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Amts- M Ailzckckatt Ah»««n»e«t "irrtelj. 1 M. 25 Pf. einschließl. der „Jllustr. UnterhaltungSbl.' u. der Humor. Beilage .Seifen blasen' in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Lrlrgr.-Adrrstt: Amtsblatt. für den MM des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. JnsertionspreiS: di« kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Fcrnsprrchrr Nr. List. SS. n-m 55. Jahrgang. Sonnabend, den 20. Jnni L««S Jahrmarkt (nm Krammarkt) am 3S.und3V.Juni19v8 in Eibenstock. Jem Ulax I'rieärLoL 8Lexe1 hier ist heute an Stelle des für ihn am 10. Juni 1905 ausgestellten Arbeitsbuches Nr. 100 ein neues Arbeitsbuch ausgestellt worden. Um Mißbrauch zu verhüten, wird dies hiermit bekannt gemacht. Stadtrat Eibenstock, den 15. Juni 1908. Hesse. L. Die Zukunft Deutsch-Südweflafrtkas. lieber Deutsch-Südwest-Afrika hat der deutsche Konsul in Glasgow, Herr Kiep, einen interessanten Vortrag gehal ten. Der Konsul schildert die Eindrücke, die er während eines dreiwöchentlichen Aufenthalts im Schutzgebiete empfangen hat, folgendermaßen: Ich habe die Hoffnung gewonnen, daß Sudwestafrika in gegebener Zeit wirklich ein deutsches Land werden kann, und daß dadurch deutsche Art und Sitte in der späteren Entwicklung Südafrikas mit ins Gewicht fallen wird. Das Klima ist im ganzen genommen so, daß Europäer dort leben und sich fortpflanzen können, ohne Schaden zu erleiden. Seit dem Kriege sind wir erst wirk liche Herren im Lande geworden, vorher waren wir es nicht. Wir haben gutes Land an Ansiedler zu vergeben, an Mine ralien ist das Land ganz ohne Zweifel reich und Wasser wird wohl sicher an immer mehr Stellen erschlossen und, wo es angebracht ist, werden Stauanlagen geschaffen werden. Nichts hindert einen jährlichen Zuzug von ein paar Tausend Menschen; in zehn Jahren können sich in Südwestafrika 30000 bis 40000 Deutsche befinden, und dann wird das Land für alle Zeit dem Deutschtum gehören. Ich habe mich dort nach Möglichkeit umgehört, bin mit höheren Beamten, Kaufleuten, Landwirten und Handwerkern in Berührung ge kommen. Geschimpft und kritisiert haben die meisten, aber auf meine Frage, ob ein Mann, der arbeiten wolle, dort sein Brot verdienen könne und nicht Not zu leiden hätte, hat mir ausnahmslos jeder geantwortet, „das sei ja ganz selbstredend". Heute schon ist Südwestafrika viel weiter als ich glaubte und wie es wohl die meisten daheim annehmen. Es kann das erste Land über See werden und dieses ist doch wohl ein Ziel, unseres Volkes würdig und wofür selbst große Opfer zu bringen wir jederzeit gewillt sein sollten. Lernen müssen wir noch vieles, aber das haben andere Völker auch tun müssen; vom Himmel fällt nichts. Von den vielen Kritiken, die man hört, ist ohne Zweifel manches richtig, doch wir soll ten emsig zu bessern suchen. Viele Klagen beruhen auf zu einseitigem Betonen des eigenen persönlichen Vorteils ohne Rücksicht und Ueberblick auf das Ganze. In Deutsch-Süd westafrika hat fast jeder alles von der Regierung erwartet. Fast alle öffentlichen Arbeiten werden dort von der Regierung geleistet. Tagesgeschichte. ,— Deutschland. Berlin. Zu den Steuer- plänen des Reichsschatzsekretärs Sydow gehört, wie die „Freis. Ztg.' von einwandfreier Seite erfahren zu haben be hauptet, auch das Projekt einer Zündholz- und Leucht gassteuer. — Berlin, 18. Juni. Die Reichsbank hat den Wechseldiskont auf 4 und den Lombardzinsfuß auf 5 