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WochMü für Wlsdmjf Thmndt, Uoffen, Ziebenlehn nnd die Umgegenden No. »7 18»7 Wilsdruff, am 18. August 1897. Kriegs-Ministerium, von der Planitz. Kriegs-Ministerium, von der Planitz. Tagesordnung: Lokalbauordnung, Feuerlöschregulativ. Bursian, Bgmstr. -7 Uhr Bekanntmachung. Donnerstag, den 1N. August I. Abends Tagesgeschichte. Berlin, 16. August. Die Kriminalpolizei theilt mit: Der Hilfsbeamte des Postamts Fürth, Christian Stürmer, ist nach Unterschlagung von etwa 30 000 Mark flüchtig geworden. Anden schweren Wasserkatastrophen der letzten Zeit ist dem „Vorwärts" zufolge schuld der — Kapitalis mus! Das sozialdemokratische Blatt schreibt: „In seiner Begrüßungsrede des Züricher internationalen Kongresses hatte Genosse Bürki ausgeführt: „Der Kapitalismus als Privat-Raubwirthschaft hat sogar die Natur verwüstet, die Wälder verheert, den Boden ausgesangt und das Klinia verschlechtert. Daher die Witterungsextreme, wie Bekanntmachung. Es wird hiermit erneut zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß den Unteroffizieren und Mannschaften dienstlich verboten ist: 1. jede Betherligung an Vereinigungen, Versammlungen, Festlichkeiten, Geldsammlungen, zu der nicht vorher besondere dienstliche Erlanbniß ertheilt ist, 2. jede Dritten erkennbar gemachte Bethätigung revolutionärer oder sozialdemokratischer Gesinnung, insbesondere durch entsprechende Ausrufe, Gesänge oder ähnliche Kundgebungen, 3. das Halten und die Verbreitung revolutionärer oder sozialdemokratischer Schriften, sowie jede Einführung solcher Schriften in Kasernen und sonstige Dienstlokale. Ferner ist sämmtlichen Angehörigen des aktiven Heeres dienstlich befohlen, von jedem zu ihrer Kenntniß gelangenden Vorhandensein revolutionärer oder sozialde mokratischer Schriften in Kasernen ober anderen Dienstlokalen sofort dienstliche Anzeige zu erstatten. Diese Verbote und Befehle gelten auch für die zu Hebungen eingezogenen und für die zu Kontrolversammlungeu eiuberufeneu Personen des Beurlaubtenstandes, welche gemäß § 6 des Militärstrafgesetzbuches und § 38. k. 1 des Reichs-Militärgesetzes bis zum Ablauf des Tages der Wiederentlafsung bezw. der Kontrolversammlung den Vorschriften des Militär-Strafgesetzbuches unterstehen. Dresden, den 14. August 1897. Fourier es schou vor 80 Jahren voraussagte: Dürre und Ueberschwemmung, große Hitze und starker Frost und dazu schreckliche Stürme und Hochgewitter . ." „Man erinnert sich noch an die böhmischen Besprechungen, die in selbstgefälliger Breite von Knownothings in der kapi talistischen Presse an diese Ausführungen angeknüpft wor den sind, und wie die scharf zugespitzten Worte Bürklis zum Anlqß genommen worden waren, den Sozialismus wieder einmal lächerlich zu machen. Und doch sind die Beispiele aus der Geschichte drastisch genug" — Nun folgt eine längere Auseinandersetzung, die beweisen soll, daß die „kapitalistische Beutesucht" durch Abforstuugen, Fluß regulierungen u. s. w. die Wetterumschläge verschulde, und schließlich wird folgender dogmatische Satz aufgestellt, um den die Insassen sämintlicher Narrenhäuser seinen Er finder beneiden müssen: „Rein objektiv betrachtet ist jede Verbesserung des Verkehrs als eine Kulturerrungen schaft zu betrachten, aber in seiner gänzlichen Ohnmacht, diese Kulturthaten rein unter dem Gesichtspunkte der ge sellschaftlichen Wohlfahrt vorzunehmen, schlägt in der Aera des Kapitalismus jeder Kulturfortschritt nach der einen oder anderen Seite immer zum Nutzen aus. Im Wesen bleibt der Kapitalismus kulturfeindlich, auch wenu er Kulturthaten vollführt." — Dieser haarsträubende Blöd sinn ist ein würdiges Seitenstück zu der neulichen Aus lassung eines süddeutschen sozialdemokratischen Blattes, der zufolge der allgemeine Weltbeglückungsberuf der Sozial demokratie u. a. auch die Bändigung der Umsturzgewalten der Natur bezwecke. Man weiß wirklich nicht, was man zu solchen Verrücktheiten sagen soll. In Hamburg hat in diesen Tagen der „Welt- Der steigende Mehrbedarf des deutschen