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Nr. 2S2 Mittwoch, clen 2S. Oktober ISN sL" ^7.« LMLL,' Da» amtliche Kommuniques ... «nl-W» dir Anw-,-»HI, des italienischen Außenministers Grandi in Berlin fischen ihm und dem Reichskanzler eingehende Politische Besprechungen stattgefunden. Anknüpfend an den freimütigen Gedankenaustausch, den der Retchs- kanzler bei seinem Besuch in Rom mit dem Thef der italienischen Regierung vornehmen konnte, wurden in diesen Besprechungen alle die großen Politischen und wirtschaftlichen Probleme internationaler Art einer Erörterung unterzogen, deren Lösung von Tag zu Tag dringlicher wird. Bei der Aussprache, die mit vollster Offenheit und in freundschaftlichster Gesinnung geführt wurde, ergab sich weitgehende Uebereinstimmung in der Beurteilung der Lage und der Notwendigkeiten, dis sich aus ihr ergeben. Insbesondere kam auf beiden Setten die Neberzeugung zum Ausdruck, daß die wirk- same Bekämpfung einer Kris«, wie sie heute die Welt erschüttert, ohne ein« planvolle Zusammenarbeit der beteiligten Nationen nicht mehr möglich ist, und daß diese Zusammenarbeit, wenn sie »um Erfolg führen soll, auf gegenseitigem Vertrauen und gegenseitiger Achtung gegründet sein muß. Grandi beim ReichsprLstdenten Berlin, 26. Okt. Der italienische Außenmini ster Grandi machte heute um 11 Uhr vormittags sei nen Besuch beim Reichspräsidenten, vor dem ReichS- präsidentenpalais hatte lediglich eine kleinere Abteilung Schutzpolizei Ausstellung genommen. Ter Außenmi nister begab sich in Begleitung des italienischen Bot schafters Orsini Äaront und des deutschen LegationS- rateS Thomsen in das ReichSpräsidentenPalaiS. Nach einer halbstündigen Unterredung, der Staatssekretär Dr. Meißner beiwohnte, begaben sich die Herren, von Staatssekretär Meißner an den Wagen begleitet, um V-12 Uhr wieder in das Hotel. Bet der Abfahrt grüßte die Menge den italienischen Außenminister mit dem gaschtstengruß. Reitzsregiermu «es Fremdenverkehr Für die Zulassung van Glücksspielen Sttvber. Retchsverkehrsminister Ireviv«« sich -u einem Vertrete« de? Logischen Zettuna übev lei« und Pläne für die Förderung de, Fremdenverkehr, "klärte «, für selbstverständlich, daß er di, stark« n^°"^tne» «mt,vorgänger, «eit,« pflegen »erde; st« «eich« Dingen darauf erstrecken, eine Zusammenfassung aller Selbstverwaltung,maßnahm«n in einer Sammelftell, f8 Erfahrui^en und Anregungen zu beschleunigen. Dao Reichs««, kehrsministerium als solche« müsse sich naturgemäß auf da, Gebiet .stEchen Maßnahmen beschränken, aber er hoffe, dem Haupt- ausschuß für Fremdenverkehr al, der anerkannten Spttzenvertte- tung die Förderung geben zu können, die diese» gr«che Propaganda» -eoiet verlange. Zu der Frag« der «u.reisegebühr sagte der Minister, daß di« Reich-regterung nicht an «ine Wiederholung denke. E» sei denn, daß ganz außergewöhnlich« Notstände zu neuen rigorosen Maß nahmen zwingen sollten. Die Retch,regierung wünsch« einen mögl chst weitgehenden Fremdenverkehr, der selbstverständlich nur möglich sei bei gleichem Mich auch für die Nachbarlinder. Es komm« darauf an, im Inland« den Aufenthalt für Ausländ« reizvoll zu gestalten. Da- sei in erster Linie Aufgabe der örtlichen Stellen, die sich ihrer jahrzehntelang mit vt<r Seschtck und Erfolg angenommen hätten. Nicht ohne Bedeutung für di« deutsch« Fremdenver kehr-Politik sei e», daß allenthalben in der Nähe von