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MsdmfferTageblatt Iloklonale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Mo» « «>«> W»»IU«Y« »«chMM«,, 8 Nh«. »ri t« — r XW. i» ««.«, bei S-chrll-m, »»ch »t« «—>1 r^o «M., »«1 Wochenblatt für Wilsdruff «. Umgegend ,»«««>» »eschSfwft«««« 1 U 2^2 n«hm« pi j-»« Z-U »«. H««k««« «»,«,«. J»Fa>lch«l>rr« »«alt, «rte« »d»»j»nftt,e»»<«Ukd,ft»«n,« dkftkhl krinA.sp«^ «,s Li«f«ruil, ix» g«iv«« »der Kür,»«, »», Bc,»,«p»Us«. — »ülks«»>mj «i»,ks»»dt« Schriftstirkr uxr, »«» Port» drill»,t. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. «»,ei,rn^ri,' »i< ,,rs,»l1»«« X»»ueil< »«ps,..»»««,»<»«>»«« Aeil« »rr «»»Nchrn »kd,»»'«achu»,« »Irnai,, di» z,rs»«u«e Xedl»»»,Xl« l» ItiUichra TrN» I Xkich»»»rk. SI«ch»>«isuii,,,«bLdr ro «»ich,pj«>ü,«. »«». ,»schrieb«»«rscheimm,», „ I-«-und PI-S»°ttchrU»» »rrdkn n«ch M»,lichd.it Kern so re w er: Amt Wilsdruff Nr. v brracksichli,-. «n»»«^», »nnahnir di. »»«l.IVUbr. . — -» > Ml die Richti,deit »o durch F»«rnfüdermttirlte»x»zei,»n üb»ru«h»cn wir d»ine Garantie. JederAa battanspruch ^lischt, wenn derBrtra, darr, Klage ein,«,»,« »erben wich oder der Auftrag, eher in Kondur» ,erilt. Sn,ei,« nehmen alle ivermittlun,»stellen «t,»,« ^>as Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Ar 32— 87.Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt« W i l s d r u f f s D re s d en Postscheck: Dresden 264V Dienstag, den 7. Februar 1928 Oer Kampf um das Washingtoner Abkommen. Die lange Leidensgeschichte, die das Washingtoner Abkommen über die Einführung der „grund sätzlich" achtstündigen Arbeitszeit (oder 48 Arbeitsstunden wöchentlich) in den fast neun Jahren seines Daseins durchlebt hat, weist jetzt ein neues Kapitel auf: die englische Negierung hat dem Internationalen Arbeitsamt mitgeteilt, sie sähe sich verläufig nicht in der Lage, das Abkommen dem Parlament zwecks Ratifikation sorzulegen. Begründet wird dies mit der schwierigen wirtschaftlichen Lage in England, die eine Verkürzung der täglichen Arbeitszeit auf acht Stunden verbiete. Natürlich war die Entrüstung darüber in Genf sehr groß, da durch diese Stellungnahme der englischen Regierung auch die anderen in Frage kommenden Länder, besonders Deutsch land, Belgien und Frankreich, an der Ratifikation ge hindert werden, jene Leidensgeschichte vermutlich also noch viel länger werden wird. Allzu überraschend ist das aber nicht, denn die eng lische Regierung hat schon einmal, nämlich gleich nach dem Ende des großen Äergarbeiterstreiks, das gleiche mit- zeteilt, und als sich in London der deutsche, der englische, oer französische, der belgische nnd der italienische Arbeits- Minister trafen, hat man sich anch nur über die Aus legung des Abkommens unterhalten, nicht aber über die Ratifikation. Und nur durch diese erhält es gesetzliche Kraft für das Land, das dieses Abkommen annimmt. Strittig ist aber schon, ob ein Land die entsprechenden Ge setze, die die Bestimmungen des Abkommens in die Wirk lichkeit nmsetzen, vor der Ratifikation erlassen muß oder erst hinterher seine Gesetze diesem Abkommen anzupassen hat. Deutschland scheint den ersten Weg zu wählen und ist auf diesem schon sehr weit vorwärts gegangen, während z. B. Italien erst vor nicht allzulangcr Zeit durchgehends den Neun - Stunden - Arbeitstag ein geführt hat. Nun gestattet das Abkommen überhaupt sehr große Ausnahmen von der achtstündigen Arbeits zeit» die Bestimmungen darüber sind so dehnbar und aus legungsfähig, daß von dem ursprünglichen Grundgedanken herzlich wenig übrigbleibt. Daher haben sich eine Reihe von Staaten zwar „grundsätzlich" auf den Boden des Ab kommens gestellt, halten es damit aber durchaus für ver einbar, daß es auf ganze Jndustriegruppen keine Anwen dung findet. Die einzige Ausnahme darin ist Deutsch- Hsterreich, wo nirgends mehr als