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Von einem Teilnehmer an der soeben beendeten Ost markentagung der Deutschnationalen Volkspartei in Beuth en (O.-S.) wird uns geschrieben: In der Ostmark liegen die Wurzeln der Deutschnatio nalen Volkspartei und darum finden die Tagungen ihres Ostmarkenausschusses weit über den Kreis der Partei hinaus Beachtung. Seit die Führer dieser Partei auch in der Reichsregrerung sitzen, gewinnt eine Tagung, wie sie dieser Ostmarkenausschuß jetzt in Beuthen in Ober schlesien veranstaltete, noch mehr an Bedeutung, besonders dann, wenn der Reichsjustizminister Hergt, der ja zu- gleich auch Vizekanzler ist, auf dieser Tagung wichtige Ausführungen macht. Er betonte dabei nachdrücklich, daß er nicht etwa im Auftrage des Kabinetts spräche, aber es ist wohl selbstverständlich, daß er die Auffassungen der derzeitigen Regierung über das Grenzmarkenproblem im Osten wiedergibt. Ebenso wie in seinen Worten, so treten in den Aus führungen Wohl aller anderen Redner und Rednerinnen auch derer, die aus Danzig und von jenseits der grenze her nach Beuthen gekommen sind — immer wieder drei Gesichtspunkte heraus. Zunächst ist diese Grenze — um ein Wort des Vorsitzenden des Ostmarkeuausschusses, Exzellenz von Kries, zu gebrauchen — eine „inter nationale Sehenswürdigkeit". Einen allzu bitteren Bei- sieschmack freilich hat dieses humoristische Wort, wenn man feststellen muß, mit welcher Raffiniertheit der chinesische Vorsitzende der Völkerbundkommission vor fünf Jahren die Grenze zog. Freilich legt man trotzdem in Ober- schlefien die Hände nun keineswegs in den Schoß, ob wohl man an allen Ecken und Kanten durch jene „inter nationale Sehenswürdigkeit" behindert wird. Reichs- justizmlmster H e r g t legte in seinen Ausführungen des weiteren das entscheidende Gewicht darauf, zu erklären, daß Oberschlesten, überhaupt die ganze östliche Grenzmark, in den Bemühungen um den Wiederaufbau nicht allein gelassen werden darf. Vor ihm hatte der frühere Ober bürgermeister von Köln, Staatsminister a. D. Wall raf, der jetzt Zweiter Vorsitzender der Deutschnationalen Volkspartei ist, einen Gesichtspunkt herausgearbeitet, den dann Minister Hergt noch weiter entwickelte: Gewiß haben die Ereignisse am Rhein, an der Ruhr und an der Saar die Blicke des deutschen Volkes nach dem Westen gedreht, mußte solange der Osten als weniger wichtig im Kampf um die Erhaltung unseres Volkstums erscheinen. Im Westen ist aber jetzt eine ge wisse Beruhigung der Verhältnisse eingetreten und darum wendet sich, müßte sich wenigstens das Augenmerk des deutschen Volkes wenden auf den Osten. Mit beson derer Schärfe betonte Hergt, daß die neue Regierungs koalition an ein „Ostlocarno", also an eine freiwillige deut- sche Anerkennung der verrückten Grenzziehung im deutschen Osten nicht denke. In dieser Ansicht treffen sich die Deutschnationalen unbedingt mit den Anschauungen auch der anderen Parteien und das gab der ganzen Beuthener Ostmarkentagung das überparteiliche Gepräge. Ebenso ist man sich darüber einig, daß die Grenzmarkensrage im Osten wie im Westen eben keine Angelegenheit der Grenzmarken allein ist, sondern Sache des gesamten deutschen Volkes. Gegenüber ds>n Abwebr- kampf im Westen, aber ganz besonders im Osten müssen deswegen auch die parteipolitischen und nicht zuletzt auch die konfessionellen Verschiedenheiten zurücktreten hinter der obersten Pflicht