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Erscheint wöchentlich drei Mal und rwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich t Mark so Ps. pr»n»wvranäo. Anzeiger Inserate werden bis spätesten- Mittag- deS vorhergehenden TageS deS Erscheinens erbeten und die CorpuSspaltenzeile mit 10 Pf., unter „Eingesandt" mit so Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stabtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. 61.Dienstag, den 24. Mai 1881.6. Jahrg. Tagesbericht. — Die Ziehung der ersten Klasse der 100. Landeslotterie, bei der nunmehr V«'- Vs', Vs', Via'Loose eingeführt sind, finden am 4. und 5. Juli statt; bereits soll eine überaus rege Nachfrage nach den neuen Vio'Loosen bei sämmtlichen Kollekteuren zu bemerken sein. — In« Herbste jeden Jahres wird bekanntlich von den Truppen theilen eine Anzahl von Mannschaften nach vollendeter zweijähriger Dienstzeit zur Disposition der Truppentheile beurlaubt, ihnen der sogen. Königsurlaub bewilligt. Damit bei dieser Beurlaubung die häuslichen Verhältnisse der Mannschaften in wünschenswerthem Maße berücksichtigt werden können, sollen die Ortsbehörden veranlaßt werden, die Angehörigen von im zweiten Dienstjahre stehenden Soldaten zu bestimmen, etwaige Anträge auf Beurlaubung unter ausführlicher Darlegung der die Beurlaubung nothwendig erscheinen lassenden Verhältnisse schon bis Mitte des nächsten Monats bei den betreffenden Regimentern, wo der zu Beurlaubende zur Zeit steht, an zubringen. Die Etatsverhältnisse der Cavallerieregimenter lassen je doch eine Beurlaubung der Mannschaften nach zweijähriger Dienst zeit in der Regel nicht zu, und es kann sich demnach die Dispositions beurlaubung hauptsächlich nur auf die Mannschaften der übrigen Truppengattungen erstrecken. — Im Laufe dieses Jahres werden folgende Bahnhofsrestau- raiionen pachtfrei: die zu Wechselburg und Oberoderitz ain 30. Juni, Arnsdorf und Dürrröhrsdorf am 15. October, Colditz, Scheibe, Wolkenburg an« 30. November, Aue, Beucha, Bahnhof Döbel««, Haltestelle Döbeln, Klosterbuch, Königstein, Kratzau, Lichtenberg, Machern, Marienberg, Mulda und Ostrau am 31. December. Die Verpachtung erfolgt bei all diesen Stationen auf die Dauer von 6 Jahren. — Der erste Hauptgewinn ii« der Königlich Sächsischen Landes lotterie im Betrage von einer halben Million Mark ist auf die Nummer 26590 gefallen und hat die Glücksgöttin den 4. Theil da von einem Kaufinaniislehrling ii« Berlin in den Schooß geworfen. Der junge Mann ist voin Glück ganz besonders begünstigt, denn er hat vor 6 Monaten ii« der Preußischen Lotterie schon 30,000 Mark gewonnen. — Zwickau. Der Spiritismus versucht seit einiger Zeit auch in Sachsen Boden zu gewinnen. So ward jetzt in Niederplanitz bei Zwickau eine spiritistische Versammlung abgehalten, die ein Lehrer leitete, derei« Schluß aber die Gendarmerie herbeisührte. Die Namen der Theilnehmer wurden festgestellt und verschiedene Schriftstücke confiscirt. — Schneeberg, 20. Mai. Das herrschende Auswanderungs fieber scheint auch in hiesiger Gegend nicht spurlos vorübergehen zu wollen. In diesen Tagen sagten 22 Personei« aus Zschorlau, Neu- städtel und Schneeberg dein Vaterlande Lebewohl, um sich im fernen Amerika eine neue Heimath zu gründen. Wie wir vernehmen, ge hörten die Auswanderer in der Hauptsache zu den Anhängern des Methodismus; dieselben gedenken sich in der neuen Welt einer methodistischen oder apostolischen Gemeinde anzuschließen. Hierin dürfte der Grund für die Auswanderung zu suchen sein, weniger aber in den herrschenden socialen Verhältnissen, da es gegenwärtig in hiesiger Gegend an Arbeit nicht mcmgelt, wenn auch die Arbeits löhne in der Stickereibranche, der Spitzenklöppelei rc. immerhin nur bescheidene zu nenne«« sind. — Mülsen, 20. Mai. Den 22. October v. I. gingen in Mülsen St. Niclas 3 Brüder, behufs Gewinnung einer besseren Existenz, nach Amerika. Da ihr Ziel dort noch unbestimmt mar, ließen sie, sämmtlich verheirathet, ihre Familien zurück, um sie später noch Nachkommen zu lassen. Schmerzlich war der Abschied von ihren betagten Eltern und zwar umsomehr, weil