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Mzeiger für -as Erzgebirge mit -er wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Mrrr Sonntagsblatt. ^>eechltun-e -o rte-artls> mit Mxmchme See Eonniagt nachailltags s—s Uhr. — TeiegeeMm-fiSeefsd t »>ze»laS fineeezg-V-kg-, Jere^hrecher SA, IS» mwettau-t rtagesaaöt» Mauogrtpt« kam» HewLH, nicht gttetstü Äetter». Nr. NS. Donnerstag, 31. Zull ISIS. S. Jahrgang. Diese Nummer »«saht 8 Setten. Das Wichtigste vom Tage. . Dem Vevneihtmen nach lassen die MLchte, einfchlieb lich Deutschland und Ruhland di« Mög lichkeit einer Aenderung der Grenzlinie EnoS—Midta zugunsten der Türken zu. * Nach dem soeben herausgegevenen Bericht de» sozial- demokratischen PartetvorstandeS ist in der Mit'gltederzahl der sozialdemokrati- schen Partei ein Stillstand «ingetreten. * Aus Schanghai tvird gemeldet, datz die Berival- tung von Nanking sich der Regierung ZuanschtkaiS unterworfen hab«. * Der türkisch« Thronfolger ist am Mittwoch in Mdrianopel «ingetroffen und von der Be- vülkerung enthusiastisch begrübt worden, 4 O Belgrader Blätter melden, datz der Verteidiger Adrtanopel», Schüler Pascha an Sholera gestorben sei. Sin« furchtbar« Hitz« herrscht in Amerika üst- lich deS Felsengebirge». An Lhikago starben bereits 18 Personen. Di« Ernte ist schwer - gefährdet. Mutmaßliche Witterung am 1. August: Nordwinde, wechselnde Bewölkung, gering« Lrwperfittsränderun-, kein erheblicher Niederschlag. -WL DoräenVukaresterDerhanälungen Da» Balkangeschwür hat sich in Bukarest zusammen, gezogen, aWvo die Diplomaten nicht mit Schwert-, son dern mit Federstteichen den Ausstich in dem »um Opera, tionSsaal verwandelten Konferenzzimmer des Auswärti gen Amtes vornehmen Wollen. ES wird eine schwere Operation werden und der größten Ruhe und Selbst- bcherrschung aller Mitwirkenden bedürfen, daß sie glück, lich verlaufe. Indes scheinen alle fünf, an der Frie-, denskonferenz teilnehmenden Mächte den aufrichtigen ? Wunsch und auch das dringende Bedürfnis zu haben, daß endlich das Schwert zur Pflugschar sich wieder kxmdelt und «ine Zett heilender und ausbauender Frie- dvnSarbeit über die schwer verwüsteten Länder herbei- komtmt. Eigentlich herrscht noch immer der Krieg. Da von verschiedenen Seiten an di« Serben gestellte Er suchen, in einen Waffenstillstand einzuwilligen, haben > die Serben höflich, aber entschieden abgelehnt. Die Ser- ? ben nähren ein nicht auszurottende» Mißtrauen gegen Line Gewistensfrage. Sri m,«Sang aus «einem Lev«. Von Peter Rosegger. Mr glauben, den 70. Geburtstag» Peter Ro seggers, der Ms den heutigen 81. Juli fällt, und überall da, wo Deutsche wohnen, gefeiert «werden wird, nicht würdiger begehen zu Wunen, al» daß wir unseren Lesern diese Skizze des steierischen Meistererzähler» darbteten, in der er ein Erleb- s« nis mit der ganzen UvspvüngliOeit und nachdenk ¬ lichen Innigkeit vor Un» hinstellt, die ihm im mer eigen ist. Di» Redaktion. Wer den Leuten Sine Freitreppe zu seinem Herzen baut, der muh aus allerhand Gäste gefaßt sein. Gin Erzähler, der seinen Lesern mit Vorliebe gute Menschen auWhrt, wird auch selbst al» gut gelten. Der lyrische Gedichte schreibt, wird al» g«müt»armer Mensch geschätzt. Wer manchmal einen klugen Gedanken drucken läßt, den hält Mm bald für einen Weltweisen. Wae seine Phantast« im Buche tut, da» soll der Dichter in Wirklichkeit vollbringen. Und da« wär« die reine Allmacht. Jeder van