Volltext Seite (XML)
Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgerichtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn bestimmten Plätzen keine Gewähr. Anzeigen sind an den Erscheinungstagen bis norm. 10 Uhr aufzugeben. — Verlag: Mohr K Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann u. Gebrüder Mohr. Hauptschriftleiter: Walter Mohr, Pulsnitz; Stellv.: Walter Hoffmann, Pulsnitz. Verantwortlich "ir den Heimatteil. Sport u. Anzeigen Walter Hoffmann, Pulsnitz; für Politik, Bilderdienst und den übrigen Teil Walter Mohr, Pulsnitz. D. A. VII.: 2250. Geschäftsstellen. Albertsttaße 2 und Adolf-Hitler-Straße 4. Fernruf 518 und 550 Der Pulsnitzer Anzeiger ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft zu Kamenz, des Etadtrates zu Pulsnitz und des Gemeinderates zu Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amts gerichts Pulsnitz, sowie des Finanzamtes zu Kamenz Dt»Ie Zeitung erschein; täglich mit Ausnahme der gesetzlichen Sonn- und Feiertage. Der Bezugspreis beträgt bet Abholung wöchentlich 45 Rpf., bei Lieferung frei HauS iv Npü Postbezug monatlich 2.S0 NM. Im Falle höherer Gewalt ober sonstiger Betriebsstörungen hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Rückzahlung des Bezugspreise«. — Preise und Nachlaßsätze bei Wiederholungen nach Preisliste Nr. 8 — Für das Erscheinen von Anzeigen in bestimmten Nummern und an Nr. 199 Mittwoch, den 26. August 1936 88. Jahrgang Die Kommune wütet Taufend Personen in der Sowjet-Anion verhaftet Der Beendigung des nach dem Beispiel der früheren großen sowjetrusfifchen Schauprozesse aufgezogenen Theater prozesses gegen die politisch seit Jahren ausgeschaltete soge nannte Sinowjew - Gruppe folgt eine neue Verhaftungs welle, wie fie ebenfalls schon früher mehrmals beobachtet werden konnte, wenn die matzgebenden Männer der Komin tern und des Kreml Ablenkungsmanöver grötzeren Stils für notwendig hielten. Bevor die Nachricht über die Hinrichtung der sechzehn vom Moskauer Militärgericht wegen angeblicher Verschwö rung zum Tode Verurteilten bekanntgeworden war, wurde durch die kommunistischen Organisationen mit Hilfe von rasch anbesohlenen „Arbeiter-Versammlungen" und entsprechen den Entschließungen die Stimmungsmache gegen die in dem Moskauer Prozeß von den Angeklagten als mitschuldig be zeichneten Personen eingeleitet. Die Verhaftungen dehnen sich aber nicht nur auf die setzt ebenfalls als Anhänger der Sinowjew-Gruppe ver dächtigen aus. In Moskau und auch in Leningrad erschie- Nen am Montagabend, in der Nacht und Dienstag früh in zahllosen Wohnungen Beamte der für die politischen ver gehen zuständigen GPU, um die ossenbar für neue Schau prozesse Bestimmten festzunehmen und abzuholen. Wie man hört, betrug die Zahl der Verhaftungen in Moskau, Lenin grad und anderen Städten bis Dienstag bereits mehrere Tausend. Drama auf dem Dnjepr Rotgardisten feuern auf flüchtende Bauern. Odessa, 26. August. Die Hungerrevolten in der Ukraine haben trotz der Verhängung des Alarmzustandes für zahlreiche Truppenteile der Noten Armee auch auf das Gebiet der nordkaukasischen Sowjetrepublik und die Be zirke Kursk und Saratow übcrgegrifsen. So haben in Jelansk am Don Hunderte von Arbeitern und Bauern die mit der Beschlagnahme der Lebensmittel beauftragten Kommissare der Roten Armee überfallen und gelpncht. Die daraufhin eingesetzten Truppen haben rücksichtslos die Bevölkerung ganzer Dörfer mit den Dorsfowjets an der Spitze verhaftet und 16 Personen, die Widerstand leisteten, erschossen. In Djelenkoje am Dnjepr spielten sich drama tische Vorgänge ab. Als eine Kompanie der Roten Armee ausrückte, um wegen der Weigerung, die Lebensmittel abzuttefcrn, Bn Haftungen vorzüuchmcn, versuchten etwa 100 Personen, u- Booten über den Dnjepr zu flüchten. Die Truppen eröff neten ans die Boote, in denen sich auch zahlreiche Frauen und Kinder befanden, ein Schnellfeuer. Bei der darauf hin entstehenden