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Wochenblatt für Wilsdruf, N-Kruud, Rsffm, SieSenleh» und -ie Umgegruden. Neunter Jahrgang. Freitag, den 9. März 1849. 20. Verantwortlicher Redacteur und Verleger: Albert Reinhold. «ei, dieser Zeitschrift erscheint alle Freitage eine Nummer. Der Preil für den Dl-rtessahraang beträgt 10 Ngr. EtmmMche KSnlgl. P«.» ilmter de« Inlandes nebmen Bestellungen darauf an. Bekanntmachungen, welche im nächsten Stuck erscheinen sollen, werden In WilSdruf di» Montag AbendS 7 Uhr, inTbaranb bis Montag Nachmittag« 5 Uhr, und in Nossen bis Mittwoch Vormittags N Uhr angenommen. Luch können d,S Mittwoch Mittag eingehende Zusendungen auf Verlangen durch die Post an den Drucken befördert werden, so daß Ne in de» nächsten Nummer erscheinen. Wir erbitten uns dieselben unter den Adressen: „An die Redaction des Wochenblattes in Wilsdruf", „a« die Agentur deS Wochenblattes in Tbarand " und „an die Wochenblatts - Expedition in Nossen". In Meisten werden Aufträge »nd Bestellungen in der Buchhandlung von E. G Klinkicht und Sohn besorgt. Etwaig« Beiträge, welche der Tendenz del Blatte« entsprechen, sollen stets mit großem Danke angenommen werden. Die Redaction. Bericht Ves Nationalvertrcters Hallbauer zu - Frankfurt a. M. Beschluß.) Betrachte ich von diesem Standpunkte aus die ver schiedenen Vorschläge über Lie Wahi des Staatsoberhaupts, so erscheint 1) der Vorschlag: einen freigewählten unverantwort lichen Präsidenten, ähnlich wie in Frankreich, an die Spitze zu stellen, als rein unausführbar. Wenn in dem mäch tigsten deutschen Sande, in Preußen, Las Königthum im Bewußtsein des Volks noch so fest wurzelt, wie die letzte Vergangenheit so deutlich gezeigt hat, so verträgt die deut sche Verfassung schon aus diesem Grunde, von andern Gründen ganz abgesehen, für jetzt noch keine republikanische Spitze. Man hat Seiten der Einzelstaatcn der jetzigen, monarchisch-constituirenLcn Cenrralgewalt so oft nur ungern und langsum gehorcht; einer republikanischen Eentralgewalc würde man den Gehorsam geradezu aufsagen, und Las Ganze würde sich in Anarchie auflöscn. — ES sind auch wohl die meisten von denen, die früher eine republikanische Spitze wünschten, bei näherer Erwägung wieder von dieser Idee zurückgekommen, und sie haben sich 2) mehr einer andern Ansicht zugeneigt, die dahin geht, ein Direktorium von Personen an Li« Spitze zu stellen, die von den Großmächten Deutschlands auf Zeit zu wählen sein würden. Auf diese Weise bösst man, O-streich für den deutschen Bundesstaat zu erhalten, man macht aber dabei die Voraussetzung, daß die so gebildete Eentral- gcwalt daS ganze Heerwesen von Deutschland, obne Ein mischung der Einzclstaaten, unniittelbar zu organisircn und zu leiten habe, weil man fühlt, dar ohne eine solche Be- sugniß die aus 3 Köpfen bestehende Centralgewalt allzu wenig einheitliche Kraft haben werde. — Jedoch unter Liesen Bedingungen würde Oestreich, nach seiner ncucilicheu Note auf solchen Vorschlag vielleicht nicht einmal cingehcn, und an und für sich hat der Vorschlag eine solche Aehn- lichkcit niit dem alten Bundestage, daß das Princip der Freiheit sowohl, als der Einheit dadurch sehr gefährdet er scheint und daß man bei der weitern Verfolgung dieses Vorschlags mit großer Behutsamkeit zu Werke gehen muß, wenn nian nicht unmittelbar den Todeskeim der Freiheit hineinxflanzcn will. 3) Ein einheitliches monarchisches Oberhaupt ist daher dasjenige, auf das man immer und immer wieder zurück- kommt. Rach diesem Vorschlag würde Einer der regieren den deutschen Kürsten, und zwar womöglich Einer der mächtigsten auf 4 oder 12 Jahre, vielleichtauch auf Lebens zeit an die Spitze von Deutschland zu stellen sein, unllr Lem Litel eines Kaisers oder auch eines Königs von Deutschland. — Will man darin eine Beeinträchtigung der Freiheit erblicken, so ist zu erwägen, daß-die Na tionalversammlung zugleich verpflichtet ist, die deutsche Einheit, daS heißt eine einheitlich kräftige Slaatsver- fassung zu erzielen, um der Freiheit eine Wohnstätte zu bereiten. Es besteht, wie ich oben schon bemerkte, ein Ge gensatz zwischen Einheit und Freiheit, der es nothwendig macht, daß Li eure Ler andern ein Opfer bringe. -Nag eS sein, daß der Freiheit eine unbequeme Wohnsrättte be reitet werde, immer ist es besser, als daß sie gar keine Wohnung habe, und daß sic obdachlos umherschwelfe wie eine Vaaabondin. Wenn es Männer gibt, die der Wer- zweiflung^ansicht sich hingcbcn: cs weide Nichts mit Ler deutschen Einheit, es müsse daher jedes einzelne Land Lem Partikularismus huldigen und an die Freiheit sich halten, so ist Lao eben nur ein Akt Ler Verzweiflung. Wer sich erinnert all Lie Lbhängigkcit der kleinern deut schen Staaten von den giößern, Lie ja das immerwährende Kiagiied unserer frähern -tändeversammlungen gewesen ist, Ler wird zugebcn müssen, Laß uns die Freiheit sicher und bleibend nur Lurch die Einheit kommen könne. Was Li« Person Les als Oberhaupt zu wählenden Fürsten betrifft, so denken Einige an den Kaiser von Oestreich, andere, jedenfalls die Mehrzahl, an Len König von Preußen. Leider sind Lie wiederholten Acte von Gesetzwidrigkeiten, deren Lie Preußische Negierung sich ncuerdings schuldig gemacht l at, nicht gce'lgnet, das Preußische Regiment i» Deutschland populär zu machen: indcß bleibt immer zu erwägen, Laß das Preußische Volk, beseelt von einem frischen Lemocratischen Geiste, thatkeäftig genug ist, um eine seine Freiheiien sichernde Verfassung zu erringen; Lenkt man sich nun, Laß zu dem demokratischen Preußischen Strome noch Ler Lemokralischc Strom Les übrigen Deutschlands sich hinzugcsellt, so wird kein Kabinct und keine Diplomatie der E'Le dnscm Lcppelten Strome einen entschicd-nen Wi derstand auf die Dauer eutgegenstellen können. Das jährlich versammelte deutsche Parlament wird mächtig genug sein, um den Widerstand Eines an der Spitze stehenden, wenn auch schlechtgesinnten Kabinets endlich zu brechen. Weit weniger ist ein solcher Erfolg zu erwarten bei einem Di- rcctonum, d. h. bei einem dreiköpfigen ßobinet, wovon der eine Kopf von Preußen, de, zweit« von Oestreich, der dritte von Baiern oder den übrigen deutschen Fürsten diri-