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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich t Mark 20 Pf. priemimersnäo. Inserate werden bis spätestens Mittags deS vorhergehenden Tages deS Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit io Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. ZtvömH und Umgegend. Organ für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 27. Sonnabend, den 4. März 1882. 7. Iahrq. Tagesbericht. — Aus Chemnitz wird gemeldet: Um in Zukunft dem Fehlen bei den Controlversammlungen und den dadurch vorgekommenen vielfachen Bestrafungen aus dem Wege zu treten, resp. den viel fachen unrichtigen Behauptungen, welche bezüglich des Fehlens und Nichtfehlens gemacht werden, zu steuern, wird in Zukunft auch beim hiesigen Bezirkscommando, gleich anderen, gelegentlich der Control- versammlungen in die mitzubringenden Militärpässe der erschienenen Mannschaften ein dazu angefertigter Stempel abgedrückt, wodurch jederzeit der Nachweis über die stattgehabte Beiwohnung vorhanden sein wird und werden dadurch beiderseitig Unannehmlichkeiten ver mieden werden. — Freiberg. Grauenerregend sind die Thatsachen, die durch die behördlichen Nachforschungen in der SeiferSdorfer Leichcn- schändungs» und Beraubungs - Affaire festqestellt worden sind. Auf Betrieb der Kgl. Staatsanwalt sind auf dem SeiferSdorfer Gottes acker vier Kindergräber geöffnet worden. Das Ergebniß war folgen des: Die Särge zweier Gräber waren leer, im dritte» fanden sich im Sarge einige Knochenreste vor, die keinen Zweifel daran übrig lassen, daß der Leichnam zertheilt worden ist. Im vierten Grabe fand man den Sarg verkehrt, den Deckel nach unten liegend, im Sarge selbst bei der unversehrten Leiche ein Stück Stearinlicht. Cs läßt dies vermuthen, daß beim Ausgraben dieser Leiche der oder die Thäter gestört worden sind. Der beim Ausgraben der Leiche seines eigenen Kindes ertappte und verhaftete Lunwenhändler Kunath war bei den amtlichen Erhebungen zugegen. Derselbe scheint ein äußerst verstockter Mensch zu sein, denn er hat bis jetzt noch nicht das geringste Zngeständniß gemacht, sondern immer nur die leere Ausrede gebraucht, sein Kind nochmals sehen zu wollen. — Wo sind nun die fehlenden Leichen hingekommen und was ist aus denselben geworden? Zu welchem Zweck sind die Leichen zertheilt worden? Und was hat das ganze für Zweck? Die Antworten ans diese Fragen sind Näthsel, welche der geschäftigen Fama zu haarsträubenden Ver- mnthungen und ungeheuerlichen Behauptungen Stoff geben, aber auch die ohnehin schon vorhandene Erregung zur Erbitterung steigert. Bei der Stupidität des Verhafteten dürfte an eine Lösung des Näthsels auch so leicht nicht zu denken sein, es gelänge denn, Com- plizen ausfindig zu machen. — Werdau, 1. März. In der gestern stattgefuudenen Sitzung des Kircheuvorstandes ist Herr Pfarrer Jungk aus Schwarzbach bei Elterlein als Archidiakonus gewählt worden. — Adorf, 27. Februar. Heute ist die k. Brandversichernngs- kommission zur Regelung der Brandschäden hier eingetroffen. Mit Ausnahme einiger Besitzer, deren Häuser noch einen Rest von mas siver Mauer aufweisen, erhalten die Kalamitosen die Brandkassenbe trüge völlig vergütet, da man von manchen Gebäuden nur noch das Kellerloch sieht. Mit Einschluß der Beschädigungen an den Dächern, Zäunen und Mauern der stehengebliebenen Häuser werden ca. 75000 M. Braudversicherungsbeträge zu vergüten sein. — Ein junges Mädchen in Olbernhau will das Zimmer ihres Vaters reinigen, auf dem Tische liegt der geladene Revolver, den der Vater nach einer nächtlichen Tour durch den Wald bei seiner Nachhausekunft hingelegt hatte. Die Tochter will den Revolver wcgnehmen, um die Tischdecke auszuschütteln, derselbe bleibt mit dem Hahne daran hängen, ein Schuß entladet sich und das Geschoß dringt in die Muskulatur des Handtellers der rechten Hand bis in die Handwurzelknochen, woselbst er fest eingekeilt saß. Der ziemlich lange Schußkanal mußte von dem Arzte ausgeschnitten werden, um die Kugel entfernen zu können. Bei allem Unglück immer noch Glück, die Kugel konnte ebenso gut den Körper treffen und ein blühendes Mädchen zur Leiche machen. — Die iu La st au bei Colditz gelegene nenerbaute Papier fabrik der Herren Mcyh L Beda, mit