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Iü» mwirlaugl eingestmst» Maoustript» kam» Vnvähr nicht g«l«ist»t wer-ea. Mer Tageblatt rÄ?-L!' Mzeiger für öas Erzgebirge WWZiMKW mit -er wSchentlkchen Unterhaltungsbeilage: fluer Sonntagsblatt. MN Epnchstun», Sn NiSattioa «1t ftusnah«» »n choontog, nachmittag» 4—s Uh». — L»l»gramm.ftSr»ss», Lagebtaü ftunrMbtrg». ßumjpeech« «. ÄMW»«st«uaa^»a Iü» oavnlaagt »ingifaaSt» Mannstript» kann önvähr nicht gelttstet «eesea. Nr. 3. Montag» S. Januar lS14. S. Jahrgang. Dies» Nummer umsoh« «0 Veiten. Das Wichtigste vom Tage. Es Wird gemeldet, daß bei dem Vorfall am 26. Dezember in Zabern zwei scharfe Schüss«' ^m Bereich« de» Wachtposten» gefallen sind.*) Präsident Wilson hat vier weiter« Kriegsschiff« nach mexikanischen Gewässern beordert. Gestern sind 120 türkische Osflztere wegen ihre» Verhalten» im Kriege zur Degrada tion verurteilt worden. * In da» neue serbische Kabinett sind m't Au nähme de» Krieg-Minister» alle bisheri gen Minister wieder etngetreten.*) Die Ernennung Enver Bey» zum türkischen Kriegsminister ist bestätigt worden zugleich mit seiner Ernennung zum Brtgadegeneral.*) * Dem belgischen.Parlament soll ein Gesetzentwurf unterbreitet werden, wonach Belgien eine Kongo- anlethe von mehreren hundert Millio nen garantiert. -> ^cky.r«« i «he an ander» Gt«N«. Zci?e2 ist äas erst Geläute. In de- Po itik hat dasmoue Jahr ebenso ruhig ein gesetzt, wie das alte abschloß. Die Zetten sind vorüber, da alle Welt am Neujahrstage nach den Tutlevien lauschte, um die politischen Orakelsprüche des dritten Napoleon zu vernehmen. Einen Krieg bei der Gratu lationscour des diplomatischen Korps anzukündtgen, wie der Letzte Franzosenkaiser am 1. Januar 1859 es sich dem österreichischen Botschafter gegenüber er laubte, das ist nicht mehr möglich, seitdem das bonapar- tistische Abenteuer bet Sedan sein Ende gefunden hat. Einzig und allein der belgische König hat bet dem dort üblichen Neujahrsempfang der Kammern ein« po etische Rede gehalten, die zwar zunächst und in erster Htnie nur Belgien angeht, die aber doch auch für andere Dichte, vor allem auch für Deutschland, ein ge- wsses Interesse besitzt. 'Es ist kein Zweifel, daß sich in Afrika allerlei Dinge vorbereiten, die letzten En des eine gründliche Veränderung der Landkarte mit sich bringen werden. Man Weitz, daß zwischen Deutschland und England gewisse Verhandlungen schweben, di« zunächst «ine Abgrenzung der wirtschaftlichen Interest senzonen bezwecken, die aber doch auch Veränderungen im politischen Statu» quo vorberetten können. In er ster Linie dürften davon di« portugiesischen Ko lonien betrvffen werden. Wer auch der Kongo staat wurde al» «in künftig«» Objekt deutsch-englischer Kolonialv«rständigung htngestellt. Natürlich unt«r der Voraussetzung, datz Belgien rongomüd« w«rde. Nun hat aber König Albert in seiner Neujahrsred« betont, datz er zur besseren Ausnutzung der kolonialen Einnahme quellen an die Opferwtlltgkett der Belgier appellie ren und datz da» Ministerium sehr bald ein neue» Geld opfer heischen werde. Dies« Ankündigung neuer Auf- w ndungen für die Kongokoloni« zeigt, datz König Albert ents -sten ist, da; Erbe «eine» Oheim» im dunklen Erd teil zu bewahren und es ist sicher, datz, je mehr da»» belgische Volk Geld in die Kolonien steckt, desto ge ringer seine Neigung wird, den Kongo zu verkaufen. So bedeutet allerdings die Rede de» belgischen König» eine gewiss« Enttäuschung auch für die Leute in Deutsch- land, die ein« Liquidation der