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«rlchktn, w»che«Uich d«i «al und ,war Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). SbonnementSpreiS betritgt vierteljShrlich I Marl 20 Ps. pr»nuwvr»ni1n. JMigtt für Inserate werden dir spätesten» Mittag» de» vorhergehenden Tage» deS Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit tv Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Amtsblatt für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redactcur: Bernhard Ott in Zwönitz. 77. Sonnabend, den 5. Zuli 1879. 4. Jahrg. zu erfolgen. Zwönitz, am 2. Juli 1879. Der Stadtgemeinderath. Schönherr. Bekanntmachung. Die zweite Hälfte der diesjährigen Hundesteuer ist mit 1. Juli o. füllig geworden. Die Bezahlung hat sofort, längstens aber bis zum LV. d. M. Tagesgeschichte. Deutschland. Berlin, 1. Juli. Es ist Thatsache, daß vorgestern die Minister Dr. Falk und Dr. Friedenthal ihre Ent lassung eingereicht haben. Der Rücktritt Falk's ist weder auf die schwebenden wirthschaftlichen Fragen noch auf Differenzen mit dem Reichskanzler bezüglich des Kultusrefforts zurückzuführen. Vor Schluß der Neichstagssession werden Veränderungen im Ministerium nicht vollzogen werden. — Ob das Demissionsgesuch des Ministers Dr. Falk angenommen wird, darüber muß man sich selbstverständlich jeder Vermuthung enthalten. — Wie der „Nat.-Ztg." berichtet wird, hatte Dr. Falk gestern zwischen 1 und 2 Uhr eine Besprechung mit dem Reichskanzler. Die akute Natur, welche gestern die Krisis an nahm, konnte darauf schließen lassen, daß die neueste Wendung nicht ohne Zusammenhang mit dieser Besprechung geblieben ist. Auch mit dem Vizepräsidenten des Staatsministeriums, dem Grafen Stol berg, hatte der Kultusminister heute eine Besprechung. Das Ent lassungsgesuch des landwirthschaftlichen Ministers war anfänglich, wie verlautet, gleichfalls erst für den Schluß der Session beabsichtigt, die Gründe, aus denen es auch bei ihm die akute Wendung annahm, entziehen sich noch der öffentlichen Kenntniß. Berlin, 3. Juli. Die Tarifkommission beschloß heute, daß die Zölle auf Eisen, Hopfen, Instrumente, Materialwaaren, Lichter, Oele, Petroleum, Thiere und Vieh sofort in Kraft treten sollen, von Materialwaaren bleiben vorläufig nur Kraftmehl und Mühlenfabrikate ausgeschlossen. Vom 1. Januar 1880 an sollen auch die Zölle auf chemische Zündhölzer, Malz, Kraftmehl, Mühlenfabrikate, einfaches Leinengarn und weißes farbiges Glas in Kraft treten. Vom 1. Oktober 1879 ab treten alle übrigen im Tarif aufgeführten Artikel (also Getreide rc.) in Zollkraft. Die Budgetkommission nahm gestern Abend die Vorlage, betreffend den Bau eines neuen Neichstags- gebändes, unverändert an, ebenso den Antrag auf Einsetzung einer permanenten siebengliedrigen Kommission zur Auswahl des Bau planes und zur Beaufsichtigung des Baues. — Der russische Garde oberst Basiliewitsch, welcher vorn hiesigen Stadtgericht wegen Taschen diebstahls zu dreimonatlichem Gefängniß verurtheilt worden war, wurde heute vom Kammergericht freigesprochen. — Für den Posten des Finanzministers gilt als designirt der Unterstaatssekretär Bitter, für denjenigen des Kultusministers der Oberpräsident von Schlesien v. Puttkammer. Bezüglich des Landwirthschaftsministeriums scheint die Entscheidung zwischen dem Neichstagspräsidenten v. Seydewitz und dem zweiten Vizepräsidenten des Reichstags, Dr. Lucius, noch auszustehen. Frankreich. Ueber den schrecklichen Tod des Prinzen Napoleon liegt jetzt in einem Telegramm des Correspondenten des Pariser „Figaro" (Lager von Telizi, 2. Juni, Madera, 28. Juni) die erste ausführliche und wie es scheint, authentische Mittheilung vor. Dar nach Hot der Prinz, als er den Recognoscirungsritt unternahm, nur 6 Reiter