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»ktllKOß»« s. Jahrgang. Dienstag, 21. Juli 1914 Nr. 166 Lies« Nummer ««sicht 8 Sette«. Präsident Poincare traf mit seinem Geschwa der vor Kronstadt ein und wurde vom Zaren Nikolaus auf der Kaiserjacht Strela begrüßt.^ « Mtt Pariser gusti-halasti begann der Pro,; f- «gen die Gattin de» früheren Mtntstersirä- Nehm' äas Danä in meine braune Hanä. Der KSNkst von Gngland hat die politischen Führer zu einer Besprechung wegen der Ulsterkrif« in den Bucktn^hanchalast berufen.*) d) »rähsre« sieh« a» as-mr Etill«. Maäame Caillaux vor äen Geschworenen. Mutmasslich« «tttttnn, a« tt Juli: K,.«e er. hetliche WitterungsänderunH, schwach« Gewitterneigung. «»»atz« »ich» «ian«t »-«»»M »»»» au Naftzai« a»» tz«ch a»äitp»H«« »4«r s<» Mamifrript atcht »mMch Uatzar Ist. Das Heil im Auslanä. Mer früher auf dem Boden seine» Vaterlandes nicht recht vorwärts Kam, der pflegte kurzerhand da» Blind--! zu schnüren, Um sein Heil in der Fvende zu suchen. Ze mehr aber alle Kulturnattonen ihren Boden wie ihre Arbeits gelegenheiten für die eigenen Leute zu benutzen sich ge wöhnen, umso schwerer wich es dem Zugsmanderten Platz zu bekommen und vor allzu leichtfertigem Auswandern muh heute mehr denn je gewarnt werden. Am gröhten ist immer noch der Bedarf verschiedener Länder an fremden Arbeitern, sei e» für die Industrie, sei es für die Land wirtschaft. Wo «» an kräftigen Armen Mr härtere Arbeit gegen billig, Bezahlung mangsft, da kann der sparsame Auswanderer immer noch in dem reicheren Land auf fetterem Kulturboden sein Glück machen. «Sobald es sich aber um höherstehende Berufe handelt, werden die Gren zen zu immer schwierigeren Schranken. Und wie einer seits der Arme, der ohne alle Mitts' aufs Geratewohl 'n In MLHrisch.Ostrau und Witkowih kam es zu tschechischen Ausschreitungen gegen Deutsch«. ^weniger zahlreichen und Mr ihn viel schwerer Wgängigon Gelegenheiten im Ausland h» viel mehr würde anfangen können. Meide im Lande und nähre dich redlich ist -war kein Spruch, der im Zeitalter der Weltwirtschaft unbedingte Giltigkeit mehr beanspruchen kann. E» werden im» Lu» land deutsche Kräfte vatsächlich an vielen Stellen benötigt und umgekehrt Lteret eine -längere oder kürzere Auslands, tiitigkeit auch wieder die wertvollste Bereicherung der Bil dung TroAem sollte man jenen Spruch in dem Sinn immer noch gclten lassen, daß man zunächst einmal im eigenen Piaterland sich ein gewisses Matz von Mitteln oder einen direkten Auftrag und vor allen Dingen «in paar gute Zcugn sse verschalst. Mit so'chem Schlüssel in der Hand w rd man auch die Türen der Fremde sich leichter öffnen und für sein Vaterland und für sich selbst erfolgreicher dort w'rken können. di« MM-tn ar-eittten in Hm Mi», , di« «md «b«, di« N«g«n -- betraten «sch«, wm'» MH Mzeiger Mr -as Erzgebirge mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Muer Sonntagsbla«. ----- --- k»»j» Apeechstuutt «e, «e-atttta mit Mwnahsw «m Ammtag, «achwittag» 4—S Uhr. — «ei»gr«mn.f»0r»lse, Lagedla« ftueersgeblrg». Fernsprecher SS. «hÄsWwiww «T»». Für unverlangt eingesauSt» Manuskript» kann DewShr nicht geleistet «ertr«. Zuschauer eMickten, die persönliche Einladungskarten de, Präsidenten A-lbattel erhalten hatten und durch «ine Wo. Heimtür im den Sitzungssaal gelangt waren, wo ihnen re servierte Plätze angewiesen wurden. Unter den Zeugen bemerkte man vor allen Dingen Herrn Eaillaux, der bleich, doch gefaßt aussah. Zn seiner Begleitung befand sich sein Freund, der Deputierte TeeaLdi, der gleichfalls