Kongomasse schon in ab- sehbarer Zett erwarten. Es ist sicherlich nicht reiner Zufall, datz in diesen Tagen, da die Unterzeichnung de» deutsch-englischen Ab. kommen» unmittelbar bevorstehen dürfte, der englisch« Schatzkanzler Llohd George in einem Interview sich gegen den organisierten Rüstungswahnsinn «»»sprach und erklärte, die Beziehungen zu Deutschland seien un endlich viel freundschaftlicher, al» seit Jahren. Llohd George ist, Wie seine viel erörterte Red« im Juli 1911 wahrend de» Marokkohandels zeigte, keineswegs da»l, was man einen Deutschenfreund nennt. Aber er ist, so lange di« Rüstungen in England andauern, nicht im stande, die sozialen Reformen durchzuführen, die er plant, Weil es ihm an Geldmitteln fehlt. Deshalb benutzt er die günstige Gelegenheit, da die Balkan* krtse eine Annäherung der deutschen und englischen Be ziehungen gebracht hat und auch eine Verständigung über Afrika auf dem Marsche ist, die freundschaftlichen Beziehungen zu Deutschland zu Preisen und ein« Ver minderung der Seerüstungen zu derlangen.Jn Deutschland Wird man di« FreuttdschastSversicherungen Llohd Georges sicherlich mit Freude Höven und host sen, daß den Worten de» Finanzmtnister» auch die Ta ten seiner Kollegen, vor allem de» Marineministers Churchill entsprechen. Bisher schwärmte Herr Churchill bald für Rüstungsfeierjahre, bald für neue Dreadnought». Datz da» der deutsch-englischen 'Freund schaft förderlich gewesen Wäre, wird er wohl selber nicht «nnehmen. Dringt aber Llohd Georg« in dm» stillen Kampf der Meinungen im englischen Kabinett und in der Regierungspartei durch, so könnt« du» vsn Bezieht- ungen zwischen Deutschland und England nur zum Heil« sein. In der inneren deutschen Politik sind di» politischen Erörterung««, die sich an di« WackoP» Geschichte knüpften, vom alten in» neue Sohr hin- üb«rgespvnn«n wyrd«n. E» ist daher immerhw bsmer- kenswert, datz das Organ d« Laherisch«« Regierung in dieser Zett, da man von «in« versteckten Kanzlerwis» spricht, für Herrn von Vethmann Hollweg ein« Lanz« bricht und die Hoffnung auslpricht, datz Jabern «ine Lösung finden werde, di« dem Vertrauen entspreche, da» der Retch»tag dem Kanzler bei der Heer «»Vorlage aus» gesprochen habe. Diese Erinnerung der bayerischen StaatSzeitung, die ohne Zweifel von Ministerpäsidenl von Hertling veranlatzt wurde, scheint un» in der Tat aller Beherzigung wert. Erinnern sich erst di« bürgerlichen Partei«« wt«der ohne Ausnahme der gro ßen gemeinsamen Aufgab«, di« si« Mit d«r Regierung ge» löst haben, so wird am ehesten der Boden bereitet sttr eine Zusammenarbeit in neuen Aufgaben und für «in allmähliche» Zurückgeh«n de» Zanke» um Ladern. Die Polen in Vberschlesien. Won unserem Betliner cS Mitarbeiter.) Da» Problem der Polenpolttik wird füher öder später sich in weit höherem Matze, al» «» jetzt ge schieht, auf da» Holentum in Oberschlesien zuspitzen. Einmal spricht dafür, datz die Ausbreitung und Ent faltung der oberschlesischen Industrie im Zusammen hang mit desm bekannten Zug der Polen nach dem Westen einer Erneuerung der polnischen Nationalitäts kraft in gar nicht abzuschätzender Weise Vorschub lest stet, -um anderen, datz die Wirtschaftlichen und politi schen Kampfmittel im Streit der Nationen immer mHr zur Anwendung kommen, nachdem da» Polonium in Oberschlesien jahrzehntelang in seinem Emporbommen hinter der Polenbewegung in den anderen ostelbischen Provinzen stark zurückgeblieben ist. Jetzt hat De. Paul Weber ein Büchlein herausgegeben, da» eine statisti sche