Volkes an ausländischen Nahrungsmitteln und die Nothwendigkeit gesteigerter Produk tion seitens der deutschen Landwirthschaft. Da die deutsche Landwirthschaft leider schon lange nickt mehr den Bedarf an Lebensmitteln für das deutsche Volk decken kann, ist eine Thatsache, mit welcher volks- wirthschaftlich und handelspolitisch bereits seit Jahrzehnten gerechnet wird. In Bezug auf die Einfuhr fremden Ge treides wird man nun theils wegen des großen Wachs thums der deutschen Bevölkerung, theils wegen der oft starken Ernteausfälle wohl als mit einer unvermeidlichen Thatsache sich abfinden müssen, obwohl wir hinsichtlich des Körnerbaues in Deutschland durch Anwendung besseren Staatsgutes und erfolgreicherer Düngung auf in vielen Gegenden eine Steigerung für möglich halten. Am be dauerlichsten ist es aber, daß die deutsche Landwirthschaft auch die anderen wichtigsten Lebensmittel für das deutsche Volk nicht mehr liefert. So ist seit drei Jahren Deutsch land auch ein Staat geworden, der mehr Kartoffeln aus dem Auslande einführt als er an das Ausland verkauft, während vor zehn Jahren noch der umgekehrte Fall vor- handeu war. Da in Deutschland im Allgemeinen die Kartoffeln sehr gut gedeihen, und gute Speisekartoffeln verhältnißmäßig dem Landwirthe auch mehr eiubringen als Getreide, so ist es fast unbegreiflich, daß in Deutschland nickt mehr Kartoffeln gebaut werden. Von einem Morgen Kartoffelacker rechnet man Kartoffelernte 100 bis 130 Zentner, von einem Morgen Getreidefeld jedoch nur 10 biL 15 Zentner. Geradezu erschreckend ist aber die deutsche Einfuhr au ausländischen Eiern von Geflügel gestiegen. Bis zum Jahre 1890 betrug die Einfuhr an Eiern von Geflügel jährlich ungefähr 40 Millionen Mark, im ver flossenen Jahre erreichte sie aber bereits den Betrag von 76 Millionen Mark. Auch Käse wird für elf Millionen Mark jährlich aus dem Auslaude nach Deutschland ein geführt, ein Beweis, daß dieKäsebereitung in Deutschland durchaus nicht auf der Höhe der Zeit steht. Lebendes Geflügel wird jährlich für 13 Millionen Mark in Deutsch land eiugeführt, und die Einfuhr an geschlachtetem Fleisch ist auch auf 13 7-2 Millionen Mark gestiegen. Die land- wirthschaftlichen Vereine sollten kein Mittel unversucht lassen, um auf genannten Gebieten ihre Produktion be deutend zu erhöhen und von den vielen Millionen, welche Deutschland au das Ausland zahlt, einen großen Theil für die Taschen der Landwirthe zu retten. Versteigerung. Die zum Nachlaß des verstorbenen Schuhmachermeisters Ksi-I »snmsnn Xnet-sokmsi'schm Konkurses hier gehörigen Waarenvorräthe als: Und yyp LuAsvIiRiIi, SI»«88< kn»,. 8vKvItu«t>8«5l»uIi, Vuri»8ol»uli, Iij»«Ier8< Imli, I»»k, ii. 8. ferner HVvrkieviiKv, NöUt I, KI«I,8- und ILIvi«!«11^8- 8tü.Itv, N ri8«I»», etc - sollen für das Meistgebot im Saale des Hotels zum „goldnen Löwen" Hrertag, den 20. August von Vornnttags ^9 Uhr an öffentlich versteigert werden. Wilsdruff, am 16. August 1897. , - ... Lokmiilt, Konkursverwalter. Imlsblntl für die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrach zu Wilsdruff, sowie für das Agl. Forstrentamt zu Tharandt. Bekanntmachung. Es wird hiermit erneut zur allqemeimen Kenntniß gebracht, daß den Unteroffizieren und Mannschaften dienstlich verboten ist, sich auf Veranlassung von Civilper- sonen mit dem Vertrieb von Druckwerken nud Waaren innerhalb von Trnppentheilen oder Behörden — seien dies nun ihre eigenen oder frem de — zu befassen. Den Unteroffizieren und Mannschaften ist zugleich befohlen, von jeder seitens einer Civilperson an sie ergehenden Aufforderung znm Vertrieb von Druckwerken oder Waaren ihren Vorgesetzten Meldung zu machen. Dresden, den 14. August 1897. Erscheint wöchentlich dreimal und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1 Mk. 55 Ps. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. — Jnscrtionspreis 10 Psg. pro dreigespaltene Corpuszeile. Druck und Verlag von Martin Borger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion Martin Berger daselbst. Donnerstag, den 19. August