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ilMufferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, V«, »Wilsdruffrr Tageblatt- cescheini an allen Werktagen nachmittags S Uhr. Bezugspreis: Bei Abholung in der DeschSstsftelle und den Ausgabestelle» 2 AM. im Monat, bei Zustellung durch di« Boten 2,Zll RM., bei Poftbcftellung r AM. zuzüglich Abtrag. . «... . gebühr. Linzelnummern UiRpsg.rlllePostanstalten Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Postboten und NN,-r-Aus. lriigerund Geschäftsstellen — nehmen zu feder Zeil Be. Heilungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch aus Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Bücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiiicgt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Naumzeile 20 Rpfg., die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bebannrmachungen 40 Reich,- Pfennig, die 3gespaltene Rcklamezeile im textlichen Teile 1 Reichsmark. NachweisvngsgebLhr 20 Reichspfennige. Vor» geschriebeneErscheinungs- tage und Platzvorschrifte« werden nach Möglichkeit Ak kN sprech bk: AmE Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen» armadme bis norm.10 Uhr. Fiir die Richtigkeit dar' durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. ^ederAabattanspruch erlischt, wenn der Bet rag durch Klage eingezogen werden muß oderderAuftraggeberin Konkurs gerät. Anzeigennehmen alleVermittlungsftellenrntgegen. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstreniamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nr, 111. — 86. Jahrgang Freitag, den 13 Mai 1927 Telegr.-Adr.: »Amtsblatt« Wilsdruff» Dresden Postscheck: Dresden 2640 Ost- und Räumungsfragen. Kabinettsrat am Mittwoch inBerlin, Kabinettsrai in Paris, und beide eigentlich mit denselben Dingen beschäftigt — das beweist, daß wir der Entscheidung uäher- kommen, einer Entscheidung darüber nämlich ob sich nun endlich eine RäumungderRheinprov'inz herbei- führen läßt. Am 30. Juni läuft ja die Frist ab, innerhalb derer deutscherseits die letzten Abrüstungsforderungen der Entente erfüllt sind, - und dann werden wir den Artikel 431 des Versailler Vertrages hervorholen und die Entente um gefällige Stellungnahme ersuchen ^n)nell hat man uns ja noch ein haar Steine in den Weg werfen wollen, indem Paris verlangte, die französi schen, englischen und italienischen Militärattaches in Berlin gemeinsam zur Feststellung der durchgeführtcn Entfesti gung nach dem deutschen Osten zu entsenden. Eine neue Kontrollkommission im kleinen also — das hat die deutsche Regierung glatt verweigert. Einzeln mögen sie kommen, aber nicht im Verein. Das und die Aussicht, endlich Farbe bekennen zn müssen über die Festsetzung der Möglichkeit einer früheren Räumung, hat in Paris arg verstimmt. Man will dort nämlich die dann verpflich - * ungZmäßig durchzuführende Räumung, ja schon jede Herabsetzung der Bcsatzungsstärke, als ein ganz besonderes Entgegenkommen hinstellen und sich ob dieser „Großmut" brüsten. Einige Besorgnis hat man in Paris auch deswegen, weil man sich in Deutschland durchaus nicht zu einem „Ost locarno" nötigen lassen will, sondern sich damit begnügt, auf dem Standpunkt des Schiedsvertrages mit Polen stehenzubleiben, der anläßlich des „Westlocarno" zustande kam. Das deutsch-Polnische Verhältnis war ja ""w Gegenstand der Mittwochkabinettsberatung in Berlin, weil sich der Berliner polnische Gesandte bemüßigt fühlte, lm Auftrage seiner Regierung Beschwerde gegen Aus führungen zu erheben, die vor kurzem der Reichsjustiz- minister Hergt auf der Ostmarkentagung in Beuthen ge macht hatte und die sich auf Ablehnung eines „Ostlocarno" zuspitzten; also auf den freiwilligen Verzicht deutscherseits, jemals auch nur zu versuchen, auf friedlichem Ver ständigungswege eine Korrektur der Grenzbestimmungen im deutschen Osten herbeizuführen. Einen