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Ämk- md Änzeigeblalt für den Amtsgerichtsbezirk Eibenstock und dessen Umgebung Bezugspreis vierteljShrl. IN. 1.50 einschlietzl. des „Jllustr. Unterhaltungsblatts" und der humoristischen Beilage „Seifenblasen" in der Expedition, bei unserenBoten sowie bei allen Reichspostanstalten. sür Eibenstock, Larlsfeld, Hundshübel, Neuheide, Gberstützengrün, Schönheide, Zchönheiderhammer,Sosa,Unterstützengrün,wildenthal usw. Tel.-Kdr.: Amtsblatt. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. .— > 57. Jahrgang. — " -u S4L Freitag, des 21. Oktober Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den folgenden Tag Anzeigenpreis: die kleinspalttae Zeile 12 Pfennige. Im amtlichen Teile die gespalten« Zeile 30 Pfennige. Fernsprecher Nr 210. Der Ausbreitung ansteckender Krankheiten kann leicht durch die Erzeugnisse der Heim arbeit, namentlich wenn Kinder bei der Arbeit Verwendung finden, Vorschub geleistet werden. Um die Ausbreitung aller »«steckende« Krankheiten, vornehmlich von Tuberkulose, Diphtherie, Scharlach und Masern, in HeimardetterfamMe« tunlichst zu bekämpfen, ist eS in erster Linie erforderlich, daß die Krankheit beim Auftreten rechtzeitig erkannt und gemeldet wird. Es wird sich daher immer empfehlen, bei jedem Verdacht einer ansteckende« Krankheit möglichst bald ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Bekanntlich sind die Herren Arrzte nach der Verordnung vom 29. April 1906 (Ge setz- und Verordnungsblatt 1905, Seite 149) verpflichtet, dem Herrn Bezirksarzte Mitteilung zu machen, sobald eine der in der Verordnung gedachten Krankheiten in Frage kommt. Ist aber ein Arzt nicht zugezogen, so sind anzeigepflichtig: 1. der Haushaltungsvorstand, 2. jede sonst mit der Behandlung oder Pflege des Erkrankten beschäftigte Person, 3. derjenige, in dessen Wohnung oder Behausung der ErkrankungS- oder Todesfall sich ereignet hat, 4. die Leichenfrau. Die Verpflichtung der unter 2 bis 4 genannten Personen tritt nur dann ein, wenn ein früher genannter Verpflichteter nicht vorhanden ist. Es ist aber auch dringend z« wünsche«, daß in Heimarbeiterfamilien auch andere ansteckende Krankheiten, insbesondere Tuberkulose und Maser«, tunlichst bald zur Kenntnis des Herrn Bezirksarztes gelangen. Deshalb gibt die Königliche Amtshauptmannschaft den Herren Aerzten und den Haus haltungsvorständen sowie denen, die einen ansteckend Erkrankten pflegen, und den Leichen frauen anheim, vo« jedem »«steckende« Krankhettt- oder von jedem darnach erfolg ten Todesfälle dem Herrn Bezirksarzte baldigst Meldung zu machen und von ihm Verhaltungsmaßregeln zu erbitten. Schwarzenberg, am 11. Oktober 1910. Königliche Amtshauptmannschast ^6 Maul- und Klauenseuche. In Rothenkirchen (Amtshauptmannschaft Auerbach) ist die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen. DaS Sperrgebiet umfaßt den Gemeinde- und den Gutsbezirk Rothenkirchen. Als veobacht««gSgebi<t gemäß 8 23 der Verordnung vom 5. Oktober 1908 (Gesetz- und Verordnungsblatt 1908, Seite 335) haben für den hiesigen Verwaltungsbezirk die an den Sperrbezirk Rothenkirchen angrenzenden Gemeinden Ober« und Unterstütze«» grü« und Ne«heid« zu gelten. Verbote« ist für diese Orte: der A«ftrieb vo« Kla«envieh aus dem Beobachtungsgebiete auf Viehmärkte und die Ausfuhr vo« Kla«e«vieh ohne schriftliche ortspolizeiliche Genehmigung. Zuwiderhandlungen werden, soweit nicht die Strafvorschriften des Reichsviehseuchen gesetzes oder andere gesetzliche Bestimmungen Platz greifen, mit Geldstrafe bis zu 150 M. oder mit Haft bestraft. Außerdem wird, da die Seuche auch sonst in der Nähe des Bezirks ausgebrochen ist, auf die vom Königlichen Ministerium des Innern im Dresdner Journal vom 27. Sep tember und von der Königlichen Amtshauptmannschast Zwickau im Erzgeb. Volksfreund vom 19. Oktober abgedruckten gesetzlichen Bestimmungen aufmerksam gemacht und werden alle Viehbesitzer zu größter Reinlichkeit und Vorsicht bei der Behandlung und dem Trans porte des Viehs und zu unverzüglicher Anzeigeerstattung jedes verdächtigen Krankheits falles aufgefordert. Königliche Amtshauptmannschast Schwarzenberg, am 19. Oktober 1910. Die persische Frage. Der Orient ist es, welcher den Großmächten dau ernd Rätsel aufgibt und ihre Wachsamkeit in hohem Maße erfordert. Auf