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LomrerStrg, S8. Eeptem-er 1S11 l>M L000 uUnft WmM kechöter Jahrgang. 5luer Tageblatt und Anzeiger Mr das Erzgebirge v/rantwortllch« Redakl.u,: prit» Rrnkolä. Für di« Inserat« verantwortlich! Ul alter Nr»«». Seide in Au« t. Lrz-id. mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Äuer Sonntagsblatt. Spwchpmid« d«r Rrdaktiov mit Au-nahm. d«r Somrtog, nachmittag von «—» Uhr. — Läftpamm-Adecher Lagblatt Anmrz-emr,«. Fernh>«ch«r «s. Für unverlangt eingrsandt» Mamrflript» kann Gewähr nicht geletstet werden. Druck und Verlag tt>e» grxA-1. VerlOge-^eetllvckiatl m. b. st. in Nu« t. Lrzged. Sezua»prei»r Durch unser« Boten frei in. Hau» monatlich ro psg. 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Kid er len-Wächter die re- dakttonellenAbänderungen zu vem Vertrag», entwurf über Marokko, Vie Deutschland zu machen wünscht, übergeben. » In Düsseldorf wurde da» mtt einem Kostenaufwande von 4 800 lXX) Mark errichtet« Ledigenheim seiner Bestimmung übergeben. Die mecklenburgisch« Staatübahnoerwaltung läßt ab 1. Oktober Frachtermäbigungenfürland. wirtschaftliche ProdukteundDünger eintreten. Bet einem Automobilunglück in Part» stnd dreizehn Menschen um« Leben gekommen. (S. Del.) » Die Versicherung gegen die Kriegsgefahr ist in England auf 40 Prozent gestiegen. ötz Der türkische Mtnisterrat beschloß, für den Fall der Landung italienischer Truppen in Tripoli« äußersten Widerstand zu leisten. (T. Leitart. u. Tel,) Mutmaßlich« Witterung am Freitag; Südwestwind, aufhetternd, «arm, voaviegend trocken. -ML v Das Aventeuer um Tripolis. Au« Tripoli, tn Matta eingelaufeu« Privattepesche, besage«: Jtalieulische Kviegsfchßffs« «tt L»»d»»»», streitkräfte« l!i«-e« zwanzi, Matt««« »ar Tripoli». In Tripoli» hmrscht unter de« Jtali«. «« rm eine P« nik.^weil um» befürchtet, daß« i« Augen, blick ein« Lwndungenersuche» »u einem Rassaer« gegen »i« Surospüer kommt. Zmet Schlachtschiffe und vier Torpedoboot»rerftSr«r, wie «a» «rnstmnrt, Mhlenisch« -erkunft, passterten am Mittwoch morgen die Insel in de, Richtung auf Tripoli». Beabsichtigt Italien, wie es den Anschein hat, da, türkische . Vilajet Tripolis dauernd in Lefitz zn nehme«, so «dach « pl, j Durchführung feiner Pläne ein« starken Expeditionskorps, da» zunächst auf mindesten» 80 vvv Mann veranschlagt werden muß. Nach den Machtmitteln, über die Italien und di« Türkei -u, See verfügest kann es nicht zweifelhaft sein, daß Italien ohne weitere, die^ Seeherrschaft zufällt. Die italienisch« Flott« Le. steht au» acht Linien-Schiffen und au» zehn Panzerkreuzern, von denen allerdings einer infolge eine» kürzlich erlittenen Unfall«» nicht verwendungsberett ist. Dazu kommen zahlreiche Torpedo boote und Unterseeboote. All« diese» Schiffe stnd durch«»» mo- dern und mit den neuesten Geschützen armiert. Sie bilden «ine starke Macht. De, Geist der Besatzung ist gut. Gegen die Tüch. tigkett de» Seeoffizierkorp, stnd aLerding» in letzter Jett mehr- fach Bedenken erhoben worden. Dieser ansehnlichen Flotte ver mag di« Türket nur zwei Linienschiffe und zwei g«. schützte Kreuzer, sowie ein« Anzahl Torpedoboote entgegenzu stellen. Di« Linienschiff« stnd im vorigen Jahre von Deutschland gekauft worden, während di« geschützten Kreuzer au» Ater« Zett stammen. G, ist au»geschlvssen, daß die minderwertige türkisch« Flott« es versuchen könnte, der italienischen in offener Seemacht entgegenzutreten, oder unbemerkt