acht Stunden gearbeitet werden darf! Man muß sich aber daran erinnern, daß z B. in England nach dem Bergarbeiterstreik eine Ver längerung der Arbeitszeit erfolgte, die.sicherlich sobald nicht wieder rückgängig gemacht wird. Noch komplizierter wird das alles dadurch, daß ver schiedene Staaten ihre Geneigtheit zur Ratifikation des Washingtoner Abkommens zwar bekundet, aber an die Vorbedingung geknüpft haben: erst müssen mehrere andere unterschreiben. Dazu kommen noch jene oben angedeuteten Auslegunas- und Ausdeutungsmöglichkeiten und schließ lich noch die ausdrücklich kuudgegebeue Absicht, bei sich die im Abkommen vorgesehene Kontrolle des Internationalen Arbeitsamtes darüber nicht zu dulden, ob und wie es nun — nach der Ratifikation — wirkt'ch auch durchgeführt wird. Man steht also, mit welch' gewaltigen Schwierig keiten die Väter und Wegbereiter des Washingtoner Ab kommens zu kämpfen haben, wobei vielleicht das merk würdigste ist, daß es dort, wo es entstand, nämlich in Amerika, am härtesten bekämpft wird. Nicht zuletzt aus diesem Grunde ist auf die baldige allseitige Durchführung gar nicht zu rechnen. „Eine blendende Fassade." Die Staatsanwaltschaft über Julius Barmat. Rach den mehr als einjährigen Untersuchungen im Prozeß gegen die Brüder Barmat beginnen jetzt die Plädoyers der Staatsanwälte, die mehrere Wochen dauern werden. Vor März ist das Urteil erster Instanz nicht zu erwarten. Der Barmat-Prozeß ist der größte, den ein deutsches Gericht jemals geführt hat. Während die Öffentlichkeit sich für den Prozeß lange Zeit nicht mehr interessiert hat, weil er allzulange dauert and die Materie sehr schwierig war, findet man jetzt wieder überfüllte Zuschauertribünen, zahlreiche Stenographen und eine im Gerichtssaal unge wohnte Rednertribüne, die das Forum als ein Parlament rrschcinen läßt. Staatsanwalt Trautmann eröffnete den Reigen der Plädoucrs: In der Öffentlichkeit sei wiederholt die Frage laut geworden, wie es möglich war, daß dieser Prozeß so lange Zelt nnd Dauer entnehmen konnte Die Mitarbeiter bei dieser Ver handlung wußten jedoch, daß es nötig war, den Prozeß in Sem son der Staatsanwaltschaft gesteckten Rahmen durchzuführen, scnn eine andere Verhandlungsan hätte der Materie und den Angeklagten nicht gerecht werden und zu keinem gerechten Urteil führen können. Von Politik habe man sich, wie das für ein Gericht selbstverständlich ist, fcrngehallcn Dann ging der Staatsanwalt auf die Persönlichkeit Julins Barmats, des meistgenannten von den vier Brüdern, ein Me deW-rMe» Weiterer Ausbau. Nach einer amtlichen Veröffentlichung der russischen Regierung hat das zweijährige Bestehen des deutsch- russischen Abkommens von 1925 zu einer Reihe von Schlüssen berechtigt, die auf die Möglichkeit eines weiteren Ausbaues der Handelsbeziehungen zwischen der Sowjet union und Deutschland Hinweisen. Die deutsche Regierung schlug der Sowjetregieruug vor, die Ergebnisse der An wendung des Vertrages von 1925 gemeinsam zu prüfen und für beide Teile erwünschte und annehmbare Maß nahmen zu entwerfen, die auf den ferneren Ausbau des Warenumsatzes zwischen beiden Ländern gerichtet sein sollen. Im Hinblick auf das Interesse der beiden Parteien an dieser Besprechung, die in diesem Monat in Berlin stattfinden soll, stimmte die Sowjetregierung dem Vor schläge der deutschen Regierung zu nnd entsandte zu diesem Zwecke das Mitglied des Kollegiums des Handels- kommissariats, Schleifer, und den Chef der Abteilung für Vertrags- nnd Rechtsfragen des gleichen Kommissa riats, K a u f m a » n , nach Berlin. Polens Antwort sn Litauen. Warschau, 6. Februar. Wie die Warschauer Korre spondenz der TU. erfährt, soll die beabsichtigte polnische Note an Litauen, deren Überreichung bereits vor einiger Zeit angekündigl wurde, erst kurz vor Beginn der Marztagung des Völkerbundes erfolgen, und