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Montag, 24. November 1S1Z S. Jahrgang. Nr. 272 Diese Nummer umfaßt 8 Setten. 1 ! älx'it'» ' el),' nn nndt'nr L'esle. In M e x i k o sind zwei Züge mit Bundestrup - pen, die auf Dyuamitminen stießen, in dieLuftge - flöge n.") Das von OberstvonReuter vom Jnfante"ie-R«iiment in Zabern cingereichte Abschiedsgesuch ist vom Kaiser nicht genehmigt wo den. Die deutsch-böhmische Lehrerschaft sieht na> dem die Regierung die Regulierung de: Lehrerge- halte zugesagt hat, von der passiven Resi denz a b. darfes an Essen und Kleidung gewerbsmäßig betrieben wurde. Die Spinnstube wird auch in Len entlegensten, vom modernen Verkehr am wenigsten berührten Gebieten immer seltener. Aber dafür hat sich die Frau ungleich mehr Ge biete erobert, aus denen sie früher ausgeschlossen war, ja in denen ihre Mitarbeit verfehmt war. Dazu gehört vor allem das gesamte Gebiet einer Tätigkeit, die irgendwelche amtliche Stellung mit sich brachte, wie eben die Post. Dann doch auch — mit verschwindend geringen Ausnahmen — die gesamte Büro- und Kontorarbeit. Gerade in den Ge werben, di« e-st durch unsere moderne industrielle Ent wickelung, durch den gewaltigen Au schwung von Handel und Verkehr im Len letzten Jahrzehnten zu ihrer großen Be deutung emporkamen, ist die Frau heimisch geworden. Die Frauenarbeit hat hier Fortschritte erzielt, die jene der Ee- we be selbst noch weit hinter sich ließen. So ist z. B. im Versichernngsgewerbe, also einem echt neuzeitlichen Ee- werbe, in den zwölf Jahren, von 1895 bis 1907, die zwischen de: letzten und vorletz en Berufszählung liegen, die Zahl der männlichen Angestellten in Kontor und Büro nach der amtlichen Statistik von 13 566 auf 43 021, die der weiblichen von »31 auf 3133 gestiegen. In dem ebenfalls erst in der neuesten Zeit zur vollen Blüte emporgekommenen polygra phischen Gewe be stieg die Anzahl des männlichen Kontor und Diiropetsonals in demselben Zeitraum von 6038 auf 10 758, die des weiblichen aber von 616 auf 3172. Endlich weist die junge chemische Industrie bei dem männlichen Per sonal von 1896 bis 1907 nur eine Zunahme von 6018 auf 11 408, bei dem weiblichen dagegen von 185 aus 1685 auf. Unsere vorhin ausgesprochene Annahme, daß gerade die in der neuesten Zett erst zu voller Entwicklung gelangten Gewerbe ganz besonders zahlreich von den > arbeitenden Frauen ausgesucht werden, wird ganz besonders durch die Tatsache bestätigt, daß in den Kontoren zugleich mit der Schreibmaschine auch, das Tippfräulein siegreich ein zog, ge erweist sich in oein Einormgeir weiblicher Arbeits kräfte in das technische Personal dieser Betriebe. In der chemischen Industrie z. D. weiß die Derufsstatistik von 1895 neben 4082 Männern des technischen Aufsichts- und Betriebs personals nur 12 Frauen aufzuzählen, die von 1912 dagegen schon 217 Frauen neben 13 919 Männern. In dem poly graphischen Gewerbe ist eine Zunahme des weiblichen tech nischen Personals von 14 auf 115 festzustellen, im Künst lerischen gar von 1 auf 44, im Dersicherungsgewerbe von 1 auf 28. Das männliche Personal ist in diesen Betrieben lange nicht in diesem außerordentlich hohen Verhältnisse ge stiegen. Es sind nur ein paar Beispiele, die wir hier von dem gewaltigen Anwachsen der Zahl der erwerbstätigen Frauen aus der Fülle des Materials, das die amtliche Sta tistik gibt, ansllhren konnten. Aber sie dürften gerade im Hinblick auf die Vermehrung der Gehilfinnen im Post- und Telegraphendienst jetzt von Interesse sein. Auch die be amtete Frau kam ja zugleich mit den modernen Zweigen Die A t h e n i s ch e K a m m e r hat den Entwurf desgrie ch i s ch - t il r k i s ch c n F r i e d e n sv e r t r a g e s in erster Lesung angenommen. In Zabern wurde ein Feldwebel unv neun e l - sässische Soldaten des Infanterieregiments Nr. 99 verhafte t.