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Ottendorfer Zeitung. Di ,Btt«nd,rfer Zeitung" erscheint mrnstag, Donners tag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich I Mark. Durch die Post bezogen 1,20 Mark. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Gkrilla mit Moritzdors und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode. Annahm« »an Inserat« bi, »«»mittag i« Uhr. Inserat« werden mit >o Pf für di« Spaltzeil« b«r«chn«t kabellarisch« Satz nach b»f«nder»m Tarif Druck und Verlag vor. »/ermann Rühle m Groß-Gkriüa. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in <8roß-Vkrilla No. 129. Sonntag, den 27. Oktober 1907. 6. Jahrgang. Oertliches und Kächstsches. Dttcndorf-Dkrtlla, den 26. Oktober ryo?. — * Ist es vorbei mit der sonnenfreudigen Oktoberkerrlichklil? So fragt man sich ange- sichls de« trüben, regnerischen Freilags. Wenn man einen Bick auf den Wetterbericht wirft, so möchte man dies annehmen, er ver heißt uns Regen. Auch die vorgerückte Jahreszeit wird vom Wetter nicht mehr viel hoffen lassen. Die Mitte des Monats Oktober gilt als die Scheidegrenze der sommerlichen und winterlichen Jahreszeit. Nach St. Gall, bleibt die Kuh im Stall I heißt eine ländliche Wetterregel. Mag der Oktober an seinem Ende aber auch ein weniger freundliches Gesicht aufstecken in gutem Andenken wird er trotzdem bleiben. —* Die Rentablität unserer Landeslotterie. Aus dem soeben ausgegebenen Staatshaus halts-Etat für die Finanzperiode 1908/09 ist zu ersehen, daß noch dem Voranschlag für ein Jahr, die Einnahmen ous der Landes lotterie 45942000 M., die Ausgaben dagegen 41304 488 M. betragen, mithin ergibt sich ein Ueberschuß von 4247513 M. Im Vorelat betrug dieser Ueberschuß 8 521 Di. meh-. —* Was Sachsen an Steuern zahlt. Ein nicht besonders erfreuliches Bild entrollt der soeben zur Ausgabe gelangte Staatshaushalts- Etat für 1908/09 unter den Kapitel „Steue n und Abgaben". Nach dieser Zusammenstellung Muffen an direkten Steuern 61885500 Mark, an direkten Abgaben 11914 239 Mark auf gebracht werden. Im letzten Etat bezifferten sich die direkten Steuern auf 57 614 800 Mark und die indir.klen auf 9 948 196 Mark. Es stehen sich also in den Vergleichsjahren die Summen von 73 799 739 Mark und 67462996 Mark gegenüber, ous denen sich sür 1908/09 ein Mehr von 6 746144 Mark ergibt. —* Größere Schnelligkeit auf der Eisen bahn. Die Fahrgeschwindigkeit von 90 Kilo metern in der Stunde, die bis jetzt die Grenze aus den deutschen Eisenbahnen bildete, war durch die Rücksicht auf die Sicherheit und auf die Bahnanlage veranlaßt. Nun haben streckenweise Versuche, die in den Jahren 1901 bis 1904 auch auf der elektrischen Militär versuchsbahn Marienfelds — Zoffen angcstellt wurden, den Beweis geliefert, daß all- unsere Betriebsmittel derart sind, daß eine erhöhte Fahrgeschwindigkeit unbedenklich zugelaffen Werden kann. In der neuen Betriebsordnung für die deutschen Eisenbahnen ist darum auch die Geschwindigkeit erhöht und zwar werden jetzt aus den deutschen Hauptstrecken in der Stunde 100 Kiliometer anstatt der bisherigen 90 Kilometer gefahren werden. Auch noch höhere Geschwindigkeiten sind nach der neuen Betriebsordnung zulässig, jedoch erst mit Zu stimmung der Aufsichtsbehörde, die für jeden einzelnen Fall eingehol! werden muß. Klotzsche- Nachdem die hiesige Gemeinde sür eine Straßenbahn vom Arsenal-Dresden bis hierorts bei der Regierung petitioniert hat, «ar auch der Ortsoerein zu Weixdors-Lausa vorstellig geworden und wünscht die Ver längerung der Bahn bis nach Weixdorf-Larisa. Indessen hat die Negierung nicht Oel, sondern etwas Wasser in das Feuer dieser Wünsche gegossen. Der Gemeinde Klotzsche ist nämlich ausgegen