Proz. herabgesetzt. — Berlin. Folgender königlicher Erlaß ist an den Minister des Innern ergangen: In Würdigung der hohen Bedeutung, welche das Feuerlöschwesen für das Wohl des Staates gewonnen hat, in Anerkennung ferner der Verdienste, welche die innerhalb des Staatsgebietes bestehenden Feuer wehren sich erworben haben, endlich zum Ansporne für weitere treue Dienste will ich für vorwurfsfreie und verdienstvolle Betätigung im Feuerlöschdienst ein Erinnerungszeichen stiften, lieber die Form dieses Abzeichens und über die näheren Be stimmungen der Verleihung hat mir der Minister des Innern weitere Vorschläge zu unterbreiten. Neues Palais, d. 15. Juni 1908. Wilhelm L — Berlin. Heute nachmittag gegen '/,3 Uhr wurde das Urteil in dem Prozeß gegen den Schriftsteller vr. Rie del gefällt. Wegen Sittlichkeilsverbrechen und Verleitung zum Meineide wurde Riedel zu vier Jahren Zucht haus und Ehrverlust auf die Dauer von zehn Jahren vemrteilt. — Hamburg, 17. Juni. Das Oberkriegsgericht ver urteilte den Anarchisten AlbertLiebsch, der vom Kriegs gericht wegen Nichrbefolaung eines Gestellungsbefehles zu 2 Jahren 9 Monaten Gefängnis vemrteilt worden war, m der Berufungsinstanz nunmehr zu 6 Jahren Gefängnis. — Dänemark. Kopenhagen, 17. Juni. Prinz Harald von Dänemark hat sich gestern mit Prinzessin Helene, Tochter des Herzogs Friedrich Ferdinand von SchleSwig- Holstein-Sonderburg-Glucksburg verlobt. — Frankreich. Paris, 17. Juni. Das Couvert, welches die Formel Lemoines zur Fabrikation von Dia manten enthalten sollte, ist geöffnet worden. Der Unter suchungsrichter ist der Ansicht, daß die Formel auf Schwindel beruhe. Wie der Untersuchungsrichter mitteilt, ist Lemoine geflüchtet. — Lemoine wurde in Paris in den Kreisen seiner eleganten Freunde für ein Genie gehalten. Er hat den Ruf glänzend gerechtfertigt. Verstand er es auch nicht, aus Kohlen Diamanten zu machen, so hat er es doch fertig gebracht, aus dem Londoner Millionär und Minenbesttzcr Wernher in ge schickter, formell fast unangreifbarer Weise Gold im Werte von Millionen zu münzen. Mit einiger Kenntnis der Theorie der Diamantenfabrikation und nfit einem wohlgelungenen Experiment, dessen Gelingen ein genialer Trick sicherte, täuschte er hervorragende Pariser Fachleute. Danach war es ein leichtes, die Millionen in die Tasche zu bekommen. Und Lemoine, der nichts weniger als schüchtern ist, konnte seinen gutgläubigen Geldleulen überdies die Bedingungen eines Kontraktes mit ihm diktieren. In diesen wurde die Be stimmung ausgenommen, daß das Rezept zur Diamanten fabrikation, die Zusammensetzungsformel, versiegelt bei einer Londoner Bank hinterlegt werden müßte, und die Gegenpartei erkannte ausdrücklich an, daß das Geheimnis erst nach dem Tode des Erfinders enthüllt werden dürfte. Darauf ging Lemoine an die Arbeit. Aber die Resultate blieben und blieben aus. Da wurden die Geldleute unruhig, dann wanderte Lemoine in Untersuchungshaft, und da bewies er wieder sein Genie, indem er sich glücklich „heraus'schwindelte. Wieder ging es an die Arbeit, wieder traten Verzögerungen ein. Kolossale elektrische Ströme mußten geschaffen, wundertätige Retorten und Schmelztiegel aus dem Auslande bezogen werden. Lemoine sing seine Sache geschickt an. Seine Vor bereitungen mußten von Fachleuten als sachgemäß anerkannt werden. Nun aber hat die rauhe Hand des Untersuchungs richters störend in dies Idyll von „Arbeit" und „Wissenschaft" eingegriffen. Die Oeffnung