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Mts- NS Anzcheblatt für den Sezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. NI<NW<W<N1 mertelj. L M. 2b Pf. etnschlteßl. de» .Jllustr. UnterhaltungSbl.* a. der Humor. Beilage .Seifen- blasen* in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichbpostanstalten. Lrlrgr.-A-rrssr: Amtsblatt. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. JnsertionSpreiS: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Frrnsprcchrr Ar. List. IS D--—- 55. Jahrgang. ------- Dienstag, dea 4. Februar L»«S Das Rodeln und Nuscheln auf fiskalischen Straßen wird hiermit der Sicherheit de» Verkehrs wegen mit dem Bemerken untersagt, daß Zuwiderhandlungsfälle nach 8 1 der Verordnung vom 9. Juli 1872 und 8 366 sab 10 des Reichsstrafgesetzbuchs mit Geldstrafe bis zu sechzig Mark oder mit Haft bis zu vierzehn Tagen geahndet werden. Königliche Amtshnu-tmannschast Schwarzenberg, 23b v. am 30. Januar 1908. Nr SV der Tchankstättenverbotsliste ist zu streich«». Gtadtrat Eibenstock, den 1. Februar 1908. Hesse. Mrt. Die Rat-expedttiorren bleiben vorzunehmender Steinigung halber Wonlag, dm 10. und Dienstag, den 11. Ievruar 1S08 geschloffen. Im Gtandesamte werden Anmeldungen von Geburt-- und GterbesLlle« vor- «ittags von 0—10 Uhr entgegengenommen. Das Schauamt ist von 5—6 Uhr nachmittag- geöffnet. Ttadtrat Eibenstock, den 3. Februar 1908. Hesse. M— Die Hundebesitzer hiesigen OrteS werden hiermit veranlaßt, die Hundesteuer — 5 Mk. für jeden Hund und 30 Pfg. Gebühr für die Steuermarke — auf das Jahr 1908 bei Vermeidung des ZwangSoollstreckungSoerfahrens bi- znm 15. Februar 1008 an die hiesige Steuereinnahme abzuführen. Der Gcmeinderat zu Schönheide. Am 1. Februar 1008 wird der 1. Termin der diesjährigen Staat-grnndstener fällig. Es wird dies hierdurch mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß nach Ablauf der zur Zahlung nachgelassenen vterzehntSgigen Frist gegen etwaige Restanten im Wege der Zwangsvollstreckung vorzugehen ist. Die OrtsAeucreinnahme Schönheide. Dienstag, den 4. dss. Monats nachm. 3 Uhr sollen in der „Aentralhaüe" hier verschiedene Posten neue Bettzeuge, Kleiderstoffe, Blusenstoffe, Barchente und verschiedenes mehr meistbietend gegen sofortige Bezahlung öffentlich versteigert werden. Eibenstock, den 3. Februar 1908. Der Ratsvollzieher der Ttadt Eibenstock. General-Versammlung der Krankenkasse für das Handwerk (eingeschriebene freie Hilfskafse) Donnerstag, den 13. Aeöruar, avmds S Myr in Bretschneider's Conditorei. 1) Erhöhung der wöchentlichen Beiträge. 2) Rlchngsprechung der 1906er Rechnung. 3) Neuwahl der ausscheidenden Vorstands- u. Ausschußmitglieder. 4) Ev. Anträge. Eibenstock, den 3. Februar 1908. Der Vorstand. Rich. Tamm. m Die Ermordung des Königs und des Thronfolgers von Portugal. ctifsnda«, r. Jelrnar. Arr Htnig »nd »er Tßrenfekger nmr- »en gestern »ei einer Annsnyrt »»» einer Hrnp»« »«« Hkerfene» »nrch Schüsse ermerdet. Die ASntgln »nd Infant Mnnnet i« ivetten Mnge» »kielen »nnerketzt. Seit Monaten schon kamen Nachrichten aus Portugal, welche die dortige politische Lage als sehr ernst schilderten und von einer bedenklichen Unzufriedenheit und Gährung im Volke sprachen, die sich gegen die jetzige Regierung und haupt sächlich gegen den Ministerpräsidenten Franco richtete. An dererseits machte sich auch eine starke antimonarchische Be wegung bemerkbar, die wohl hauptsächlich ihren Grund darin hatte, daß der unbeliebte Franco das volle Vertrauen des König» besaß und auf seinen Rücktritt vorläufig nicht zu rechnen war. Daß dieser Umstand jedoch zum Köniasmord und weiter sogar zur Ermordung de» Thronfolgers führen würde, hatte man wohl kaum erwartet. Auch geht au» den bi» zur Stunde vorliegenden Nachrichten noch nicht klar hervor, ob das Attentat von einer politischen Partei oder von internattonalen Anarchisten verübt wurde. Die heute eingegangenen Drahtmeldungen lauten. Lissabon, 2. Febr. König Carlos von Portugal und der Thronfolger sind gestern gegen Abend ermordet worden. Als der König, begleitet von seinem Sohne, dem Prinzen