Badeorten jenseits der Grenze Gelegenheit zum Glückspiel geboten werde. Hierdurch würden in Massen zahlungs- kräftige Fremd« für den größten Teil de« Tage« au, den Bädern fortgelockt. Gr sei deshalb durch«»» dafür, daß durch staatliche Maßnahmen die Möglichkeit geschaffen werd«, in Bädern der allergrößten Kategorien Glückespiel« für di« Fremden zu veranstalten. E- müsse nur Vorsorge getroffen werden, daß diese sich in vornehmen Formen abspielten und daß die Betätigungsmöglich- kett für die einheimische Bevölkerung gedrosselt werde. Gr «erd« deshalb an die zuständigen Reichs- und Länderbehörden heran treten, um eine Regelung diese« Verfahren» im gesamten deutschen Interesse zu treffen. Der Minister ging dann auf den innerdeutschen Fremdenver kehr «in, dessen erste Voraussetzung fei, daß man di« Kosten einer Sommerreise 1SSL ganz erheblich herunterdrücke. Di« Haupt initiative müsse zweifellos von den deutfchen Wirtschaftskrisen, Gastwirten und Verkehrsunternehmungen selbst au»gehen. Aber es sei auf der anderen Seite nicht zu verkennen, daß di« steuerlich« Belastung unseres Dastwirtsgewerbe«, besonder» durch Real steuern derart hoch sei, daß eine fühlbare Kostensenkung nur er zielt werden könne, wenn die Steuerpolitiker, als» in erster Linie die deutschen Gemeinden, weitblickend«, Verständnis dafür hätten, daß sie mit ihren Realsteuern nicht die Gaststätten erdrosseln dürfte«. Vie kesprechungen mit Krancti ,sh °u?7uL^?.L'7V:,'! d,- der Esten sA ^Zautet, in einer angenehmen und freundschaft- ltchen Weise verlaufen. Die frische, offene Art Grandi»' hat die Diskussion sehr erleichtert. Die Umstände des! Besuches haben es mit sich gebracht, daß Grandi und der Reichskanzler nicht über Einzelheiten etwa des Handelsvertrages oder der deutsch-italienischen Wirt- schaftSbeztehungen gesprochen haben. Tie Minister haben sich-fast ausschließlich, wie auch daS amtliche Kommuntquee besagt, über die großen Probleme und die Grundsätze ausgesprochen, die für die Regelung dieser Probleme in Betracht kommen. Dieser grund sätzliche Gedankenaustausch wird es ermöglichen, daß man auf beiden Seiten noch auf Monate hinaus wissen wird, wie die maßgebenden Kreise des anderen Landes gewisse Probleme sehen und zu lösen beabsichtigen. Die Vereinbarung einer gemeinsamen Aktion in ir gendeiner Frage kam unter diesen Umständen auch nicht tn Betracht. Insbesondere konnten die Washingtoner Beratungen nur abstrakt erörtert werden, da man erst ganz Nar sehen muß, was bei ihnen vereinbart worden ist, ehe auch.nur der Zeitpunkt für konkrete Schritte festgestellt werden kann. DaS Hauptthema bei den Besprechungen -wischen Grandi und dem Reichs- kanzler bildete die Weltwirtschaftskrise, wobei u. a. die Konsequenzen der englischen Pfundkrise im Zusam menhang mit den aus den englischen Wahlen sich er gebenden Eventualitäten, die Probleme der Stillhaltung und der internationalen Verschuldung erörtert wur den. AÄH'diese Erörterungen waren akademisch und abstrakt, umso mehr, als Italien an der Stillhaltung nur wenig interessiert ist und sein Standpunkt in der Frage der internationalen Verschuldung in Deutschland bekannt ist und schon früher ein verständnisvolles und dankbares Echo gefunden hat. In fast allen Punkten konnte eine vollständige Uebereinstimmung der An sichten fcstgestellt werden. Wo sich eine solche nicht ergab, da lag da» daran, daß in der betreffenden Frage