*) des öffentlichen Verkehrswesens auf. Telegraph und Tele phon waren ihre Wegweiser in die Amtsstuben, die man ihnen bisher sorgfältig verschlossen hatte. Auch hier zeigt sich also der Zusammenhang zwischen unserer neuzeitlichen wirtschaftlichen Entwickelung und dem Vordringen der er werbenden Frau. Und wenn am Freitag die bayrische Kam mer dem Wunsche Ausdruck gab, den Frauen möge das ak tive Stimmrecht zu den Wahlen der Kaufmanns- und Ge- merbegerichte und zu den Handels- und Dewerbekammern verliehen werden und die Regierung diesem Anträge gegen über eine wohlwollende Handlung einnahm, so stützten Re gierung wie Volksvertretung ihren Wunsch eben aus di« gewaltige Bedeutung, welche die erwerbstätige Frau im mo° dernenEeschüftsleben erlangt hat. Die Iran im Erwerbsleben. Rund 7700 Gehilfinnen werden vom nächsten Jahre ab im Post, und T e l e g r a p y end ie nst eiarsmußig angostcllt sein. Bedingt wird die andauernde Vermehrung dec weiblichen Arbeitskräfte bei der Post vor allen Dingen durch die erstaunliche Entwicklung des Fernsprechverkehrs. Jährlich werden rund 100 000 neue Anschlüsse vorgenommen. Menn man sich der großen Schwierigkeiten erinnert, die einer Beschäftigung weiblicher Beamten entgegenstanden — es bedurfte des ganzen Einflusses der Kronprinzessin, späte ren Kaiserin Friedrich, um die ersten Versuche mit weib lichen Arbeitskräften in dem Beamtenstaate überhaupt in die Wege zu leiten — so wird man sich erst die Bedeutung jener Ziffer recht vor Augen stellen können. Es drückt sich in ihr ein Stück Kulturgeschichte aus, das wachsende Eindringen der Frau in das moderne Erwerbs- und Ver kehrsleben. Gewiß soll man nie vergessen, daß manche Ar beitsgebiete, in denen die Frau in früheren Jahrhunderten Alleinherrin oder nahezu Alleinherrin war, ihr verloren gegangen sind, jo mehr die Herstellung des häuslichen Be Grünäung eines gweigvereins vom Nöten Rreuz Auertal. Zum Zwecke der Begründung eines Zweigveretns vom Roten Kreuz Auertal war von Herrn «Kommerzienrat Röll für Sonntagnachmittag ein« außerordentliche Gene ralversammlung der Mitglieder des Landesvereins vom Roten Kreuz, die im Auertal leben, nach dem Saale des Hotels Viktoria einberüfen worden. Zahlreich war dieser Einladung Folge geleistet worden, u. a. waren auch Herr Amtehauptmann Dr. Wtmme r - Schwarzenberg und Herr Bürgermeister Hofmann erschienen; ferner war der stell vertretende Vorsitzende des Landesvereins vom Noten Kreuz, Herr Generalmajor z. D. Schmidt.Dresden an wesend. Auch die Mtglieder der Sanitätskolonne Auertal waren in erfreulicher Anzahl vertreten. Nachdem Herr Kommerzienrat Röll im Namen des Direktoriums die Erschienenen mit herzlichen Worten begrüßt hatte, betonte er, daß eine vor Jahresfrist im ganzen Lands unternom mene Agitation des Landesvereins besonders auch im Auer- ral einen großen Erfolg gehabt hat. Durch diese Agitation war in Aue die Mitgliederzahl von 10 auf 183, in den übrigen Gemeinden des Auertals von 14 auf 52 gestiegen, sodaß der Landesverband in Aue 235 Mitglieder zählt. Weiter erläuterte Herr Kommerzienrat Röll das Verhält nis zur Sanitätskolonne, worauf Herr Generalmajor z. D. Schmidt einen Vortrag über Wesen und Zweck der heimi schen Organisation vom Roten «Kreuz hielt. Redner legte dar, daß in außergewöhnlichen Fällen — bei Kriegen, Seuchen usw. —> neben der staatlichen (mili tärischen) auch die private Hilfstätigkeit eingreifen muß, um die Verwundeten und Erkrankten zu pflegen. In diesem Sinne ist das Note Kreuz als eine Unterstützung des Staa tes ins Leben gerufen worden. Vorher gab es neben der amtlichen auch schon