an di« Transportflott« heran, zu kommen. Die Vorbedingungen für die erfolgreiche Durchfüh rung der italienischen Expedition find allo gegeben. Nach den bi»her eingelaufenen Nachrichten versammelt sich das italienische Korps auf der Insel Sizilien, die di« Operations bast» für die Unternehmung bilden soll. Da» italienische Herr besitzt ein« durchschnittliche Friedensstärke von etwa 280000 Mann. Di« Kriegsstärke wird ohne Garnison-Bataillone und ohste Ersatztruppen auf 880 VVV Mann, 21 vvv Reiter und 1780 Geschütz« angenommen. E» besteht sonach kein Zweifel, daß die Ausstellung des Expeditionskorps sich ohne jede Schwierigkeit wird durchführen lassen, und daß auch eine etwaige Verstärkung ohne weiter«» möglich sein witt. Für die Ueberführung einer so star. ken Truppenmacht können die Kriegsschiffe selbst nicht benutzt werden, da sie bet ein« Beladung mtt Truppen tn ihr« Ge- fechtskraft Schaden «leiden würden. Die italienische Han- delsflotteist ab« so entwickelt und verfügt üb« so viele und große Schiffe, daß der Transport sich unschwer Mrd Lewertstelligen lassen. An aktiven türkischen Truppen steht in Tripolis die 42. Division, die einem Armeekorps noch einer Armee-Inspek tion untersteht, und, ähnlich wie die Truppen in Arabien, eine Art Kolonialtruppe darstellt, da sie sich nicht au» dem Lande selbst ergänzt, sondern ihren Ersatz au» den übrigen Teilen de» Reiches erhält. Ihre Gefechtsstärke soll 12 vvv Mann betragen, ihr augenblicklicher Stark wird aber wohl sehr viel geringer sein. Die eingeboren« mohammedanisch« Bevölkerung leistet ihre Dienstpflicht in «in« Miliz ab, für die 'keine reguläre Stärke an gegeben ist. Ihr« Kriegestärke wird auf L0 Bataillon« und Ai Lskadrons, im ganzen aüf 18 000 Mann und S» Li» ABÜ Reit« berechnet. Dies« Stärke Witt» st« aber «ft «ich allmählich er reichen können. Ihr militärisch« Wert ist zunächst nicht sehr hoch zu veranschlagen, denn es fehlt ihr namentlich an genügend zahlreichen und gut vorgebildetem AuMldungspechmal. Alle» in allem wird man die Stärke der türkischen Truppe» auf Löch« >tens 28 vvv Mann berechnen können, die ab« nicht auf «ne» Punkt zusammengezogen, sofern im gangen Land« verteilst stnd. Bet dem Mangel an Eisenbahnen und Telegraphen^ sowie bei den schlechten Wegeoerbindungen wird «» naturgemäß sehr 'ange dauern, bis eine ansehnliche Lruppemnacht an einem von den Italienern bedrohten Punkte vereinigt jein kann, Erscheint daher di« italienische Transportflotte überraschend an «in«m Teil der Küste, der für die Ausführung ein« Landung günstige «er» hältnisse bietet, so werden die Lütten kaum in der Lag« sein, di« Ladung zu verhindern, zumal al» sie kein« genügende Artillerie besitzen, fie verfüge« in Tripoli» nur LV« sechs Batterien, wäh rend die Italien« nicht nur zahlretche FeGartillerie mtt sich führen, sondern auch in den weitragenden schweren pnd mittleren Geschützen ihrer Kriegsschiff« eine wertvolle Unterstützung fin den werden. E, müßte di« erste Aufgabe d« Wrkri sein, di« Truppen tn Tripolis au» den übrigen Teilen de» Reich« zu unterstützen und möglichst -«schlossen« Divisionen dorthin zu werfen. Da» «bet würden di« Italien« mit ihr« LLerlvnen Kriegsflotte sofort verhindern können. — Somit scheint di« militärische Lag, für di, Italien« zunächst günstig zu sein. Sie wird sich ab« zu ihren Ungunsten verschieben, sowie der Vormarsch in da» I«- ner« de» Lande» angetreten wird. Vie Labe» als dann mit der Unwegsamkeit