meiner AuM wird davon z!u erzählen , - wissen, mit welch wunderlichen Anliegen die lieben Mimen» ' scheu herankommen. Die lächerlichsten und tragischsten Stoffe bringen ste dem in» Hau», der äußer« Anregungen zu vev- . / arbeiten weih, und Verzweiflung tragen sie einem Dichter § in di« Stube, der au» eigenem Innern schöpft und wicht ge stört werden soll. Aber sie kommen weder uw etwa» zu bringen, noch um zu stören, st« kommen im vertrauen, der Gütig« und Mächtige am Schreibtisch werde schon freundlich ich auf st« warten, um ihr Anliegen zu schlichten. JA «tll au» / den persönlichen Erfahrungen einen bestmderen Fall her- t avecheben und ihn ohne dichterische Zutat erzählen. die Bulgaren, die an demselben Lag«, da Danew nach Petersburg zur Konferenz zu reisen sich anschickte, und die Serben zur Teilnahme aufforderte, sie hinterlistig überfielen. Eine , lang« Reihe von üblen Erfahrungen, die ste noch in jüngster Zeit mit ihren ehemaligen Bun- deSgenossen machen mutzten, hält serbische Vorsicht gegen bulgarische Hinterhältigkeit mit verdoppelter Stärke auf der Wacht. Man traut den Bulgaren nicht mehr über den Weg und macht au» seiner Befürchtung kein Hehl, datz di« Bulgaren einen Waffenstillstand benützen könn ten, um ihre Truppen von den verstreut liegenden Stel lungen fortzunetzmen und st« zu einem konzentrierten Angriff Ms die serbisch« Hauptarmee vorzuschicken. Diese Möglichkeit möchten die Gerben, die sich trotz aller Proteste aus Sofia durchaus als Sieger über die Bul garen fühlen und auf ihr« militärische und politische Ueberlegenhett über Bulgaren pochen, nach Kräften der- hindern. Deshalb bleibt da» serbische Heer gerüstet und sucht womöglich noch diesen und jenen Vorteil über di« Bulgaren zu erringen, während ihre yrtedensunter- Händler in Bukarest di« Struma al- geographische Grenze und strategisch« Schutzwtzhr al» ein« conditio sine qua non aufstellen. Di« Bulgaren Haden sich auch auf dem Wege nach Bukarest nicht von ihrer vorteilhaftesten Sette den Blicken der Groß- und Klrinmächte preisgegeben. Die sonst so schweigsamen Staatsmänner empfanden plötzlich ein starke» Redebedürfni» mW «in« fast sentimenwle, im zartesten Aufkeimen begriffen« Liebe zu Rumänien, die aber in Bukarest nicht die Erwiderung fand, die man erwartet hatte. Ein Bündnis zwischen beiden Staaten, da« der bulgarisch« Unterhändler? Finanz minister Tontschew, in verdächtig schmachtenoenTö- nen angedeutet hatte, kommt fttt die Mr kühl und prak tisch denkend« Regierung in Bukarest vorab noch gar nicht in Frage. Bei den Bulgaren ist der Wunsch durchaus der Vater des Gedanken», und bet den Ru mänen hat der verfrüht« Anbiederungsversuch der Bul garen viele vor den Kopf gestoben. Rumänien, dem man eine vornehme Haltung während der ganzen Bal- kanckrisen nicht absprechen kann, kommt auch daS von den Bulgaren jetzt alhU Willfährig und alltzu laut gemachte AnerkmmtniS der Vormacht aus dem Balkan dutt^mS ungelegen. Rumänien legt Mf solide Werte gröbere» Gttoicht al» auf berauschende Worte und WM nicht, datz durch gefährlich« Schlagworte Wie dem vom der Hegemonie auf dem Balkan bei den anderen Völkern unnötig böse« Mut gemacht wird. Aber «» ist nicht ausgeschlossen, datz ste absichtlich durch derartige Aus streuungen da» leicht erregbare Mißtrauen der anderen KM« «Wecken Wollen. Sehr eigenartig mutz e» auch berühren, wie Tontschew RadoSlaWow und Genadiew, also Stambulowisten von reinstem Mass«, Danew zu belasten und sich vor dem Volke reinzuwaschen suchen. Danew hat «ine verhängnisvolle Politik getrieben; die ihm jetzt ab« den Eselstritt versetzen, Haven ihn un ¬ ermüdlich dazu gedrängt und tragen die Mit verantwortung vor dem Volke, die st« aber Wohl «M gutem Rächt jetzt sehr schwer dünkt. Biele Anzeichen deuten darauf hin, daß man in Bulgarien, in der Masse deS Volkes die Wahre Sachlage noch gar nicht kenntz Während di« Bulgiwen vor etwa zehn Tagen die emp findlichsten Schlappen von den Verbündeten Feinden er litten, wußten die bulgarischen Zeitungen ihren naiven Lesern von glänzenden Fortschritten zu erzählen, und auch mtt Rumänien möchte Man da» Volk täuschen, daß ein innige» BündNi» fast schon bestände, und dsttz es im Verein mtt dem neuen Genossen der Regierung gelingen werd«, trotz alledem die erhoffte große Zett über das Land hereintzuführen. Eine furchtbare Ab rechnung zwischen Volk und Regierung steht in Bulga rien noch bevor. Erheblich« Schwierigketten bereiter, dem Zuswndekommen de» Frieden» noch immer die Tür ken. von den Balkandölkern hat jede» bereit» eine Ak. tion gegen sie adgelehnt, die mm Wohl oder übel den Großmächte« reserviert bleibt. Di« rumänisch« Re gierung vertritt die Ansicht, datz FriedenSschütß und Zurückweichen der Türken in unmittelbar« wechsel. Wirkung stehen müssen. Di« Grenzen WHgarten» und der anderen Staaten können nicht «hsr Wmüdßt wer den, al» V1» man «ine Sicherheit »Men Thrazien» hat. Denn auch nicht die erbittertstßst Feinde Bulgarien» Wünschen, datz dieses außer seiner, moralischen, militäri schen und finanziellen Opfern Mch noch Einbuße an seinem früheren Besitzstände «lewet. Ungeklärt ist frei lich noch da» «hofft« und «wünschte Vorgehen der Großmächte ganz und gar. Und erst wenn dies «in bestimmt«, in die politische Rechnung einsetzbar« Fak tor geworden ist, kann man von d«M FriedenSschlutz und von der Zukunft sprechen. Gekrönte Häupter als lachenäe Erben. Der Kaiser hat ein« MillionenerLWaft gemacht. Mn reicher Gutsbesitzer im Vogtland hat ihn, wie unsere Les« wissen, in seinem Testament zum alleinigen Erven fein« Güter eingesetzt, wobei nur für die Ehefrau des Verstorbe nen ei.de kleine jährliche Rente von 880 Marl avgezweiigt werden soll. Ein« materiell« Form der Verehrung, die das, was schon aus der Stellung und der natürlichen Verwandt, schäft hohen Häuptern «n irdischen Gütern zugunsten pflegte, in wirksamer Weise ergänzt. Man erinnert »sich der Millio nen die der KaiserinFriedrichoo» einer hochgestell ten spanischen Verehrerin »«macht wuLen, oder an jene andere Erbschaft, die Fürst Biilow erst im die Lage setzte, diesen Titel anzunchmen und nach 'ssinchn Rücktritt die Billa Malta zu kaufen. Da» war jedenfalls der greifbarste Dank, den « für seine Blockpolitik geerntet hat. Man kann der artigen noblen Erblassern jedeMall» nicht nachsqgen, datz ste ihren Idealen mit bloßen Phrasen vkenten. Auch wenn die In meinem Sommerhause mär'», zu Kruglach. Kam über den Semmering her eine» Tage» «in jung« Mann zu mir. Mn Handwerksmann war'», au» Doutschungarn, da» an unser« Grenze liegt. Er war schlanL und sehnig, gesund und mtt blühend« Gesichtsfarbe — ab« in seinem dünklen Auge dämmerte eine sattste Schwermut. Er sei weit zu mtt hergekommen, sagte er gleich am Eingänge, er habe ein Anliegen und ob er Mir das vortragen dürfe? Mit einem meiner Bücher begann « und üb« Jesus Christus wollt« er mit mir sprechen. Muer jener Gottsucher, wie ste in unseren seltsamen Tagen au» allen Gesellschaftsklassen auftaUchen, mit einer wahren Sehnsucht nach Gott und setnchn ewigen Leben. — Er 'sei sonst ja recht glücklich, sagt« mein ungari scher Gast. Da» Liebste sei ihm halt di« Einsamkeit und dtt Arbeit. Daß all« weltlichen Dinge nicht» bedeuten, wisse « wohl, aber di, Arbeit fei doch eine Rettung. Manchmal käme e» vor, daß « im Goangelienbuch eine groß« Freude finde; oder wenn er seh«, wie Menschen den guten Willen -dm Rech ten haben und miteinander nachsichtig und htlftMllig wä rm, da hätte er seine Freude. Mb« dann käme allemal wieder ein« Traurigkeit, die « Mr an der Lrhmkuse und qm Dreirad zu Lod« arbeiten könne. — Sein« Darlegungen warm schlicht, man merkte, datz er die Stimmung nicht au» Büchern oder Predigten hatte, sondern rein au» sich selbst. Endlich schwieg er und wollt« meinen Zuspruch hören. Und deshalb find Ste so wett zu mtt hergeretst? Ich kann Ihnen ja nicht» sagen, al» wa» schon in Ihnen ist. Alle» ander« Würde Ihnen nicht» nützen. Ihre Unruhe, von der Sie sprechen, Vst, meine ich, kein schlecht« Zeichen. W« immer in Selvstzufrttdmhett l»bt, der ist nicht viel wett. Jesus «st ja gekommen, um uw» unruhig zu wachen. Die Unruhe der Welt führt zur Ruhe in Gott. Ich schämte mich dM Kanzelton«», in den MÜH der Gegenstand gelockt hatte. Ich fürchte in solcher Sa« immer, da» rechte Wort nicht zu finden, und so setzte ich noch bet: Seim wir demütig Ah gut zu unseren Mttläbendm und freuen Mr un» der schönen Welt. Mein Gast nickte mit dem Kopfe und schien befriedigt zu sein, und ich dacht«, daß er solchen Zuspruch zu Hause bil liger hätte haben können. Aber nun rückt« er mit etwa» anderem 'heraus: Und da» war verfänglicher Natur. Der Besucher hatte nach seiner Darstellung daheim in seinem Otte einen Gestnsrungsgenossen. Nach Schilderung «in sanfter, gewissenhaft«, junger Mann, der sich unverbrüchlich sorge- nommen, nach der Lehre de» Herrn zu seben. Gr ist arbeits froh, wohltätig, bescheiden und bett achtet diese Welt Mr al» ein« hatte Schule, um die ewige Glückseligkeit zu lernen. Wenn «leiden muh, freut er sich, und wenn'» ihm gut geht, so Mrd ihm Lange. Die Ehre verachtet er, und die Gewalt haßt «, al» gering« Handwerksgeselle möchte er leben und sterben. — So schildert mein Gast seinen Freund. — Und nun ist dieser Freund in einen schweren Zwiespalt geraten. Er ist zu den Soldaten gestellt worden und sollte sür Krieg und Frieden den Fahneneid schwüren. Nun weih « aber, datz der Christ nicht schwören darf, und am allerwenigsten Air ein so ungeheuere» Unrecht, wie e» der Krieg fit. Er wirb ab« nächsten» zum MLschwur gezwungen werden. Wa» soll « tun ? Soll er die Sünde begehen und freiwillig fchwö- mn mtt der Absicht, den Schwur zu brechen, oder soll er an» der« di« Sünde bqgehgn lassen, ihn zu zwingen? In Leiden Fällen fit er Schuld an ihr. Und deswegen, sagt« mein Besucher, schickt' mich mein Freund her, um Sie zu fragen, wa» er tun soll. Mich zu fragen? Ja, warum, denn gs- rad« mich, etney ihm ganz fremden Menschen? Ja, « habe meine Vücher gelesen und just zu Mr hab« er vertrauen. Wie ich MN sagen würde, so voll« « tun. Wie verantwort lich doch der Schristftellttberus ist! Da «ollen Mr inhne, die Seelen erregen und beunruhigen st«, ohne ihnen Schlich tung uttd Frieden -eben zu können. Wer nicht lösen Sann,