worden, sich zunächst darüber zu äußern, ob sie bereit ist eine jährliche Betriebs- kosleubethilfe von 20 000 M. beim Bau bis -um Schänkhübtl und 30 000 M. beim Bau bis zur „Eiche" zu leisten. Da dies natürlich 'ine übermäßige Belastung der Steuerzahler bedeuten würde will der Gemeinderat versuchen will. Vielleicht wäre schneller eine weitere Vermehrung der Lokalzüge wenigstens für die Sommermonate zu erreichen. — Für das Preisausschreiben des Klotzscher Gemeinderats über: Bilder aus der Dresdner Heide läuft bis zum 31. d. M. der Ein lieferungstermin ab. Die für das Preis ausschreiben bestimmten Bilder sind bis zu dem genannten Tage mit Kennwort im Photo- Kunst-Salon Oskar Bohr, neben Cafe König abzuliefern. Die drei besten Arbeiten werden von einer Jury mit wertvollen Preisen aus- aezeichnet- Die schönen Herbsttage geben jedem Interessenten Gelegenheit, eventuell jetzt noch Ausnahmen für das Preisausschreiben in der Dresdner Heide herzustellen. Die Be teiligung steht jedem Amateur kostenlos frei. Die Bedingungen sind im obengenannten Kunstsalon erhältlich. Dresden. Auf der Königsbrücker Straße stieß am Mittwoch ein Straßenbahnwagen mit einem mit Sand beladenen Lastwagen so heftig zusammen, daß der Kutscher des letzteren vom Kulscherbocke auf die Straße geschleudert wurde und die Pferde zu Boden stürzten. Der Mann trug mehrfache Verletzungen an der rechten Kmperseite davon und mußte sich sogleich in ärztliche Behandlung begeben, auch hatten die beiden Tiere nicht unbedeutende Ver letzungen erlitten. Die Schuld an dem Zusammenstöße wird dem Führer des Straßen bahnwagens beigemessen. — Die Königliche Amtshauptmannschaft Leipzig Hal neuerdings die Anordnung getroffen, daß die Landgendarmen die Landstraßen in Zivilkleidern überwachen sollen, um die Vor schriften über den Verkehr aus öffentlichen Wegen vom 9. Juli 1872 bester handhaben zu können. — Dec nationalliberale LandtagSabgeordnete Hettner und Genossen haben beim Landtage einen Antrag auf Neuregelung des gesamten Vülköschulwesenö eingebracht. Die Einzelheiten des Antrages sind noch nicht bekannt. —* Der schlechte Wafferstand der Elbe macht sich von Tag zu Tag mehr bemerkbar. Vor der alten, nunmehr bald dem Abbruch geweihten Augustusbrücke kommen die bekannten und von der Schiffahrt mit Recht gefürchteten Sandbänke immer mehr zum Vorschein. Wenn die trockene Witterung noch länger an hält, wird es nicht mehr lange dauern, daß die große Sandinsel vor der Augustusbrücke wieder trocken liegt Auch die breit über die Elbe lausende, kurz vor der Brücke liegende Anker kette kommt langsam wieder zum Vorschein. Die Schiffahrt geht bei dem flachen Waster- stande nur äußerst langsam von statten. Die talwärts fahrenden Zillen und Kähne können nur mit ganz beschränkter Ladung fahren und kommen infolge des geringen Stromes auch nur ganz langsam vorwärts. Schlepp- und Bugsierdampfer müssen jetzt oft zur Hilfe ge rufen werden, um den Kähnen wenigstens ein etwas schnelleres Fortkommen zu sichern- Kamenz. Der Hilssweichensteller Hannig versuchte am Donnerstag eine Handelsfrau durch Erwürgen zu ermorden in der Absicht, die Frau zu berauben. Die Frau fragte Hannig nach dem Weg, den dieser absichtlich falsch angab. Er ging ihr dann nach und führte seinen Plan aus. Durch Hilferufe wurden Leute am nahen Bahnhofe aufmerksam denen es gelang, Hannig sestzunehmen Großenhain. Ein betrübender Unglücks fall hat sich am Mittwoch Abend in der Gießerei der hiesigen Webstuhl- und Maschinen fabrik zugelragen. Beim Abtragen einer mit flüssigem Eisen gefüllten Handpfanne kam der hier beschäftigte, 54 Jahre alte Former Schw. Erdboden breitgelaufene Eisen, wobei er sich beide Hände, den Rücken und den