solchen Ver zicht abzulehnen, ist geschlossener deutscher Wille, ins besondere der der jetzigen Regierungskoalition, und so wird sich die polnische Regierung wiederum eine wenn auch höfliche Ablehnung holen, mag man in Paris ein auch noch so finsteres Gesicht dazu machen und seinen Druck verstärken. Wir haben aber nicht bloß diese politischen, sondern auch immer noch die handelspolitischen Meinungsver schiedenheiten mit Polen. Auch in diesen geht es nur sehr langsam und schwerfällig vorwärts, weil der hauptsäch lichste Streitpunkt, nämlich das Niederlassungsrecht Deutscher in Polen, durch die fast täglichen Ausweisungen Deutscher aus Polen nicht gerade leichter zu behandeln ist. Die Schwierigkeiten wachsen auch noch dadurch, daß hin sichtlich des Handelsvertrages gerade mit Polen die deutsche Wirtschaft eine keineswegs geschlossene Front darsiellt, sondern, daß die deutsche Landwirtschaft ganz außerordentlich fürchtet, der neue Handelsvertrag würde auf ihre Kosten zustande kommen. Daß diese wirt schaftspolitischen Differenzen im Kabinett ihren Wider hall finden, ist ja selbstverständlich. polen verhallet einen deutschen Regielungsbeamten! ZweiTageineinem pol Nischen Gefängnis. Die polnischen Behörden haben sich einen neuen schweren Übergriff zuschulden kommen lassen. Sie haben den Regierungsrat Dahlmann von der Luftfahrt abteilung des deutschen Verkehrsministeriums festgenom men, da er angeblich im polnischen Korridor eine Landung vorgenommen haben soll. Entgegen diesen polnischen Darstellungen wird ver sichert, daß Regierungsrat Dahlmann, der sich auf eine, Dienstreise befand, nicht den polnischen Korridor überflogen hat. Er hat ihn vielmehr trotz Nebel und Gewitter um flogen, um auf dem Danziger Flugplatz zu landen. E, musste jedoch auf dem Gelände westlich davon eine Not- landung vornehmen, die durchaus noch auf Danziger Gebiet erfolgte. Beim Ausrollen ist das Flugzeug dann etwa 150 Meter über die Grenze gelangt. Nachdem Re- gierungsrat Dahlmann sich ausgewiesen haste, wurde er freigelassen. Als er aber später das Flugzeug zurückzu- holen versuchte, wurde er verhaftet und unter Vorwän den nach Gdingen gelockt. Dort wurde er nachts um 2 Uhr von betrunkenen polnischen Offizieren verhört, und als er aus seine Stellung als Ministerialbeamter hinwies, verhöhnt. Ohne Angabe von Gründen hielten ihn die Polen zwei Tage lang in einem primitiven Ge fängnis fest, um ihn erst am Abend des 9. und am Vormittag des 10. Mai zu verhören und darauf frcizu- lassen. Für Regierungsrat Dahlmann ist die Angelegenheit um so schmerzlicher, als während seiner Haft sein Vater starb. Ncgierungsrat Dahlmann ist inzwischen wieder in Berlin eingetroffen. Der deutsche Standpunkt zur Ende der WM AntlMt in der MWUSsrnge? Die pariser Beratungen. Beendigung der Zerstörungen in Glogau und in Küstrin. Wie von gut unterrichteter Seite mitgeteilt wird, hat der französische Außenminister dem deutschen Botschaftsrat Dr. Rieth bei seiner letzten Unterredung zugesagt, ihm bis Ende dieser Woche in der Räumungsfrage eine Antwort zu erteilen. Vom deutschen Standpunkt aus ist darauf hmzuweisen, daß die Angelegenheit der Ostsestungen mit der Verminderung der Besatzungstruppen im Rheinland an und für sich nichts zu tun hat. Auf die Verminde rung hat Deutschland einen Rechtsanspruch. Das Reichskabinett hat sich mit der Frage der Ostfestungen noch nicht beschäftigt. Es ist hierzu erst in der Lage, wenn der Bericht über die Zerstörungen vorliegt. Die von der Entente beanstandeten Unterstände in den Festungen Glogau und Küstrin sind bereits völlig zerstört worden. Die Zerstörung der von der Interalliierten Militärkon trollkommission bezeichneten Unterstände in der Frisching- Stellung der Festung Königsberg i. Pr. ist im Gange und wird noch im Laufe dieses Monats beendet werden. Da mit ist dieser „Restpunkt" erledigt. In Berliner