der Wahrung unseres Volkstums. Charakteristisch für die Tagung war noch ein Weiteres. Die Frauen spielten auf ihr eine nicht bloß rednerisch wichtige Rolle und — auch hier kommt die in Grenzmark fragen so überaus notwendige Überparteilichkeit stark zum Ausdruck — der Kampf in der Ostmark wird nicht mit lautem Getöse geführt, sondern er ist ein stiller, zäher Kampf, in dem nun gerade die deutsche Frau als Gattin und Mutter eine bedeutsame, vielleicht entschei dende Rolle spielt. Immer wieder klang es durch die Ausführungen aller Redner, daß die Erhaltung des Deutschtums diesseits und jenseits der Grenze aufs engste verknüpft ist gerade mit der stillen Arbeit der deutschen Frau, die den kommenden Geschlechtern die deutsche Kul tur, deutsche Sprache und Sitte zu übermitteln hat. Wir können die Arme jetzt wieder regen im Osten wie im Westen. Dort ist man sich dessen bewußt, was Grenz- markpolitk heißt; aber die Kenntnis der Notwendigkeit dieses Kampfes auch in den Norden, in die Mitte und in den Süden des Reiches hineinzutragen, ist eine Aufgabe gerade der politischen Parteien, und das ist erfreulicher weise eine gemeinsame Aufgabe. Angenommene Entschließungen. Zum Schluß der Tagung fanden zwei Entschließungen Annahme. Die eine drückt den Memelländern die Anteilnahme der Deutschnationalen Volkspartei aus und verspricht, bei der Negierung mit allen Mitteln dahin zu wirken, daß noch nachträglich den Memelländern das Selbstbestimmungsrecht verliehen wird. Die zweite gibt der Überzeugung Ausdruck, daß keine deutsche Regierung jemals Bindungen eingehen werde, die als Anerkennung des dem deutschen Osten angetanen schweren Un rechts ausgelegt werden könnten. Me PemiMW der MtzmsliMi. Mischer Schritt in der Vesaßilngsfragk? „Der geeignetste Zeitpunkt." Ein Berliner Blatt will aus gut unterrichteten Par-' iamentarischen Kreisen erfahren haben, daß Deutschland in allernächster Zeit Schritte zur Aufnahme von Verhand lungen über die Verminderung der Besatzungstruppen unternehmen wird. An den zuständigen Berliner Stellen war eine Bestätigung dieser Nachricht, die immerhin einiges Aufsehen erregen dürfte, noch nicht zu erlangen. Sollte sich die Nachricht bewahrheiten, so würde Deutschland diesen Schritt früher unternehmen, als es bei den zuständigen Behörden ursprünglich geplant war. Die dem Reichsaußenminister Dr. Stresemann nahe- jtehende Diplomatisch-politische Korrespondenz hat erst bor kurzem darauf hingewiesen, daß Deutschland sich bei der letzten Völkerbundtagung in Genf ausdrücklich den ihm geeignetsten Zeitpunkt Vorbehalten habe, um die Ver handlungen über diese Frage einzuleiten. Als dieser Zeitpunkt war von der gleichen offiziösen Nachrichtenstelle die Beendigung der von der Interalliierten Militär kontrollkommission geforderten und von Deutschland nach langwierigen Verhandlungen zugestandenen Schleifung zahlreicher Anlagen der deutschen Ostbefestigungen ange- angegeben, was etwa im Hochsommer der Fall sein dürfte. Wie dem auch sei, eines steht fest, daß die Forderung nach Verminderung der Besatzungstruppen, in der sich alle Parteien Deutschlands einig sind, nicht verschwinden wird, bis Frankreich endlich seinem bereits gegebenen Versprechen nachkommen wird, daß die Besatznngstruppcn höchstens die Stärke aufweisen dürfen, die der Stärke der deutschen Garnisonen in früherer Zeit entspreche. * Sesahmigszwischenfoll in Düren. Ein bemerkenswerter