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Wochenblatt für ^2 Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Sievenlchn und die Umgegenden. Amtsblatt für das Könialiche l^richtSamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. " Freitags den 11. Juli 1873. Tagesgcschichte. uns doch dieses Vorgehen ein wenig zu . O die wenig sich die Cholerafälle in diesen Tagen nicht Z ausgetretenen sind nur die Folge dwecter Emschl PPi-ng sie vesti ^ läßt sich also wohl hoffen, daß in der Zett bis zmn B^um l>er B qelwiesc die so gefürchtete Cholera überhaupt verschwunden ist. ^rotz- dem würde es nur dankenswerth vorsichtig erscheumi, Vogelwiese einige Wochen hinausschöbe, sie ober ganz ausheben runial sie dieses Jabr so wie so vielleicht die letzte sem wird scheint uns auch schon aus dem Grunde nicht Ehlich, weil das nach Außen den Eindruck machen muß, als wüthe die Cholera hier ganz bedeutend was doch bis jetzt, Gott sei Dank, nicht der sall G- (N ) Meißen 7. Juli. Beim Spielen mit einem geladenen Pistol schoß gestern Abend ein Schulknabe einen andern in den Kopf, fo daß dessen sofortiger Tod erfolgte. Bei dem vor wenigen Tagen in Meißen gefeierten Asraner-Heste wurde u. A. die Stiftungsurknnde über das durch ein Comitv ge gründete Stipendium der alten Afrancr, wonach jedesmal zu Ostern einer der abgehenden Schüler die Zinsen des auf 2000 Thlr. sich belaufenden Capitals erhalten soll, durch Herrn Adv. Scheufler aus Leipzig überreicht. Zittau, 7. Juli. Heute früh wurde der sechs Jahre alte Schul knabe Paul Thomas von hier von einem Fuhrmann aus Görlitz mit einem langen Transportwagen so überfahren, daß der Tod augen blicklich erfolgte. Chemnitz, 9. Juli. Auf eingezogenc Erkundigung an geeigneter Stelle haben wir erfahren, daß bis heute gegen 30 Personen von der Trichinenkrankheit befallen sind und daß diese Fälle vom Genüsse nicht hinreichend durchkochter Würstchen herrühren. Die medicinal polizeilichen Erörterungen sind noch im Gange, das Endresultat ist mithin abzuwarten. Berlin, 8. Juli. Wie offiziös gemeldet wird, ist der wirkliche Geh. Ober-Regierungsrath Wagener auf seinen Antrag zum 1. Oct. d. I. pensionirt und an seiner Stelle der Geh. Ober-Negieruugsralh im Handelsministerium zum ersten Vortragenden Nathe im Staats ministerium ernannt worden. Die Wiener Weltausstellung wurde im Monat Juni von 1,216,118 Personen besucht, darunter 684,056, welche den jeweiligen Tages preis entrichtet haben — unter diesen haben 179,151 Personen Len Preis von einem Gulden und 504,005 Personen den Preis von fünfzig Kreuzern erlegt. Der Ertrag an vierzehn „Fünfzig-Kreuzer- Tagen" kommt der Summe von 252,002 Gulden gleich, gegenüber Nicke Ä»^ ^,l51 Gulden an sechszehn „Gulden-Tagen". Die ^"^.DurchschnlttSjiffer beträgt 40,537 Besucher. N.s^ulwns in Wien ist endlich der langerwartete Schatz edlen Steinen, Waffen, Gcräthen und Gewändern fein Wird. D eu w,r mcht nur an diese Berge von Kostbarkeiten wn "all," «m d» der «»all and Jadaftne, dk serer Zeit. Konnten doch sonst nicht einmal die und Krämer, die Pfeffersäcke, wie sie die Junker und Ni/n-r ? Burgen nannten, ungefährdet ihres Weges rnr Messe Schnapphähne und Sturmfedcrs von den alten Raubueüern bra aus dem Hinterhalt hervor und plünderten sie aus^ was für Zölle zu Wasser und Land hatten si! zu ablen' ' , Muhren hat die Ernte bereits begonnen- der Benin» -,b,n a Ungar« ,-h, ,a d-« aaM-a Ta^a L " Z '»">> - Pr." Ist a»t-r d-m d. -m T-I-gmmm ais L-uch-rg Mg-gäag^ welchem zufolge Tags vorher über einen großen Theil Galiziens ein wolkenbruchartiger Regen niedergegangen war. In wieweit dadurch der Stand der Saaten und der Ernte geschädigt