als Zeuge geladen ist. Bon anderen bekannten Politikern käh man den früheren Ministerpräsidenten Bart Hou, den Deputierten Painl« ve und die Brüder Guy und Pau-l de Tass sag nac. Gin Klingelzeichen ertönt und der Präsi dent eröffnet die Sitzung. Es werden 14 Geschworene, da- Das Wichtigste vom Tage. Die Stichwahl im «efchktaMwhIkrei» Labi» , - Wehlau findet «»28. Juli statt. » La» dritte Geschwader der deutsch«» tzoch- se«flotte wird nach Abschluß sein« ' Gommer- reise denDesuch d«r englischen Flotte er- Widern. tNxtzdruck v<r»o««n.) Na, Marieken, wie ist denn das mir dem Mnden? fragte das Schloßfräulein, das von einem Spazierritt kam die große stattliche Borbinderin, die, weil 'hve Vorgängerin sich im Winter verheiratet hatte, d essen Posten erst seit kurzer Zeit bekleidete. Noch spar man nickt beim Klarn- schnitt, und Marieken Tesch kam; den Rechen gchhu'tett, an der Spitze der helfenden Mädchen von den Miessen, wo di« Heuernte im Gang, war. Jutta von Kesstenberg ließ ihr Pferd Schritt gehen und plaudert« mit den Mädchen, wir es ihre Art war. Ne« >— ick nich, -nä Fräulein, sagt« Marieken und schob da, schattend« Kopftuch über Has blonde Haar, damit sie zu Jutta htnauflehrn konnte. Jutta hiekt ihr Pferd an: dann sprang sst« ab, zog die Steigbügel hoch, nochm di« Stute an Pen Zügel und holt, die ihren Weg fortsetzende Mädchengvuppe ein: Aber, Marieken, wa'um denn so stütz? Isst das schön« Trinkgeld -um Striegeib'er nichts? — Ja, das schon, gnä Fräulein, aber ich schmier' mir, ich kann so schlecht Verse lernen — nee, ich tu'» n'cht Dann muß es eben ohne Striegelbier gehn. — Seit Ihr denn damit einverstanden? Jutta wandt« -sich an di« anderen Mädchen, die verlegen lachten: Nee, wir Möchten schon Striegelbier, aber binden will kein«. Nia, wir siprechen »ns noch, rief Jutta zum Abschied, denn der Hof war er. reicht und sie sah ihre Mutter wartend auf der Veranda stehen, einig« jung« Offizier« ihr zur Eritr. Also Bruder Oskar und ein paar IKam«nad«n warrn da — aber «in«r fehlt« httt: Daran Schöflna, dir schnei, big«, tüchtig« Mann, der so ander» mar, als di« anderen, nicht st» Mniegelt, mehr g»«dM, st» Jutta war und wi« st« da» an d«n Mnfcken lieht«. Aster al» er da» letztemal daMvestn mar, da hatten,st« sich PMtt, regelmcht Ekt, tt-enMch um M^cht»,.um«M. Kleinigkeit, ab«r tt ma, stoch «in MWang Whchen di« ziersdame würde sie so bleiben, wie sie war. Wenn r sie liebt«, Mchtie er st« dann nicht so lieben, wi-> sie sich war? Nein — Schvftng «a- nicht da — so kurz vo' dem Examen ist da» ja auch verständlich, meinte Oskar, und Fahnenjunker Graf Doch pflichtete ihm bei. Na, dann n'ch-t. dachte Jutta, und empfindlich isst er auch, e'n empfindlicher Mann könnt' Mich ja ganz und gar beglücken, heiraten werd' ich ja nun keinen anderen! Liebe ist L'ebe! Aber Oskar wird Soldat bleiben da kann ich später Kesstenberg übernehmen und in Schmierst*effeln wirtschaften. Etwas Ordentliche, muh der Mensch zu tun haben, er kann stoch dem lieben Gott den Dag nicht avstehlenl Die Landwirt schaft verstand sie, sie war ja darin aufg«wachss«n und, als Pi« Penstonsjahre im Potsdamer Stift zu Ende w-r en, gar zu gevn wieder nach «Kesstenberg -urüt^e>kchrt. Marieken ist Garbenbinden schwer? fragte sie noch beim Msih'ed und bteft die ungeduldig scharrende Stute mit ihrer kraftvollen Hand fest. — Nee, ganz leicht, gnä yräule'n, wenn man erst 'nen ordentlichen Schrank (die au, Wehr"» gebildete Schnur, die. um die Garbe gelegt, sie -ussammenhöft) machen kann. -- Du könntest es mir mal -eigen, Marieken I Wa«. will gnä Fräulein Garben binden? -- Hasst du nicht gesehen, wi« ich Heu wenden kann, Marieken >- siehst du, ich mvcht' alle» ordentlich können, du mutzt e» mir mal zeigen. Guten Astend, Marttken, überlegt'» Such nur noch, Striegel-!