Untersuchung über die Polen in Oberschlesien dar stellt. Wie Professor Dr. Ludwig Bernhard kn dem Vorwort zu dieser Schrift treffend hervorhebt, sind bet der statistischen Erfassung der Nationalitäten me thodisch mancherlei Mißgriffe unterlaufen, die den Wert einer solchen Statistik mit Bezug auf ihre vergleich- barkeit in den einzelnen ZWlUngSjahren beträchtlich herabmindern. Immerhin bietet das Werk eine gute Handhabe zur Beurteilung der Polenbewegung in Ober» Die Winlerbraul. Skizze von KW« Subawecki. (Nachdruck vrrd-i-n.) Ms Frau Konsul Homann sich «um dem HerZkramftf, an dem si« des öfteren litt, wieder erhobt hatte, lieh sie .ihren einzigen Sohn Hugo den Mitinhaber der g atzen Ms ed- und Zuckersirma Recd'ng -undCo., ?U ein«- ernsten Be sprechung zu sich bitten. Du weiht, datz ich vich bisher in dieser wichtigen Sache nicht beeinflußt habe, begann si«. Ernst Hamanns Gesicht verfinsterte sich. Er wußte genatt, was jetzt folgen würde, und fürchtet« sich davor, weil er der Angegriffenen zurzeit nicht so antworten durst«, wie er es sonst Mair hatte. Latz es uns noch «in wenig hinausschieben, Mutte-, bat «r. Die grauhaarige Frau, aber schüttelte den Kaps: Nein, Ernst, das geht nicht! Reeding fährt morgen mit seiner Tochter Ethel und deren Gesellschafterin nach St. Moritz, -wohin auch wir un» in den nächsten.Tagen begeben wq-den. Nun vergaß er doch di« Schonung, die er der Mitt« zug«dacht hafte: Du weißt, datz ich nichts von dieser Ver lobung gus geschäftlichem Interessen hören will, Mama. Kündigt uns der alte Reeding da» langjährige Geschäfts- unp Vertrauensverhältnis, nur, weil ,ich mich -licht an sein« loch'« Verkaufen will, dann wage ich eben di« Folgen. Me' Ernst, weshalb bist du nur in diesem Punkt so starr köpfig! Echel Reeding soll ein 'liebliche» Geschäfts von tiefer Bildung und entzückender Frische s«in. — ftm,so wenig« hege ich den Wunsch, sie zu hintergehen. —- Verlange ich dies denn non dir? Du sollst sie einfach im fröhlichen Winter bei der Ausübung de» <Sport», den ihr zufällig Leide siebt, kennen "ernen. Bitte, Mama, Loaniwofte mir «ine Frage: Weiß Echel Reeding von euern Plänen, oder würde sie mir gäntz- "ch »nbriain^en «n'gegontte^en können? Die Wahrheitsliebe der Konsulin kämpft mit der eigent lich gebotenen Klugheit. AL« dies« Unterlag: Kommer zienrat Reeding ist deinem »erstochenen Pater sowohl al« auch dir, ja gerade wegen sein« Offenheit lieb geworden. <v- bat natürlich mit sein« Docht« über die Angelegenheit ««sprachen. — Dann wich Mich St. Moritz nicht schien. — Ernst, ich ftche dich an, sei Nicht eigensinnig. Du gehst ja keinerlei Verbindlichkeiten damit ein. Ich denke, wir reisen am Sonnabend. Da wurde Ernst Konmnn bitterböse: Wenn du reisen willst, so darf ich selbstverständlich nichts dagegen tun, obwohl ich mich darüber empöre. Ich aber, liebe MaMa, werde nach dem Harz auf ein paar Dog» gehen «und Ver suchen, ob ich in die Reinheit und Freiheit des Winters dies kleine mißglückte.Geschifft wieder vergessen und Ms- kurieren kann? — Ost dies wirklich dein letztes Wort, Ernst? — Du weißt, <Mama, datz sich sonst deinen Wünschen Ms Rechnung getragen habe, hierin aber mutz ich mir den freien Willen bewahren. Ich werde niemals ein Mädchen hei raten, das mir sozusagen auf goldener Schüssel angeboten wird. — Aber was soll ich dem glten Reedinger sagen? >— Sprich mit der Tochter und sage Mr ruhig, dich ich gemeint hätte, ihr Vies nicht antun zu dürfen. Du hättest sie mio- nämlich al» klug geschildert. Darum