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Von besonderer Seite wird uns geschrieben: Selbstverständlich melden die englischen Zeitungen, daß der feierliche Besuch, den der französische Staats präsident Doumergue zusammen mit dem Außen minister Briand in London macht, gänzlich ohne jede politische Bedeutung sei. Vielleicht gibt es Leute, die das glauben, aber die allermeisten werden sich doch wohl fragen, warum denn Briand m i t nach London gereist ist, wenn der Besuch ein bloß repräsentativer sein soll. Schließlich gibt es doch gerade jetzt eine ganze Reihe bren nendster politischer Fragen, über die sich der englische Außenminister mit seinem französischen Kollegen nicht bloß unterhalten kann, sondern auch unterhalten m u ß. Da ist zunächst einmal das englisch-russische Verhältnis, das unmittelbar auch Paris außerordentlich interessiert. Nicht etwa bloß wegen der allgemein-wirt schaftlichen Folgen, die die Erstürmung und die Durch suchung der Londoner russischen Handelsvertretung durch die englische Polizei haben muß, sondern darüber hinaus aus allgemein-politischen Gründen. Man weiß in Lon don ganz genau, daß sich Moskau dieses Vorgehen der englischen Regierung nicht gefallen lassen kann, will es nicht den letzten Rest seines Ansehens einbüßen, das Sowjetrußland durch seine nicht über einen papierenen Protest hinausgehende Duldung der Pekinger und Schanghaier Durchsuchungen schon schwer genug hat er schüttern lassen müssen. Dabei ist es dem englischen Innenminister nicht einmal geglückt, das Staatsdokument, dessen Abschrift angeblich in den Geheimschränken der russischen Handelsvertretung verwahrt war, dort zu fin- f den, — wobei nicht ganz uninteressant zu erfahren wäre, was das für ein Staatsdokument ist. Immerhin glaubt die Londoner Regierung bei dieser Gelegenheit Ent deckungen genug gemacht zu haben, die das Vorgehen der Polizei rechtfertigen, weil die „Arcos", die russische Handelsvertretung, nichts anderes als der Sitz einer weitverzweigten Sowjetorganisation mit stark anti-eng lischem Charakter gewesen sei. Natürlich wird das von der Gegenseite bestritten; ziemlich gleichgültig ist auch, wer dabei recht hat. Es handelt sich hier ja nur um den Ausdruck eines politischen Machtkampfes, an dem frei lich Frankreich auch sehr erheblich interessiert ist. Daß der Vorgang durch seine Rückwirkungen für den euro päischen Kontinent von einer Bedeutung ist, die eine gründliche Aussprache zwischen Chamberlain und Briand wohl rechtfertigt, ist ohne weiteres verständlich. Ein zweites Kapitel dieser Aussprache wird sich Wohl auch auf die Frage der R h e i n l a n d r ä u m u u g bzw. der Verminderung der Besatzung beziehen. Ein gutunterrichtetes englisches Blatt erklärt die Besprechung zwischen Briand und Chamberlain als eine Art Vorbe sprechung für die Junitagung des Völkerbundrats. An und für sich ist rein juristisch genommen auch das deutsche Verlangen ein durchaus berechtigtes, nach Schleifung der Ostbefestigungen die entsprechenden Folgerungen aus dem Artikel 431 des Versailler Vertrages zu ziehen und demgemäß die Räumung des besetzten Gebietes zu bean tragen. Aber unverhüllt gibt jenes englische Blatt auch zu, daß diese Frage eine nicht durchaus juristische, son dern vor allem eine politische ist. „Für Frankreich bilden gegenwärtig Deutschlands Bemühungen, die Bcsatzungs- stärke des Rheinlandes zu vermindern, eine Besorgnis." Es ist verständlich, daß dies aber für England im Hin blick auf die Reibungen mit Sowjetrußland und in China nur eine Frage zweiter Ordnung ist, die man in London lediglich unter dem Gesichtspunkt betrachtet, daß man Deutschland wenigstens einigermaßen befriedigen muß, um es nicht in die Arme Moskaus zu treiben. Ganz falsch ist die französische Ansicht, der deutsche Außen minister sei etwa durch die Deutschnationalen genötigt worden, dis Frage der Rheinlandräumung zu einer offiziellen Aussprache zu bringen. Es gibt in Deutsch land keine Partei, die jetzt, nach Erfüllung aller Entente forderungen, nicht auch die Geltendmachung der aus dem Artikel für Deutschland entspringenden Rechte für eins Selbstverständlichkeit hält. Irgendwelche Spekulation auf dis Parteigegensätze in Deutschland ist darum ganz verfehlt. So haben Briand und Chamberlain Stoff genug zu einer intimen politischen Unterhaltung. So sehr ist die Atmosphäre nicht bloß in Europa, sondern in der ganzen Welt angefüllt mit Konfliktmöglichkeiten, daß eine Aus sprache zwischen den Vertretern der beiden führenden europäischen Mächte zur Selbstverständlichkeit wird. Leider wiederholt