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Amts- M Azcheblall für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Abonnement viertelj. 1 M. 20 Pf. einschließl. des „Jllustr. Unterhalrungsbl." u. der Humor. Beilage »Seifen blasen* in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspoftanstalten. Lrtrgr.-A-rrstc: Amtsblatt. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Frrnsprrchrr Nr. 2Ill. LSL. > >- 53. Jahrgang. Dvllnccstag, den 25. Oktober LS«« Zwangsversteigerung einer Bürstcnsabrik. Das im Grundbuche für Schönheide Blatt 451 auf den Namen des Fabrikanten W'rnnL in Schönheide eingetragene Grundstück soll am 8. Dezember 1906, vormittags 11 Mr an Ort und Stelle, in Schönheide am Angerweg im Wege der Zwangsvollstreckung ver steigert werden. Das Grundstück ist nach dem Flurbuchs 91,» Ar groß und auf 70834 Mk. — Pf. ge schätzt. Es liegt in Schönheide am Angerweg und besteht aus Wohn- und besonderem Fabrikgebäude mit Kesselhaus und Dampfschornstein und anschließendem größeren Bauland. Die Gebäude sind mit 46200 Mark, die Betriebsgegenstände mit 11170 Mark bei der Landes- brandversicherungs-Anstalt versichert. Die Einsicht der Mitteilungen des Grundbuchamts sowie der übrigen das -Grundstück betreffenden Nachweisungen, insbesondere der Schätzungen, ist Jedem gestattet. Rechte auf Befriedigung aus dem Grundstücke sind, soweit sie zur Zeit der Eintragung des am 4. August 1906 verlautbarten Versteigerungsvermerkes aus dem Grundbuche nicht ersichtlich waren, spätestens im Versteigerungstermine vor der Aufforderung zur Abgabe von Geboten anzumelden und, wenn der Gläubiger widerspricht, glaubhaft zu machen, widrigen falls die Rechte bei der Feststellung des geringsten Gebots nicht berücksichtigt und bei der Verteilung des Versteigerungserlöses dem Ansprüche des Gläubigers und den übrigen Rechten nachgesetzt werden würden. Diejenigen, die ein der Versteigerung entgegenstehendes Recht haben, werden auf gefordert, vor der Erteilung des Zuschlags die Aufhebung oder die einstweilige Einstellung des Verfahrens herbeizuführen, widrigenfalls für das Recht der Versteigerungserlös an die Stelle des versteigerten Gegenstandes treten würde. Eibenstock, den 22. Oktober 1906. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister des Königlichen Amtsgerichts Eibenstock ist heute auf Blatt 290 für den Stadtbezirk die Firma »axo M'rv) in Eibenstock . und als deren Inhaber der Kaufmann I'rszr in Eibenstock eingetragen worden. Angegebener Geschäftszweig: Manufaktur- und Modewarengeschäft. Eibenstock, den 23. Oktober 1906. Königliches Amtsgericht. Bekanntmachung. Die Geschäftsräume der unterzeichneten Behörde bleiben wegen Reinigung Freitag und Sonnabend, am 26. und 27. lfdn. Monats, für nicht dringliche Angelegenheiten geschlossen. Königliches Hauptzollamt. Sozialdemokratische Drohungen. Das sozialdemokratische Zentralorgan, der „Vorwärts", hat sich nun auch einen „militärischen Mitarbeiter" geleistet- Wo dieser seine Sachkunde in Heeresangelegenheiten herbe kommen hat, hat der „Vorwärts" leider nicht verraten. Viel leicht ist er ein ehemaliger Regimentsschuster oder auch der selbe Korpsbäcker, der das sozialdemokratische Zentralorgan schon des öftern mit „wertvollen" militärischen Auslassungen beglückt hat. Seine große „Sachkunde" in militärischen Din gen hat nun dieser militärische Mitarbeiter kürzlich in einem Artikel mit der Ueberschrift „Ob sie es wagen werden?" be wiesen, wenn er sich auch mit seinem Geschreibsel — blamiert hat. Darin wird auch