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Voig t l ändi sch er Anzeiger. zo. Stück. ' > Freitags den 26. July 1805» Ueber einen ausführbaren Vorschlag, die Armen einer Mittelstadt zweckmäßig zu versorgen. (Fortsetzung.) ' Es Heilen sich diese Arbeitsanstalten ein r) in Armenhäuser ganzer Distrikte, und 2) in Armenhäuser einzelner Communen. Arbeitshäuser ganzer Distrikte haben zum Zweck, arbeitsfähigen Armen ganzer Ge genden Gelegenheit zur Arbeit, und durch sie einen verhältnißmäßigen Gewinn, zureichend zur Stillung nothwendiger Bedürfnisse, dar zubieten. Man will durch diese Anstalten das Gebiet eines Staats so viel als möglich von Bettlern rein halten, will die Faulen unter Aufsicht nehmen, und sie zu nützlicher Anwen dung ihrer Kräfte veranlassen. Es sollen diese Einrichtungen auf solche Weise Zuflucht^- örter für das Unglück, und Besserungs anstalten für unbrauchbare Mitglieder eines Staats seyn. Je wohlthätiger und nützlicher die Absicht dieser Einrichtung ist, je seltner ist bisher noch ihre Wirkung, theils wegen der zu geringen, unzureichenden Anzahl dieser Häuser, theils wegen der Mängel gewe sen,' die mit ihrer ersten Einrichtung bisher noch verbunden waren. Es werden nämlich die Vortheile, die besonders in. einer durch diese Einrichtung mög- liehen bestimmter» Aufsicht auf die vorhandenen Individuen, im wirksamer« Anhalten zu nütz licher Beschäftigung, in wohlfeilerer Befriedi gung nothwendiger Lebensbedürfnisse der Ar men, und in andern Dingen bestehen, durch mancherlei Nachtheile ausgewogen, die bis her der Nützlichkeit des Instituts sehr im Wege gestanden haben. Einige der vorzüglichsten Nachtheile sind besonders in folgenden Gegen ständen zu suchen. Der Widerwille der Armen, in diese Häu ser zu gehen, wird dadurch befördert, daß sie aus der Mitte ihrer Verwandten und Freunde entfernt werden; ein Nachtheil, den auch für das ungebildetste Herz die öffent liche Barmherzigkeit, die sorgsamste Theilnah, me des Staats nicht ersetzt. Der Arme wird daher lieber eher das Härteste dulden und un ternehmen, ehe er sich von den Banden der Verwandtschaft und der Freundschaft losreißt, und in ein Institut sich bcgiebt, dessen Zweck er selten aus dem richtigen Gesichtspunkte an zusehen veranlaßt wird. Häuser dieser Art tragen immer noch zu sehr den Schein einer Bestrafung; die bisherige Vermischung mit Zuchthäusern ist ein Flecken, der nur all mählich durch die Zeit wird verwischt werden können. Noch sorgt man in diesen Häuser» zu wenig für möglichste Mannichfaltigkeit der