« mutz « doch lftben. Di« Sonn« brannte -eitz «uvm Htmmel, »l» der «rste Koggen aufgebunden wurd«, Mama und Grotzmama, di« hetden Tanten, di« zu sommmLichem Vksuch waren, stt« Gr. In der Umgebung de« JustiWÄasstts herrschte heut« bereit» seit 11 Uhr vormittags ein, lebemsgeffährlichrs Ge- dränge, da eine Unmasse Neugieriger sich «ingefundei, hat. t«n, die entweder versuchen wollten in den Kitzungeßaal. Zu gelangen oder wenigstens die Anfahrt der berühmten Man ner zu sehen, die «il» Zeugen geladen sind. Auch die gvatze Anzcchl der geladenen Zeugen mutzte sich mit Mühe den Weg durch die Massen sowie die sperrenden «Mitten erkämpfen und vor dem Sitzungssaal selbst nahm da» Gedränge diE beängstigende Dimensionen an. W« Zeugen konnten nur durch eine enge Dür nach Borzeigen ihrer Ladungen in den Saal gelangen. Die andere Mr war versschlosien Und an- gMich war der Schlüssel nicht -u finden. Da» Erstaunen der Zeugen war daher autzervrdentlich gvotz, als sie beim Heiden jungen gleichgestimmten Soelian gekommen, lind sellschafterm und Mutters alte Freundin hatten ihren Feld- Jutta hatte in bezug auf ihre Meinungsverschiedenheit e--i besuch zum Binden für Nachmittag in Aussicht gestellt, und klärt, trotz Offiziersdame fein fürchterlich langstielig wär«, i Zutta wutzte, datz Vater und der Inspektor gestern beim und dich sie wett lieber mit hohen Schmierfftie5eln zu Felde Scnsenstrtegeln sich hatten lösen müssen. Sie hatte sich gehen, ihr Leben aus stem Lande beschließen würde Und ^heimlich aus der Sradt buure seidene Bänder mitbringen Schöling, Oskar hatte es erzählt, war e'n Strebe^, batte lassen und Schmissen parau» genähr —' nur di« Nehren sein Kriegsvkademie-Gxamen gemacht, wollte durchails -'im 'eblten noch darin. Ich geh' ein bihchen aufs Feld, Gen«valftab oder ins Kriegsminissterium Jutta fühlte da^ Mutter — Nur nicht zu weft, Jutta ^-Nur wo di« Mäd. sie ihn gekränkt hatte, es tat ihr auch '«id, abe- sie konnte chen Nufbinden. Das willst du noohl zeichnen, fragte Trotz, nun nicht zurück»— sie war nun einmal so. Auch als Offi mama, die fand, daß Jutta ein glänzende, Zeichenta'ent - _ Vielleicht, Grotzmuttch«n, sagte Jutta slebmWwllrdig. Im kurzen Lodmrock, mit derben Stiefeln,, eine, »ritzen, mit rotem Garn gestickten Wusse und einer wetten, weitzen, von Mamsell entliehenen Schürze, den weihen, weit über die Stirn stehenden Helgoländer auf dem iKaPf, trat Jutta von Kesstenberg auf dem Feld« an. Schlovder, ick lern' Lin. den, Marieken zeigt es mir, sagte sie -um Vorarbeiter. Dann nähte si« rasch die Nehren in Pi« Schleifen, und dann mutzte Mar'eken ihr Lehrantt beginnen: So nehmen Sie den Schrank, gnä Fräulein — so vafffen Sie di« «ehren, so, und nun drücken Sie sie mit dem rechten Knie pisam- men >— so — nun schnell den Schrank herum. So recht ordentflch sich, al- Marieken sie «uWellte, Jutta» Garbe nicht au«, aber — di« «weite wuüde schon besser. Nur da alte Stechen der Rispen tat weh. Atta ri«b ihre Hände. Ja, da» sticht, lachte Marieken. Marieken, wt« ist das nun mit dem Binden? Nein — nein, ich bin M» sihenierlich, gnädige» Fräulein, ich binide nicht. »— Na schön —> Euer Binpegvld sollt Ihr nicht veMerea, wenn Nachmittag» V« Schlostdamen kommen, binde ich — da» wird «in Spatz. Ungläubig schauten