eine Gemeinsamkeit der Interessen nicht gegeben war. Tie wesentliche Bedeutung der Berliner Bespre chungen liegt in der schon erwähnten gegenseitigen Auer Tageblatt 26. Jahrgang Japan verstärkt di« Esfektivbestände seiner mandschurisch« Trupp« Tokio, 26. Okt. Wie au» amtlichen Kreisen ver lautet, werde e» wahrscheinlich nötig sein, die Zahl der in der Mandschurei stehenden Truppenteile zu ver mehren. ES lei zwar nicht beabsichtigt, die durch di« Verträge zugelassenen Effektivbestände zu überschreite«, jedoch müsse man dm Truppen, die bi» jetzt infolge der Tätigkeit der Räuberbanden stet- stark in Anspruch genommen worden sind, die Ruhe gönnen, die sie wegen ihrer kleinen Zahl entbehren mußt«. Berlin, 26. Oktober. Neben dem Grandi-Besuch vnd der ausgezeichneten Rede, die der italienische Ministerpräsident gestern in Neapel gehalten hat, «beschäftigt man sich in Berlinerpolitt- schen Kreisen lebhaft mit dem Kommunique« über da» Ergebnis der Washingtoner Verhandlungen Lavals. Bei der Beurteilung die ser Verlautbarung ist zu berücksichtigen, daß sie natürlich nicht in erster Linie für Deutschland abgefaßt, sondern ein Spiegelbild de, ganzen Kampiere, der internationalen Fmgen ist, die in Washington besprochen worden find. Daß dabei auch die Dinge behandelt wurden, di« un« besonder, ^"essiett^ liegt auf der Hand. Umsomehr ist zu begrüßen, daß die Washingtoner Be sprechungen doch immerhin Grundlagen geschaffen haben, auf denen die weiteren Bemühungen um die Beseitigung der gegenwärtig-n Schwierigkeiten aufbauen können. G- ist Einverständnis darüber «reicht worden, daß die Initiative zur Tr-telun- ein,, Abkom men,,da, dem Koovev-Moratorium folgen soll baldHst von den europäischen Mächten ergriffen wird. D°» he bt ^°. dab der nächst« Schritt keineswegs von Deutschlaiw allein «rwattet wird. Gin gemeinsamer Schritt dev hauptbeteiligten Mächte ist ja auch schon deshalb nötig, weil « sich nicht nur um die RepA»"««-". sondern auch um die interalliierten,k*iH»schuü>e h ^Eng, di« Regelung im einzelnen aursehen soll.davon haben di« WMY'ng toner Besprechungen noch kein klar«, vild ergeben. 2m G gen ULhLN «in Rahmen geschaffen wurde, vrr I«^r SUN»«/! unter tischen Verhandlungen ausgrMt «erden muß werMe »»« Ausdehnung der Befreiung von der Beitragspflicht zur Arbeitslosenveilscherung im Kohlenbergbau B « rlin, 26. Oktober. Durch eine im heutigen Reichsan zeiger veröffentlichte Verordnung vom 24. d. M. werden auf Grund de» s 2 der Zweiten Verordnung über die Beilegung von Schlichtungsstreitigkeiten öffentlichen Interesses vom SO. Septem- ber 1S31 die Untertage-Arbeiter und ihre Arbeitgeber in Ober- schlesischen Steinkohlenbergbau mit Wirkung vom 8. Oktober bi» zum 80. Noventber d. I., im bayerischen Pechkohlenbergbau mit Wirkung vom 1. Oktober bis zum S0. November d. I. von der Beitragspflicht zur Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Ar- beitslosenversicherung befreit. ZN Mnilk der MshMlMk MMMM Was bedeutet das Kommuntquee? .s Bedeutung -« fein. Mit dieser Skizzierung des ersten «>»- drucke» find natürlich die Problem« selbst, die tn Washington be- > sprachen wurden, noch nicht erschöpft. Das Komnmniqu« zählt ja ' eine ganze Reihe auf, und es läßt-sogar durchblicken, daß üb« » gewiss« Dinge eine negative Entscheidung gefallen ist. Da» gilt vor allem auch für den Konfultattvpakt, denFrankreH in Washington zu erreichen