Besatzungszwischenfall hat sich in der Wilhelmstraße in Düren in nächster Nähe der Polizeihauptwache abgespielt. Zwei Knaben, ein Deutscher und ein Franzose, hatten eine kleine Auseinandersetzung, ohne daß cs zu Tätlichkeiten gekommen wäre. Zwei zu fällig vorübergehende Zivilpersonen griffen ein. Der deutsche Junge lief davon, worauf eine der Zivilpersonen ihn einzuholen versuchte und schließlich mitdcmStock nach ihm warf. Der Stock zerbrach an einer Mauer und die Splitter verursachten bei einer vorübergehenden Frau eine leichte Hautabschürfung. Ihr Mann, der Schlosser Heinrich Inden, ging auf den Stockwerfer zu, um ihn zur Rede zu stellen. Dieser legitimierte sich als ein französischer Kriminalbeamter, erklärte Inden für ver haftet und fesselte ihn mit einem Strick am linken Arm. Als Inden erklärte, freiwillig folgen zu wollen, wurde die Fessel gelöst. Inzwischen war der Pflasterer Joseph Schmitz hinzugckommen, um Inden beizustehen; er wurde ebenfas verhaftet und beide alsdann abgeführt. Während Inden auf die Vorstellung der deutschen Polizeiverwaltung hin entlassen wurde, ist Schmitz ins Ge- General v. Scholtz 1*. Heimgang eines bekannten Heerführers. In Ballenstedt, wo er als Ehrenbürger der Stadt lebte, ist General der Artillerie v. Scholtz gestorben. Er hat ein Alter von 76 Jahren erreicht. General v. Scholtz war in Flensburg geboren. Er nahm an dem deutsch-französischen Krieg 1870-71 teil und avancierte als Offizier schnell bis zum General. Im Weltkriege führte er ein Armeekorps in Ostpreußen, nahm 1915 an der Eroberung der russischen Festungen und an dem Vormarsch im Baltenlande teil, 1917 kam er zur Saloniki- und zur rumänischen Front, wo er bis zum Ende des Krieges verblieb. Für die Erstürmung der russischen Festung Grodno hatte er den kour Io mörits erhalten. Sie Lage der deutschen LandivirWafi. Eine Rede Dr. Haslindes. In Saarbrücken sprach der ehemalige Rcichsernäh- rungsminister Haslinde über „Lage und Zukunft der deutschen Landwirtschaft". Er führte u. a. aus: Die deutsche Agrarwirtschaft besitze die große Bedeutung als Tragfläche für die Industrie und für die Beschäftigung der industriellen Arbeiterschaft. ' Das Gesamtbild der deutschen Landwirtschaft erscheine heute nicht mehr so drohend wie noch bei Beginn des Vorjahres. Es würde noch weit besser sein, wenn uns nicht die Ungunst der Witterung im letzten Herbst eine leider nur recht mäßige Ernte gebracht hätte. In der Entwicklung eines starken leistungsfähigen Landwirtschaftsrates liege eine wesentliche Zukunftsaufgabe unserer Landwirt schaft. Weiter sei ein dringendes Problem der nächsten Zukunft die Sie.dlu.ng., Eine großzügige Siedlung, fängnis eingeltesert und vtsyer auch nicht wleser enr- lassen worden. Von deutscher Seite sind alle Schritte unternommen worden, um auch Schmitz aus der Haft zu befreien. Pioncare zm Ergebnis derMjWngs- bonserenz. Paris, 2. Mai. Ministerpräsident Poincare eröffnete heute die Tagung des Eeneralrates in Bar le Duc mit einer Rede, in der er erneut die Erfolge der Regierung aus dem Gebiet der finanziellen Wiederaufrichtung Frankreichs hervorhob. Er er klärte, es fei jetzt Ausgabe der Kammern, das bisherige Ergebnis in der Ausarbeitung des Voranschlages für 1928 zu konsolidieren. Eine schrittweise Revalorisierung des Franken oder eine sofortige gesetzliche Stabilisierung sei ohne ein im Gleichgewicht befindliches Budget und ohne gesundes