Volltext Seite (XML)
Mer Tageblatt kikKMmg«, »I« vn» M» Mai»»!«,« »I» P»stanstnlt«i ,n«««,,n. — «rfihiint »«rtSgUch. z»rnspk»ch-flnfihluß Nr. SS. Mzeiger für -as Erzgebirge I.legramm»: Lag.blatt flo»«rzg«bi^» Guthatten- Sie amtlichen Gekanutmachungen -es Rates -er Sta-t ua- -es Amtsgerichts )lue. postschrck.Kontor flau «ps»o tu.»»-, Nr. 18^ Dienstag» äen 6. August 1929 24. Jahrgang plane nncl Münlcke im Haag Zahllose Schwierigkeiten Am Borabend der Haager Konferenz versucht der halbamtliche „Excelsior" in Paris einen Ueberbltck zu geben über die Haltung, die seiner Meinung.nach! die einzelnen an den Beratungen teilnehmenden Staaten cinnchmen werden. Für Frankreich müsse sich das Programm der Konferenz streng auf >ne Annahme des Uoung-PlaneS beschränken in der >' m, wie er von den Sachverständigen abgefaßt wor- ei sei, sowie aus die Besprechung der Bedingungen i-er möglichen Räumung des Rheins, wenn das Ne in ngspfand durch das Pfand des deutschen Kredits " sttchl'ch und rechtlich ersetzt worden sei und wenn nen den Charakter, die Organisation und die Dauer e? Ueberwachungsausschusses festgelegt habe. Belgien, das von Anfang an die Annahme des unteilbaren Uoung-PlaneS Vorschlägen werde,, timme mit Frankreich in allen Punkten, überein. Auch- die italienische Regierung werde sich an die Seite der beiden erstgenannten Länder stel len, um die Unantastbarkeit des Uoung-PlaneS beson ders hinsichtlich des Verteilungsschlüssels zu verteidigen. Die britische Regierung habe bereits durch den Mund des Schatzkanzlers' Snowden verkünden lassen, daß sie den Uoung- Plan abgeändert haben wolle bezüglich! des Ver hältnisses des geschützten und ungeschützten Teiles des Vorrechts für Kriegsschäden, der Naturalleistungen, des Sitzes und der Satzungen der internationalen Bank und des Verteilungsschlüssels unter den Gläubigern- ohne indes die Höhe der deutschen Schuld zu ändern. Bekannt sei ferner das englische Ein treten für die sofortige und bedingungslose Räumung des Rheinlandes. .Deutschland verlange als Grundbedingung für die Annahme des Uoung-PlaneS die Zusicherung der Rheinland räumung an dem Tage des Inkrafttretens der neuen Regelung. Eine Ueberwachung der entmilitarisierten Zone wolle Deutschland nur bis 1935 zulassen, ob gleich! die Entmilitarisierung des Rheins auf 50 Jahre vorgesehen sei Dem Uoung-Plan gebe Deutschland grundsätzlich! seine Zustimmung vorbehaltlich gewisser Aenderung in der Staffelung der Jahreszahlungen, der Dauer der Moratorien und der Ausdehnung der Sach lieserungen. Die Mehrzahl der Regierungen, die nur ein be grenztes Interesse an dem Uoung-Plan haben, hätten den großen Mächten mitgeteilt, daß sie die von den Sachverständigen getroffene Regelung des Verteilungs schlüssels nicht anerkennen könnten. Rumänien, Südslawien und Griechenland fordern die un eingeschränkte Anwendung der Berteilungssätze von Spa. Nach Meinung des „Excelsior" ist eine derartige Forderung kaum zulässig, nachdem die großen Mächte in eine bedeutende Ermäßigung der deutschen Schuld etngewilligt Hütten. Polen und die Tschechoslowakei schließlich, für die nach dem Uoung-Plan nur geringe Summen in Frage kämen, erwarteten wirkungs volle Maßnahmen für die Sicherung der Ost- und We st grenzen nach! der vorzeitigen