private Hilfstätigkeit, die sie ausüben den Organisationen wurden aber stets eigens zu bestimm- ten Zwecken gegründet und nach deren Erfüllung wieder rufgelöst. Das Note Kreuz hingegen ist im Frieden ge- Das Wichtigste vom Tage. Das Z e p pe l i n l uf t sch iff L. VI ist mit der militäri schen Abnahmekommission von Friedrichshaen nachGotha gefahren. - - /luer Tageblatt WZWZ üii, KMMW stldN adziholt 1.»» Mk„ monatlich t» pfa. durch diu dci«nräo-r fk«I in. -au, »i,rt«l- E -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Mer Sonntagsblatt. n "'n UN» Nu-,ad«st«u«n, fowi« Sprechstunde der Nedaktl»« mit stuenahm» Ser Sonntag» nachmittag« 4—- Uhr. — Telegramm-flSrrffr I Tagebla« Meerzgebtrg». Zernsprecher SS. uohmra drgrUungrn «nta«g«ü> )ür unverlangt elngestmdte Manuskripte kann Sewühr nicht geleistet werden. Anzeiger für -as Erzgebirge W- E ' . . » -. «»er In »er tau» nicht leist«« «««»««, w«nn »I» Nufaab, In/,rat«, durch e,rnspr«ch«r «rfoiat o»«r »a, Manuskript nicht »«utUch lr,bar ist. Der Bauernschreck. Skizze von Kurvt von Oerthel. (Nachdruck vnboirn) Wenn ich immer wieder von dem Schreckgespenst in den Tiroler Bergen lese, das seit mehreren Wochen schon uner kannt sich seinen Verfolgern zu entziehen weiß, und die ahnungslosen Viehherden auf den Almen zerreißt, das mit struppiger Mähne bald hier und bald dort auftaucht und so gar sorglosen Schulbuben eine Weile Weges nachkäuft, ohne seine Identität durch Brüllen oder Fauchen nachzuweifen, dann muß ich immer des alten, närrischen Abdullah Cffendi gedenken, der mir einst in ein«: Stunde süßen Keyfs im Taf6 Jettavah an der Galatabrücke das tragische Lebens schicksal seines Freundes Omar Hassan berichtet«: Der arme Omar Hassan! Er hat seinen Hang zum Exzentrischen, zum Eigenartigen, Besonderen bitter büßen müssen. Statt sein Wissen ehrsam und brav in den Medessen zu schärfen, den theologischen Hochschulen, allwo sein Vater ihm einen guten Platz für klingende Münze hinterlegt hatte, trieb er sich tagelang in den Herbergen vagierender Dettelmönche und schmutziger Derwische umher, die aus eigener Machtvollkom menheit sich mit dem Glorienschein ihrer heil. Mission ange tan hatten, oder stellte sich des Freitags in einen bei- Tor- bogen an der Pforte der Glückseligkeit, um den ängstlich ver schlossenen Wagen des Padischah votüberrasseln zu sehen und die Sinne an dem bunten, farbenfrohen Pompe feiner Be gleitung zu berauschen. In solchen Augenblicken schlug Omar Hassans Herz höher und trieb seinen brennenden Ehr geiz auf den Siedepunkt. Padischah werden — nein, so weit verflieg er sich nicht einmal, ihm nur ähnlich fein, gebieten und reich sein, sehr reich. Und di« Phantasie gaukelte ihm die üppigsten Bilder vor. Als großer Prophet wollte er bud dle Welt ziehen, wie einst Mohameds oder bescheidener, wie der Mahdi, dessen Siegeslaufbahn erst di« überlegenen Feuerwaffen der Europäer ein Ende bereiteten. Doch das unabänderliche Kismet hatte Omar ein amdenes Los be- stimmt. Da er auf den Erwerb seine» tägliche» Brotes an- gewiesen war, so trat er eines^Tages in den Dienst eines) Gott willDseüfzte er befriedigt auf meine lebhafte Vernei« reichen Türken, dessen prächtige, fvüchtespendende Gärten an das bescheidene Häuschen grenzten, in dem ich mein Quar tier aufgeschlagen hatte. Wenn abends der Mnrzzin Feier allem Werkeltage geboten hatte, und die Dämmerung grau und schwül über die engen Straßen kroch, dann hockte Omar selbstzufrieden auf den naßkalten Steinfließen am Selam- lik seines Gebieters nieder und schmauchte vorzüglich sein dickbäuchiges Nargileh, wie es sich nach Fuss und Recht für einen treuen Türhüter schickt. Und wenn ich meines Weges an ihm vorüberging, dann, meinte ich, in dem