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WMM für Wkuff Erscheint wöchentlich zweimal u.zwarDienstags und Freitags. — Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mk., durch die Post bezogen 1 Mk. 25 Pf. — Einzelne Nummern 10 Pf. Tharandt, Men, Sitbenleh» md die UmMaden. Imtsbllitt Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. , Jnsertionsvreis 10 Pf. pro dreigespaltene Corpuszeile. a für die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rg!» Zorstrentamt zu Tharandt. No. 93. Freitag, den 29. November 1891. Konkursverfahren. In dem Konkursverfahren über das Vermögen des verstorbenen Sattlermeisters Heinrich August Frohne in Wilsdruff ist zur NbnahmeZder Schlußrechnung des Ver walters, zur Erhebung von Einwendungen gegen das Schlußverzeichniß der bei der Vertheilung zu berücksichtigenden Forderungen und^zur Beschlußfassung der Gläubiger über die nicht ver- werthbaren Vermögensstücke der Schlußtermin auf den 16. December 1891, Vormittags 9 Uhr vor dem Königlichen Amtsgerichte hierselbst bestimmt. Wilsdruff, den 18. November 1891. Viels;, Gerichtsschreiber des Königlichen Amtsgerichts. Auktion. Mittwoch, den 25. November d. Js., Nachmittags 1 Uhr, gelangt in Röhrsdorf I Kuh, 1 Schwein, ca. 8 Schock ungedroschener Hafer und ca. 15 Schock ungedroschenes Korn gegen Baarzahlung zur Versteigerung. Bieterversammlung im Schüler'schen Gasthofe daselbst. Wilsdruff, den 16. November 1891. Ger.-Vollz. GenevttlVevsttininluirg Ves Krankenkaffenverbandes im AmtsgerichtsbezirLe Wilsdruff. Zu der am Sonnabend, den 28. dss. Mts., Nachmittags 3 Uhr, im Saale des Hotels zum weißen Adler hier abznhaltenden Generalversammlung werden die Herren Ausschußmitglieder ergebens eingeladen. Tagesordnung:' 1 ., Mittheilung über den Stand der Verbandskassen; 2 . Dergleichen über das Ergebniß der Verhandlung mit den Herren Cassenärzten; 3 ., Besprechung über die Jnvaliditäts- und Altersversicherung st 4 ., Allgemeine Verbandsaugeleqenheiten. Wilsdruff, am 18. November 1891. Der Vorstand des Krankenkastenverbandes im Amtsgerichtsbezirke Wilsdruff. I^ivlLvr, Brgmstr., Vors. In dem zum Vermögen des verstorbenen Sattlermeisters Heinrich August HrolMö in Wilsdruff eröffneten Konkursverfahren soll mit Genehmigung des Königlichen Amts gericht Wilsdruff die Schlnszvexti'eilnng erfolgen. Nach dem auf der Gerichtsschrsibecei erwähnter Behörde niedergelegten Verzeichnisse sind bei 1907 Mk. 19 Pf. verfügbarem Massebestand 14 Mark bevorrechtigte und 4617 Mk 4 Pf. nicht bevorrechtigte Forderungen zu berücksichtigen. Dresden, am 18. November 1891. Der Konkursverwalter. Rechtsanwalt <Au8l»v AlüIIsr. Tagesgeschichte. , Die sittlichen und wirthschaftlichen Schäden des Hausi r- handels sind seit einer Reihe von Jabren in weiten Kreisen Gegenstand ^ausführlicher Erörterungen. Die Petitionskommis sionen des deutschen Reichstags haben sich wiederholt mit dieser Frage beschäftigt und beispielsweise in der letzten Session des vorigen Reichstags die vorliegenden 31 Petitionen dem Herrn Reickskanzler zur Erwägung überwiesen. Leider kam der Be richt im Plenum nicht mehr zur Verhandlung. Auch der gegen wärtigen Reichstagssession hat die Petitionskommission über eine Reihe von fast tausend Bittgesuchen, welche den Hausirhandel verboten oder wenigstens eingeschränkt wissen wollen, Bericht erstattet. Während