzverkehr (30 Kilometer beiderseits der Grenze) mit Belgien, Däne mark, den Niederlanden und der Schweiz beträgt die Gebühr für Briefe für je 20 Gramm 15 Pf-, für Post karten, einfache 8 Pf., mit Antwortkarte 16 Pf., ferner, jedoch nur im Verkehr mit Dänemark, für Geschäfts papiere für je 50 Gramm 5 Pf., mindestens 15 Pf. Die übrigen Auslandsgebühren bleiben für den Brief verlehr unverändert. Lärm im Wiener Gememderat. Russischer Protest in Wien. Im Wiener Gemeinderat kam die Vorlage über die während der Wiener Schreckenstage gegründete Gemeinde schutzwache zur Erörterung. Während der Begründung der Vorlage setzte bei den Christlichsozialen und bei den Großdeutschen heftiger Lärm ein, wobei einzelne Ge meinderäte mit Aktentaschen aus die Pulte schlugen. Man hörte auch Glocken und Pfeifen. Gegen den Bürgermeister Seitz wurde der Vorwurf erhoben, daß er die nur für die Tage der Gefahr errichtete Gemeindewache weiterbehalten wolle. Der Bürgermeister verteidigte die Verfassungs mäßigkeit seiner Verfügung. Schließlich wurde die Vor lage über die Ausstellung einer Gemeindeschutzwache unter dem Protest der Minderheit angenommen. Die Wiener Sowjetgesandtschaft hat gegen eine Er klärung des Vizekanzlers Hartleb bei der öster reichischen Negierung Einspruch erhoben. Der Vizekanzler hatte behauptet, daß mehrere Funktionäre der Berliner Handelsvertretung der Sowjetunion während der Auf ruhrtage in Wien geweilt hätten, um bolschewistische Mtionen vorzubereiten. Die ersten Zeichnungen für die Hindenburg-Spende. Deutschamerikaner beteiligen sich. Dankenswerterweise haben sich schon jetzt die preußi schen Provinzialverwaltungen entschlossen, sich mit einem Gesamtbetrag von 200 000 Mark an der Hindenburg- Spende zu beteiligen. Innerhalb der großen Wirtschafts verbände setzt, nachdem nunmehr auch die Industrie und die Landwirtschaft besonders aufgerufen haben, gegen wärtig eine starke Werbetätigkeit unter den Mitgliedern ein. In ganz besonders mustergültiger Weise ist die Wer- vung veretts von einzelnen Handelskammern, darunter vor allem auch von der Berliner, geregelt worden. All mählich gehen der Geschäftsstelle der Hindenburg- Spende, Berlin NW. 40, Scharnhorststraße 35, auch die Meldungen der Postämter über die bei ihnen bisher ein gezahlten Beträge zu. Ganz besonders erfreulich und kennzeichnend für die V e r e h r u n g, die der Reichsprä sident in den breiten Schichten genießt, ist, daß die Beiträge, soweit sie bei den Postämtern eingezahlt werden, sich zum großen Teil aus Beträgen von 20, 30 und 50 Pf. zufammensetzen. Interessant ist auch, daß aus den Kreisen der deut schen Presse in Nordamerika, vor allem in Milwaukee und Wisconsin, schon jetzt Stimmen vorliegen, die erkennen lassen, wie der Gedanke der Hindenburg- Spende bei den Deutschen und ehemaligen Deutschen Nordamerikas gezündet hat. Diese Tatsache verdient um so mehr Anerkennung, als gerade die Deutschen sich finan- zielt sehr stark an der Behebung der Flutschäden des Mississippiunglücks beteiligt haben. Giahlhelmiag und Amtsvorsteher. Eine Richtigstellung des Ministers Grzesinski. Die deutschnationale Landtagsfraktion ersuchte das Ztaatsministerium in einer Kleinen Anfrage um Auskunft, ob es zutreffe, daß die Amtsvorsteher, Land- üger usw. geheim angewiesen worden seien, Feststellungen iber die Finanzierung des Stahlhelm age s zu machen und insbesondere festzustellen, ob irgendwelchen Stahlhelmmitgliedern Vorteile geboten -der versprochen seien, wenn sie zum achten Reichsfront- oldatentag nach Berlin kämen. Der preußische Minister »es Innern bat diese Anfrage in folgender Weise richtig- zestellt: , Der Reichskommiffar für Überwachung der öffent lichen Ordnung beim Neichsministerium des ^nnern hatte