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Voigtländischer Anzeiger. 46. Stück. Sormabends den 18. November 1809. Der Johannisberg. An der Nähe von Winkel ließ ich mich aus setzen, um den, wegen seines köstlichen, und alle Gewürze des Rebensaftes in sich vereinigen den Weines, so berühmten Johannisberg zu besteigen. Der Aufgang ist ganz gemächlich, und der Weg von Winkel bis zum Gipfel in ei ner kleinen halben Stunde zurückgelegt. Außer der Merkwürdigkeit seines Produkts verdient die ser Berg, schon wegen des wunderschönen Pro spekts, worüber er gebietet, besucht zu werden. Es war Mittag, als ich ins Zimmer des um den Johannisberger Weinbau höchst ver dienten Pater Keller Arnd trat. Der Tisch, woran noch ein guter, den alten Zeiten nach denkender Geistlicher saß, war mit kümmerlichen Speisen besetzt. Es folgte, dem Gaste zu Eh ren, ein Schälchen Kaffee. Ein dickes bleier nes Lüffelchen entlockte mir die Frage: ob die ses reiche Fleckchen Landes nicht ein silbernes Löffelchen für Fremde besitze? Sonst hatte un sere Verwaltung wohl etwas Silberzeug, war die mit einem trüben Hinblick auf das Bley in meiner unwilligen Hand begleitete bescheidene Antwort. Ich bin im Stande, theils aus Urkunden, theils aus mündlichen Belehrungen, einige nä- Here Nachrichten vom Johannisberg mitzuthei- len. Nolhard, Erzbischof zu Mainz, ließ, gegen Anfang des zwölften Jahrhunderts, ein Kloster auf diesem Berge errichten. Im Jahre rroy starb er daselbst, und wurde auch da be graben. Bis Ende des sechzehnten Jahrhun derts blieb dieses Kloster von Abt und Mönchen bewohnt. Alsdann verließen sie cs, weil sich keine Mittel mehr finden wollten, die vielen kontrahirten Schulden zu bezahlen. Die Ver waltung des Kiostergutes wurde nun einem kurmainzischcn Keller übertragen. Im Jahre 1641 verpfändete Mainz das ganze Wesen an di« adeliche Familie von Giese, für die Sum me von zooOv Rthlr. Species. Im Jahre 1716 wurde cs zwar eingelöset, jedoch zugleich, gegen Ersatz des gedachten Kausschillings, an Fuld verkauft. Fuld blieb im Besitze, bis bekanntlich der Marschall Kellermann es im vorigen Jahre zum Geschenk erhielt. Das Johannisberger Schloß ist in den Jahren 1722 bis Z2 auf den Ruinen des alten Klosters gebaut worden. Im obersten Stocke befindet sich der Fruchtbodca. Unter dem Schlosse ist der Keller. Die