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Ämk- un- Anzeigeblatt Mr den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung > vqugZireis vierteljährl. M. 1.50 einschließl. s 5« „ollustr.Unterhaltungsblattr' und der : humoristischen Beilage .Seifenblasen' in der 5 Expedition, bei unseren voten sowie bei allen Beichrpostanstalten. Mr Libensto», Larisfeld, yundshübel, Neuheide, Gberstützengrün, Schönheide, Schönheiderhmnmer,Sosa,UntersMtzengrün,wildenthalusw. Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn» und Feiertage für den folgenden Tag Anzeigenpreis: die kleinspaltioe Zeile 12 Pfennige. Zm amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pfennige. Tal^Kdru Amtsblatt Drucker und Verleger: Emil Hannebohn, verantwort!. Redakteur: Ernst Lindemann, beide Eibenstock Fernsprecher Nr 210 nn— L9. s«ch»aong. ' '» Sonoabeud, dci 3. AaM ISIS Der von llnterstützengrün nach Neidhardtsthal führende sogenannte Weißbachtalweg wird für Zen Fährverkehr wieder freigegeden. Die MniMe Amts-au-tmannsch-ft Schwarzenberg, am 30. Juli 1912. Die Korruption der amerikanischen Justiz. Die meuchlerische Ermordung des Spielhöllenbe- sitzers Rosenthal hat wieder einmal krasse Streiflich ter auf die geradezu ungeheuerliche Korruption der Ncw- yorker Polizei geworfen. Aber die Hoffnung, daß nun wenigstens das Einschreiten der Gerichte dem Polizei skandal ein Ende bereiten werde, ist nur gering; sind, doch die Gerichtshöfe vielfach nicht minder korrumpiert wie die Organe der polizeilichen Exekutive. Denn der Dollar übt auch bei den richterlichen Persönlichkeiten ähnlich wie bei der Polizei seine verderbliche Wirkung, und wie die großen Truste in Amerika das Recht zu beugen verstehen, ist allbekannt. Besonders unheilvoll ist der Einfluß, den die gro ßen Eisenbahngesellschaften in manchen Staaten auf die Entscheid"ngen der Gerichte ausüben. So ist es z. B völlig notorisch, daß man so gut wie gar keine Aussichten hat, vor vem Obergericht des Staates Missou ri einen Prozeß gegen die Missouri-Pactfic-Bahn zu ge winnen. Das krasseste Beispiel hierfür war der Fall Rube Oglesby, der die öffentliche Meinung des Staates jahrelang in Aufregung versetzte. Oglesby war ein Bremser im Dienste der Missouri-Pacific-Bahn und er litt als solcher im Jahre 1892 einen Unfall, der ihn bei der Reine beraubte. Das Unglück war durch die Nach lässigkeit der Gesellschaft geschehen, die einen unbrauch baren, alten Waggon in Betrieb gelassen hatte Nun verklagte Oglesby die Bahn auf Schadenersatz und er langte auch im Juli 1894 ein günstiges Urteil in erster Instanz, das im Dezember 1896 vom Obergericht be stätigt wurde. Aber im März 1897 gestattete es der Gesellschaft, die noch keinen Dollar bezahlt hatte, die Einleitung eines Wiederaufnahmeverfahrens. Im Mai 1898 endigte es wieder zugunsten Oglesbys. Das Ober- gcricht erneute aber das Verfahren noch einmal und entschied 1901 gegen ihn. Der Prozeß kam nun wieder' vor die erste Instanz, die den Anspruch auf Schaden ersatz von neuem anerkannte; aber am 15. Juni 1903 wies das Obergericht Oglesby endgültig ab. Der arme Krüppel hatte also 11 Jahre umsonst gegen die All macht der Missouri-Pacific-Bahn gestritten. Die Bevöl kerung Missouris hatte den skandalösen Fall mit grüß tcc Erregung verfolgt, und als der Posten des Vor sitzenden der Staatskommission, der die Kontrolle der Eisenbahnen obliegt, frei wurde, wählte man mit enor mer Majorität den ehemaligen Bremser Rube Oglesby. Dieselbe Herrschaft, die in Missouri die Missouri- Pacific-Bahn ausübt, kommt in Kalifornien von Rechts wegen der Southern-Pacific-Bahn zu. Seit dem Jah re 1895 schwebten vor dem Obergericht dieses Staa- res 99 Prozesse, in denen jene Gesellschaft angrklagt war, und sie hat von ihnen 77 gewonnen! Zur Charakte ristik dieses famosen Gerichtshofes diene noch folgender Fall: In Oakland spielte das fünfjährige Söhnchen ar mer Eltern auf der Straße, wurde dabei von einem Straßenbahnwagen überfahren und auf der Stelle ge tötet Die Prüfung des Tatbestandes erwies, daß der Wagenführer Zeit genug gehabt hätte, die Bahn zum Stehen zu bringen, es aber versäumt hat. Daraufhin strengten die Eltern des getöteten Knaben eine Scha denersatzklage gegen die Gesellschaft an. Nun gilt in Kalifornien das folgende Gesetz: „Wird ein Kind durch das Verschulden eines Dritten getötet, so steht den El tern eine so hohe Entschädigung zu, wie der mögliche Betrag ausmacht, den das Kind bis zu seiner Groß jährigkeit für die Eltern verdient hätte." Gestützt aus diese Bestimmung wies das Obergericht den Anspruch der Eltern ab, und zwar mit der salomonischen Begrün dung: „daß das Kind höchstwahrscheinlich die Beschäf tigung ergriffen hätte, die der Vater verrichtet; und da dessen Einkommen ein höchst minimales war, so hätte sich das getötete Kind, bis es erwachsen ist, für die Eltern vielleicht nur als eine Bürde anstatt als ge winnbringend erwiesen." Diesem Urteil fügte der Rich ter aber noch eine allgemeine Betrachtung bei, di» als einzigartiges Kulturdokument hier noch Platz finden wöge: „Es ist entschieden worden, daß arme Eltern nicht nachlässig handeln, wenn sie ihre Kinder nicht von den Straßen fernhalten. Urteile, die in diesem Sinne er gingen, scheinen zn sehr durch sentimentale Reflexionen der Richter über die Armut der Kläger beeinflußt ge wesen zu sein, da diese ja nicht in der Lage seien, Be diente anzustellen, die auf die Kinder Obacht gäben, und daß es deswegen für die Eltern sehr schwer sei, ihrs Klei nen von den Straßen fernzuhalten. Aber alle diese ge schulten Richter legten dabei viel zu wenig Gewicht auf die Tatsache, daß Straßenbahnen nicht dafür verant wortlich sind, daß Eltern überhaupt Kinder auf die Welt bringen, und daß sie arm sind, und daß es kein Rechtsprinzip gibt, durch das die Straßenbahnen ver pflichtet werden könnten, das Publikum gegen sie not- wenoigen Folgen der Armut zu versichern." Der Rich ter, der dieses Urteil verfaßt hat, wurde natürlich nach Ablauf seiner Amtsperiode nicht wieder gewählt; aber oafür ernannte ihn die Bundesregierung zum Rundes richter von Kalifornien, in welcher Stellung er noch heute amtiert. Tagesgeschichte. Lextschlaxd. -- Zum Tode des Kardinals Fischer. Der Kaiser sandte, der „Köln. Volksztg." zufolge, folgen des Telegramm an den Dompropst, Berlage, Köln: Stadt Bergen, 1. August. Die Nachricht vom Ableben des Kardinals Fischer hat mich mit Betrübnis erfüllt. Ich spreche dem Domkapitel mein herzlichstes Beileid zu dem schweren Verlust aus, den es erlitten hat. Dem verstorbenen Kirchenfürsten, der ein königstreuer, va terlandsliebender Mann war, werde ich stets ein gu tes Andenken bewahren. Wilhelm I. R. - Ferner lief folgendes Telegramm des Königs Friedrich Au gust von Sachsen aus Juist ein: „Ihnen und dem Domkapitel sage ich mein herzlichstes Beileid zum Ab leben ihres hochverdienten Oberhirten, (gez.) Fried rich August." — Freilassung deS Hauptmanns Koste- witsch? In Leipzig war das Gerücht verbreitet, der russi sche Ärtilleriekapitän Kostewitsch würde gegen Stellung einer hohen Kaution am Sonnabend aus der Untersuchungshaft entlassen werden. Wie der .L.-A.' von unterrichteter russi scher Seite erfährt, ist die Meldung insofern als verfrüht zu bezeichnen, als zur Zeit zwar die prinzipielle Frage einer Haftentlassung des russischen Offiziers, sei eS gegen Ehren wort, sei es gegen Hinterlegung einer Kautionssumme, Gegen stand von Verhandlungen ist, eine Entscheidung hierüber bis zur Stunde aber noch aussteht. Auch ist über die Höhe der Kaution bisher noch keinerlei Antrag bezw. Forderung auf gestellt worden, vielmehr dürfte die ganze Frage erst in den nächsten Tagen entschieden werden. Frankreich — Eine russisch-französische Marine- lonvention. „Temps" meldet: In den letzte^ Wo chen haben Verhandlungen zwischen der russischen und französischen Regierung über den Abschluß einer Ma rinekonvention zur Ergänzung des Zweibundvertrages stattgefunden. Die Verhandlung führte Fürst Lieven, der Chef des russischen Marinestabes, bei seiner An wesenheit in Paris. Die Abmachungen werden voraus sichtlich bei der Anwesenheit des Ministerpräsid.'nten in Petersburg ratifiziert. - Poincaros R u ß l a n d s r e i se. Die Reise des Ministerpräsidenten Poincare nach Rußland ist um einen Tag früher angesetzt worden. Poincare wird sich am 5. August in Dünkirchen einschiffen und gesenkt, in Kronstadt am 9. August abends einzutreffen. - Französische Truppen entsendungen nach Marokko. Man berichtet, daß das siebente Jä gerbataillon, das in Antibes stationiert ist, «ach Ma