des geheimen Kuverts wurde verfügt. Lemoine, das Kind des Glückes, halte hiervon recht zeitig Wind bekommen. Jetzt hat er das Weite gesucht. Damit ist wieder ein Akt der Gaunerkomödie beendet. Daß das Stück des genialen Schwindlers hiermit aber sein Ende erreicht haben sollte, ist recht unwahrscheinlich. Ein so genialer Schauspieler stirbt in den Sielen. — Paris, 8. Juni. Der Untersuchungsrichter erhielt einen Brief von Lemoine, worin dieser mitteilt, aus welcher Ursache er geflüchtet sei. Gr gibt an, seine Hauseigentümerin habe ihn gehindert, seine Versuche mit der nötigen Ruhe vor zunehmen. Er werde später zurückkehren und seine Wider sacher niederschmettern. Die Gerichtsbehörden sind überzeugt, daß Lemoine sich in der Nähe von Paris noch aufhält. — Paris, 18. Juni. Nach Depeschen des „New-Hork Herold" erscheint Tafts Wahl gesichert, doch ist die Entscheidung vielleicht noch nicht heute, sondern erst Freitag zu erwarten. — Amerika. New-Hark, 17. Juni. Heute wurde eine halbe Million Dollars Gold nach Deutschland verschifft. — Newyork, 17. Juni. Weitere 2'/, Millionen Dollars Gold wurden heute nachmittag zur Verschiffung nach Deutschland bestellt. — Marokko. Tanger, 17. Juni. Nach einer Depesche aus Fez vom 14. d. Mts. wurden Buchta den Bagdadi und sein Bruder auf Befehl Mulay Hafids gefangen gesetzt und ihre Güter mit Beschlag belegt. Oeffentliche Ausrufer verkünden die Wiedereinführung der Tabak- und Torsteuer. Widerspruch wurde nicht erhoben. Mulay Hafid hat sich gestern mit seiner Cousine, eine Tochter Mulay Stmails, vermählt, und die elektrischen Anlagen, Automobile und alle Gegenstände europäischen Ursprunges zerstören lassen, welche Abdul Aziz gehörten. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock. Wie wir vernehmen, ist bei dem Besuche Sr. Majestät des Königs die Besichtigung der hiesigen Industrieschule mit vorgesehen, wobei gleich zeitig eine Collectiv-Ausstellung Eibenstocker Fabrikate geplant worden ist. — Eibenstock, 19. Juni. Gestern ist über dem Haberleithenportale des neuen Rathauses auf dem dafür vorhandenen Sockel eine in Kupfer getriebene Berg- mannSfigur ausgestellt worden. Die Ausführung der Figur lag in den Händen der Firma für Baudekorationen Walter Kunitz in Berlin, die ihre Aufgabe in künst lerischer Weise gelöst hat. Die Figur stellt einen Bergmann im Arbeitsanzug mit geschulterter Kreuzhaue dar. Die Aus führung hat nach lebendem Modell stattgefunden, dem ein aus Schneeberg entliehener Originalanzug zur Verfügung stand. Natürliche Darstellung wurde dadurch verbürgt. Das Standbild, das mit Sockel 2 m hoch ist, bildet einen weiteren schönen Schmuck des neuen Rathauses. Geschaffen aus Mitteln des Bergbegnadigungfonds, ist es bestimmt, als Hin weis zu dienen auf die schönen, aber auch oft ernsten Zeiten, da im „kurfürstlich sächsischen freyen Bergstädlein zum Eyben- stock" und in seiner Umgegend der Bergmann der Erde Schätze hob, als Hinweis auch auf die Zeit, da der Berg segen nachlieb und das letzte „Glückauf" aus Bergmanns munde für Eibenstock den Eintritt anderer Zeiten verkündete. — Eibenstock. Die am Donnerstag abend im Deutschen Hause stattgefundene öffentliche Volks versammlung hatte sehr starken Besuch aufzuweisen und verlief ungestört. In unserer nächsten Nummer werden wir ausführlich über dieselbe berichten. — Schönheide. Nächsten Sonntag wird Herr Diako- nus Ü68. Böttger in sein Amt durch Herrn Superintendent Thomas-Schneeberg