aber im Jahre 1890 sich die Vertreter der Reichsregierung gegenüber den damals von der Kommission befürworteten Wünschen ablehnend verhielten, scheint einerseits der erneute Petitionssturm, andrerseits vielleicht die Aussprache in der Handwerkerkonferenz das Eis gebrochen zu haben. Die Handelskammern sind nämlich von dem Herrn Minister der öffentlichen Arbeiten aufgefordert worden, sich über gewisse dem nächst herbeizuführende Einschränkungen des Hausirhandels zu äußern. Ist zwar zu fürchten, daß ein großer Theil der Handelskammern sich gegen jede Einschränkung der Gewerbe- sreiheit aussprechen wird, so darf man nichts destoweniger die Hoffnung hegen, daß ersichtlich tendenziöse Gutachten keine Be rücksichtigung finden. Denn schon der Eingang der erwähnten ministeriellen Aufforderung bringt die feste Absicht, den „Klagen weiterer Kreise des Kleingewerbestandes über die erdrückende Konkurrenz des angeblich an Ausdehnung stets wachsenden Hausirgeschäfts" Gehör zu geben, zum Ausdruck. Ein völliges Verbot des Hausirhandels kann, wie auch seinerzeit einstimmig in den Kommissionsberathungen hervorgehoben wurde, nicht in Betracht kommen, da eine große Anzahl industrieller Unterneh mungen nur solche Waaren verfertigen, welche keinen Absatz außer dem Hausirwege finden. Dagegen ist beabsichtigt, eine Reihe von Handelsartikeln, wie Luxussachen, Tuche, wollene und halbwollene Stoffe, Leinen, Bettzeuge, Schuhwaaren, vom Gewerbe im Umherziehen auszuschließen. Ferner soll das An bieten gewisser gewerblicher Leistungen, Korbflechten, Scheeren schleifen w., weil diese Arbeiten zu Bettelei und Landstreicherei mißbraucht werden, untersagt, und schließlich sollen nicht völlig unbescholtene Personen, Taube, Blinde, Stumme und Geistes-! schwache, sowie alle unter dem dreißigsten Lebensjahre stehenden, i i endlich nicht für eigene Rechnung Hausirende von diesem Ge-- werbe ausgeschlossen werden. Die Kleinhändler und Handwerker werden im großen und Ganzen mit den hier verheißenen Maß nahmen einverstanden sein; denn solche mären in der That ge eignet, viele der beklagten Mißstände abzustellen. Es dürfte nicht wohl zu bestreiten sein, daß die Hausirer zum leichtsinnigen Kaufe verlocken, daß sie das Publikum vielfach durch schlechte Waareu übervortheilen, daß sie das stehende Gewerbe schädigen und der Produktion schlechter, minderwcrthiger Waaren Vorschub leisten. Ferner ist wohl die Landplage des Hausirerthums, das oft mit einer Zudringlichkeit, deren man sich kaum erwehren kann, auftritt, allseitig bekannt, und selbst in den Reihen der Vertheidiger dieses Gewerbszweiges ist die Zahl derer ganz be deutend, welche unter derartigen Belästigungen zu leiden gehabt und dabei mit ihrem Unwillen nicht zurückzehalten haben. Ins besondere aber ist das Platte Land der beliebteste Tummelplatz für die Hausirer aller Art, und wenn gegen eine Einschränkung des Gewerbes im Nmherziehen die Behauptung geltend gemacht wird, daß gerade in den Dörfern der Hausirer noth wendig sei, weil anderweitig die Waaren nicht beschafft werden können, so ist dies durchaus unrichtig. Im Gegentheil hindert eben der Hausirhandel die naturgemäße Entwickelung des seßhaften und reellen Handels auf dem Lande. Sollte eine Vorlage, durch welche nach den von dem Herrn Minister der öffentlichen Ar beiten kundgethanen Grundzügen der Hausirhandel