worden ist, darüber liegen zuverlässige Mittheilungen noch nicht vor. England hat die Russen beim persischen Schah ausgcstochen. In Petersburg war der Schah zwar auch gnädig und schenkte dem Kaiser ganz Rußland für seine Gastfreundschaft, in London aber wurde er sogar galant und mobil. Der Königin Victoria küßte er zweimal die Hand und küßte sogar im Wagen das goldene Medaillon, das sie ihm geschenkt hatte, pflanzte eigenhändig zwei Bäume in Windsor und ließ sich mit dem Prinzen Leopold auf einem Bilde photo graphieren. Nachträglich besuchte er noch alle Sehenswürdigkeiten, die auf dem Programm standen, und zweimal den Tober, die alte Londoner Festung, „wo so viele Leute hingerichtet wurden", wie er sagte. Am meisten interessiere ihn und seine Minister die Guillotine, sie ließen sich den Köpfungsprozeß genau erklären und scheinen diese europäische Erfindung in Persien cinführcn zu wollen. In der Jesuitcncapelle in Paris verkündigte der Jesuitenpater Verbeck den belgischen Pilgern mit dürren Worten: „Alle Katholiken müssen jetzt zu Frankreich halten, weil es die Welt dem Papste wie der unterthänig machen wird." Das ist offen gesprochen und das Stichwort sür alle Römlinge der Welt, namentlich auch in Deutsch land. Dieses Wort ist aber zugleich die Wetterscheide für die reichs treuen, vaterländisch gesinnten deutschen Katholiken. Viele hochange- schene Katholiken Deutschlands, zunächst in Schlesien, haben unter Führung des Herzogs von Natibor die öffentliche Antwort ertheilt, daß die guten Katholiken Deutschlands in diesem Kampfe zu Kaiser und Reich halten. Fast hat cs den Anschein, als ob der Papst einen Kreuzzug unternehmen wolle. Er läßt in allen christlichen Ländern Soldaten anwerben und jeder erhält ein rothes Kreuz, das er unter dem Nock am Herzen zu tragen hat. Sold bekommen sie vor der Hand nicht, sollen aber bei den Wallfahrten ihre Marschübungen machen. Aus Venedig, 8. Juli, wird gemeldet: Nachdem die Cholera in vereinzelten Fällen hier ausgetreten ist, werde» von heute an täg lich amtliche Mittheilungen über den Gesundheitszustand der Stadt veröffentlicht werden. -öl Um jeden Preis. Uovcllc von tjmmnm Haindorf. (Fortsetzung.) Kein Zeichen der Bewunderung über seinen Scharfsinn, seine Klugheit entschlüpfte ihr, wie der Graf erwartet und gehofft, und auch jetzt, als er mit seinem Bericht zu Ende war, hatte sie dafür nicht das leiseste Wort der Anerkennung; im Gegcntheil rief sie ganz entrüstet aus: „Der junge Merton ist also wirklich unschuldig und Sie haben noch keinen Schritt gethan, ihn zu befreien?!" und ihre schönen Au gen blitzten vorwurfsvoll auf den hartherzigen Bretagner herab. „Unschuldig?!" lachte Heun finster; „er ist Argentino's Spieß geselle und jetzt erreicht ihn nur sein wohlverdientes Schicksal." „Wenn er aber seinen Schwiegervater nicht ermordet hat, dann ist es Ihre heiligste Pflicht, die Sache auszuklären." „Wozu?!" entgegnete gleichmüthig der Graf. „Es würde mir nur die unerquicklichsten und weitläufigsten Auseinandersetzungen zu- zichen und in der Sache selbst nichts ändern. Einer der Mitschuldigen ist nur in die eigene Falle gerathen und ich fühle keine Veranlassung, ihn daraus zu befreien." Die Kälte und Herzlosigkeit dieses Mannes trat für Clemence in abschreckender Häßlichkeit hervor. Sie sann einen Augenblick nach, wie sie diesen festgefügten Menschen am besten erschüttern konnte. — Ein Lächeln glitt plötzlich über ihre Züge und sie sagte rasch: „Ah, Sie glauben damit am besten sich eines Nebenbuhlers zu entledigen." Henri vermochte kaum, seine Betroffenheit zu verbergen. Woher wußte die Comtesse Clemence, daß er sich für die Kleine interesfirte?