wollte ich nicht mit ihrer Torheit rechnen. So-kam es, dich Ernst Homann diesmal sein« Mutter nicht begleitet«, sondern in dem kleinen Forsthause Leberode, ein halbe» Stündlein vom Hexentanzplatz entfernt, Unter- kunst suchte und fand. Die Tage waren wundervoll. Den silbersternigen Schnee hatte d« harte Frost zusammen««- preßt, so datz die «ahnen glatt und fest glänzten. Sobald di« «Kst» rosige Wolke sm Osten die Sonne wachklopft«, schul- tert« Ernst Homann seinen Rodelschlitten und eilte hinaus. Anfang» ärgerte « sich noch siber Ethel Reeding» Dor- handensein, ab« bald «Mftfand er nicht» wett«, al» die stille Reinheit dies« gesegneten Stille. Drei wage war «r nun bereits hier, al» seine innere Glückseligkeit pahinschioand Am vierten nämlich stand auf der blinkenden Bahn ein« schlanke Mädchengestalt, lachte ihm freundlich entgegen und rief mit hell« Stimm»: Da hab' ich'» ab« gut getroffen. Diese VHn ist großartig. Er.wollte eigentlich mit «in« leichtem Verneinung da» Wette suchen, dann ab« blickte er in die strahlenden Augen unter dem weißen Mützchen und blieb. Schließlich konnte « diese Nattmschönhett nicht al» sein Eigentum beanspruchen, und zftdem gingen Pi« Stunden hier auch schneller zu Ende al» irgendwo anders. Ja, da» taMn sie wirklich. Die Hellen Mädchenaugen lachten weit«, und d« rote Mund plauderte jedesmal, wenn die beW, Schlitten am Fuß der Bahn haltmmchten. OHM wurde fast das Mbschiednchmen schwer. Mb« es gab heu te im Forst- Haus« Erdäpfel und dicke Bohnen. Die konnten nach dar Mitteilung der Försterin das lange Stehen nicht vertragen. NachmitttM blieb er daheim. Er spielte mit den beiden Blondköpfen und den Dackeln und sich unentwegt nach der Tür. Erst gegen den Abend,entschloß er sich zu einem Spaziergang. Natürlich verspätete « sich dabei, kam erst um acht Uhr wieder Und wollte gerade mit einem ßchergwvrt seinen angestammten Platz auf der Ofenbank einnehmen, als er gewahr ward, daß « bereits besetzt war. Da» fröh liche Mädchen mit Len strahlenden Augen hafte ihn inne. Sie könnt' haft kein anderes Quartier fischen, sagte di« Försterin entschuldigend, und da haben wir sie ausgenommen. Ernst Homann nickte gönnerhaft und begnügte sich Mit einem hauten Schemel. Die Lampe blakte ei^ wenig, die Blondköpfe waren weinerlich weil sie immer noch Mher Bett sein mutzten, und die Dackel zankten sich um eine Brot rinde. Und dennoch war <e» wundervoll behaglich Das junge Mädchen «zählte, was sie auf dem Weg« nach hi« alle» an Wundersamem und Märchenhaftem gckehett hatte. Die anderem hörten andächtig zu, und der Först« ftagte: Sie find gewiß ein Sonntagskind, Fräulein? Ja da» war st« wirklich! Auch Ernst Homann merkt« es in den nächsten 'beiden Dagen immer von neuem. Ihm war so wann und fröhlich, wie sNte zuvor. Er dachte gar nicht an da» Ende Vieser Hellen Mntevtage, «r fühlte nu'-, datz sie einzig schön waren. Den gangen Tag liefen sie «Zusammen durch di" Wäld, plauderten Miteinander und lachten wie zwei an» gelassen« Kinder. Sie Hatton alle», was sie an (vergangene Tage erinnern konnte, abgestreift. Sogar ihre Namen hatten st« einander noch .nicht genannt Damit hack'» wahrlich noch Zett, lachte da» schöne Mädchen, «he ich gch», nenn« ich mich schon. Sie Wed ab«, ahn» ihr Versprechen ^tngulöfon. Eine» Margen», al» Ernst Homann sich «in wenig verspätet hatte, war st« soft Nur «inen -schönen Gültz «n ihn hatte sie der Försterin aufgettvgon — und sonst nichck». Da werft« er endlich, daß nun auch in seinem Leben die Liebe «wacht s-t.