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WikidnOrAMM Rationale Tageszeitung für die /Ladwirtschast, W°ch°nb,°« !ürWN-^.^^ NL-Lr-ck ts^^rv«L »eschastrsteÄen —Q «edmen ,u jeder Zeit Be- ^Luns«s-h-r« «u-g K1t-tz' k-i»«nfpruch -»s Ä-f«°n, der Ztikms ->d-r Kürzung de» Dezug-pr-ls-s. — riugesandl-r SchriMüL» -rs-lgt ULI, w-uu Port» dcrNegt. für Lürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Luzrigeuvrei»: die »gesPaUene «o»»,»Uk MDoldpfemU,, die rgespalteueJeil« der amtlichen Drdgnutmochuuge»«« E»ld» Pfennig, di« Igrspoltrneriekl-mezeae im leztlichen Teile IVO woldpsenuig. Nachweisungsgebühr M Soldpfnrni^. G»» ,-schrteb-ne«rf»ctnur,,»- ex-e„^ «»« er tage und Pl--»»rft»»«K« »erden nach MSgtichdei« Fervsprelyer t AMt Wüsoruff Nk. 6 berücksichtig«, «ngetgm». anuaiime bi» vorm.w Uhr Für die Aichtigdeit d« durch Fernrut übermittelten An,eigenüdernehmen mir deine Daranlie. Jeder Aadattansprnch erlischt, wenn dcr Betr«, dennh Klag« eingezogcn werden mnb aber »er Auftraggeber in Kondur» gerät. Anzeigen nehmen alle Permittlnng»!»»-« n»tgn^f> Das Wilsdruffer Tageblatt cnth^, amtliche« Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meitze«, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamt« Stoffe«. Nr. 19. — 84. -MhrHKNa. Telegr.-Adr.: .Amtsblatt- Wilsdruff s Dresden Postscheck: Dresden 2640 Freitag, deu 3. April t825 MMHUNM der WchlpoUlik. Der DienZtag zum preußischen Ministerpräsi denten gewählte Dr. Höpker-Aschoss soll die Absicht haben, die Wahl abzulehnen. . Von parlamentarischer Seite wird uns zu der letzten Entwicklung der inneren Politik geschrieben: Was die Sozialdemokratie beim ersten Wahl gang getan hatte, die überraschende Aufstellung einer Sonderkandidatur für das Reichspräsidentenamt nämlich, hat jetzt das Zentrum wiederholt mitten in die Ver suche hinein, eine Sammelkandidatur der auf dem Boden der Weimarer Koalition stehenden Parteien herbeizu- sühren; es hat nämlich nicht bloß den beiden anderen Koalitionsparteien, sondern auch dem Reichsblock mit geteilt, daß es für den 26. April Herrn Marxals Kandi daten benennt. Das mußte natürlich namentlich bei der Sozialdemo kratie auffallen, obwohl man sich dort grundsätzlich niemals dagegen ausgesprochen halte, Marx zu unter stützen. Fast schon als eine Selbstverständlichkeit war die Aufstellung dieses Politikers durch die Weimarer Koali tion betrachtet worden. Die Sozialdemokratie besaß natür lich ihren Trumpf von 8 Millionen Wählern, die sich am 29. Mürz für Braun ausgesprochen hatten. Diesen Gewinn -sEe, wie allgemein behauptet wurde, die preußische Ministerpräsidentschaft darstellen, die freilich erst durch eine Neuwahl ermöglicht und parlamentarisch unterbaut werden müßte. Man soll in sozialdemokratischen Kreisen stark auf Erfolg im Falle einer Neuwahl des Landtags hoffen, auf Erfolge na mentlich von der kommunistischen Seite her. Nun ist Marx benannt und die Sozialdemokratie hat vorläufig ihren Ge- winn noch nicht realisieren können. "^1, -Überraschung. Man hatte am " Landtag wieder zusammenge- tretcn war und die Wahl des Ministerpräsidenten auf der Tagesordnung stand, ganz bestimmt mit der Wahl Braune gerechnet; man glaubte, daß die Vereinba rungen der Sozialdemokratie und des Zentrums fertig seien mit dem Resultat: die Reichsprasidentschaft für Marx, die preußische Ministerprüsidentschaft für Braun. Sämtliche Berliner Zeitungen beispielsweise hatten sich auf dieses Resultat eingestellt. Aber es kam wie oft im parlamentarischen Leben und ganz besonders oft in den vier Monaten preußischer Ministerpräsidentenkrise wieder einmal ganzanders. Ganz unzweifelhaft deutlich hatte die Sozialdemo kratie verlauten lassen, daß sie sich für die Reichspräsiden tenwahl zwar „in die gemeinsame Front der Republikaner einreihen" wolle, daran aber