zwar, um Woldew aras möglichst wenig Zeit für eine Antwort zu lassen. Von polnischer Seite will man, nach dem Miß erfolg -er letzten Note, die polnisch - litauischen Verhandlungen wieder aus das Genfer Terrain verlegen, um dort mit Hilse der Westmächte und unter dem Einfluß des Völkerbundsrates einen unmittelbaren Druck aus Litauen ausüben zu können. Aus diesem HMMMlUW Grunde soll die polnische Note sehr kurz geholten werden und die wichtigsten der von Wvldemaras berührten Fragen vollstmrdig mit Schweigen übergehen. Die seitens -er polnischen Regierung verfolgte Taltik geht ferner nach wie vor darauf aus, nur wirtschaftliche Momente in den Vordergrund zu schieben, um auf diese Weise unausgesprochen eine Anerkennung des gegenwärtigen Status quo durch Litauen zu gewinnen. Aus diesem Grunde wird die Note in versöhnlichem Tort gehalten sein und Schärfen vermeiden. Ser MWieWe Staats-rMett er- mrdet? Paris, 8. Februar. In Paris erhält sich hartnäckig das Gerücht, daß der Präsident -er portugiesischen Republik un- gleichzeitig Ministerpräsident Oarmona heute morgen 10 Uhr in Lissabon ermordet wurde. Demselben Gerücht zufolge soll alsbald danach in der Stadt die Revolution ausgebrochen sein. Die por tugiesische Gesandtschaft in Paris war nicht in der Lage, dieses Gerücht zu bestätigen oder zu dementieren, so Laß es immerhin mit großem Vorbehalt ausgenommen werden muß. Annahme der Freigabebill im Senats- ansfchutz. Washington, 8. Februar. Der Gesetzentwurf des Re präsentantenhauses, der die Rückgabe des beschlagnahmten frem den Eigentums vorsieht, wurde heute vom Finanzausschuß des Senates mit einigen unbedeutenderen Abänderungen angenommen. Der Nimbus eines ungeheuer reiche» Mannes, ver »m Barmat gewoben war, so sühne der Staatsanwalt aus, ist jetzt oerschwunden, der Glanz seiner Persönlichkeit ist verblaßt, und der große Konzern, der seinen Namen trug, ist zusammen gebrochen Jetzt steht Julius Barmal in seiner wahren Gestalt vor nns, wir wissen nun, was wir von ihm und seinen Helfern zu halten haben, wir kennen seine Ziele und Wege und wissen, daß er vom Pfade des Rechts abweichen mutzte. Er hat dabei außerordentlich schwerwiegende strafbare Handlungen bc- zangen Oberstaatsanwalt Dr. Trautmann gab dann eine Charak teristik des Hauplangeklagten, den er als einen ungewöhnlich klugen Geist und eine undurchsichtige Händlernalnr voller Verschlagenheit und spckulativischer Energie kennzeichnete. Er hatte Gelder über Gelder geliehen und die Gesamtübcrstcht zeugte von einem phantastischen Unifang seiner Kredite Die Listen wären noch länger geworden, wenn nicht der Staatsanwalt cingegrifsen hätte Damals wiesen sie schon 38 Goldmillioncn als Schuld summe aus Barmai sei cs gelungen, sich als den Mann hin- zustellen, der gewaltiges Vermöget« besaß; alles sei jedoch nur gut aufgezogene Regie und eine blendende Fassade gewesen. Mit 100 Goldmillivnen sei Barmal von der deutschen Steuerbehörde veranlagt worden und habe selbst nur 841000 Gulden besessen. Das Betriebs kapital des Konzerns habe nur einige lausend Gulde» betragen. Der zweite Redner, Oberstaatsanwalt Rasch, verglich Barmat mit dem verstorbenen Hugo Stinnes Julius Barmat hat sich auch selbst mit diesem Industriekapitän verglichen, aber der Stinneskonzern habe sich als gcsnnv und lebenssähig er wiesen, während Barmat zusammengebrochcn sei. Der Unterschied zwischen Stinnes und Barmat sei gewesen, daß im Gegensatz zn Barmat Stinnes die Inflation meisterhaft beherrscht und nur dort gekauft habe, wo die Schornsteine rauchten, während Normal allerlei wertlose Unternehmungen nur deswegen gekauft habe, weil sie billig waren. Or. Luiher über Berfaffungsleben. Vortrag in Düsseldorf. Bei den allgemeinen Kulturveranstaltungen der Stadt Düsseldorf sprach Reichskanzler a. D. Dr. Luther über das aktuelle Thema: „Aus dem Verfassuugsleben der Gegenwart". In seinen Aussührungen umriß Dr. Luther in großen Linien die historisch bedingte Eigenartdes Deutschen, die Entwicklung des Staatslebens und die damit verbundenen Höhepunkt in der Geschichte. Trotz der schweren Erschütterungen im Jahre 1918 nach Beendi gung des Krieges und kurze Zeit später, während der In flation, habe das Reich seine Feuerprobe bestanden. Run stelle das Schicksal neue Probleme. Die Wirtschaft fei, da sie die Reserven, die sie vor dem Kriege besaß, noch nicht wiederhabe, und auch aus anderen Gründen sehr empfind lich. Was fei zu tun? — Beeinträchtigung der Lebens haltung der Bevölkerung müsse mit allen Mitteln ver mieden werden. Nur grundsätzliche Einstellung auf Sparen könne Erfolg bringen. Der Staat müsse dem Volke mit gutem Beispiel vorangehen. In der öffentlichen Arbeit müsse man dazu kommen, die inneren Reibungen aus dem Wege zu räumen. Mit einer Müdigkeit dürfe man sich »licht zufriedengeben. Die augenblicklich vor handenen drei verschiedenen Auffassungen hinsichtlich eines Staatsaufbaues, die unitaristische, die föderalistische und die allpreußische, müßten sich, wenn auch der einzelne Opfer bringt, vereinigen lassen. Wenn der redliche Wille vorhanden sei, werde man die Lösung finden. Voraus setzung sei eine Einstellung, die das Gesamtwohl über alles stelle. Dann dürfe man die Jugend und ihren Willen zur eigenen Gestaltung nicht vergessen. Zwischen Inter nationalismus und übcrnationalismus liege der Scheide weg für das deutsche Volk. Nur von bewußter nationaler Grundlage aus könnten wir übernational erfolgreich wirken. Entführung Deutscher in China. Angebliche Gewalttat von Banditen. Die dauernden Unruhen in China haben nun auch nehrere Reichsangehörige in Schaden und Gefahr ge »rächt. Sogar der Tod einer Deutschen ist dabei zu bc- lagen. Aus Peking wird über den Vorsall gemeldet: Während eines Gottesdienstes Mitte Januar dran- zen hundert Banditen bei Tage in das Gebäude der dent -chcn römisch-katholischen Mission in Putschau ein uns mtfiihrtcn nach einem Zusammenstoß, bei dem einige Lhiuesen getötet und verwundet wurden, drei scutschc Missionare und eine Nonne als Ge fangene. Boten, die nach Tungtschangfu gesandt wurden, um ein Löscgeld von 60 000 Dollar für die vier Deutschen zu fordern, wurden verhaftet; darauf wurden Truppen zur Befreiung der Deutschen abgcschickt. Als die Truppen zum Angriff schritten, stellten die Banditen die Deutschen vor sich auf. Während des Kampfes starb die Nonne vor Aufregung. Ein Deutscher wurde verwundet. Ob mittlerweile eine Befreiung der deutschen Priester möglich war, ist aus den über London kommenden Mel dungen nicht ersichtlich. Jedenfalls ist von den zuständigen Stellen zu erwarten, daß alle Mittel in Bewegung gesetzt werden, nm Befreiung der Gefangenen und Sühne für sie Freveltat zu erreichen. Oie Spannungen im Jenirum. Erklärungen Jmbuschs. Der westfälische Zentrumstag fand Sonntag in Hamm statt. Über dje deutsche Innenpolitik sprach Zeichstagsabgeordneter Dr. Schreiber. Er betonte üe starken Gegensätze in der Kulturpolitik bei den Re- lierungsparteien. Die Reden Stegerwalds und jmbuschs deckten sich mit den im Reichsausschuß des Zentrums am 29. Januar in Berlin gemachten Ausfüh- ungen. Abg. Imbusch führte aus, die weitgehenden sachlichen Meinungsverschiedenheiten, die in der letzten Zeit in der Partei zutage getreten seien, könnten nicht mit üncr schönen Erklärung aus der Welt geschafft werden. Lr stellte ausdrücklich fest, daß die Differenzen noch richt erledigt seien. Mit Erklärungen könnten sich Ke armen Leute kein Brot kaufen. Zum Schluß wurde -ine Resolution angenommen, in der sich das westfälische Zentrum einmütig auf den Boden der Entschließung stellt, >ie am 29. Januar vom Reichsparteiansschuß in Berlin ingenommen wurde.