Ausnahme der Holzschleiferei und Wohnung ist voroergangene Nacht niedergebrannt. — Dem Wachtmeister im Amtsgefängniß zu Zittau hat nach der „Zittauer Morgen-Zeitung" jetzt eine Vertrauensseligkeit eine nicht unbedeutende Geldbuße eingetragen, zu der er verurtheilt ward, weil ihm ein Gefangener — beinah entkommen wäre. Die Sache ging nämlich so zu. Der Wachtmeister, der an der Gicht im Bein leidet, halte einen Untersuchungsgefangensn, der sich für einen Me- dicinverständigen ausgab und durch Theilnahmebezeigung am Uebel des Wachtmeister und große Zuvorkommenheit dessen volles Zu trauen gewann, so daß er sogar eine Salbe für das kranke Vein bereiten durfte, die auch nicht ohne Wirkung blieb. Der Unter- suchungsgcfangene wollte indessen die böse Gicht radikal beseitigen, wozu nach seiner Angabe nöthig war, daß er selbst eine Einreibung vornahm. Wie nun der nichts Uebels ahnende Wachtmeister zn diesem Zwecke mit völlig entkleidetem Beine in der Zelle des Ge fangenen sitzt und der Einreibung gewärtig ist — da ist der Letztere durch die nicht verschlossene Thür hinaus, schließt von draußen ab und entflieht durch die offen gestandene Küche. Da es indessen dem Wachtmeister gelingt, rasch einen Gerichtsdiener zu verständigen, wird der Flüchtling sofort wieder ergriffen. — Franzensbad, 28. Febr. Die erregte Stimmung, welche jetzt unter dec Bevölkerung Oesterreichs herrscht, berührt unseren Curort insofern unangenehm, als man eine schlechte Badesaison be fürchtet; deshalb wird hier über die Kriegsalarmnachrichten mit großem Ernste disputirt. Hoffentlich haben wir noch lange Frieden; denn ein Krieg würde viele Zahlungseinstellungen zur Folge haben. Deutschland. Die Tabakmouopolfrage ist nun, seitdem der Gesetzentwurf betreffend die Einführung des Tabaksmonopols, dem preußischen Volkswirthschaftsrathe zugegaugen ist, wieder mehr als ehe hervorgetreten und wird diese Frage für geraume Zeit den Brennpunkt unserer inneren Politik bilden. Es ist wohl nicht daran zu zweifeln, daß der Volkswirthschaftsrath ein der betreffenden Vorlage günstiges Gutachten abgeben wird, aber ob der Reichstag sich hiermit einverstanden erklären wird, erscheint allerdings sehr fraglich. Denn es ist nicht zu verkennen, daß in der Bevölkerung das Project des Tabakmonopols noch immer auf entschiedenen Wider spruch stößt und dieser Widerspruch ist ja auch in der ablehnenden Haltung, welche der Reichstag der früheren Vorlage über das Tabakmonopol beobachtete, hervorgetreten. Die schweren finanziellen und sonstigen Bedenken, die sich gegen das Tabakmonopol geltend machen, rechtfertigen in gewisser Beziehung die ablehnende Haltung des Reichstages gegenüber diesem Gegenstände nnd man ist ohne Zweifel in den leitenden Kreisen auch von dieser Mißstimmung gegen das Tabakmonopol überzeugt. Wenn die Regierung daher mit die sem Projecte trotzdem wieder vor die Volksvertretung tritt, so deutet ein solches Vorgehen auf ganz bestimmte Absichten hin, welche wir jedoch vorläufig noch unerörtert lassen wolle». Seit der Abreise Generals Skobeleff halte sich ein förmlicher Sagenkreis über das eigentliche Reiseziel Skobeleff'S gebildet. Der Befehl seines kaiserlichen Herrns forderte ihn zur sofortigen Rückkehr nach Petersburg auf und demgemäß hätte Skobeleff den directen Weg von der französischen nach der russischen Hauptstadt einschlagen sollen, welcher über Köln und Berlin führt. Statt dessen tauchte der General aber in Gens nnd Prag auf und es durfte daher nicht überraschen, wenn mit einer gewissen Bestimmtheit behauptet wurde, daß Skobeleff nach Italien abgereist sei und Europa überhaupt zn verlassen gedenke. Indessen, derselbe hat es doch nicht gewagt dein Befehle des Czareu auf eine solche Weise zu trotzen, denn er ist am Donnerstag in aller Stille in Petersburg eingetroffen. Darüber, was Skobeleff'S nächstes Schicksal sein wird, herrscht noch immer Ungewißheit, auch die Meldung eines englischen Blattes, daß Skobe- lefs' voraussichtlich auf seinem Gute im Bezirke Kjäsan internirt werden würde, ist noch durch nichts bestätigt. Der sächsische Landtag ist, nachdem beide Kammern am Diens tag ihre letzte Sitzung in dieser Session abgehalten hatten, am Mitt woch durch den König mittelst Thronrede geschlossen worden. Dieselbe