gewisse Vorbedingungen knüpfen müsse. Welcher Art diese Zusicherungen sein sollten, welches ihre Grenzen, das zu bestimmen sei schließlich Aufgabe der Parteiinstanzen. „Aber schon heute glauben wir darauf verweisen zu müssen, daß die Stär- lung der Republik nur möglich ist, wenn Preußen von Republikanern auf weitere vier Jahre hinaus regiert wird und an seiner Spitze ein Sozialdemokrat steht; das kann niemand anders sein wie Otto Braun." Hieß es auf sozialdemokratischer Seite. Und weiter wurde angedeutet, daß der für die Reichspräsidentenwahl mar schierende „Block der Republikaner" auch entsprechende Auswirkungen in der R e i ch s p o l i t i k haben müsse. Da mit war wohl die Forderung angeschnitten, daß das Zen trum aus dem Kabinett Luther austreten und es damit zum Sturze bringen solle. Das war anscheinend ziemlich viel vom Zentrum ver langt, so daß sich unter Leitung des westfälischen Abge ordneten Herold Widerstände dagegen geltend machten. Es soll die Meinung laut geworden sein, man gebe mit der Parole Marx-Braun der Rechten für die Reichs- Präsidentenwahl wesentliches Agitationsmaterial, durch das auch die Bayerische Volkspartei beeinflußt »verden könne. Auch in den eigenen Reihen des Zentrums seien Widerstände zu erwarten. Plötzlich wurde für den preußischen Ministerpräsidentenposten der amtierende Finanzminister, der Demokrat Höpker-Aschoff vor geschlagen, vermutlich als Zwischenglied, der nun auch wirklich zu allergrößter Überraschung mit 213 Stimmen, nach Stichwahl, gegen 177 Stimmen gewählt wurde, die auf den Kandidaten der Rechten, Dr. Peters, entfielen. Die Wahl Dr. Höpkers war vor allem deswegen erfolgt, um Zeit zu Verhandlungen zwischen Zentrum und Sozialdemokratie über die Neichspräsidenlenkandidatur zu gewinnen. Es scheint, daß das Zentrum den sozialdemokratischen Forde rungen schließlich nachgeben wird, weil es der sozialdemo kratischen Stimmen für die Wahl von Marx bedarf. Er wähnt sei, das; bei der Wahl Dr. Höpkers im Landtag sechs Sozialdemokraten weiße Zettel abgegeben haben, sich der Stimmabgabe enthielten, also die zögernde Politik ihrer Fraktion nicht billigen. Möglicherweise tritt dieser Druck von ablehnenden Elementen bei den Verhandlungen in Erscheinung. Man ersieht also auch aus dieser Parlamentarisch-takti schen Überraschung wieder einmal, wie außerordentlich eng verknüpft die beiden Präsidentenwahlen sind, die für das Reich und die für den Preußischen Landtag, und daß. M Wmmr NM« md die CsmMMM Berlin, 2. April. Zwischen den Vertretern der Wei marer Koalition (Sozialdemokraten, Demokraten und Zentrum) haben am Mittwoch Vorverhandlungen über die Präsidentschafts- Wahl slaltgesunden, in denen, wie die Telunion erfährt, der Wille zu einer republikanischen Sammelkandidatur zum Ausdruck kam. Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen. Die Verhandlungen werden am Donnerstag vormittags 11 Uhr wieder ausgenommen. Man hofft sie an diesem Tage zum Abschluß zu bringen. 10 Uhr vormittags tritt der Parteiausschutz des Zerrtrums zusammen. Der Parteivorstand der Demokraten ist zu 2 Uhr nachmittags einberufen worden. Um 3 Uhr nachmittags beginnt eine gemeinsame Sitzung der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion mit dem sozialdemo kratischen Parteiausfchutz. Wie die Telunion aus Kreisen der Weimarer Koalition hört, steht die Kandidatur Marx im Vorder gründe der Erörterungen. Ldamberlsin verlangt ksnMungslrelbeit. London, 2. April. Im Unterhause wurde Chamberlain gefragt, ob die Absicht stimme, eine Konferenz abzuhalten, zu der nach Deutschland eingeladen werde« würde, auf der der Fünf mächtepakt erörtert werden solle. Chamberlain antwortete, datz die Verhandlungen noch in ihren Anfängen stünden und datz er keiner lei Voraussagen über die künftige Entwicklung der Dinge