einen Arm vollständig verbrannte. Auf Anordnung des Arztes mußte Schw. der aus Dresden-Löbtau stammt, woselbst sich noch seine Familie befindet, in das hiesige Stadikrankenhaus überführt werden. - Ein tiefbedauerlicher, schwerer Unglücks fall ereignete sich im Lause des Mittwoch Nachmittags und zwar in der zweiten zur dritten Stunde unweit von Zschauitz bei dem zweigleisigen Ausbau, den dort selbst die Eisenbahnverwaltung zurzeit vornehmen läßt. Ein polnischer Arbeiter geriet so unglücklich unter die Räder eines Lastzuges, daß ihm beide Beine schwer verletzt wurden. Jedenfalls ist eine Amputation nötig. Der Verletzte ward nach dem Stadikrankenhaus zu Großen hain gebracht. Riesa. Das Schuldkonto der im jiesigen Amtsgericht in Untersuchungshaft be- ändlichen 3 Einbrecher, Gebrüder Leonhardt und Przybilla ist ein ganz erkleckliches. Nach und nach gesteht das Einbrechrrtrio eine ganze Anzahl Einbrüche zu, darunter solche, die schon 5 Jahre zurückliegen. In Greiz w irden vor 5 Jahren beim Hoflieferanten Mothes 700 M und auch im Rosenthalschen Tapisteriegeschäst mehrere Hundert Mark gestohlen. Damals wurde der Markthelser bei Mothes als des Diebstahls verdächtig verhaftet, aber mangels Beweises wieder freigelassen. Diese Diebstähle gaben die drei Einbrecher zu, ebenso wettere Einbruchsdiebstähle in Weimar, Jena, Gera und Reichenbach i. V. Oschatz. Ein Prozeß gegen die hiesige Stadtgcmemde führen bis Witwe Hamm und Kinder, indem sie auf Zahlung von 89 Mark und Gewährung einer Rente von 100 Mark jährlich bis zum Jahre 1921 sür die Witwe Hamm und eine Rente von je 150 Mark jährlich für deren beide Kinder bis zu ihrem 16. Lebensjahre klagen. Im hiesigen Kranken hause hat der Maurer Hamm aus Naundorf, der — nach einem vergeblichen Selbstmord versuch — eingeliefert war, sich im Baderaum mit dort stehengebliebener Salzsäure vergiftet. Der dasige Stadtrat hält die Ansprüche der Hinterbliebenen sür unbegründet und will es aus den Prozeß ankommen lasten. Leipzig. Am Donnerstag mittag sollte der 25 Jahre alte Buchbinder Gerber in Anger-Crottendorf Sühnetermin mit seiner Braut, die er beleidigt hatte, vor dem Friedensrichter haben. Da die Braut sich nicht mit ihm versahen wollte, schoß er sich plötzlich eine Kugel in di- Schläfe. Schwer verwundet wurde er in ein Krankenhaus über geführt. — Ein bedeutendes Schadenfeuer kam am Freitag früh in der 4. Stunde in der Zigarrenfabrik von Oswald Gutmacher Salomonstraße 23, zum Ausbruch. Nach den bisherigen Ermittelungen war der Brand im Trockenraum des im Hofraum befindlichen drei Stock hohen Fabrikgebäudes entstanden und hatte sich den dort lagernden Waren vorräten mitgeteilt. Ein Teil der dritten Etage und der größte Teil des Dachstuhles wurden von den Flammen vernichtet. Der Fehlboden der dritten Etage brach zusammen und dadurch wurde die zweite Etage stark be- beschädigt. Die bald am Brandorte mit zwei Dampfspritzen erschienene Feuerwehr beseitigte weitere Gefahr nach etwa zweistündiger Arbeit. Die Entstehungsursache ist noch nicht aufge klärt. Der angerichtete Schaden soll bedeutend sein. Meerane. In eine hiesige Wohnung ist mußte die gastfreundliche ehemalige Schul freundin zu ihrem Schrecken bemerken, daß sie von ihrem Besuche bestohlen worden war. Im Laufe der Erörterungen stellte eS sich heraus, daß die Diebin identisch ist mit der am 23. Mai 1877 in Meerane geborenen Martha Helene Schneider geb. Merz. Diese hat sich seit mehreren Wochen mit 3 Kindern von Leipzig, wo sie gewohnt hat, entfernt und sich bis jetzt in der Welt umhergetrieben. Ein Kind dürste die Schneider geb. Merz, die dort allein unter dem Namen „Merz-Lenel" bekannt ist, ausgesetzt haben. Die Genannte wird von der