stillen Manne mit den großen, fragenden, fast ängstlichen Kinderaugen das Ideal innerer Zufriedenheit zu sehen. Er rief mir freund lich das Temena zu, den mohamedanischen Gruß, und tastete mvhanisch nach Stirn und Herz, um mich seiner Ergebenheit zu versichern. Nur eins stand in seltsamem Kontrast zu seiner Person, das schlaue, überlegene Lächeln, das bei allen passenden und unpassenden Gelegenheiten wie ein Irrwisch geschwind über die abwärts gezogenen, unschönen Lippen huschte. Eine» Morgens war das Schreckliche unvermutet über die stille Nachbarschaft hereingebrochen. Als ich um Tages anbruch schläfrig mein« Fensterläden in die Höhe geklappt hatte und mir den kühlen, erfrischenden Wind über die Glie der streichen ließ, da stand vor dem Garten des Nebenhauses ein Hause Volks und gestikulierte lebhaft mit den Händen, um das allen Unfaßbare begreiflich zu machen. Merkwür- big, ein böser Gedanke durchkreuzte bei diesem Anblick mein Hirn, der schnell Bestätigung finden sollt«: D.'>. . .Ich? I- him war ermordet und beraubt worden, ermordet und be raubt von seinem eigenen Türhüter. Kaum hatte ich mich notdürftig angekleidet, da stürmte auch schon ein Kawaß ge- schäftig die Stiegen »u meiner Wohnung empor, ftöckerte mit seinem langen Säbel aufgeregt in den Ecken meines Schlafzimmers umher, und wischte sich dann, sichtlich er leichtert, seine Pflicht erfüllt und gleichzeitig der schwieri gen Aufgabe, den Mörder dingfest zu machen, überhoben zu sein, mit dem Rockärmel den Angstschweiß von seiner Sttrn. Ob ich von dem Flüchtling etwa» wüßte. Maschallah! Wie nung und machte es sich in meinem Lehnstuhl bequem. Ich hing Währenddessen eigenen Gedanken nach, und «in Ge fühl tiefer Beschämung beschlich mich für Omar Hassan, des teten Ibrahim Türhüter, der so schnöde Pflicht und Mensch lichkeit über seinen verblendeten Ehrgeiz, seiner wahnwitzi gen Sucht nach Besitztum vergaß. Seit jenem Morgen aber wurde er nicht mehr wiedergesehen. — Einige Wochen später wurde die öffentliche Aufmerksamkeit durch «in merkwürdi ges Vorkommnis von ihrer alltäglichen Bahn abgelenkt. In den wilden, zerklüfteten und unwegsamen Bergen Albaniens, etwa eine Halbtagsreise von Uesküb, auf dem Wege nach Jerisovitsch, wütete «in wildes, gieriges Raubtier, das nachts heimtückisch die Herden überfiel und die weidenden Ziegen erschlug und würgte, je wie es ihrer gerade Habhast werden konnte. Wo es hergekommen war, niemand ver mochte das zu sagen, und niemand hatte es auch nur ge sehen, so viele auch ihrer davon erzählten und den anderen das glauben machen wollten. Den einen schien es ein mytho logisches Fabeltier mit struppiger Mähne und langem, ge wundenem Schweif, den anderen eine Art Hyäne mit hohem, nach hinten geneigtem Oberkörper. Dem dritten sogar wollte es in veritabler Menschengestalt erschienen sein, mit Hör. nern und Krallen an den Händen wie der leibhastige Schei- tan. Und das merkwürdigste an dem heimtückischen Bauern- schreck war, daß er keinerlei Spuren hinterließ. Auf diese Weise gelang es niemals den knittelbewaffneten Bauern, ihn aus seinem Versteck aufzustöbern und zu stellen. Wie man sich auch mühte, stets fand man auf dem Platze irgendeines räuberischen lleberfalles nichts als ein paar ausgetretene Menschenspuren, armselige, nackt« Menschenfüße, di« — un- regelmäßig im Sande vertreten — wohl armen Opstrn de» Untieres angehören mochten. Denn, daß diese» auch vor Menschen Nichts zuriickscheute, war erwiesen. Gin«n alten H Arnauten aus dem Wilajet Kossodo hatte «s in der Dunkel- heit hinterrücks am Halse gewürgt und ein Bambino gar, daß einer vergeßlichen Mutter entlaufen war, den Abgrund hinabgestürzt. So vergingen Tage, vergingen Wochen, und immer mehr « . (