sich aber dabei das für Deutschland recht unvorteilhafte Spiel, indem nämlich vor der offiziellen Besprechung namentlich über die Nheinland- räumung zweifellos eine Vereinbarung zwischen Paris und ^onoon herbeigeführt wird, an der im entscheiden den Augenblick schwer noch etwas zu ändern ist. Dit ZisWineWbe I» MmM Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Washington. Die berosts gemeldeten Zusammenstöße »wischen amerikanischen Marinetruppen und Aufständischen in Nicarryna stich viel schwerer gewesen Äs ursprünglich angenvm- SmkreW StMsmmer i« WM. London empfängt Zoumergse Md Wand. Angeblich ein Höflichkeitsbesuch. Der Präsident der Französischen Republik, Dou mergue, hat Montag früh die seit einiger Zeit angckün- digte amtliche Reife nach England angetreten. Die über fahrt von Calais nach Dover erfolgte mit einen, Kriegs schiff, das von mehreren anderen Schiffen und einem halben Dutzend Flugzeugen begleitet war. Der Prinz von Wales empfing den Präsidenten und den in seiner Be gleitung befindlichen französischen Außenminister in Dover gegen ein Uhr. Es wurde ein großes Salutschießen von den zürn Empfang kommandierten britischen Marinefahr zeugen veranstaltet. Feldmarfchall Six Haig, Lord Colebrooke, diensttuender Lord im engsten Gefolge des Königs, sowie Major Reginald Seymour vom Kgl. Leibkavallerieregiment sind zu persönlichen Adju tanten des Präsidenten bestellt und empfingen ihn eben falls bereits am Kai von Dover. Empfang in London durch den König. Der König mit der gesamten königlichen Familie empfing die französischen Staatsmänner persönlich am Londoner Viktoria-Bahnhof und begrüßte sie herzlich. Vom Bahnhof ging die Fahrt in den Staatswagen durch die Straßen Londons zum Buckinghampalast. Auf dem ganzen Wege bildeten die Truppen des Leibgarde regiments Spalier. Es war vorgesehen, daß Doumergue bereits am Montag das Grab des unbekannten Soldaten in der Whitehall sowie die Westminsterabtei besichtigte. Doumergue nahm sodann an einem Essen im St.-James- Palast, dem Wohnsitz des Prinzen von Wales, teil und Wohnte abends einem großen Festbankett des Königs im Buckinghampalast bei Banketts und Diners gaben außerdem die Oxfordunivcrsität, die Doumergue den Ehrendoktor verleiht, ferner die Londoner City in der Guildhall, die französische Gesandtschaft, das französische Institut in London und Chamberlain im Aus wärtigen Amt. Die City verleiht Doumergue das Ebren- bürgerrecht. Neue ^Euienie coröiale". Fast alle britischen und französischen Blätter betonen etwas zu krampfhaft, es handele sich nur um einen reinen Höflichkeitsakt, gleichsam um einen der üblichen unverbind lichen Besuche eines Staatschefs bei einem benachbarten. Nur der britische „Daily Telegraph" hat zugegeben, daß China, Rußland und die großen Mittelmeerfragen für Chamberlain und Briand wichtigere Gesprächsstoffe bilden werden als die Frage, ob Dr. Stresemann auch dann im Amte bleiben kann, wenn England und Frankreich in London nur kleinere Konzessionen bezüglich des Abbaues der Rheinlandbesatzung beschließen sollten. Damit ist der politische Charakter der Zusammen kunft ehrlich betont. Weshalb sollte bei einem ein fachen Repräsentationsbesuch sich denn auch Briand von seinen sicher wichtigen Geschäften losreitzen und gen England fahren? Das Wort von der neuen „Entente cordiale", dem frisch aufzurichtcnden engen Freundschafts- bund zwischen Frankreich und England, ist in der franzö sischen Presse gefallen und wird sich aus den zu erwar tenden Betrachtungen nicht auswischen lassen. Soll Deutschland die Kosten tragen? Geflissentlich wird in einer französischen offiziellen Auslassung zwar gesagt, die deutschen Stimmen seien im Irrtum, wenn sie behaupteten, es handle sich darum, Frankreich hinsichtlich der britischen Politik im Fernsn Osten und England hinsichtlich der französischen Politik im Rheinland zu binden. Das sei falsch, denn die französisch-englische Freundschaft, so wie sie bestehe, ge nüge sich selbst und es bestehe kein Bedürfnis, irgendein Weitgehendes neues diplomatisches Unternehmen zu er finden, um die Beziehungen, die die beiden Völker ver einen, die beide die größten Opfer für die edelste Sache ge bracht hätten, zur Geltung zu bringen. Solcher Reden haben wir in Deutschland viele und die Wendung von den „größten Opfern für die edelste Sache" erinnert gar zu verdächtig an den Verlauf drs großen Krieges und an die Behendigkeit, mit drr man Deutschland die alleinige „Kriegsschuld" aufbürdrte. Wir werden diesseits des Rheins Augen und Ohren offenhalten müssen bei den Londoner Vorgängen