Rhein landräumung. Das Blatt schließt mit der Feststellung, daß die Uneinigkeit zwischen den Gläubigern in der Frage der Verteilung der deutschen Zahlungen und über die Unantastbarkeit des Uoung-PlaneS eine sehr schwere Gefahr für die völlige und endgültige Rege lung -er Wiedergutmachung darstelle. Diese Darlegungen des „Excelsior", der bekannt lich! Briand sehr nahe steht, geben in der Tat den Aufmarschplan der einzelnen Mächte für die Haager Konferenz recht gut Wiede«. Man sicht daraus, welche Schwierigkeiten entstehen werden. . . Abreise -er -rutschen Delegation Me deutsche Delegation ist gestern um 23V» Uhr in der bereits bekannten Zusammensetzung unter Füh rung -er Reichsmtntste« Dr. Stresemann, Dr. Wirth- Ta. Eurtius und Dr. Hilferding im Sonderzug nach dem Haag abgereist. Zum Abschied hatten sich der Geschäftsträger der holländischen Gesandtschaft, Thor» bekke, sowie die leitenden Beamten der beteiligten Ministerien auf dem Bahnsteig eingefunden^ Der Gon- derzug wird heute mittag tp Haag. stutreffen. „Graf Zeppelin" in Das Luftschiff „Graf Zeppelin" landete v,52 (2,53 mittel europäischer Zeit) kn Lalehurst. Eine frühere Meldung aus Lakehurst besagt: Das Luftschiff „Graf Zeppelin" erreichte um 23 Uhr mitteleuropäische Zeit die amerikanische Küste über Barnegat (New Uersey), erschien heute früh etwa um 1 Uhr über Lakehurst. Wegen der vor herrschenden starken Winde zog „Graf Zeppelin" vor, vor Son- nenuntergang nicht zu landen. Das Luftschiff überflog heute früh 1^0 mitteleuropäische Zeit New York und kreuzte in geringer Höhe über der Stadt. Weitere Meldungen über die Fahrt. Neuyork, 4. August. „Graf Zeppelin" überflvg um 20,30 Uhr in etwa 800 Fuß Höhe langsam Manhattan und bot bei hereinbrechender Nacht, sich gegen den Wolkenhimmel ab hebend, einen wundervollen Anblick. Das Luftschiff fuhr bis zum Zentrum Manhattan, zog dann eine große Schleife und überflog New Jersey In Richtung Lakehurst. Lakehurst, 4. August. Das Luftschiff „Graf Zeppelin" erschien um 19,38 Uhr (24,32 MEZ.) über dem Landungsplatz von Lakehurst, von zahlreichen zu seiner Begrüßung aufgestiege nen Flugzeugen umkreist. Die Silberhülle des Luftschiffes bot an dem Abendhimmel, wie eine Silhouette erscheinend, einen prächtigen Anblick. Dr. Eckener funkte dem Stationskommandeur, das Luftschiff fliege zunächst nach Neuyork und kehre um 20,30 Uhr (1,30 Uhr MEZ.) zurück. Dos Luftschiff steuerte dann nord wärts und entschwand nach kurzer Zeit in den Wolken. Die zahlreichen Zuschauer jubelten dem Luftschiff zu, bis es außer Sicht war und räumten dann den Flugplatz. Um 20 Uhr (1 Uhr MEZ.) erschien „Graf Zeppelin" über der Neuyorker Bucht und um 20,20 Uhr über der Stadt Neuyork. Lakehurst in Erwartung des „Gras Zeppelin". Bei schönem aber stark windigem Welter fand sich gestern bereits am frühen Morgen eine zahlreiche Zuschauermenge ein. Dr. Arnstein, ein Vertreter der Govdvear-Zeppelingesellschaft, erklärte, daß die Meldung von dem Bau eines Superzeppelins etwas verfrüht fei. Es bestehe nur der Plan, mit dem Dau fei aber noch nicht begonnen worden. Man erwartet, daß anläßlich der Ankunft des „Graf Zeppe lin" 200 000 Besucher nach Lakehurst kommen werden. Die statio nierte Badenmannschaft von 275 Mann ist um 150 