Panik kenterten zwei Boote, und etwa 40 Personen ertranken in den reißenden Fluten. Kommunisten sabotieren tschechische Manöver Prag, 26. August. Wie das Sozialistenblatt „Nanni Novinh" aus Chrudim meldet, ist bei den tschechischen Manövern eine Reihe von Drähten der Feldtelephon leitungen durchschnitten worden. Als Täter wurden einige Kommunisten (!) ermittelt. Damit hätten, so schreibt das Blatt, die Kommunisten ihre Feindschaft gegen die tschecho slowakische Armee unter Beweis gestellt. Die Pariser Nachrichten über die Ermordung des Erzbischofs von Tarrügona, des Kardinals Vidal h Barra- ques werden von unterrichteter katholischer Seite als falsch bezeichnet. Der Kardinal, der sich bei Ausbruch des spani schen Bürgerkrieges in Barcelona befand, konnte mit Hilfe des- italienischen Konsuls nach Italien flüchten. Die katalanische Regierung in Barcelona hat die Schaffung von „Volksgerichten" beschlossen, die im Schnell verfahren alle wegen „faschistischer Vergehen" angeklagten Personen aburteilen sollen. Für die Geschworenen dieser Gerichte sollen die Volksfrontparteien und Arbeiterver bände die Bewerber stellen. Frankreich am Pranger In seiner üblichen Nundsunkansprache über den Sen der Sevilla bestätigte General Qucipo de Llano am Montagabend das erfolgreiche Luftbombardement der Madrider Flugplätze durch nationalistische Flugzeuge und teilte anschließend mit, daß das von den Roten in Tolosa zurückgelassene Kriegsmaterial zu einem großen Teil französischen Ursprungs sei. Auf die par teiische Stellungnahme eines Teiles der französischen Presse eingehend, erinnerte der General an den Weltkrieg, wo die Franzosen wegen jeder durch feindliche Granaten beschädigten Kirche die ganze Welt in Bewegung gesetzt hätten. In Spanien könnten jetzt sämtliche Kirchen zerstört werden, ohne daß Frankreich auch nur ein Wort der Ver urteilung finde. tzimWMg bekannter PerlönlWeilen in Madrid Nach einer amtlichen Mitteilung aus Madrid wurden dort in einem Schnellprozetz mehrere Todesstrafen verhängt. Unter den Verurteilten befinden sich der ehemalige Minister Melquiades Alvarez, Führer der Liberaldemokralifchen Partei, der ehemalige Minister Martinez de Velasco. Führer der Agrarpartei, Miguel Primo de Rivera, der Bruder des Faschistenführers, der bekannte faschistische Flie- gerofsizier Ruiz de Alda und der Nalionalistenführer A l - v i n a n a. Die Anklage behauptet, die Genannten hätten eine füh rende Rolle bei dem Brand im Madrider Gefängnis gespielt, ein Brand, der künstlich von den Faschisten gelegt worden sei und ihrer Befreiung hätte dienen sollen. Die Todesstrafe ist bereits vollstreckt worden. In Barcelona wurden, Madrider Meldungen zufolge, vier Offiziere, in San Sebastian sechs Offizier von den Roten erschossen. In Madrid ereilte das gleiche Schicksal vier Kavallerieoffiziere. Sowjetfahnen in Barcelona Die in San Sebastian erscheinende marxistische Zei tung „Frente Populäre" meldet aus Barcelona, daß dort eine Abteilung „Rote Kavallerie" aufgestellt worden sei. Sie sei am Montag durch die Hauptstraßen der Stadt ge ritten, wobei sie ihre Fahnen mit sich führte. Die Farbe der Fahnen sei rot und trüge in goldenen Buchstaben die Inschrift „HASS". Aufgestellt sei diese „Kavallerie" von der kommunistischen Partei in Barcelona. Eigenartiger Vorfall in St. Razaire Don spanischen Marxisten in einem französischen Hafen gehalten - Seit längerer Zeit liegt im Hafen von St. Nazaire der spanische Dampser „Christobal Colom", der sich in den fänden eines revolutionär-kommunistischen Bordkomitees befindet. Nun mehr hat es sich herausgestellt, daß an Bord ! ein spanischer Journalist, M. de Molinedo, festgehalten würde, weil er in Verdacht stand, Gegner der Madrider Regierung zu sein und mit den Rationalisten zu sympathisieren. Am Dienstag nun gelang dem Journalisten die Flucht, Lie aber bemerkt wurde. Als seine Verfolger ihn fast eingeholt hatten, zog er