diplomatischen Kreisen weist man darauf hin, daß die in den letzten Tagen von französischer Seite mehrfach angeschnittene Frage, in welcher Form an Ort und Stelle die Nachprüfung der von Deutschland durch zuführenden Zerstörung der Unterstände durch alliierte Militärsachverständige möglich sei, lediglich den franzö- fischen Standpunkt in dieser Angelegenheit wiedergebL Für Deutschland liege keine Veranlassung vor, eine er neute Kontrolle in der von der französischen Presse vor- geschlagenen Form zu dulden, da in Paris Ende Januar keine Vereinbarung hierüber getroffen sei. Zu gleicher Zeit, als der polnische Botschafter in Berlin beim deutschen Außenminister war, befand sich auch der polmicye dMomalftcye Vertreter rn Paris oe> Briand. Wie der „Matin" zu melden weiß, sind bei diese, Unterredung die Fragen der deutsch-französischen und de? deutsch-polnischen Beziehungen besprochen worden. Dal genannte Blatt sagt, Briand und der polnische Botschaftei wären der Ansicht gewesen, daß keine Veranlassung vor- liege, der „Feststellung" der Zerstörung der deutschen Qst- festungen den Charakter eines geräuschvollen Auftritts zu geben, doch sei es deshalb nicht weniger notwendig, eine ernste Prüfung vorzunehmen. Inzwischen, so fügt das Blatt hinzu, würde der Gedankenaustausch über diese Angelegenheit zwischen der deutschen Botschaft uud dem Außenministerium fortgesetzt. Frage der Korridorüberfltegung ist übrigens, daß wir nach dem Sinn des Versailler Vertrages das Recht zu dem Verlangen haben, daß Polen uns die Über- fliegung gestattet. * Ein Ermächtigungsgesetz gegen deutsche Gemeinden. Der Polnische Sejm in Kattowitz nahm einen Gesetz entwurf an, der den Woiwoden ermächtigt, im Verord nungswege die kommunalen Körperschaften aufzulösen, wenn diese Maßnahme im Interesse des Staates liegt. Dieses Ermächtigungsgesetz, dem auch die polnischen Sozialisten zuftimmten, richtet sich deutlich gegen dis durch die Wahlen vom 14. November zustande gekommenen Ge meindevertretungen mit deutschen Mehrheiten oder wenig stens starken deutschen Minderheiten. stallonelle Gestaltung dn Hauchaltungsbetnebe. Von der Genfer Wirtschaftskonferenz. Im Jndustrieausschuß der Genfer Weltwirtschaftskonferenz brachte die deutsche Reichstagsabgeordnete Frau Dr. Lüders als Vertreterin der internationalen Frauenorganisationen den engen Zusammenhang der hauswirtschastlichen Probleme mit den allgemeinwirtschaftlichen Fragen zur Sprache. Es sei er staunlich, daß bei der Einteilung des Kouserenzprogramms der Hauswirtschaft leine Bedeutung geschenkt worden sei. Welche Bedeutung diese Gruppe habe, ergebe sich aus der Tatsache, daß in Deutschland allein 12 M i l l i o n c n H a n s h a l t u n g e n mit 19 Millionen hauswirtschaftlich tätigen Frauen vorhanden sind. Es sei klar, daß vom Sparen oder Vergeuden dieser Mil lionen von Hausfrauen die wirtschaftliche Tätigkeit eines Lan des aufs stärkste beeinflußt wird. Frau Dr. Lüders zitierte eine Reihe von Beispielen zur Illustrierung des verschwenderischen Massenangebotes haswirtsch östlicher Gegenstände. So fabriziert Deutschland gut zehn Dutzend verschiedene Muster von Salz näpfen. Eine einzige deutsche Firma macht 238 verschiedene Muster von Roststäbc für Herde, eine andere 285 Sorten von Herdplatten mit zwei und drei Kochlöchern, eine dritte stellte bis vor kurzem 160 Sorten Schuhkartons her. Für den Bedarf der Krankenhäuser existierten bis vor kurzem hundert ver schiedene Größen »nd Breiten von Betten für erwachsene Kranke und die gleiche Zahl für kranke Kinder. Die HnnS- srancn stellten daher die Forderung aus Herabsetzung der Zahl und Form der Gebrauchsgegenstände durch Typisierung und Standardisierung der Haushaltsartikel. Frau Dr. Lüders wies Die deutsche Konkurrenz. Churchill über den deutschen Wettbewerb. In einer beachtenswerten Rede setzte sich der britische Finanzminister Churchill mit der deutschen Konkurrenz auseinander. Er sagte hierbei: Der deutsche Wettbewerb wird sich fühlbar machen, ein großer Wettbewerb wissenschaftlicher Organisation, die sich durch Schulden annullierung von einem großen Teil der Verbindlichkeiten befreit hat. Dieser Wettbewerb wird einen Vorstoß gegen uns und gegen die Märkte der Welt unter nehmen, und nur wenn wir unser Haus in Ordnung bringen und ständig neue Anstrengungen machen, werden wir imstande sein, mit unseren überlegenen Hilfsquellen des Kredits und Kapitals und der Tüchtigkeit und Ge nügsamkeit unseres Volkes gegen diese neuen Kom plikationen vorwärtszukommen. Churchill ermahnte znr Zusammenarbeit und warnte vor bitteren und un nötigen Zwistigkeiten zwischen hervorragenden und maß gebenden Kreisen des Staates, ebenso wie zwischen ein zelnen Klassen. MM der WmWe» WeNM MW AHM M WM? Eigener Fernsprechdienst Hes „Wilsdruffer Tageblattes". London, 13. Mai. Wie Westminster Gazette berichtet, hat die politische Polizei eine Durchsuchung des Argos-Gebäudes vorgenvmmen. Es wird darin eine Verletzung der diplomatischen Beziehungen ohnegleichen erblickt. Man rechnet mit dem Ab bruch der diplomatischen Beziehungen. Rk»e IWMMe M MWW. Eigener Fernsprcchdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Neuyork, 13. Mai. Die Mississippisluten haben weitere Dammbrüche verursacht. Dc-s gesamte Gebiet von Louisiana Simmesport ist bedroht. Dasselbe ist wegen seiner Zuckerplan- tagen bekannt. Die Lage wird durch den anhaltenden Regen verschlechtert. Staatssekretär Hoster ist im Ueberschwemmungs- gebiet eingetrosfen. Auch der Missouri ist im ständigen Steigen begriffen. Incgefamt 103 Todesopfer wurden in einem gemein samen Grabe bestattet. vnoei aus me ersoigrcime Latiqleit des Deutschen Normenaus schusses und des RcichSkuratoriums für Wirtschaftlichkeit hin und erklärte abschließend, daß die Gestaltung der Hauswirt schaft eine öffentliche nationale und internationale Acgelegen- hcit ist und daß eine rationelle Gestaltung der Haushaltungs- l c riebe eine große Entlastung für die Volkswirtschaft bringen wird. Die launigen und temperamentvollen Ausführungen, denen sich die Engländerin Wooton anschloß, fanden im Ausschuß leb haften und anhaltenden Beifall. Frau Wooton wies in ihren ebenfalls durch starken Beifall ausgezeichneten Darlegungen be sonders auf das teilweise bei der Fabrikation bestehende Inter esse hin, Gebrauchsgegenstände aus den Markt zu bringen, die eine Rationalisierung der hauswirtschastlichen Betriebe in diesem Sinne unmöglich machen und geradezu zur Verschleu derung der Haushaltungsgelder beitragen. Keine Svur von AmerlkMeHern. Die Suche völlig resultatlos. Die in Newhork timlaufenden Meldungen, nach denen die Atlanticflieger Nungesser und Coli von dem Cunard-Dampfer „Cameronia" anfgefischt worden seien, haben sich als unrichtig erwiesen. Auf die Anfragen der Nadiostationert erwiderte der Kapitän der „Cameronia", daß er keine Spur von den vermißten Fliegern entdeckt habe. — Die Suche nach den Verschollenen wird mit aller Energie fortgesetzt, ist jedoch bisher völlig resultat los verlaufen. Kündigung des -enisch-persischen Handelsvertrages» Für Abschaffung der Kapitulationen. „Times" meldet aus Teheran, die persische Regierung hat den Handelsvertrag mit Deutschland gekündigt. Die Frist bis zum Ablauf beträgt ein Jahr. Wier hierzu von offiziöser deutscher Seite berichtet wird, ist die Kündiguug des deutsch-persischen Handels vertrages tatsächlich erfolgt. In dieser Kündignng ist der erste Schritt der persischen Regierung zn erblicken, die Kapitulationen in Persien ab zu sch assen. Die Kündigung ist formal korrekt erfolgt. Der Handels vertrag bleibt für ein weiteres Jahr bestehen, welches dazu benutzt Wird, um mit der persische« Regierung neue Ver- tragsverhandlunaen anzubaünen. Der Schritt ist des-