rokko entsandt werden soll. Marokko. - Tas Reittier des ermordeten Opitz auf gefunden. In einem Dorfe unweit Marrakesch wurde das Reittier des Deutschen Wolfgang Opitz aufge- gefunden. Von ihm selbst war bis zum 28. Juli, ob wohl unausgesetzt nachgeforscht wurde, eine Spur nicht entdeckt. Ein Eingeborener, der sich verdächtig gemacht hat, ist verhaftet. Persien. — Russen nnd Perser. Ein russischer Offizier, der sich in Begleitung von 7 Kosaken auf dem Wege nach Kotur mit Aufträgen befand, wurde auf persischem Gebiet von einem türkischen Posten beschossen. Die Ko saken erwiderten das Feuer. Als der russische Offizier Hilfe erhielt, stellte der türkische Posten das Feuer ein. Der russische Konsul hat aus diesem Anlaß einen ener gischen Protest an den türkischen Konsul gerichtet. «merika. - Wilson tritt zurück. Der Gouverneur Wil son ha» seinen Name» v-m dec Liste der Kandidaten zu rückgezogen, welche für die Wahl in den Manhattan Klub vorgeschlagen waren, um nicht den Spott auf sich zu ziehen. Die demokratische Partei ist. dkrüber sehr er regt, daß man versuchen will, Wilson zurückzuorängen, denn er hat die meisten Aussichten, der nächste Präsident der Republik zu werden. — Eine Erklärung Tafts. In seiner Ant wort auf die Mitteilung seiner Nominierung betont Taft, seine Parole im kommenden Wahlkampfe werde sein: Notwendigkeit der Wahrung der Verfassung und Aufrechterhaltung der bestehenden Staatseinrichtungen. Taft erklärt sich ferner für Regulierung der Trusts, greift die Haltung der demokratischen Partei in der Tarifsrage an, tadelt ihre Weigerung, das Flottcnpro- gramm, nach welchem jährlich 2 Schlachtschiffe zu bau en sind, weiter fortzusetzen und kritisiert schließlich scharf die Rooseveltschen Programmpunkte, betreffend Absetzung der Richter und Volksabstimmung über Ge setzentwürfe. — DieSchlachtbeiMexiko. Bei Mexiko fand am 30. Juli eine Schlacht zwischen Regierungstruppen und Aufständischen statt. Darüber wird berichtet: Die Aufständischen verloren bei ihrem Angriff, der von den Regierungstruppen zurückgeschlagen wurde, über 50 Mann, 2 Geschütze und viel Munition. Die Regierungs truppen behaupteten, nur einen Toten gehabt zu haben. Bei Cananea wurden 2 Amerikaner gehenkt aufgefun den Man glaubt, daß das Verbrechen ein Werk der Aufständischen ist, um schnell eine Intervention der Ver einigten Staaten herbeizuführen. Japan. — Die Traujer in Japan. Nach den ersten Abmachungen wird die Totenfeier für den verstorbenen Kai ser in Tokio stattfinden, während seine Ueberreste in Kioto beigesetzt werden. Der Minister des Jnnernjshat dem Lande eine einjährige Trauer aufertegt. Oertliche und sächsische Nachrichten. - Eibenstock, 2. August. In das hiesige Ge richtsgefängnis eingcliefert wurde gestern von einem auswärtigen Polizeibeamten eine Fravens Person, ebenso ein Mann aus Schönheiderhammer, wo rüber wir untenstehend berichten. — Schönheide, 2. August. Das 25jährige Bestehen beging am Donnerstag unter zahlreichen Ehrun gen das Baumeister Carl Berger'sche Geschäft hier. — Schönheiderhammer, 2. August. Der Ge schäftsreisende Flader er aus Zwickau, der seit längerer Zeit im Hotel Carlshof hier Wohnung genommen hatte und von hier aus das Erzgebirge und Vogtland bereiste, wurde am Donnerstag vormittag durch die Gendarmerie auf Ver anlassung der Königl. Staatsanwaltschaft Zwickau wegen Betrugs in Haft genommen und dem Königl. Amts gericht Eibenstock zugeführt. Fladerer reiste für eine Greizer Wäschefirma. — Dresden, 31. Juli. Wie aus Emden gemeldet wird, trifft der König von Sachsen am 2. August von Juist mit Familie dort ein und besichtigt das Rathaus und die Hafcnanlagen Die Rückkehr nach Dresden erfolgt vor aussichtlich 9 Uhr 22 Minuten abends. — Leipzig, 1. August. Ein in L.-Lindenau wohnen der Privatmann und Grundstücksbesitzer durchschnitt sich ge stern in seiner Wohnung in selstmörderischerAbsicht an beiden Armen die Pulsadern. Der schwerverletzte Mann wurde in das Krankenhaus gebracht. Furcht vor einer zu erwartenden Strafe dürfte der Grund zur Tat ge wesen sein. — Leipzig, 1. August. Das Leipziger F i s ch e r st e - chen, da« fast zwei Jahrhunderte lang mit wenigen Aus nahmen alljährlich abgehalten wurde und sich als ein Volks fest eingebürgert hat, wird in diesem Jahre anSfallen.