mitgenommen. Der Capitän Carey begleitete ihn. Man kann über düs Maß von Verantwortlichkeit, welche Jemanden hierbei trifft, nur Vermuthungen anstellen. Was gewiß ist, ist soviel, daß jeder seinerseits geflohen ist. Der Prinz ist ohne Hilse zurückgeblieben und konnte nicht in den Sattel springen, weil sein Pferd allein Den jenigen gefolgt war, welche sich geflüchtet hatten. Die beiden Reiter, deren Leichen neben der des Prinzen gefunden wurden, sind auf die selbe Weise getödtet worden. —. Zwischen der Kaiserin Eugenie und dem Prmzen Napoleon wird es wahrscheinlich zu einein Prozeß kommen. Letzterer erhebt Ansprüche auf die Nachlaffenschast des Kaiserlichen Prinzen, über welchen den Statuten der bonapartistischen Familie gemäß dieser nicht frei verfügen konnte. Rußland. Ueber 400 Personen wurden in Kiew in der Nacht vom 26. auf den 27. v. M. von der russischen Polizei und dem Militär verhaftet. Zuerst nahm man einen Gymnasiasten fest, der ein Packet zu beseitigen suchte, das revolutionäre Zeitungen enthielt. Vor dem Untersuchungsrichter gestand der Arretirte, daß er eine geheime Versammlung besucht habe, und verrieth auch den Ort der Versammlung. In der Stacht begaben sich mehrere Polizeibeamte in Begleitung einer Kompagnie Soldaten zu dem bezeichneten Hause, umzingelten dasselbe und nahmen mehr als 400 Verhaftungen von Personen vor. Es waren lauter russische und fremde Sozialisten. Auch wurden unter denselben gegen 30 Gymnasiasten von Kiew ent deckt und mit verhaftet. In dem Hause, in welchem die Sozialisten versammelt waren, fand die Polizei viele Gewehre, Revolver, Patronen und Dynamit. Der Zweck dieser Versammlung von so vielen Sozialisten war, in Kiew eine allgemeine Revolution Hervorzurufei? und hierbei die politischen Verbrecher, die in der Kiewer Citadelle schmachten, zu befreien. Tags darauf fanden Haussuchungen im Kiewer Geistlichen-Seminar statt, und hier wurden eure Buchdrucker presse, sowie zahlreiche Proklamationen und Bücher revolutionären Inhalts gefunden. Zwölf Theologie-Zöglinge und einige ihrer Pro fessoren wurden verhaftet. Amerika. Ein Telegramm aus Kingston (Jamaica) meldet, daß^in Port-au-Prince (auf Haiti) ernsthafte Unruhen ausgebrochen sind. Die Aufständischen schossen auf den Senat. Die Senatoren flohen, eine große Anzahl wurde verwundet. Die Ruhestörungen dauern fort. Lokales und Sächsisches. — Die königl. Kreishauptmannschaft zu Zwickau hat auf Grund von 8 24 des Gesetzes gegen die gemeingefährlichen Bestreb ungen der Sozialdemokratie vom 21. Okt. 1878 dem Kolporteur Karl Hermann Eberlein in Meerane die Befugniß zur gewerbs mäßigen oder nicht gewerbsmäßigen öffentlichen Verbreitung von Druckschriften, sowie die Befugniß zum Handel mit Druckschriften im Umherziehen entzogen. — In nächster Zeit werden wieder massenhaft die Thalerstücke in Umlauf konuueu. Die Neichsbank hat ihren Zweiganstalten Be fehl ertheilt, diese Münzen möglichst stark wieder auszugeben. Gleich zeitig hat der Präsident der Reichsbank, Hr. von Dechend, erklärt, daß die Sistirung der Silberverkäufe nicht eine vorübergehende, sondern eine definitive Maßregel sei. Das praktische Bedürfniß läßt allerdings den Umlauf einer verstärkten Zahl von Silbermüiizen als wünschenswerth erscheinen. 10 Mark davon pro Kopf, wie das Münzgesetz bestimmte, ist zu wenig. Durch das völlige Aufgeben der Silberverküufe bleiben Deutschland 4—500 Mill. M. Silber erhalten. — Neue Telegraphen-Stationen in Sachsen werden eröffnet in Bockau bei Schneeberg, in Rübenau bei Zöblitz und in Deutsch- Neudorf bei Olbernhau. Tie beiden letztgenannten Aemter haben Fernsprech-(Telephon-)Betrieb. Dresden. Die Abreise ',des Köuigspaares zum Kurgebrauche nach der Schweiz erfolgte am 2. Juni Nachmittags 4 Uhr voin