eine Auslassung Bebels besprochen, die auf dem Mannheimer Parteitage gefallen ist und die Ver mutung ausspricht, daß die deutschen sozialdemokratischen Führer im Kriegsfälle in sicheren Gewahrsam gebracht wür den. Hierzu bemerkt die neue militärische Leuchte des „Vor wärts" recht selbstbewußt, die „Herrschaften am Ruder wür den sich so etwas sehr überlegen." Das etwa drei Millionen starke mobile Heer Deutschlands, das im Kriegsfälle aufge stellt würde, bestände nur zu einem Fünftel aus der aktiven Armee, vier Fünftel setzten sich aus Reservisten und Land wehrleuten zusammen, und von diesen seien mindestens eine Million Sozialdemokraten. Da demnach ganze Brigaden und Divisionen in der Wahrheit aus Sozialdemokraten be stehen würden, könne man sich denken, welche Wirkung auf diese „Genossen" die Kunde haben würde, daß Bebel, Singer, Koutsky usw. eingesperrt worden seien. Wenn die Staats gewalt in ihrer Verblendung dies dennoch wagen sollte, könne sie im Kriege bei einigem Mißgeschick sehr unliebsam über rascht werden. Also Drohung mit Meuterei! Bebel war auf dem Mann heimer Parteitage vorsichtiger; er sagte, einen Staat, wie den deutschen fände man so leicht nicht wieder, und er hätte hinzufügen können, das deutsche Heer sei auch etwas anders organisiert als das russische. Denn in der Tat würde es sich im Kriegsfälle wohl sehr bald Herausstellen, daß die eigent liche „Macht" der Sozialdemokratie nur in dem gefährlichen Treiben ihrer Führer besteht und in der Gedankenlosigkeit, mit der die sozialdemokratischen Stimmzettel abgegeben wer den. Wer sozialdemokratisch stimmt, wird im Kriege darum noch lange kein Meuterer, ja höchstwahrscheinlich werden diese Leute — und solche Ahnungen deutete Bebel ja auch an — dem deutschen Nationalbewußtsein keine Unehre machen. Wenn diese Leute einmal unter der Fahne und unter dem Kriegsrechte stehen, so tun sie einfach ihren Dienst. Und der Soldat, der die Kriegsmunition empfangen hat, empfindet auch nur geringes Interesse für Bebel, Singer und Koutsky. Wenn aber die sozialdemokratischen Führer im Kriegsfälle ihren Einfluß dazu benutzen würden, den Interessen des deut schen Reiches entgegenzuarbeiten, so würde die Militärver waltung in ihrem vollsten Rechte sein, wenn sie kräftig zu griffe, unbekümmert darum, ob dies dem „Vorwärts" und seinem militärischen Mitarbeiter paßt. Aber das Geschreibsel des militärischen Mitarbeiters des „Vorwärts" hat doch auch eine ernste Seite. Daß die Zu stände im deutschen Heere zum Glück ganz andere sind, als wie sie der „Vorwärts" schildert, ist zur Genüge bekannt. Dagegen könnte das Ausland doch daran glauben, und das könnte zur Folye haben, daß die Friedensgarantie an Wert und Wirksamkett verlöre, welche gerade in dem Bewußtsein des Auslandes liegt, daß das deutsche Heer in Bezug auf Zuverlässigkeit, Vaterlandsliebe und Pflichttreue dasselbe ist, das es im Jahre 1870/71 war. Je mehr sich aber Zweifel in dieser Beziehung des Auslandes bemächtigen, desto stärker würde der Friede bedroht erscheinen. Wenn die Feinde und Neider Deutschlands von der Ueberzeußung durchdrungen sind, daß das deutsche Heer wegen sozialistischer Umtriebe im Falle der Gefahr versagen könne, so wird es diese lieber- zeugung natürlich entsprechend in die politischen Berechnungen einstellen, von deren Ergebnis sein Entschluß, gelegentlich über Deutschland herzufallen oder dies lieber sein zu lassen, ab hängt. Diese Gefahr ist nicht zu unterschätzen. Im übrigen aber wird man allen Versuchen der Sozialdemokratie, das Heer