und uns nicht durch , sanfte Worte in Täuschungen stürzen lassen dürfen. Er fahrung belehrt. men wurde. Der amerikanische Flottcnlommanbant Latimer be richtet, daß der Angriff ans die ESlikanische Flotte von den Li beralen schon seit langem vorbereitet gewesen sei. Die Erbitte rung der Liberalen sei seit der Vermittlungsaktion des amerika nischen Bevollmächtigten, der die allgemeine Waffenstreckung ver lengte, stark gewachsen. Die Entwaffungsaktion der amerikanischen Truppen geht werter. Bis jetzt sind 6200 Erwehre und 272 Ma schinengewehre eingesammelt. polnischer Wahlterror in OfiobElesien. Schwere Ausschreitungen polnischer Nationalisten. Die Neuwahlen zur Gemeindevertretung in CywaAv- witz konnten nur unter dem schlimmsten Terror der polnischen Chauvinisten, der WestmiMer und der Aufständischen vor sich gehen. Der Terror setzte schon am vergangenen Donnerstag mit einer gewal tigen Hetze gegen die drutschgesinnte Bevölkerung ein, so daß die deutschen Delegierten Schutz vom Landrät er baten. Die deutschen Zcttelverteilcr wurden mißhandelt und verjagt. Der Terror nahm derartigen Umfang au, daß die Deutschen den Woiwoden telegraphisch ersuchten, die Wahl einzustellen, was aber nicht geschah. Gegen das Haus des Zeitungsverlegers Trunkhardt wurde eine Bombe geschleudert, die aber nicht explodierte, Man drohte, die Deutschen mit Teer zu beschmieren und auf Karren durch die Stadt zu fahren. Das Ergebnis der Wahl fiel unter diesen Um ständen entsprechend aus. Während bei der November wahl 13 Deutsche gewählt wurden, kamen diesmal nur neun deutsche Delegierte bei der Wahl durch, während die polnischen Parteien 21 Delegierte auf sich vereinigen konnten. Insgesamt sind bis jetzt dreißig Personen als verletzt gemeldet; sie haben teilweise schwere Knochenbrüche und innere Verletzungen erlitten. Bei einer ganzen Reihe von ihnen scheint Lebensgefahr zu bestehen. Die deutschen Parteien wollen sich mit einer Beschwerde an den Völker^ bund wenden. * Für Boykott deutscher Filme in Ostobcrschlesien. Eine Generalversammlung polnischer Lehrer in Kattowitz faßte eine Entschließung, nach der im Hinblick auf den deutschen obeffchlesischen Film „Land untern, Krenz- Maßnahmen getroffen werden sollen, daß in Polen, be sonders in Ostoberschlesien, sämtliche deutschen Filme ver boten bzw. boykottiert werden. Die Haussuchung Sei der Arcos. Wichtiges Beweismaterial gefunden. Die Haussuchung bei der Arcos ist auch in den letzten Tagen fortgesetzt worden. Wie vermutet wird, bemüht sich die Polizei, die mit der Prüfung der Dokuments und der Herstellung von Auszügen für das Innenministerium beschäftigt ist, andere geheime Schränke hinter den Wandfüll ungcn ausfindig zn machen. Nach der „Times" ist in den letzten Stunden wichtiges Vewsismaterial dafür gefunden worden, daß eine aus gedehnte Sowjetorganisation von ausge- fprochen antibritischem Charakter besteht. Die beschlag nahmten Dokumente zeigen, daß eine unzweifelhaft gesetz mäßige Geschäftsorganisation der Sowjetregierung in London einen internationalen Feldzug zum Sturze der bestehenden Einrichtungen führt. Es liegt klares Beweis material vor für die enge Verbindung zwischen den russischen Organisatoren und den Kommunisten in Eng land und anderen Ländern. Es wird erklärt, daß eine Liste bezahlter Agenten und Agitatoren in den verschie denen europäischen Hauptstädten sich bei den beschlag nahmen Dokumenten befand. Das Blatt will außerdem wissen, daß ein Mitglied des Personals beim Eindringen der Polizei dabei überrascht worden sei, als es einige Do kumente in einem Kamin verbrannte. Mus DeMrüche am MMW. Das fruchtbarste Zuckerrüberland unter Wasser. Am Bayou des Glaises sind weitere Deichbrüche er folgt. Etwa hundert in dieser Gegend beschäftigte Leute haben den Kampf gegen die Finten aufgegeben und sind in die Unterkunftslager geflüchtet. Die ungeheuren Wasscrmassen des Tenfasbassins, das einen Inlandsee von 300 Meilen Länge und 50 Meilen Breite bildet, wälzen sich unaufhaltsam über das fruchtbarste Zuckcr- rübenland. Tausende Farmer fliehen mit Familien uns Vieh auf den wenigen zur Verfügung stehenden Lanv- straßen. Bei Simmesport sind 500, bei Mausura 000 Personen von den Wassern eingeschlossen, deren Rettung fast unmöglich ist, da die Strömung die Heranbringung der Rettungsboote erschwert. Die Strömung ist so stark, daß der Lauf des Oldrivers, der der Strömung entgegen liegt, umgewandt wurde. Die nächste Gefahr droht von den Atchafalayadeichen, die langsam dem Wasserdruck weichen; weitere 13 Landkreise würden beim Nachgebell versenkt werden.