eingeschränkt wird, an den Reichstag gelangen, so glauben wir an einer sympathischen Aufnahme derselben seitens der Mehrheit nicht zu zweifeln zu sollen. Inzwischen aber möchten wir den schon anderwärts geäußerten Wunsch, auch das Hausiren mit Vieh zu untersagen, auch unsererseits aussprechen und darauf auf merksam machen, daß an einzelnen Orten auch ein ziemlich schwunghafter Handel mit Lotterieloosen, Antheilscheinen für Prämienanleihen u. dergl. betrieben wird. Das Feilbieten der artiger „Waaren" wird jedenfalls verboten werden müssen, während uns bezüglich gewisser Artikel der Hausindustrie, das Verbot bedenklich erscheinen würde. Daß in dem zu erwarten den Gesetzentwürfe auch die Gleichstellung der sogenannten De tailreisenden mit den Hausirern 44 der Gewerbeordnung) er folgen wird, haltemvir für selbstverständlich; denn das Besuchen der Privatkundschaft seitens der erwähnten Geschäftsreisenden ! hat einen Umfang und Charakter angenommen, daß sie den i Hausirern näher stehen, als dem reellen Kausmannsstande. Die wohlthätige Wirkung der sozialen Gesetze ersieht man recht deutlich aus der Statistik. Darnach sind in Bauern allein im Jahre 1890 in den Krankenkassen 109 625 Er krankungen mit 3 053 758 Krankheitstagen vorgefallen und hierfür 6 325 777 Mk. verausgabt worden, während die Ver waltungskosten nur 184677 Mk. betrugen. Auf die Unfall versicherung treffen 326 Todesfälle, 3615 schwere und 4953 leichte Unfälle. Die Frage der aktiven Theil nähme des Fürsten Bismarck als Abgeordneter au den R e i ch s t ag s a r b e i t en kann nunmehr als entschieden betrachtet werden. Fürst Bismarck erklärte, als er neulich auf seiner Reise von Varzin nachFried- richsruh Berlin passirte, ihn begrüßenden Herren gegenüber, wenn er nicht vor Weihnachten im Reichstage erscheine, so werde dies nach Neujahr geschehen. Von den vorhandenen 34,000 Buchdrucker-Gehilfen in Deutschland haben, nach der „Zeitschrift für Deutschlands Buch drucker", dem Organ der Prinzipale, noch nicht ein Drittel, nämlich 9851, gekündigt. Die Zahl derjenigen, welche wirklich die Arbeit eingestellt haben, dürfte nach demselben Blatt noch geringer sein. Diese Berechnung stützt sich auf eine tabellarische Uebersicht der Kündigungen im Klimsch'schen „Allgemeinen An zeiger". Wenn 10,000 streikende Gehilfen seitens des Ge- hilsenverbandes mit wöchentlich 14 Mark zu unterstützen sind, so würde der Streikfonds von 500,000 Mark schon in zwei Wochen verpulvert sein. In Hildesheim hat sich der angesehene Bankier Meyer (in Firma Emil H. Mever), der gleichzeitig preußischer Lot terieeinnehmer war, erschossen. Die Ursache des Falliments sind große Spekulationsverluste; zahlreiche Kunden werden in Mitleidenschaft gezogen. Wieder Einer! In Mersingen bei Neu-Ulm fand eine Kesselexplosion einer Güterzugsmaschine statt, infolge deren der Lokomotivführer getödtet, zwei andere Zugsbeamte schwer verletzt und 13 Waggons zertrümmert wurden. Infolge Einsturzes eines Bogenausbaues des Denkmals auf dem Kyffhäuser verunglückten am vorigen Sonnabend drei Maurer, von denen zwei an den erhaltenen Verletzungen starben. Die Wiener Setzer der Berliner „Post", welche sich hatten verleiten lassen, ohne Kündigung die Arbeit einzustellen und mit den erhaltenen tausend Mk. Vorschüssen durchzugehen, sind bei Ankunft in ihrer Heimath verhaftet worden.