Marinesolda ten aus Brooklyn und Philadelphia verstärkt worden. Das Luft schiff „Los Angeles", das zurzeit seiner jährlichen Ueberholung unterzogen wird, wurde mit zwei kleineren Längsschiffen nach der Nordseite der großen Lustschiffhalle gebracht, so daß die ganze Südseite für den „Graf Zeppelin" zur Verfügung steht. Die Vorbereitungen für die Zuleitung von einer Million Kubikfuß des vom „Graf Zeppelin" besonders benötigten Brennstoffgases und von 500 000 Kubikfuß Hydrogen für den Rückflug des Luft schiffes sind beendet. Ein Teil des Flugfeldes ist für die heute erwarteten Armee- und Marineflugzeuge abgesperrt. Zahlreiche hohe Offiziere der Marine und der Armee werden der Landung des Luftschiffes beiwohnen. Vie letzte Zahrtsteecke Aus den zahlreichen Telegrammen, die in der Nacht zum Sonnabend und im Laufe des Sonntags über die Fahrt des Luft- schisfes eingingen, geht hervor, daß der „Graf Zeppelin" noch auf dem Atlantik am Sonnabendnachmittag gezwungen war, wegen stürmischen Wetters den Kurs zweimal zu ändern, doch Lakehurst gelandet ging trotzdem die Fahrt flott vonstatten. Das amerikanische Fest- land wurde in den späten Nachmtttagsstunden des Sonntags (nach unserer Zeitrechnung) erreicht. Ursprünglich sollte erst da, weiter südlich gelegene Washington angeflogen werden, doch stellt, stch wieder ungünstiges Wetter ein, so daß beschlossen wurde, Lakehurst direkt anzusteuern. Die Begeisterung für „Graf Zeppelin" bei der Ankunft in Neuyork. Die Begeisterung der Neuyorker bei der Ankunft des „Graf Zeppelin" stand keineswegs im Vergleich zu der des letzten Jah res. Als das Luftschiff die Stadt überflog, wurde es von wilden und Schiffssirenen empfangen, worauf Lichtsignale aus der Gon del zum Ausdruck des Dankes gegeben wurden. Die Offiziere und Mannschaften der im Hasen liegenden Schiffe waren be geistert. Die Schiffe prangten im vollen Flaggenschmuck. Aus dem Times-Square drängten Filmphotographen, um den maje stätischen Anblick festzuhalten. Ein Flugzeug, das sich im Ver gleich zum Luftschiff wie eine Mücke ausnahm, fuhr dem „Graf Zeppelin" voran. Hinterher flog eine Eskorte von mehreren Flugzeugen. Der ganze Lauf der Parade wurde von verschiede nen Seiten durch Scheinwerfer magisch beleuchtet. „Gras Zeppelin" in der Halle von Lakehurst. „Graf Zeppelin" wurde 1,52 Uhr morgens (6,52 Uhr MLZ.) in die Halle gebracht, nachdem der Wind, der die Einbringung des Luftschiffes verzögerte, nachgelassen hatte. Der blinde Passagier des „Gras Zeppelin". Der blinde Passagier des „Gras Zeppelin" wurde gleich nach der Landung des Luftschiffes durch die Einwanderungsbehörd« einem scharfen Verhör unterzogen und dann sofort nach Glou cester gebracht, wo er in Haft behalten wird, bis der nächste Dampfer nach Europa zurückreist. Dr. Eckener und seine Offi ziere lehnen ab, feinen Namen bekannt zu geben. „Gras Zeppelins" Gesamtleistung beim Westflug. Die Gesamtfahrtdauer des „Graf Zeppelin" beträgt 94 Stunden eine Minute. Die Marinebehörde hat ausgerechnet, daß das Luftschiff insgesamt 5331 Meilen mit einer mittleren Geschwindigkeit von 80 Kilometern in der Stunde zurücklegte. Zahlreiche Platzgesuche für -le Wettfahrt -es -Graf Zeppelin* Wie das Neuyorker Bureau der Hamburg-Amerika-Linie bekannt gibt, sind