letztere ihre einzige Tochter, welche übrigens auch verheirathet war, ein paar Wochen vorher nach einer Heilanstalt hatte«« ziehen sehen. Endlich trafen Briefe von Manchester im Staate MassachusetS ein, welche aber das Nachkommen der Familien in Frage stellten. Am 18. Februar d. I. kain unerwartet der Jüngste von den Brüdern wieder nach Hause, ungefähr 5 Woche«« später der zweite und heute früh ist auch der älteste wieder in Mülsen eingetroffen. Obwohl bei den beiden Ersteren Krankheit vorauszusetzcn ist, so ist doch im Allgemeinen an zunehmen, daß alle dort nicht gefunden haben, was sie suchten. — Meerane, 19. Mai. Mit dem beginnenden Herbst dieses Jahres wird sich in unser«« Mauern ein lebhaftes ungewohntes Lebe«« entfalten. Wenn es auch nicht iin vollen Sinn das Geschäft betrifft, so dürfte doch dieses theilmeise mit angefrischt werden. In unserer Nähe finden, wie militärischerseits beabsichtigt wird, größere Herbstmanöver statt, infolge dessen auch unsere Stadt mit Militär belegt wird. Excellenz Generallieutenant von Montbö aus Leipzig, Generallieutenant Zschinsky aus Dresden und Obrist Döring aus Glauchau waren gestern hier und in der Umgebung, behufs Be sichtigung des Terrains. In Meerane wird, so viel wir erfahren haben, das neugebildete Regiment No. 134, welches sein Stand quartier in Gohlis bei Leipzig hat, auf 7 Tage einquartiert, während die Regimenter No. 106 und 107 in die Umgegend zu liegen kommen. — Ji« eine recht unangenehme Lage sieht sich ein Bürger von Crimmitschau versetzt. Derselbe hatte in der dortigen Hospital- Straße ein Haus bauen lasse«« und war die Vorderfront nicht in der Fluchtlinie errichtet worden. Jetzt muß die Vorderfront nun abge tragen werden und eine neue, den polizeiliche«« Vorschriften ent sprechende errichtet werden. — Thalheim. Am 17. Mai Nachmittags 3 Uhr wurde der 23 Jahre alte, ledige Fabrikarbeiter Johann Gotthilf Mehner aus Hormersdorf in der C. F. Claus'schen Spinnerei hier erhängt auf gefunden. Mehner ist als ein braver und gutmüthiger Mensch be kannt, und solle«« ihn unglückliche Liebesverhältnisse zur Selbstent- leibung veranlaßt haben. — Pöhla b. Schwarzenberg, 19. Mai. Am gestrigen Abend, Vz8 Uhr, ist die nahe am dortigen Waisenhause befindliche Brauerei ein Raub der Flammen geworden. Als ein großes Glück ist zu be zeichnen, daß der Wind die Gluth vom Waisenhause ablenkte^ außer dem würde wohl dasselbe ebenfalls ein Opfer der Flammen geworden sein. Die Fenster in demselben sind meistentheils gesprungen. — Treuen, 15. Mai. Gestern Abend in der 9. Stunde kam der Sandhändler Frd. Wilh. Schwarzbach aus Eich, ein hoher Vierziger, ii« die Wohnung des Handarbeiters Lollis Dammer in der Neuen Welt, um daselbst zu sehen, ob etwa sein Sohn da sei, um eine Tochter D's zu besuchen. Ersterer wird alsbald von dem Hausbesitzer Carl Ebert höchst unfreundlich behandelt, worauf nach kurzem Wortwechsel dieser den Schwarzbach thütlich insultirt, schlügt und ihn mit einem scharfen Instrumente schwere Verletzung beibringt. Heute Vorinittag gegen 11 Uhr wurde Schwarzbach in einem schrecklichen Zustand, bewußtlos und aus mehreren Wunden blutend, vo«« Spaziergängern iin nahen, zu Hartma«msgrüner Flur gehörigen Walde aufgefunden und nach geschehener Anzeige die Feststellung der Person durch Gendarm Kretzschmar, sowie deren Ueberführung nach dein hiesigen Krankenhaus Nachmittags gegen 2 Uhr bewirkt. Darüber, wie Schwarzbach in den Wald gekommen ist, bestehen zweierlei Meinungen. Einestheils wird angenommen, der Verwundete habe sich nach den Mißhandlungen iin Ebert'schen Hause nach dem Walde fortgeschleppt und sei dort niedergefallen, anderntheils hält inan es für möglich, daß Ebert, nachdem er den bedenklichen Zustand Schwarzbachs erkannt, denselben selbst nach dem Walde geschafft, dort niedergelegt und seinem Schicksal überlassen hat. Die eiugeleitete Untersuchung wird das Dunkel jedenfalls auf hellen. — Altchemnitz, 21. Mai. Heute Nachmittag ^1 Uhr ging der dem Baumeister Müller gehörige, an der Johannisstraße hier gelegene Holzschuppen mit Arbeitsschuppen in Flammen auf. Das