die Mädchen auf, aber d«, Vovmäher kan mit großen Schritten daher: N», immer flott, flott — Ihr Mädchen, — i Jutta lehnt« fich an ein« Weide und blickte aber da» flimmernd« Feld — I".. " - —- — da — Jutta lagt« W da nicht J'tNist« da» .. mutzten? «i, sschaute ir., und «in frastder, MeM» Herr dl« Fr«mde zieht, dort leicht enttäuscht oder ganz zurück-ibrdingungen sich anzupassen, van Arbeitskollegen zu lernen «Mviefen wird, fo p«ht fick andeverssetts der sozial Höher-l ufw. Wer mit all di«ssen GSlegenhetten nicht» anzufangen strhende einem immer schärfer ausgeprägtem iKonkur-ssweitz, der träume doch nicht davon, datz er mit den viel r«nzn,id« bat der fremden Nption gegenüber. Di«, Erde ist allmählich zu dicht bevölkert worden al» datz noch leicht grotze Scharen von GLckSsuchern hierhin ade, dort hin flükturteren könnten. Es lammt si> nach ^md nach aller wertvoll« Besitz, all« gut« Verdiensstgel-genbeit in feste Hände. Auch di« Lausende von Avb-itern, die Deitt ch^nd oder Frankreich sich zur Aushilfe hereinziehen mutz, find kein« Auswanderer mehr im alten Sinne, die einfach aus gut Glück di, Grenze Übechhritten haben, sondern sie wer. den von gut organisierten Werbebüros aus an die Arbeits stell« geleitet. System und Organisation bringt die moderne Kultur In alles Leben hinein, selbst in den Wandertrieb de, Menschen und ganz besonder» in seine Aibeitawahl. Datz Amerika schon lange nicht mehr blind lings jeden Einwanderer hereinlätzt, dah hier ois'mechr jeder Einzelne auf Herz und Nieren und ganz besonders auf Geldbeutel und Arbeitsfähigkeit hin «rsst geprüft wird, ehe man ihn die Küsstenssperre pMeren läßt, ist bekannt. Weniger bekannt ist datz auch England feit dem Jahre 1905 ein Gesetz hat, nach dessen Wortlaut unerwünschte Einwanderer ferngchalten werden können. Das mutzten kürzlich erst d«i junge Kaufleute erfahren, deren Fall in d«r Presse mit Recht besonder« Beachtung erfuhr. Trotz, dem jeder von ihnen bei der Landung noch über 150 il verfügt« und im Notfall auf elterliche Unterstützung von der Heimat au» hätte rechnen können, behandelte man sie als Einwanderer ahn« Mittel und wies sie ab. Selbst al, sie den Versuch eingelassen zu werden, durch «ine -weite Reise elfter Masse wiä>echolten, blieb die Ausweisung in Kraft! Si« mutzten den Wunsch drüben Anstellung zu finden, um die englische Sprach« zu «lernen, aufgeben. Einen besonder» günstigen Eindruck macht dt^se Bchand- lung deutscher Kaufleute gewih nicht. Eie ist auch ohn« Zweifel zu einem guten Teil von der Mißstimmung he. etnflutzt, die in der englischen Kaufmannschaft gegen die deutsche Konkurrenz besteht. i Allgemeine Lehre au» diesem und ähnlichen Fällen ist aber unzweifelhaft die, datz man nicht mchr blindlings auf da» Ausland hoffen sollte, ehe man nicht im eigenen Lande einen gewissen Rückhalft Mr feine Existenz sich verschifft hat. Ts ist fast immer ein Irrtum sich etngubMen, im Aus. lande sei di« Möglichkeit gvötzer seine /Mast auszunutzen um zu Verdienst zu kommen. Zn der Regel wird es sogar umgekehrt sein. Schon di« Sovachsihwierigkeiten sind bet Bewerbungen um Anstellung im Ausland« äuherst hinder- lich Dazu kommen di« «Zieren Gebrauche und Gewohn heiten, die fremden Gesetze und Arbeitsmethoden. In der Heimat ist es dach immer leichter, sich im Inseratenteil Äner Zeitung zurechtzufinden, seine Begabung und seine ^oeur v e siyuilg. xrs lvrvvr« Vorbildung andern klar zu machen, an verschiedene Berufs- von zwei als Ersatz-Geschworene, ausgelosst, von denen einer Mer Tageblatt Hs»