Schatzamtgebaren nicht möglich. Eine Gefährdung der bisherigen Ergebnisse werde er unter keinen Um ständen zulasten. Die Staatsbeamten seien Diener des Staates; sie hätten aber nicht das Recht, den Staci zu sabotieren. Es gehe nicht an, daß sie ihre Forderungen auf Umwegen zu erreichen such ten. Dem Kommunismus werde er sich mit aller Energie wider setzen. — Poincare kam dann auf das Ergebnis der Abrüstungs konferenz zu sprechen und erklärte, Frankreich sei die Nation, die ihr Heeres- und Marinebudget in den letzten Jahren stark ver mindert habe. Frankreich wünsche nichts anderes, als regelmäßig: Zahlung der Reparaüonssum-men, so wie sie der Dawesplan vor sehe. Man könne Frankreich nicht beschuldigen, moralisch nicht ab- gcrüstet zu haben. In Frankreich würden keine zahllosen Militär- orgamsotionen aufrecht erhalten und in den Schulen und Univer sitäten Frankreichs würden keine imperialistischen Doktrinen ge lehrt. Frankreich hätte es stets verstanden, die Rolle einer sieg reichen Nation nicht durch Verewigung des Hasses, sondern durch Beruhigung der Gemüter zu spielen. Frankreich könne jedoch seine Unabhängigkeit nicht preisgeben, und ebensowenig auf die Rechte und Garantien verzichten, die es dank der Verträge besitze. So lange nicht alle Nationen aufrichtig die diplomatischen Abmachun gen einhielten, die sie unterzeichneten, so lange würde es keiner Nation gelingen, und sei sie auch noch so entgegenkommend, sich beliebt zu machen. Man müsse verstehen, sich Respekt zu ver schaffen und müsse genügend stark bleiben, um sich verteidigen zu tonnen. EHMerlM WW sm»M--mWe Werrns- UOMlINM Eigener Fernsprechdienst des „Wilsdruffer Tageblattes". Paris, 3. Mai. Chamberlain erklärte gestern im Unter haus, daß französisch-russische Friedensverhandlungen im Gange seien, ein Abkommen aber bis jetzt noch nicht zustande gekommen sei. besonders an den östlichen Randgebieten, sei dringens ge boten. Zum Schluß wies er auf die Notwendigkeit der Schaffung internationaler Organisationen der Landwirt schaft hin. * Beendigung der Internationalen Getreidckonfcrenz. Die in Rom tagende Internationale Getreidekonfe renz hat ihre Arbeiten beendet. Eine zweite Internatio nale Getreidekonferenz soll im Jahre 1930 wieder in Rom stattfinden. Der deutsche Vertreter Baur hob in der Schlußsitzung hervor, daß der Kampf um das Ge treide im wesentlichen einen Kampf um den Welt frieden darstelle. ' Sie lleberschwemmung in Amerika. 200 000 Existenzen vernichtet. Nach den letzten Berichten aus New Orleans wurde die Bruchstelle des Mississippidammes durch weitere Sprengungen um etwa 200 Meter erweitert. Durch die Bruchstelle strömen jetzt 200 000 Kubikfuß Wasser in das untere Land. Infolge der Erweiterung der Bruchstelle ist der Wasserspiegel um fünf Zentimeter gefallen/ Die Bruchstelle erweitert sich von Stunde zu Stunde, und die Ingenieure beabsichtigen, sie mit Metallblechen zu ver steifen, sobald sie die Breite von etwa 650 Meter erreicht hat. Fünfzehn weitere Quadratmeilen Landes sind unter Wasser gesetzt worden. Handelssekretär Hoover, der auf einer Besichtigungs reise durch das Überschwemmungsgebiet begriffen ist, hielt im Rundfunk eine Rede, die im ganzen Lande mit angehört wurde. Er beschrieb darin die Überschwemmung als die schlimmste in der Geschichte des Landes. 200 000 Personen seien ruiniert, sechs Millionen Acres über schwemmt und ein Schaden von 200 Millionen Dollar an-