mit ihren Ideen zu erfüllen, aufs schärfste entgegen- zutreten wissen. Tagesgeschichte. — Deutschland. Unsere Kaiserin hat am Mon tag ihren 48. Geburtstag im stillen Familienkreise begangen. — Der Viehbestand einiger Länder. Nach dem „Deutschen Statistischen Jahrbuch" war der Viehbestand in den letzten Zählungsjahren auf die wichtigsten europäischen Staaten so verteilt, daß sich folgende Reihenfolge ergab: bei Pferden: Rußland und^Polen 24,»s Millionen, Deutschland 4,-7, Frankreich, 3,»», Großbritannien und Irland 2,i<>, Ungarn 1,97, Oesterreich, I,7>, alle übrigen Länder unter 1 Million; bei Rindvieh: Rußland mit 33,-i, Deutschland mit 19,3», Frankreich mit 14,n, Großbritannien mit 11,3«, Oesterreich mit 9,»>, Ungarn mit 5,3«, Italien mit rund 5 Millionen. Bei den Schafen stehen nächst Rußland mit 47,3« Millionen noch Großbritannien mit 29,n und Frankreich mit 17,93 Mil lionen weit vor Deutschland, wo der immer intensivere Be trieb die Schafbestände auf 7,s> Millionen herabgedrückt hat: dafür steht bei den für die Volksernährung viel wichtigeren Schweinen Deutschland mit 18,9- Millionen an der Spitze, während Rußland mit 12,-», Frankreich mit 7,^, Ungarn mit 6,4s, Oesterreich mit 4,»» und Großbritannien mit 4,>9 Millionen gewaltig zurückstehen. Schon diese wenigen Zahlen geben ein Bild von den gewaltigen Leistungen der deutschen Vieh zucht im Vergleiche zu den übrigen Ländern. Daß wir mit einem Riesengebiete wie den Vereinigten Staaten, die allein 61 Millionen Stück Rindvieh (ohne Büffel, wie das Jahr buch gewissenhaft hinzufügt, während Indien ausgerechnet 431487 Büffel nachweist), ferner 16,73 Millionen Pferde, 5l,n3 Millionen Schafe und 47,..» Millionen Schweine besitzen, nicht konkurrieren können, ist selbstverständlich. — Oesterreich-Ungarn. Der seit langer Zeit in Aussicht stehende Rücktritt des Leiters der auswärtigen Politik Oesterreich-Ungarns ist nunmehr zur Tatsache geworden. Wie aus Wien gemeldet wird, hat der Minister des Aeußern Graf Goluchowski dem Kaiser sein Portefeuille zur Verfügung gestellt. Der Kaiser hat die Demission im Prinzip angenommen. Ueber die Person seines Nachfolgers herrscht noch völlige Unklarheit. — Bei der Besprechung dieses Rück trittes schreibt das „Wiener Fremdenblatt", Goluchowski habe aus der Unterredung mit Wekerle den Eindruck gewonnen, daß er in der ungarischen Delegation einer Stimmung be gegnen werde, die ihm bei Fortführung der Geschäfte die Wahrung der dem Ministerium des Aeußern anvertrauten Interessen wesentlich erschweren würde. Er habe es unter diesen Umständen für das Richtige gehalten, seine Demission zu geben. — Frankreich. Clemenceau hat die Bildung eines neuen Kabinetts übernommen. Man nimmt an, daß es ihm gelingen wird, ein Kabinett zu bilden, das von vornherein eine starke Mehrheit im Parlamente hinter sich haben wird. Die französische Staatsverwaltung wird insofern eine Umgestaltung erfahren, als ein neues Ministerium unter dem Namen Arbeitsministerium geschaffen werden soll. Dem Ministerium werden die bisher dem Ministerium für Handel und Industrie unterstehenden Abteilungen zugewiesen werden. Auch sollen dem Arbeitsminister die Dienstzweige, welche die öffentliche Gesundheitspflege und die Alters- und Invaliden versorgung der Arbeiter betreffen, unterstellt werden. Der neue Arbeitsminister wird die von der Kammer angenommenen Vorlagen, betreffend die Alters- und Invalidenversicherung der Arbeiter, vor dem Senat zu vertreten haben. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 24. Oktbr. Wettervorhersage: Mittwoch, den 24.10. 