Louis Philipp, Herzog von Braganza, aus Billavictosa »urückkehrte, wollten sie über den Tajo setzen, um sodann die Wetterfahrt nach Lissabon anzutreten. Hier erwartete sie eine Hofequipage, in welcher sie die Fahrt nach dem Palast antraten. DaS Attentat geschah in dem Augenblick, wo der offene Wagen des Königs vom Handelsplatz« aus in die Arsenatstratze einbiegen wollt«. Hier erwartete sie eine Gruppe von Personen, mit Karabinern bewaffnet, welche auf ein Zeichen eines der Verschwörer ein Salvenfeuer auf den Wagen des Königs eröffnete. Der König war sofort tot, der Thron folger wurde sterbend in da» Arsenal gebracht. Di« Leichen des König» und des Thronfolger» befinden sich noch dortselbst; ste find von drei Kugeln durchbohrt. Drei Mörder wurden von der Polizei sofort nach dem ueberfall auf der Stelle ge tötet. Hinter dem Wagen de» König» fuhr der Wagen der Königin Amalie, in welchem sich auch der Jnfant Manuel befand. In dem Augenblick, in welchem die Schüsse fielen, erhob sich die Königin und versucht« den Prinzen mit ihrem Körper zu decken. Der Jnfant Manuel wurde nur leicht verletzt, die Königin blieb vagegen unverletzt. Lissabon, 2. Februar. Die Leichen de» König» C«lo» und de» Thronfolgers find in zwei geschloffenen Wa gen gestern abend 9 Uhr nach dem Königlichen Palast Neees- fitade» unter Bedeckung einer Abteilung Munizipalkavallerie gebracht worden. König Carlo» wurde von dr« Kugeln und »war im Nacken, an der Schulter und am Halse getroffen. Die letztere Kugel durchschlug die Halsschlagader und führte den Tod herbei. Auch der Thronfolger wurde von drei Ku- gckn am Kopfe und an der Brust getroffen. Der Jnfant Manuel wurde an der Wange und am Anne verletzt. Kö nig Carlo» «ar bereit» tot, al» er im Marinearsenal eintraf r der Thronfolger lebt« zwar »och, verschied aber nach einigen Minuten. Die Leichen wurden dann nach der ärztlich«! Station des Arsenals transportiert, wo sie verblieben, bis die Minister, hohen Würdenträger und sonstige hochgestellte Per sönlichkeiten eingetroffen waren. Die Königin Amalie und Jnfant Manuel kehrten um 7 Uhr nach dem Palast zurück, während der Herzog von Oporto noch im Arsenal verblieb. Die Börse, das Arsenal, das Rathaus und die Bank von Portugal sind militärisch besetzt. Ein Ordonnanzoffizier des Königs, Francisco Figureira, welcher den Wagen des Königs zu Fuß begleitete, tötete einen der Attentäter durch einen Re volverschuß, ein anderer wurde von der Polizei in der Nähe des Rathauses getötet; beide Leichen befinden sich im Rat hause. ES heißt, daß einer der Mörder, ein Spanier, na mens Cordoba, ein Sohn des bekannten Anarchisten ist, der zweite soll ein Franzose sein. Der verhaftete Attentäter soll kurz nach seiner Verhaftung im Gefängnis Selbstmord be gangen haben. Die Mörder bedienten sich Karabiner vom Kaliber 44. Es handelt sich um Repetiergewehre mit 5 Schüssen. Die Waffen hatten die Attentäter unter ihren langen Mänteln verborgen. Lissabon, 2. Februar. Die Polizei fahndet eifrig nach Waffen- und Bombendepots; viele Verhaftungen sind bereits vorgenommen worden. Die Regierung versichert, daß kein Mitglied der Armee bei dem gestern entdeckten Komplott gegen den König kompromittiert ist. Gerüchtweise verlautet dagegen, daß mehrere Serganten und einige Unteroffiziere der Armee und Flotte kompromittiert seien. Lissabon, 2. Februar. Nach Bekanntwerden der Nachricht von der Ermordung des Königs und des Thron folgers wurden sofort alle Läden, Caföhäuser usw. geschloffen. Unter der Bevölkerung macht sich allgemeine Entrüstung be merkbar. Der Thronfolger ist nunmehr Jnfant Manuel, Herzog von Baja, welcher unter der Regentschaft der Königin Amalie regieren wird. Der ermordete Thronfolger war im Jahre 1887 geboren, der jetzige Thronfolger am 15. Novem ber 1889. Tagesgeschichte, — Deutschland. Der mehrfach angekündigte Rück tritt deS Reichsschatzsekretärs wird, wie die ,Berl. N. N* zuverlässig erfahren, nunmehr tatsächlich erfolgen. Es ist jedoch durchaus irrig, den Entschluß des Staatssekretärs mit den KommisstonSbeschlüffen in der Frage der Zuckerkonvention in