einen Revolver und gab mehrere Schüsse in die Luft ab. Sofort Herbeieilende französische Polizeibeamte nahmen den spanischen Journalisten fest. (!) Er hatte sich wegen verbotenen Waffenbesitzes zu verantworten. (!) In seiner Tasche fand man übrigens Dolchstoß gegen die Militärgruppe Abd el Krim soll die Mauren in Spanisch-Marokko aufwiegeln Während das französische Kolonialministerium bestreitet, daß Abd el Krim die ihm als Zwangsaufenthalt angewiesene Insel Reunion verlassen habe, weist die „Deutsche Allgemeine Zeitung" auf die in maßgebenden Pariser Kreisen sich hart näckig haltenden Gerüchte hin, die davon sprechen, daß Abd el Krim, der von Frankreich vor etwa zehn Jahren unter worfene und eingekerkerte Führer der Rifkabylen, zwar nicht „entflohen" ist, aber im Auftrag französischer Kreise auf einem französischen Schiss die Insel Reunion verlassen konnte, um nach Marokko gebracht zu werden. „Man sieht hier" (in Paris), sagt die Meldung weiter, „in diesen Gerüchten eine neue Bestätigung der Meldungen, die unter anderem das Londoner „News Chronicle" veröffent licht hat, daß nämlich hinter dem Rücken Francos in Spa nisch-Marokko ein Aufstand der Mauren angezettelt werden soll, um damit der Militärbewegung einen Dolchstoß in den Rücken zu versetzen. Bereits der Bericht der linksstehenden „News Chronicle" erinnerte daran, daß die Madrider Regierung und „andere Stellen" durch ihre Agenten riesige Summen unter die Eingeborenen Spanisch-Marokkos verteilen ließen, um die Anwerbung von Rekruten für das nationalistische Heer zum Stillstand zu bringen und die maurische Bevölkerung zum Aufstand gegen Franco aufzureizen. Ueber die Tätigkeit der Kommunisten in Spanisch-Marokko hieß es in dem Bericht dxs englischen Blattes: „Obgleich die Komintern in keiner Weise Frankreich Schwierigkeiten bereiten will, erzählt man, daß kommunstische Agenten aus Barcelona vor wenigen Monaten Geld an die maurischen Nationalisten ausgegeben hätten. Jetzt könnten sie ihr Geld an eine Sache wenden, die, wenn sie nicht zu weit ging, sich zum Besten ihrer fran zösischen Freunde auswirken würde." Die Nachricht von der Freilassung Abd el krims mit dem Zweck der Aufwiegelung der Marokkaner gegen Franco wirst aus das Zusammenspiel zwischen Madrid, Paris und Moskau ein neues und sehr bezeichnendes Licht. Wieder 20 Geiseln ermordet Der rote Angriff auf Cordoba mißglückt. Zum Angriff der Roten auf Cordoba meldet der Sonderberichterstatter von Havas aus Burgos, daß der Führer der Südarmee rechtzeitig von dem bevorstehenden Angriff der Marxisten benachrichtigt gewesen fei und alle ihm zur Verfügung stehenden Flugzeuge habe einsetzen können. Durch das Bombardement seien die starken roten Kolonnen fast ganz vernichtet worden. Der Rest, etwa 1000 Mann, habe sich den nationalistischen Truppen von Cordoba ergeben müssen. Der Sonderberichterstatter von Havas meldet zur Einnahme von Azualcalla durch die Rationalisten, daß die Roten, bevor sie sich ergeben mußten, etwa 20 Geiseln durch die Entzündung von Dynamitpatronen ermordet hätten. Einer der Gefangenen sei mit den Füßen an ein Lastauto gebunden und durch die Straßen der Stadt ge schleift worden. Dann habe man ihn mit Petroleum über gossen und verbrannt. Wie Havas weiter aus Burgos meldet, sollen die in der Provinz Caceres operierenden Nationalisten Naval- moral de la Mata und La Puebla eingenommen haben. Die nationalistischen Truppen befänden sich nunmehr auf dem Marsche nach Talavera la Reina und haben sich mit der Kolonne unter dem Kommando von Oberst Baguc vereinigt. Ihr Ziel sei Toledo. Flugzeuge der Militär- vartei hätten über dem Alcazar von Toledo für die sich dort verteidigenden nationalen Truppen Lebensmittel ab- geworfcn. » Zehn Offiziere erschossen Wie Havas aus Malaga meldet, sind dort zehn Offi ziere zweier spanischer Torpedoboote wegen Teilnahme an der Militärbewegung zum Tode verurteilt und er schossen worden.