06, abends 6 Uhr bis Donnerstag, den 25. 10. 06, abends: Mäßige nördliche Winde, vielfach ne belig, keine erheblichen Niederschläge, etwas kühler. — Eibenstock. Nationalfestspiel: „Deutsch lands 19tes Jahrhundert!" Große Plakate mit einer zerschossenen Fahne in den deutschen Farben verkünden an Straßen und Plätzen die, von uns mehrfach besprochenen, künftigen Aufführungen des hiesigen Königl. Sächs. Militär- Vereins. Wie aus ihnen zu ersehen, har der Festausschuß allen Wünschen Rechnung getragen, insbesondere auch be züglich der Eintrittspreise, die so niedrig bemessen sind, daß es Jedem möglich ist, sich an dem herrlichen Festspiel zu er freuen. Wir zweifeln demzufolge auch nicht daran, daß unser Publikum von Stadt und Land es nicht an Unterstützung des Unternehmens fehlen lassen wird. Seitens der Eltern wird es gewiß auch freudig begrüßt werden, daß auf zwei besondere Kinderaufführungen Bedacht genommen worden ist, die zu kleinen Preisen am 28. und 31. dss. Mts. stattfinden. Welche Empfindungen durch die gewaltigen Er eignisse deutscher Geschichte in dem Kinderherzen geweckt werden, weiß nur der zu würdigen, dem die eigene Erinner ung an das in der Jugend Geschaute noch lebendig ist und haftet das in den empfänglichen Gemütern als bleibender Eindruck für das ganze Leben! Erwähnt sei noch, daß die Kindervorstellung genau dasselbe bietet, wie die am Abend, es finden dabei also auch Erwachsene ihre Rechnung. Daß man natürlich gut tut, sich rechtzeitig mit Billets zu versehen, sei nur nebenbei erwähnt. Eintrittskarten zu jeder Auf führung sind zu haben bei den Herren H. Lohmann und Gustav Emil Tittel hier, wo auch Vorausbestellungen schon jetzt angenommen werden. — Schönheide, 19. Okt. Dem Bürstenbohrermeister Louis Schädlich von hier, der auf eine über 30iährige treue Arbeitszeit bei der Schönheider Bürstenfabrik Äklien-Gesell- schaft, vorm. F. L. Lenk zurückblickt, wurde heute durch Herrn Amtshauptmann Demmering die Medaille „Für Treue in der Arbeit" mit feierlicher Ansprache überreicht. Herr Fabrik direktor R. Lenk übergab dem Jubilar unter Ausdruck des Dankes für die der Firma in seiner langjährigen Tätigkeit ge leisteten treuen Dienste ein namhaftes Geldgeschenk mit dem Wunsche, daß sich der Jubilar noch einer recht langen Reihe von Jahren gleicher Rüstigkeit und Gesundheit erfreuen möge. Im Namen des Aufsichtsrates der Firma sandte dessen Vor sitzender eine Glückwunschdepesche. Dem feierlichen Akte wohnten die sämtlichen während des Streiks treu gebliebenen Arbeiter, sowie die Beamten der Firma bei. Der Werkführer Herr Eduard Schlesinger brachte dem Jubilar im Namen der Arbeiterschaft die herzlichsten Glückwünsche dar. — Dresden, 22. Oktober. In Kaufbach bei Dresden fand man in vorvergangener Nacht einen herren losen Leichenwagen mit einer Leiche und zwei Pferden vor einem Gutseingange stehen. Wie sich später herausstellte, war der Kondukt nach Chemnitz bestimmt und kam von Niederlößnitz. Während der Kutscher kurze Zeit in einem Gasthofe Einkehr hielt, war das Geführt davongefahren. Es ist noch nicht festgestellt, ob ohne fremdes Zutun oder auf Antreiben von unbefugter Seile. — Dresden, 23. Oktober. Hier will man den „Haupt mann von Köpenick" in der Person eines früheren Schreibers bei einem Rechtsanwalt hier auf Grund von Schriftver- vergleichung entdeckt haben. Der Mann soll G. W. Schnitzler heißen, 1872 in Schweidnitz geboren sein und schon früher Betrügereien verübt und die Rolle von Militärs gespielt