machen könne. Die Regierung sei bestrebt und wünsche ernstlich, datz die, begonnenen Erörterungen eine Besserung der europäischen Lage bringen mögen. Die Regierung werde alles tun, was in ihrer Macht liege, um ein solches Ergebnis zu erzielen. Ich bitte das Haus, nicht von mir zu verlangen, daß ich mich auf eine bestimmte Methode sestlege, wenn ich leine Handlungsfreiheit habe, habe ich keinen Erfolg. Chamberlain lehnte es weiter ab, sich darüber ' zu äußern, ob Frankreich seine Absicht dargelegt habe, sich an einer - Konferenz zur Beschränkung der Rüstungen zu beteiligen. Lum SrubtimgM in kugisna. London, 2. April. Die Bergwerksverwaltung hat aus der Grube, in der 38 Bergarbeiter durch Wassereinbruch abgeschnitten sind, gestern zwei Pumpen in Betrieb gesetzt, doch glaubt man, daß die Bergleute nicht mehr zu retten sind, da es ausgeschlossen scheint, daß sie sich noch am Leben befinden. Südslawien, R«m8«ien und Griechenland Berlin, 2. April. Der „Vossischen Zeitung" wird aus Athen mitgeleilt, datz die rumänische Regierung den Wunsch zu erkennen gab, dem griechisch-südslawischen Defenfivbiindnis beizu treten. Griechenland hat geantwortet, datz man eine engere Ver bindung mit den Balkanstaaten begrüße und durchaus zu Verhand lungen bereit sein würde, sobald der neue Bündnisvertrag zwischen Griechenland und Südslawie« abgeschlossen und unterzeichnet wor den sei. Südslawien soll mit diesem Anschluß Rumäniens einver standen sein. Der rumänische Gesandte in Athen, der sich gegen wärtig in Athen aufhält, hat eifrigen Anteil an den Vorbereitun gen für diesen Anschluß Rumäniens an das Bündnis genommen. Es wird behauptet, daß von der Reise des Ministerpräsdenten Michalakvxoulos nach Belgrad und Bukarest der weitere Verlauf dieser Verhandlung abhänge. Ablehnung des deuM-spanischm Handelsvertrages. Einleitung neuer Verhandlungen. Der deutsch spanische Handelsvertrag wurde im Neichstagsausschuß mit 17 gegen 5 Stimmen bei 6 Stimm enthaltungen abgelehnt. Gegen den Vertrag stimmten die Deutschnationalen, die Kommunisten, die Bayerische Volkspartei und die Wirtschaftliche Vereinigung, während die übrigen Parteien nicht einheitlich stimmten. Für den Vertrag stimmten zwei Vertreter des Zentrums und der Demokraten. Dagegen wurde eine Entschließung angenom men, worin die Reichsregierung ersucht wird, sofort mit der spanischen Regierung in neue Verhandlungen über den Abschluß eines Handelsabkommens einzutreten und ein solches Abkommen nur dann abzuschließen, wenn a) die materielle Meistbegünstigung für alle Erzeugnisse der deutschen Industrie, b) ein ausreichender Zollschutz für die deutsche Landwirtschaft, insbesondere den deutschen Wein-, Obst- und Gemüsebau erreicht wird. Explosion M einem Torpedoboot. 4 Tote und 4 Schwerverletzte. Bei einer Dampfprobe des Torpedoboots „G 8" auf der Marinewerft in Wilhelmshaven ereignete sich ein schwerer Unfall. Infolge Herausfliegens der Packung eines Mannlochdeckels strömte Dampf in den Heizraum. Dadurch wurden zwei Marineheizer und zwei Kessel schmiede getötet, ein Maschinistenmaat, ein Marineheizer und zwei Werftarbeiter schwer verletzt. Die Namen der toten Marineangehörigen sind: Heizer Friedel und Heizer Federbusch, verletzt wurden der Heizer Waschewski und der Maschinenmaat Bewersdorff. Die Verletzten befinden sich sämtlich außer Lebensgefahr. der Ausgang des ganzen kaum vefttmmt vorausgezagr werden kann. Eine weitere Überraschung brachte die Nachricht, daß Dr. Höpker die auf ihn gefallene Wahl ab lehnen will und angeblich an eine Kabinettsbildung nicht denkt. Somit würde der Landtag sofort oder doch nach kurzer Frist wieder einen Ministerpräsidenten zu wählen haben. Man rechnet dann wieder mit Braun, weil man glaubt, daß bis etwa Sonnabend die Verein barungen zwischen Zentrum und