Verbindung zu bringen, da die internationalen Verhand lungen über die Verlängerung der Brüsseler Konvention ohne Mitwirkung de- Freiherrn v. Stengel geführt worden find. Man darf vielmehr annehmen, daß die großen Schwie rigkeiten, denen die Durchführung der Pläne des Staats sekretär» zur Reichsfinanzreform begegnet, die Veranlassung zu dem Rücktritt find. — Ein deutsch-französische- Abkommen ist am gleichen Tage, al» die Marokkodebatte in der französischen Kammer ihr Ende nahm, zustande gekommen. Die deutsche Regtemng hat ihr Einverständnis mit dem von Frankreich vorgeschlagenen System zur Regelung der Entschädigungs frage in Casablanca erklärt. E» ist vereinbart, daß die von der deutschen Kommission in Casablanca zum Zwecke der Verteilung de» ReichSzuschuffe» bereit» festgestellten Schaden- abschätzunaen von der internationalen Kommission nur darauf hin zu prüfen find, ob ste den von Deutschland im Einklänge mit den andern beteiligten Mächten aufgestellten Grundsätzen für die Berechnung der Schäden entsprechen. Nur wenn und soweit sich ergibt, daß diese Grundsätze im einzelnen Falle nicht beobachtet worden sind, soll eine Neuabschätzung stattfinden. Im übrigen haben sich Frankreich und Spanien anheischig gemacht, soweit an ihnen liegt, dafür einzutreten, daß die von Deutschland und von andern Staaten bereits aufgestellten Abschätzungen in ernste Berücksichtigung gezogen weroen. — Aus Deutsch-Südwestarrika wird amtlich gemeldet: Am 10. Januar fand bei Nanib am Westrande der Kalahari ein Ueberfall statt, bei welchem ein Reiter leicht verwundet wurde. Es handelte sich wie bei dem Ueber fall am 5. Dezember v. I. zwischen Arahvab und Kowise- Kolk anscheinend auch diesmal um Leute Simon CopperS, gegen den in nächster Zeit gemeinsam mit der Kappolizei vorgegangen werden wird. — Rußland beabsichtigt, ein lenkbares Luft schiff nach dem Muster der Patrie zu erbauen. — Schweden. Stockholm, 1. Februar. Die Regierung brachte heule im Reichstage einen Gesetzentwurf betreffend die Dampffährverbindung zwischen Schweden und Deutschland ein. Der Gesetzentwurf bezweckt die Errichtung einer Dampffährroute Saßnitz-Trelle- borg mit täglichen Touren. Die Fähren, die von beiden be teiligten Staaten erbaut werden sollen und schwedischerseits unter Verwaltung der Staatsbahnen stehen werden, sind für Personen- und Güterverkehr bestimmt. Es sind dem Ver nehmen nach zwei schwedische und zwei deutsche Fähren vor gesehen. Sie sollen eine Geschwindigkeit von 16 Knoten er- erhalten, so daß die Reise vier Stunden dauern wird. — Marokko. Nach einem Telegramm der Deutschen Kabelgramm-Gesellschaft aus Tanger verlautet es dort mit einer gewissen Bestimmtheit, daß Mulay Hafid mit star ker HeereSmacht bereits unterwegs nach Fez sei, daß er aber nicht beabsichtige, sich in einen Kamps mit den franzö sischen Truppen in Scham« einzulassen. — Afrika. Der Premierminister der Kapkoloni« vr. Iameson ist von seinem Posten zurückgetreten. Lokal» und sächsische Nachrichten. -Eibenstock, 3. Februar. Die am Sonnabend abend von der hiesigen nationalliberalen Orts gruppe einberufene öffentliche VolkSversamm» lung im »Deutschen Hause* war sehr gut besucht. Der 1 Vorsitzende Herr Stadtrat Dörffel eröffnete um 9 Uhr die Versammlung. Er fand warme Worte der Anerkennung für den Vertreter deS 21. sächs. Wahlkreises und richtete ferner an alle Erschienenen herzliche BegrüßungSworte. Sodann erteile er Herrn Reichstagsabgeordneten vr. Stresemann da- Wort. Nachdem Herr vr. Stresemann die Anwesenden begrüßt, verbreitete er sich in ca. 1' ,stündiger Rede über folgende»: Zuerst gab er einen Rückblick auf das Jahr 1907, sprach von der Niederlage der Sozialdemokratie, von Bebel« Rede und den sich bald daran anschließenden Rückgang der sozialdemokratischen Fraktion. Ferner, wie das Zentrum die Sozialdemokratie unterstützt und diese mit einer, dem Zentrum unwürdigen Waffe zum Siege im Wahl kampfe verhalfen habe. Redner beleuchtete so recht treffend die unerhörten Wahlbeeinflussungen von Seiten des Zentrums, wie sich selbst das katholische Pfaffentum nicht gescheut hat.