dem Balkan ist noch immer keine Klärung erfolgt, Türkei und Griechenland stehen sich nach wie vor schroff gegenüber, und dazu kommen in beiden Ländern innere Zwistigkeiten, die allerdings leicht durch eine Explosion nach außen hin ihre Lö sung finden könnten. In Athen hat Venizelos trotz aller anfänglichen Ableugnungen die Kabinettsbildung übernommen, und es liegt aus der Hand, daß dieses Moment gerade nicht dazu beitragen kann, die Bezieh ungen zwischen Griechenland und der Türkei zu bessern. Freilich hat man in der Türkei selber genug Sorgen. Hier ist der anscheinend erneut zum Durchbruch ge kommene Gegensatz zwischen den Anhängern des jung türkischen Komitees und dem Osfizierkorps. Der Fi nanzminister wollte einen stärkeren Einfluß auf die Gestaltung der Heeresausgaben sich auf gesetzlichem Wege sichern, und es ist darüber zu scharfen Differenzen gekommen, welche zu einer Kabinettskrise geführt ha ben, nachdem der Standpunkt des Kriegsministers den Vorrang davongetragen hatte. Die Sache hat ihre zwei Seiten, denn so sehr man auch ein festes Regi ment in der Türkei zu ihrer Erstarkung wünschen muß, so liegt doch andererseits die Gefahr eines erneuten Uebcrwucherns der militärischen Elemente und dadurch das Einreißen einer Militärdiktatur ziemlich nahe, wel che niemandem gut erscheinen könnte. Aber nicht ge nug mit dem Balkan, ist es noch ein anderer Orient staat, welcher jetzt erneut in den Vordergrund tritt, und zwar ist es Persien. Hier geht es schon seit mehr als Jahresfrist drunter und drüber, und es liegt im be greiflichen Interesse der in Frage kommenden Mächte, daß sie sehnsüchtig eine endgültige Wiederkehr geord neter Dinge herbeiwünschen. Bekanntlich haben sich England und Rußland über ihre Interessensphäre in Persien geeinigt, so ganz klar scheint man sich aber auf beiden Seiten trotz alledem nicht zu sein, denn es ist schon mehrfach zwischen beiden Kontrahenten zu Mei nungsverschiedenheiten gekommen. Auch jetzt scheinen neue Mißhelligkeiten ausbrechen zu wollen, nachdem England, und zwar ziemlich einseitig, eine Drohnote nach Persien gerichtet hat, in der ein Eingreifen Eng lands und Rußlands angezeigt wird, falls nicht bin nen 3 Monaten die Ordnung in Persien hergestellt sei. Dieses scharfe Auftreten Englands findet im eige nen Lande nicht einmal Anklang. Beispielsweise er klären die „Daily News", daß die Note die schwerste Besorgnis erwecke und eine solche Politik zur Teilung Persiens führen müsse. Auch „Daily Graphic" schreibt, wenn das Ultimata ausgeführt würde, werde Persien aus der Reibe der selbständigen Staaten gestrichen wer den. Das Blatt klagt über das Vorgehen der Regierung, denn die Eroberung Südpersiens werde keine leichte Aufgabe sein und eine große dauernde Verantwortung begründen. Es sei auch zu befürchten, daß auch die an deren Mächte Kompensationen fordern würben, wo durch dann neue internationale Reibungen entständen. Das Blatt trifft mit diesen Darlegungen den Nagel auf den Kopf, man weiß, daß weniger Rußland als gerade England schon seit Jahren sehnsüchtig danach trachtet, Persien oder zum mindesten einen Teil in die Tasche zu stecken. Daher resultierten auch die mehr fachen Preßpolemiken gegen Deutschland wegen der ge planten Bagdadbahn, weil man dadurch eine Stärkung des deutschen Einflusses befürchtet, den man unter die sen Umständen unbedingt vermieden sehen wollte. Eine Teilung Persiens, und erfolge sie auch nur in irgend einer verkappten Form, würde zweifellos politische Fol gen nach sich ziehen, insbesondere könnte Deutschland eine solche unmöglich ohne weiteres dulden, da wir eine ganze Reihe wirtschaftlicher Interessen dort zu vertreten haben und es nicht zulassen können, wenn man uns dort völlig beiseite schieben möchte. Es wäre auch kaum einzusehen, auf welches Rechtsmittel sich ein derartiges Vorgehen gründen würde, und es liegt aus der Hand, daß eine Aufrollung der persischen Frage in dieser Richtung zweifellos internationale Kompli kationen in sich bergen könnte. Tagesgeschichte. Deutschland. — Ausreise des neuen Gouverneurs von Deutsch-Südwestafrika. Gouverneur Dr. Seitz hat das Reichskolonialamt verlassen und wird sich am 24. d. Mts auf einem Dampfer der Woermannlinie von Antwerpen aus nach Deutsch-Südwestafrika begeben. — DieneueMilitärvorlage. Die Verhand lungen über die neue Militärvorlage zwischen Kriegs ministerium und Reichsschatzamt stehen, wie die „Nat.