de» Land«, dem Fanatismus d« mohammedanischen Bevölkerung, den Schwierigkeiten der Per- pflegung und des Nachschub« gu rechnen, Schwierigkeiten, di« für st, in Tripoli« ebenso^ verhängnisvoll werden könnten, wie st« es vor 18 Jahren in Abessinien geworden stnd. E» läßt sich schon jetzt voraussehen, daß für di« «efitzergretfung von Tripoli» «in Expeditionskorps von 8V 000 Mann bet weitem nicht genügt. E» wird Lazu der Bereitstellung und Verwendung erheblich stärker« Mittel bedürfen. Auch wird sich die geplante Besitzergreifung de» Landes nicht in kurzer Zeit herbeisühren lassen, sondern ge raume Zett in Anspruch nehmen. Wi« stch die militärischen Ver hältnisse alsdann entwickeln werden, läßt sich zurzeit noch nicht bestimmen. Di« Stimmung kn d« Türkei. Die Nachrichten über die Vorbereitungen Italien» rufen in der öffentlichen Meinung der Türkei Bestürzung hervor. Die Regierung ist bemüht, die Erregung zu dämpfen, Eine für heute «in «ngendlick »es GIS«. -umarmte von Reinhold Votum»». Nachdruck »«»««. Herr Georg Eobernheim von der Firma Sobernheim u. Ben- tinck trat auf die Schwelle de» kleinen Privatkontor», da» sich an die vornehm ausgestatteten Verkaufsräume anschloß, und ließ leinen Blick halb teilnehmend, halb spöttisch auf seinem Freund und Sozius Hermann Bentinck ruhen. So wie er ihn vor sich sah, malerisch in den Schreibsessel ergossen, den Kops in die Hand gestützt und augenscheinlich teilnahnmlo» für all, Geschehnis!» der äußeren Welt, so hatte er ihn während der letzten neun oder zehn Wochen schon unzählig« Male beobachtet. Und wenn er nicht genau gewußt hätte, daß Hermann Bentinck weder krank, noch mit irgendwelchen materiellen Sorgen behaftet war, so würde diese früher nie beobachtete Neigung zu schwermütiger Versunkenheit ihn wahrscheinlich ernsthaft beunruhigt Haden. Weil nun aber nach seiner Ueberzeugung alle Motiv« beängsti gender Natur ausgeschlossen waren, mchm « di« Wandlung im Wesen de, sonst so lebenslustigen Freund« lediglich von d« humoristischen Seite. Al» «eltkundiger Mann, d« dem achtund- uvanzigjährtgen Soziu» an Alt« und Erfahrung um einig« Lustrea vorau» «ar, glaubt« « den Schlüssel d« Geheimnisse» ja bereit» gefunden zu haben, und da « sich heut« .nach einem vorteilhaften Abschluß tn besonder» gut« Laune befand, beschloß er, sich da, ««trauen sein« ym herzltch verbundenen Geschäft», teil-ab«» im Sturm zu erobern. „Ra okso, mein Jung» — «enn di,'« so ganz an d« nötig« Tourag« fehlt; ich Lin mit Vergnügen bereit, den Brant»«»« für dich zu machen." Hermann Bentinck fuhr auf. Er «ar «in hübsch« Bursche, den man viel «her für «ine» Offizier in Zivil al» für einen Kauf mann au» der Konfektton»Lranche hätte halten können. AL« sein Empfindung»!»-«» mußte von sehr zart« Natur fein, da »«1 der unvermuteten Anr«e ein mädchenhaft« Erröten sein« Wan gen fürLt«. „Den Vvaptw«-«? FL, mich? Döa» find da» «ted« für Witze, SoLepnheim^f »Gar kein Witz, Teuerster, son- srnhetm!" „Eine issest dN seit »ei. «Gän- dern heilig« Ernst. Schon viele Tage seh' ich'» schweigend an, wt« finst'r« Trübsinn deine Stirne furcht. Auf deinem Her- zen liegt «tn still' Gebresten, vertrau « mir — ich Lin drin Kompagnon und mein« Hülst« fordr' ich dein« Gram,." „Ach, Unflnn l Ich werde mich hüten. Damit du dich nachher über mich lustig machst — nicht wahr?" „Seh ich au« wie einer, der mit erhabenen Dingen seinen Spott treiben kann? Also: Wie heißt fie? Wo wohnt st«? Was kriegt