zahlreiche Platzgesuche für den Weltflug des „Graf Zeppelin" eingegangen, davon viele von Frauen. Das Bureau kann jedoch nur drei Plätze zuteilen, von denen zwei bereits vergeben sind, und hwar an Joachim Richard, der den gegenwärtigen Amerikaflug als Passagier mitmacht und an Mor ris Shumofsky, den Inhaber einer Großbäckerei in New Rochell. Die Teilnahme an dem Weltrundflug kostet 9000 Dollar pro Person. Bau eines großen Zeppelin-Luftschiffes kn Amerika. Die Goodyear-Zeppeli'n Company gab die Pläne für den Bau zweier Luftschiffe, die doppelt io groß wie der „Graf Zeppe lin" sein sollen. Sie werden also die Ausmaße des gegenwärtig für die Marine im Bau begriffenen Super-Zeppelins haben. Das Luftschiff soll im Pazifik-Verkehr, später auch im Atlantik- Verkehr verwendet werden. Zusammenstöße in Nürnberg Die Polizetdirekticm Nürnberg teilt vom Sonn abend mit: Heute gegen 23Vs Uhr kam es an der Lorenzkirche zwischen drei Männern, die Fahrräder ne ben sich herschoben, und Nationalsozialisten zu einem Wortwechsel. Ein schwarzrotgoldener Wim pel M dem Fahrrad einer der Männer mag die Ur sache gewesen sein. Von unbekannter Sette wurden dann Plötzlich! mehrere Schüsse abgeseuert, wo durch! die Kaufmannsgatttn Katharina Grünewald aus Lamberthain (Hessen) aus der Stelle getötet wurde. Tier 19jährige Schlosser Fritz Mausner wurde durch zwei Schüsse verletzt, die jedoch nicht lebensgefährlich sind. Trotz aller Bemühungen der Polizei ist es noch nichk gelungen, den Täter festzustellen. Im Zusammenhang mit dem Reichsparteitag der Nationalsozialisten kam eS im Lause des Sonntagnachmittags an den verschiedensten Stellen der Stadt zum Teil schweren Zusammenstößen, wobei oft von.per Schußwaffe Gebrauch gemacht wurde; so am Kaffee Merk, dem Treffpunkt der Kommunisten, und vor dem Gasthaus „Zum grünen Markt", das be schädigt wurde. Auch auf dem Hauptmarkt und vor der Lorenzkirche kam es zu Ausschreitungen. Gin be ritt«»«! Schutzmann wurde am Hauptmarkt durch eine geschleuderte Flasche im Gesicht schwer verletzt. Mehr fach mußte die Polizeidirektion zuM Einsetzen Von ge schlossenen Polizeikräften schreiten. Die Königstratze war gegen 8 Uhr abends polizeilich abgeriegelt. Bet dem Zusammenstoß am Hauptmarkt in doM Kaffee Merk wurden etwa 20 bis 25 Mann festgo- nommen. Ter Ueberfall an der Lorenzkirche soll sich so abgespielt haben, daß zwei Passanten von Hitler- leuten angerempelt wurden. Als sie sich da- ver baten, fielen die Hakentreuzle« übe« sie her, und die beiden Belästigten wurden geschlagen und getreten. GS soll ein Toter und ein Verletzter zu verzeichnen setru Am KulturvereinshauS hatten sich etwa 400 Kommu nisten angesammelt, die sich den Nationalsozialisten entgegenstellten. Das UeberfaMommando war halb zur Stelle und trieb die Streitenden mit dem Gummiknüp pel auseinander, wobei es blutige Köpfe gab. Außer an den Sammelstellen der Nationalsozialisten sieht man nur wenige Httlerleute unterwegs. Am Hauptbahn hof, von wo aus der größte Teil der Besucher bereits abends die Rückreise angetreten hatte, herrscht rege» Treiben. Schutzpolizisten mit Karabinern sind in großer Zahl verteilt, um den Verkehr in normalen Bahnen zu halten. Auch ln den Hauptstraße« und am Ning geht es sehr lebhaft zu. Um 20V» M war