Staatsanwaltschaft Leipzig und vom Amtsgericht Oelsnitz i. V. gesucht- Das dritte Kind dürfte sie in der Oelsnitzer Gegend zurückgelasten haben. Hohenstein-Ernstthal. Eine für die Hausindustrie wichtige Erfindung hat der hiesige Webermeister Louis Wölker gemacht. Er hat einen gewöhnlichen Handwebstuhl zum mechanischen Webstuh! verbessert. Der Webstuhl, der tadel los funktioniert, fertigt dieselbe Ware wie der eiserne mechanische Stuhl, während seine Betriebskraft wesentlich billiger ist. Die Er findung ist bereits durch Musterschutz geschützt. Crimmitschau. Der in Leipzig arbeitende 31jährige Metalldreher Gcinz lauerte dem Krempelmeister Böhme und dem Spinner Stelzner im nahen Neukirchen auf, als beide zur Fabrik gingen und feuerte aus einem Revolver 3 Schöffe ab. Ein Schuß traf Böhme in den Kopf, so daß er schwer ver wundet darniederliegt. Der Täter entfloh. Chemnitz. Im hiesigen Sanatorium „von Zimmermannsche Stiftung" traf dieser Tage aus Rußland ein Kurgast ein, der nahezu 500 Pfund wiegt. Der Mann ist 30 Jahre alt. Doktor der Rechte und Rechtsanwalt. Um eine weitere Körperzunahme zu verhindern, be treibt der Doktor seine Kur sehr eifrig, nimmt täglich stundenlang Luftbäder und läßt sich auch täglich kräftig massieren, wobei aber die beiden Masteure mehr an Körpergewicht ab nehmen, wie der Doktor; denn bei diesem Dicken muß ganz anders zugesaßt werden, al» bei jedem anderen Sterblichen. — Aus der Logenstraße machte sich am Donnerstag mittag ein 12 jähriger Knabe an einem dort auf der Straße aufgestellten Schmelzofen sür Wasterleitungsarbeiten un befugter Weise zu schaffen. Dabei spritzte dem Knaben das in dem Schmelztiegel be findliche flüssige Blei in bei„e Augen, sodaß diese schwer verletzt wurden. Lichtentanne. Der neue Werkstätten bahn wird, wie jetzt feststeht, wenigstens teil weise am 1- April 1908 in Betrieb genommen werden. Netzschkau. Verhaftet wurde hier ein von der Staatsanwaltschaft Plauen seit längerer Zeit steckbrieflich verfolgter schwerer Verbrecher. Bedeutende Betrügereien sowie schwere Einbruchs diebstähle und Unterschlagungen werden ihm zur Last gelegt. Zwönitz. Wie wenig unser Erzgebirge den Namen: „sächsisches Sibirien" verdient, be weisen u. a. die zweimaligen Ernten in Garten und Wald auf dem Kamme des Erzgebirges. So erntete dieser Tage zum zweiten Male ein Gartenbesitzer in Annaberg Erdbeeren, in Untersachsenberg wird die zweite Heidelbeerernte gesammelt, auf Fluren bei Steinbach stehen die Himmelschlüstelchen wieder in Blüte und in einem Zwönitzer Garten wurde am Donnerstag ein Strauß frischer Veilchen gepflückt. Schneeberg. Hier wurden einem Geschäfts mann durch Einbruch aus dem Geldschrank 200 M. in Gold- und Silbermünzen ent wendet. Als Täter kommt der ungefähr 23 jährige Kaufmann Grünert in Frage G. der flüchtig ist. wird auch von den Polizeibehörden in Aue, Plauen und Auerbach gesucht. oo «ine einmalige Zahlung von 30000 M. die staatliche Abneigung dem Projekt gegenüber besiegen wird. Wel Aussicht auf Erfüllung dürste dieser Vorschlag vorläufig wenigstens, ban.n, da der Staat an dem größt- u.ö^r^slen Lpüliysnm auch ferner jesthallln zu Falle, wodurch sich der Inhalt d-r Pfanne auf den Erdboden ergoß. Als sich der Bedauernswerte aus seiner äußerst gefährliche Lage wieder erheben wollte, griff dieser in das glühende Eisen und fiel, jedenfalls vor Schmerz, wieder nach hinten in das auf dem ine Frauensperson mit zwei Kindern im Alter von 4 und 6 Jahren gekommen und hat sich bei der betreffenden Logisinhaberin als ehe malige Schulfreundin vorgestellt. Die Frau wurde mit ihren Kindern auch gastfreundlich bewirtet und verabschiedete sich schließlich von ihrer Freundin. Kurz nach ihrem Weggange