- Ztg." hört, kurz vor dem Abschluß. Die neue Militär vorlage ist ein Septennat. Sollte aber der Reichstag in dieser Hinsicht Schwierigkeiten machen, so werde sich die Heeresverwaltung auch mit einem Quinquennat — wce es gegenwärtig gesetzlich eingesührt ist — be gnügen. Die Neuforderungen bewegen sich in mäßigen Grenzen und sollen auf sieben Jahre verteilt werden. Neue Einnahmequellen für die zu erwartenden mili tärischen Mehrausgaben zu erschließen, hat sich als nicht notwendig herausgestellt. Die Mehrausgaben werden aus laufenden Mitteln gedeckt werden, insbe sondere wird damit gerechnet, daß die Zuschüsse des Reiches für die Kolonien im Laufe der nächsten Jahre immer geringer werden und die auf diese Weise frei werdenden Summen für die weitere Ausgestaltung des Landheeres verwendet werden können. — Das Versicherungsgesetz für Privat angestellte. Der Entwurf eines Versicherungsge setzes für Privatangestellte ist nunmehr im Reichsamt des Innern fertiggestellt. Es wird beabsichtigt, ihn noch im Laufe dieses Jahres mit Vertretern der betei ligten Reichs- und preußischen Ressorts zu beraten. So bald das königlich preußische Staatsministerium sich schlüssig gemacht hat, wird der Entwurf veröffentlicht werden. — Die Novelle über Reform der Schank wirtschaft usw. Wie der „Inf." mitgeteilt wird, ist ein Gesetzentwurf in Vorbereitung, der sich mit der Reform der Schankwirtschaft und der gewerbepolizei lichen Bestimmungen für Schauspielunternehmer in der Gewerbeordnung besaßt. Bezüglich der Schankwirt schaft handelt es sich in der Hauptsache um die Frage der Damenbedienung und um die Einführung der Be dürfnisfrage. Es haben hierüber bereits komnzissari- sche Verhandlungen stattgefunden. Trotzdem der Ent wurf ziemlich weit fortgeschritten ist, erscheint es aber angesichts der Belastung des Reichstages mit sozialpo litischen Vorlagen sehr zweifelhaft, ob die Novelle in der nächsten Session dem Parlament zugehen kann. — AbleistungderDienstpflichtinKiaut- s ch o u. Für unternehmende junge Leute, die ihre Welt- und Menschenkenntnis erweitern und sich die deutsche Heimat einmal von draußen ansehen wollen, bietet sich eine günstige Gelegenheit, ihren Gesichtskreis zu ver größern durch die Möglichkeit, ihrer Dienstpflicht in solchen Truppenteilen zu genügen, die außerhalb der deutschen Heimat stationiert sind. Unter anderen kom men hierfür auch die Matrosenartillerieabteilung Ki- autschou und die Marineinfanterie in Tsingtau in Be tracht, zwei Truppenkörper, die sich aus diesen Grün den vornehmlich aus Drei- bezw. Vierjährig-Freiwil ligen rekrutieren. Im Oktober jedes Jahres erfolgt die Einstellung der Rekruten: für die Stammabteilung der Matrosenartillerieabteilung Kiautschou in Cuxha ven und für das 3. Stammseebataillon der Marine-Jn- santerie in Wilhelmshaven. Nach der ersten infante ristischen Ausbildung, die während der Wintermonate noch in der Heimat vor sich geht, wird im Januar die Ausreise nach Ostasien angetreten. Ein großer Trans- portdampser, für solche Zwecke und die Fahrt durch die Tropen besonders ausgerüstet, führt diese „Ablösung" durch das Mittelmeer über Colombo, Hongkong und Schanghai nachdem ostasiatischen Schutzgebiet. In der blühenden und ständig an Bedeutung wachsenden deut schen Siedelung Tsingtau wird der Rest der Dienstzeit absolviert. Die wechselnden Eindrücke der langen Reise, die tägliche Berührung mit fremden Völkern und Kul turen, die neuartige und moderne Organisation unse res Schutzgebietes, alles das bietet den Angehörigen dieser Besatzungstruppen die von Vielen heißersehnte Gelegenheit, ein Stück der weiten Welt kennen zu ler nen und mit reichen, mühelos erworbenen Kenntnis sen in die alte Heimat zurückzukehren. Nach einer so eben veröffentlichten Bekanntmachung der genannten Truppenteile sind die Bedingungen für die Aufnahme: Mindestgröße 1,65 Meter, kräftige Konstitution, gesun de Zähne, Alter 18 Jahre und mehr. Jüngere Leute können nur bei besonders guter körperlicher Entwick lung ausgenommen werden. Die Anmeldungen, bei denen infolge des starken Andranges Eile geboten ist, sind an das Kommando der Stammabteilung der Ma trosenartillerie Kiautschou in Cuxhaven bezw. an das