suchte, der aber affens von Hoover «an- unzweideutig abgelehnt «orden ist. 2« unterrichtet« Brr- liner Kreisen neigt man,-u derAuffassung^dah di. Infam««* kunft ihren Zweck erreicht hat, indem fie di« «ast» str die «eitere« Anstrengungen zur UÜberwindung der Krise geschaffen p«. Mberustmg des Vousg-Kemiteer? Pari»,«. Oktober. „Echo d, Paris" Svätmittabe ein Kabeltelegramm fetm» nach Washington ent- sandten Außenpolitiken», der glaubt, Mitteilen zu können, Laval beabsichtig«, so schnell wie möglich das konsultativ« Komitee der Sachverständigen, wie es im Poungplan vorgesehen s»i, «zu- rufen, damit es noch während der Moratorium»-eit die Zah- lu^sfähigkeit Deutschlands prüf«, sodaß man auf di^e weise A-?1 wieder den juristischen Bestimmungen de» voungpstrne, Rechnung tragen würde. Sewstvtqtändltch hätten die vereinig ten Staaten, wenn fie and implieite mit diesem Becher«« ein verstanden seien, fich ihm keinesweg» ^chl-ss'M Politiker fügt allerding» selber hinzu, doch diese» Komitee leicht nur dann vor dem 1, Juli 1SSL, also zu dem Zeitpunkt de» Ablauf» d«, Hoover-Feierjahr», zusammentrete« wüwe. menn dt.se jsnitiativV von Deutschland südst und d« w^gme «Litt- germLchten gebiüigt würde. Die französischen Eemelndewnhien Paris, 26. Oktober. Da» französische Innenministerium veröffentlichte am Montag eine genaue Ueberstcht über den Aus gang der Gemeinde, und Generalratswahlen am 18. und 25. Ok tober. Von den 1517 freigewordenen Sitzen wurden 1516 neu be setzt. Nur in einer Gemeinde in Korsika ist die Wahl für ungültig erklärt worden. Die äußerste Recht« verliert insgesamt 2S Sitze, d. h. 26,8 v. H. ihrer bisherigen Mandate. Die Marin-Gruppe (republikanisch, demokratische Union) verliert ebenfalls IS Sitze, d. h. si,7 v. H. ihrer bisherigen Mandate. Die Linksrepublikaner (Tardieu) hüben sich behauptet. Die unabhängigen Radikalen verlieren g Sitze, während die republikanischen Sozialisten und die unab hängigen Sozialisten 16 Sitze gewinnen. Die Radikalsozialisten (Herriot) gewinnen 28 Sitze und die Sozialisten (Blum) 12 Sitze. Die Kommunisten verlieren einen Sitz. < Wenn auch die Gemeinde, und Generalratswahlen nicht von unmittelbarer politischer Bedeutung sind, so wirken sie sich doch auf die Parlamentswahlen au» und lassen schon jetzt für da . kom- mende Jahr eine Schwenkung nach link» voraussehen. Ablehnung des Bsrschlages der Kommunalverwaltungen B erl tn, 26. Ott. Die Tarifkommtssion des Gesamt- verbandeS der Arbeitnehmer der öffentlichen Betrieb« trat bereits heute mit dem Borstand der Gewerkschaft zusammen, um zu dem Vorschläge de» RetchSverbandeS der Kommu- nalverwaltungen aus neunprozentige Kürzung der Löhne ab 1. November Stellung zu nehmen. Die Tartfkommis- sion der etwa 20 Vertreter der BezirkSorganiscrtionm aus dem Reiche angehören, kam zu dem Ergebnis, ß ein wettere Kürzung der Löhne nicht tragbar sei und -r Vor schlag der Arbeitgebersette zurückgewiesen werden müsse. Bei den Vechandlungen werden die Gewerkschaften ein« Verlängerung des bisherigen Lohnabkommen» bis -um 31. März 1932 fordern. Vertagung der Verhandlung« im Lohnstreit bei der Deutsch« Reichkbahngesellschast Berlin, 26. Ott. Im Lohnstreit bei der Reichs- dchngösellschast sanden heute vor dem Sonderschlichter OberlandeSgerichtSrat Dr. Ivetten, erneut Vechandlungen statt. Nach ausführlicher Erörterung wurden die Verhand kurzen <ms morgen mittag vertagt.