Sozialdemokratie fertig -^ Vielleicht aber — weiß man es denn? — kommt wieder alles ganz anders. Deutscher Reichstag. (44. Sitzung.) VS. Berlin, 1. April. Der Reichstag, auf dessen Gebäude die Flagge aus Halb mast weht, begann mit einer Trauerkundgebung für die Opfer der Reichswchrkatastrophe auf der Oberweser, die das Haus stehend anhörte. Der Präsident Löbe bedauerte zunächst, daß die erschütternde Nachricht von dem furchtbaren Unglücksfalle, das so viele Angehörige der deutschen Reichs wehr betroffen habe, sich leider bewahrheitet hätte. Es bestände geringe Hoffnung, daß von den 78 Vermißten noch jemand ge rettet werden könnte. Mit der Reichswehr trauere die deutsche Volksvertretung um die vielen noch so jungen Opfer ihres Soldatenberuses und spreche den Angehörigen, den Kameraden und der Heeresleitung ihre tiefe Teilnahme aus. Reichswehrminister Dr. Geßler dankte dem Präsidenten und dem Reichstage für den Ausdruck der Teilnahme. Die Katastrophe an der Weser stände beispiellos da, vor allem durch die Zahl oer Opfer. Er sei noch nickt in der Lage, heute eine verantwortliche Erklärung über die Ursachen des Unglücks ab zugeben, die erst sestgeftellt werden müßten durch eine Unter suchung, zu der er den Ches des Pionierwesens beordert habe und dann aber auch durch eine gerichtliche Untersuchung. Der Minister brachte dann einen vorläufigen Bericht über die Kata strophe zur Kenntnis^und teilte mitz daß wahrscheinlich ein r^ssizier und 78 Mann umgerommen wären. Ver stärkt würde die Trauer noch durch einen neuen Unfall, der sich gestern bei der Marine ereignete, wobei zwei Heizer und zwei Arbeiter ihr Leben eingebübt hätten und eben so viele Personen verwundet worden seien. Der Minister stellte auch hierüber einen baldigen amtlichen Bericht in Aussicht. Dann lehnte der Reichstag auf Antrag des Berichterstatters Dr. Bell (Ztr.) die Genehmigung zur Vernehmung der Mit glieder Silberschmidt, Grassmann, Schlicke' und Giebel beim Rothardt-Prozeß in Magdeburg ab, da das Interesse des Reichs tages an der Ausübung der parlamentarischen Pflichten dieser Mitglieder das Interesse der Rechtsordnung an dem in der Feststellung des Ersuchungsschreibens des Landgerichts Magde burg angegebenen Beweisthema überwiege. Dann wurde die zweite Lesung des Gesetzentwurfs betr. die Regelung der Grundschule fortgesetzt. Dabei hielt es der Abg. Seiffert (Völk. Vgg.) zuerst für erforderlich, daß dte besser begabten Schüler in einer kür zeren Zeit die Schule durchlaufen. Abg. Fleißner (Soz.) meinte, man zerstöre durch den Ent-, Wurf die Einheitsschule und schaffe wieder Klassenvorrechte. Ministerialrat Dr. Kestner vom preußischen Kultusministe rium befürwortete eine Einigung in der Grundschulfrage. Die Grundschule sei auf vier Jahre sefigelegt und müsse auch so bleiben. Der Unlcrrichtsausschuß des Preußischen Landtages habe alle Anträge aus Schaffung von besonderen Begabten klassen und aus Zulassung zu den mittleren und höheren Schulen nach dreijährigem Grundschulbesuch abgelehnt. Be sondere Einrichtungen zugunsten begabter Schüler seien all gemein nicht möglich. Der Redner erhebt Bedenken gegen die von den Regierungsparteien des Reichstages beantragte Rege lung der Grundschule. > Abg. Neubauer (Komm.) fordert u. a. Unentgeltlichkeit gller Lehrmittel. Abg. Frau Pfülf (Soz.) sprach sich gegen jede Verkürzung des Lehrganges der Grundschule aus und ver langte im Gegenteil die Erweiterung von 4 auf 6 Jahre. Der sozialdemokratische Antrag, der jede Verkürzung der Dauer des Lehrganges der Grundschule von mindestens 4 Jahren für un statthaft erklärte, wurde abgelehnt, ebenso der Antrag auf Ein führung von 6 Jahresklasfen. Der Grundschulparagraph 1 wurde daraus gegen Sozialdemokraten, Kommunisten und De mokraten in s o l g e n d e r F as s un g a n g e n omme n: