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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonneinentspreis beträgt vierteljährlich I Mark so PI Änzeigtr für Inserate werden bi» spätesten» Mittag» de» vorhergehenden Lage» de» Erscheinen» erbeten und die CorpuSspaltenzeUe nist in Pf., unter „Eingesandt" mi 20 As. berechne«. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stnbtgememderalh, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Nedaction, Druck und Verlag von C. Bernhard Ott in Zwönitz. L«8 Donnerstag, den II. September 1884. 9. Jalng. Sächsische Kachrichten. — In diesen Togen wird ein Komet am Himmel sichtbar werden, Falls die Beobachtnngsverhältnisse günstig sind, wird er zwischen 3 und 4 Uhr Morgens in östlicher Richtung zu sehen sein. Seine Sonnennähe erreicht er Mitte September. Es ist der so genannte Brorsensche Komet. — Die Rückkehr unserer Truppenkörper aus dem diesjährigen Herbstcantonnement nach ihren Standquartieren erfolgt nach Be endigung der Manöver am 17. September. Die verschiedenen Jn- fanterieregimenter, sowie die beiden Jäger- und das bei Riesa be findliche Pionierbataillon werden auch in diesem Jahre mittelst Extra zügen auf den Eisenbahnen befördert werden. — Der Tod des ehemaligen sächsischen Offiziers, Frhrn. von Seckendorfs, welcher bekanntlich als Major im ägyptischen Geueral- stabe die Kämpfe gegen den Mahdi mitgemacht, ist nunmhr constatirt. Justizrath Stöhr in Altenburg hat soeben folgende Bekanntmachung veröffentlicht: „Behufs Regulirung des Nachlasses des in der Schlacht bei Kasgeh gefallenen Majors im ägyptischen Generalstabe, früheren preußischen Lieutenants, Herrn Alfred Freiherrn von Seckendorfs von hier, veranlasse ich andurch etwaige Gläubiger desselben, ihre Forder ungen bis zum 30. September d. I. bei mir anzumelden." Damit ist allen Zweifeln über das Ableben v. Seckendorff's nunmehr definitiv ein Ende gemacht. — Zum Schwurgerichtsvorsitzenden für die im vierten Kalender- vierteljahre 1884 beginnende Sitzungsperiode ist bei dem Landgericht Chemnitz der Landgerichtsdirector Göhler ernannt worden. — Eine große Anzahl falscher Fünfzigmarkscheine ist bekanntlich während der letzten Wochen in Chemnitz, Zwickau und anderen sächs. Ortschaften angehalten und die Frau eines sächs. Handwerkers als Verbreiterin dieser Falsifikate zur Hast gebracht worden, nachdem sie eingeräumt hatte, daß sie von dem ihr angeblich unbekannten Fälscher 15 Stück dieser Falsifikate für 30 M. gekauft habe, obwohl ihr die Fälschung bekannt gewesen war. Diese Falsifikate bilden eine aus nehmend kunstfertige Nachahmung der erst seit wenigen Jahren kursirenden gefaserten Fünszigmarkscheiue und sind nur bei besonderer Aufmerksamkeit von den echten Scheinen zu unterscheiden. Die Falsifikate sind an folgenden Merkmalen zu erkennen: das starke, mit einein Faserstreifen versehene Papier der echten Scheine ist durch Aufeinanderkleben zweier Papierblätter in der Weise nachgeahmt, daß ein Blatt gewöhnlichen Schreibpapiers an der betreffenden Stelle blau angetuscht, mit Fasern und Haaren bestreut und dann mit einem zweiten Blatt feinen Seidenpapiers überklebt ist. Diese beiden zusammengeklebten Blätter lösen sich durch Befeuchten mit lauwarmem Wasser von einander und die Fälschung kann daher durch Eintauchen einer Ecke des Scheines in lauwarmes Wasser leicht erkannt werden. Die Falsifikate sind ferner auf Druckplatten in Lithographie hergestellt, während bei den echten Scheinen die braune Zeichnung von gestochenen Kupferplatten gedruckt und der rothe Aufdruck in Buchdruck herge stellt ist. — Ein recht heiteres Geschichtchen hat sich bei der bienenwirth- schaftlichen Ausstellung in Gauernitz zugetragen. Unter den ein gesandten Ausstellungsobjecten befanden sich 2 Bienenstöcke, von denen einer die fantastische Form einer Nonne, der andere die eines her kulischen Türken hatte. Beide waren bestimmt, den Eingang zur Ausstellung im Schloßparke zu schmücken. Da der „Türke" aber erst spät Nachmittags eintraf, so mußte seine Ausstellung noch in den Abendstunden erfolgen. Die Nacht war sternhell, der Mond goß sein Silberlicht über den Park; da, in mitternächtiger Stunde, kommt der Wächter mit seinem Hund, um die Ausstellung vor Dieben zu schützen: dräuend erblickt er am Eingang den kolossalen Muselmann, der im fahlen Mondlichte gespenstig und finster blickend ihn bewegungslos erwartete. Erschrocken weicht der Nachtwächter zurück, ängstlich schmiegt sich sein Hund an ihn. Endlich faßte er sich ein Herz': muthig ruft er „Wer da!" und da ihm keine Antwort wird, geht er langsam mit seinem Phylax auf den Türken los und — haut ihm einen furchtbaren Schlag über das Gesicht, während der Hund bemüht ist, durch einen Angriff auf die gegnerischen Waden seinem Herrn ge treulich zu sccundiren. Dumpf dröhnt der Schlag und der Wächter j stutzt, vorsichtig geht er näher und — entdeckt endlich die harmlose, bienenmirthschaftliche Natur seines Degners. Die Gauernitzer sollen bedeutend ruhiger schlafen, seitdem sich der Schloßnachtwächter als kühner und tapferer Türkenbezwinger erwiesen. — In Leisnig wurden vorgestern in Folge eines Keffel- defects in einer Fabrik drei Arbeiterinnen schwer und eine andere leicht verletzt. Die eine der schwer Verletzten ist noch am Abend verstorben. — Vorgestern Vormittag gingen die Pferde an einem Kantinen wagen des 106. Infanterie-Regimentes durch, als derselbe von Etzdorf nach Marbach bei .Roßwein fuhr. Dabei hatten zwei Soldaten das Unglück, vom Wagen zu fallen und erlitt dadurch der eine einen Schüdelbruch, der andere einen Beinbruch. — Bautzen. Der Nahrungsbesitzer Jannasch aus Kleinförstchen kehrte vor einigen Tagen Abends von hier aus nach Hause zurück, trat aber zuvor in den Gasthof „zu den drei Linden" ein, wo er mit einigen Gästen in Wortwechsel gerathen sein soll. Am anderen Morgen wurde Jannasch von einem die Straße fahrenden Fleischer unweit des Kirchhofes zum heiligen Geist mit gebrochenem Arm, mehreren Messerstichen im Kopf, Hals und Armen besinnungslos aufgefunden. Jannasch, dessen Zustand jetzt noch ein höchst bedenk licher ist, kann noch keine Details über den Hergang des Unglücks mittheilen. Da eine Beraubung nicht stattgefunden, so ist anzu- nehmeu, daß Jannasch entweder verkannt oder aus Rache überfallen worden ist. Die Nachforschungen über die Thäter sind im Gange. — Waldenburg. Se. Durchlaucht der Fürst von Schönburg- Waldenburg hat der hiesigen Web- und Wirkschule, die sich in letzter Zeit eines außerordentlich zahlreichen Schülerbesuches zu erfreuen hat, einen Beitrag in Höhe von 2500 Mk. bewilligt behufs Anbaues, bezw. Ausbaues eines eigenes Hausgrundstückes. — Während eines Gewitters ain 2. d. M. befanden sich 12 Mann vom Hildesheimer (72.) Infanterieregiment vor Upstedt auf detachirtem Unterofsiziersposten. Um einigermaßen Schutz vor dem Regen zu suchen, hatten die Soldaten an die Lisiere des Holzes sich begeben, als plötzlich ein Blitzstrahl herniederfuhr und sämmt- liche 12 Mann zu Boden schmetterte. Die meisten waren indeß nur stark betäubt, 3 aber waren vom Blitz derart beschädigt, daß sie ins Lazareth geschafft werden mußten. Einer derselben ist am rechten Auge verwundet. "MiLische "Rundschau. Deutschland. Bezüglich der Theilnahme des Kaisers an den großen Manöver« am Rhein verlautet jetzt vielfach, daß dieselbe sich auf die Anwesenbeit des Monarchen bei den beiden großen Pa raden beschränken werde. In den Dispositionen bezüglich der An wesenheit des Kaisers bei den ihm zu Ehren zu veranstaltenden Festen scheint eine Aenderung nicht beabsichtigt zu sein. Die „Post" ihrerseits weiß zu melden, daß der Kaiser am 19. ds. Monats die Parade des 7. Armeecorps abnehmen und ain 20. dein Corpsma- növer beiwohnen wird. Ain 25. geschieht die Uebersiedelung von Schloß Benrath nach Schloß Brühl, am 22. wird der Kaiser der Parade, am 23. dem Manöver des 8. Armeecorps beiwohnen. Am 24. erfolgt der Besuch Münsters, am 25. derjenige Köln'S. Die Feldmanöver gehen in diesem Jahre den CorpSmanövern voraus und wird bei jenen der Kronprinz seinen kaiserlichen Vater ver treten. Der deutsche Kronprinz hat sich in Begleitung seines zweit ältesten Sohnes, des Prinzen Heinrich von Preußen, am Sonn tag Abend zur Abhaltung von Truppenbesichtigungen nach Bayern begeben. Von Bayern aus begeben sich der Kronprinz und Prinz Heinrich direct zu den Manövern ain Rhein. Die Wahlbewegung ist nun allenthalben in vollem Fluß, ob gleich bis zur Stunde die officielle Bekanntgebung des Wahltermins für die ReichStagswahleu noch immer nicht erfolgt ist. Am Sonntag hat in Elberfeld der deutsch-freisinnige Parteitag für Rheinland und Westfalen stattgefuuden, auf welchen« etwa 1500 Personen anwesend waren. Rechtsanwalt Schmitz eröffnete die Versammlung mit einer Begrüßungsrede; weitere Reden hielten die Abgeordneten Schlüter-