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Belehrung und U n terhaltu n g. .. . Ä Nr. Dresden, den n. Februar i8n. 12. Worte eines sächsischen Patrioten an seine Mitbürger. Ueber die Militairconscription. in Gegenstand, der die Köpfe der ober sten Staatsmänner und der Niedrigsten im Volke, das Nachdenken der Reichen und Ar- mm beschäftigt, der bald gefürchtet, bald ge hofft, bald laut gepriesen, bald als das größte Ueb l verworfen wird, ist die in unsern Ta gen zum Si stem gewordene Militairconscrip- ncn. Daß der große Volkshause sich an sie nicht gewöhnen kann, und noch weniger den wohtthätigen Einfluß derselben anerkennen will, beweisen die aufrührerischen Bewegun gen, die tollkühnen Widersetzlichkeiten, welche durch ihre Einführung in manchen Landern veranlaßt worden sind. Nicht blos deswe gen, weil sie etwas Neues ist, weil der un- gebildetere Theil der Menschheit, aus blin der Vorliebe für das Alte, die Vorzüge neuer Einrichtungen nicht zu fassen vermag, erklär ten sich so viele gegen sie, nein! es war auch ein nicht zu verläugncndes Gefühl der Na tur, was sich bei manchen dagegen auflehnte, cs war insbesondere der ängstliche Gedanke, die alte Freiheit verloren zu haben, was den meisten Widerwillen gegen sie erregte. 1lud zu verkennen ist es nicht, daß die Urtheile der Acrmern im Volke, welche den größten Theil desselben ausmachen, leichter würden zu be richtigen gewesen seyn, wenn nicht die Wohl habenden und Reichen, denen das ehemalige System der Svldatenaushcbung weniger be schwerlich wurde, für ihre Kinder bei der neuen Einrichtung mehr gefürchtet und die umlaufenden Meinungen des Unwillens be günstigt hatten. Jeder hoffte, daß, nach dem alten Gange der Dinge, feine Söhne der Gefahr, zum Soidatenstande gezwungen zu werden, weniger ausgesetzt wären, oder daß es doch leichter sey, sie zu überwinden, jeder fürchtete für seinen eignen Nutzen, und diese Ucbcreinstimmung aller brachte meisten- theils den irrigen Glauben hervor, daß man in der Militairconscription ein gemein schaftliches Uebel zu bekämpfen habe. Ist man durch die Gespräche, welche an der Tagesordnung sind, berechtigt, auf die Ansichten zu schließen, die man sich von den Begebenheiten und politischen Erscheinungen unsrer Zeit zu bilden pflegt: so ist kein Zwei fel, daß cs auch in unserm Vaterlande an Bedenklichkeiten über diesen Gegenstand nicht M