eingewiesen werden und darauf seine Antrittspredigt halten. — Dresden. Einer Einladung des Kaisers folgend, wird Se. Maj. der König an der diesjährigen Kieler Woche teilnehmen. Der Monarch beabsichtigt am Donners tag, den 25. d. M., nach Kiel zu reisen und ain Sonntag, den 28. Juni, wieder nach hier zurückzukehren. — Dresden, 18. Juni. Der König wohnte heute vormittag mit den Mitgliedern der Königlichen Familie der Fronleichnamsfeier in der Katholischen Hofkirche bei. Heute abend begibt sich Se. Majestät nach Zeithain und wird morgen die Truppen des Gardereiterregiments besichtigen. Dresden. Vom 20. bis 25. Juni findet unter dem Protektorat Sr. Maj. des Königs das 13. deutsche Bundes- kegeln statt. Am 21. erfolgt mittags eine Bannerauffahrt zum Festplatz, wo darauf das Bundeskegeln beginnt. Die Hauptversammlung ist für den 22. Juni, der Schlußkommers mit der Verkündung der ersten Sieger für den 25. Juni festgesetzt. — Leipzig, 18. Juni. Die Ermittelungen über den Leichenfund in der Pleiße haben zur Verhaftung der Schwe ster der getöteten Emma Heine und der Hausmannskrau Poser aus der Kronprinzenstraße 62 geführt. — Nach den neuesten Ermittelungen der Behörden tritt die Unwahrschein lichkeit eines an der Emma Heine verübten Mordes immer mehr hervor. Alle Anzeichen scheinen auf einen Unglücksfall als Todesursache hinzudeuten. Die vorgenommenen Ver haftungen werden aufrechterhalten. Anscheinend kommt dabei Mittäterschaft bei der Zerstückelung und Beseitigung der Leiche in Frage, zum mindesten aber Mitwisserschaft. — Am heutigen 18. Juni vollendet sich ein Zeitraum von 50 Jahren, seitdem bei der Universität Leipzig die heftigen studentischen Unruhen ausbrachen. Diese Unruhen begannen den 18. Juni 1858 und dauerten bis gegen Mitte des folgenden Monats. Die ganze Leipziger Bürgerschaft stand mit Be geisterung auf Seite der Studenten, völlig anders als 2 Jahre später (1860) bei dem sinnlosen Skandal gegen die Leipziger Kommunalgarde, bei welcher Gelegenheit der bekannte Stu dentenauszug nach Möckern stattfand. — Leipzig, 17. Juni. Heute nacht sind, von Nürn berg kommend, ca. 100 Angehörige des französischen Buchgewerbes hier angekommen, die heute und morgen hier verweilen und verschiedene Buchdruckereien und buch gewerbliche Anstalten sowie Sehenswürdigkeiten besichtigen. Am Freitag begeben sich die Gäste nach Dresden, von wo sie abends 7 Uhr über Röderau nach Berlin fahren und dort 10 Uhr 21 Min. eintreffen. Am Sonnabend werden in Ber lin industrielle Etablissements besucht. Sonntag früh wird der Besuch fortgesetzt. Nachmittag l Uhr wird die Rückfahrt nach Paris angetreten. — Zwickau, 16. Juni. Strafkammer III. Wegen eines Anfang Mai d. I. bei dem Materialwarenhändler Riedel in Hundshübel unter den Voraussetzungen des be sonders strafbaren Rückfalls verübten Ladenkaffendiebstahls von 11 Mk. erkannte man wider den Handarbeiter F. Sch. in Eibenstock unter Zubilligung mildernder Umstände und Auferlegung der Kosten und Anrechnung von 1 Monat Untersuchungshaft auf 5 Monate Gefängnis. — Werdau. In dem reichlich 1900 Hektar großen Werdauer Walde sind dem Wirbelwind am Freitag voriger Woche etwa 5000 Festmeter, das sind mindestens 20000 Bäume, zum Opfer gefallen. — Schedewitz, 17. Juni. Heute früh in der 6. Stunde wurde ein seit einiger Zeit an der hiesigen Schul als Vikar angestellter 26jährigrr Lehrer verhaftet. Der Ver haftung soll eine Anzahl sittlicher Verfehlungen an keinen