fie mit? Daß st« an Körper «ine Venu» und an Seele ein Engel ist, weiß ich ohnehin." Aber sein Soziu» schüttelt« mit tiefernster Mien« den Kopf. „Gib dir keine Mühe. Da» wird mit mir begraben. Denn « handelt sich um «tn Weib, da» mir ewig unerreichbar -leiben wird. E» war Seligkeit gemrg, daß ich «inen einzigen Augenblick d« Glück« g». nießen durste. Damit muß ich mich bescheiden." ,/AH, pfeift d« Wind daher? Also ein« oeryeiratet, Frau?" „Pfui, Sobern. heim! Daß du auf so eMa» rätst, steht dir ähnlich. Nein, wenn ich mir einen Vorwürfen machen habe, von dies« Art ist «, Eott sei Dank, nicht. Und wenn ich deiner Diskretion gewtß sein dürft, —" „Ehrensache l" -eteuert« d« andere. „Ist « ein« lang« Geschichte?" „Eigentlich nur ein» Geschichte von stuf Worten. Ich habe ein« Gräfin geküßt, Sobernheim I" „Eine - Gräfin? — All« Achtung! ' läufig drei Monaten den Kopf hä ferich? San, vowv»r»1»oo narü du mich nicht verstehen könntest. Ich habe ft« gebüßt, weil ich bi, zum Wahnsinn in fie verliebt »ar. Und ich weck» nie «in and«« Weib lieben können, al» sie." „Da, wär« schade. AL« «an«, wie und wo hat dies« romantisch« Kußgefchicht, sich eigent lich zugettagen?" „Am letzten Lag« meiner jüngsten Somm«. reis» und an der Epttz, der Mole zu Warnemünde. St« hielt mich für «inen Baron, der zu seinem Vergnügen di« Welt durch reist. Vereisst du nun, wie« geschahen konnte, Eobernheim?" „Ich würde« auch begriffen haben, wenn st, dich nicht für ein« »eltteisend«, Baron -»halt«» Hütt». Ein» Gräfin Meßlich auch nur »1» «ensch «Michi« Geschlecht«." „Du hast st« «den Nicht gesehen. Da» ganz, ErleLni» ist ml, heut» schon wie ein Traum Ich war von Länmn-tt «ach Warnemünde g«kommen Hermann und ging auf» Postamt, um nach meiner dorthin beorderten K«. refpondenz zu frage«. Unmittelbar vor mir war eine Dame an den Schalter getreten — ein« sehr elegante jung« Dam» von ei ner Schönheit, «in« Anmut — ach ich will -ar nicht «ft »er suchen, st« dir zu beschreiben." „Ich stelle st« mir schon vor. wtt. ter!" ,Dte junge Dame fragt« nach den Briefschaften für di« Komtesse Wallerstein, und d« Beamte hündigte ihr zwei Wappen- geschmückte Briefe au». Al» fie sich entfernen wollte, stieß st« mich der ich ganz in ihren Anblick versunken war, ein wenig an. Er rötend flüsterte fie «in Wort der Entschuldigung. Dabei streifte mich für die Dauer einer Sekund« ihr Blick — «in Blick, Sobern- heim! — nie hätte ich mir'» träumen lasse», daß « -etwa» so Himmlisch« geben könnte." „Ja, man «lebt immer noch UeLw raschungen. Aber die Mol«? Sie ging vermutlich von der Post dichtn, um ihre wappengeschmückten Brief« zu lesen, and du List ihr nachgestiegen?" „Nein, so war « nicht. Nimmermehr würde ich etwa» derartige» gewagt haben. Sie verließ da» Postamt und entschwand meinen Blicken. Ab« al» ich bei einbrechender Dun kelheit an der Spitze der «og«numsprühten Mol« stand — mut. terseelenallein, denn « regnet« «in bißchen, da — nun, da stand fie plötzlich wie vom Himmel heraLgestiegen an mein« Seite." «Ach so, Und da hast du st, geküßt." Sh, nicht sogleich I Ich würde nicht einmal den Mut gehabt haben, fie anzureden. AL« sie fragt« mich, wann di« Führ« nach Gjedser ging«, und so kamen wir tn» Gespräch. Ich habe mich ja schon mit manch« Gräfin un terhalten, ab« »ochimmer nur, wenn «fich darum handelt«, ihr etwa, zu verkaufen. Und mit einem Mal» überkam mich eine schreckliche Angst, daß sie mir den Konfektionär anmetten könne.