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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich t Mark 20 Pf. prssimmvranäo. Ammer Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tage« des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit lv Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Zwönitz und Umgegend. Organ für den Stadtgemeinderath, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. Lw. Dienstag, den 24. Januar 1882. 7. Jahrq. Tagesbericht. — Dresden, 19. Januar. Aus dem Polizeiberichte. Ver gangene Nacht wurde dem Stadtkrankenhaufe ein Mann zugeführt, welcher in einer hiesigen Restauration als Gaukler sich producirt und durch Stoß eines Degens in die Speiseröhre bedeutende innere Verletzungen zugezogen hatte. Heute Vormittag V48 Uhr ist der Verunglückte, ohne daß er im Stande gewesen wäre, sich über den Vorfall irgend zu äußern, verstorben. — Leipzig, 21. Jan. Das Reichsgericht hat heute die Re vision in dem Prozesse des Mädchenmörder Türpe verworfen. — Zwickau, 20. Januar. Ein hiesiger Restaurateur, der gestern Schlachtfest abhalten wollte und sein Schwein vorsichtshalber untersuchen ließ, wurde von Herrn Trichinenschauer Pöhler mit der Anzeige überrascht, daß das Opferthier stark finnig sei. Das Fleisch dieses Schweines wurde hierauf behördlich für den Handel und Ver kauf inhibirt, der Schlachtsestunternehmer aber half sich durch schleunige Requisition eines anderen Schlachtopfers. > — In dem Stadtkrankenhaus zu Chemnitz befindet sich seit dem 9. d. M. ein zur Zeit unbekanntes, jedoch geistig gestörtes Frauenzimmer. Obgleich sich dieselbe Marie Auguste Heilgengeist schreibt, vermag sie jedoch über ihre Person, ihren Gcbnrts- und Wohnort, sowie über ihre Angehörigen eine Auskunft nicht, zu geben. Ihr Alter ist einige 10 Jahre, untermittle Größe, kräftige Statur, schwarzbraune Haare und Augenbrauen, graue Augen rc. Hoffent lich gelingt es durch die Bekanntgabe, etwas Näheres über diese Person zu crmittel». — Stollberg, 20. Jan. Der St. Anz. schreibt: Dienstag Abend wird im hiesigen Gewerbevereine der Reisende Di-. Rohlfs über seine Reise in Abbessinien sprechen. Herr Rohlfs war schon vor einer Reihe vonJahren einmal bei uns und errang sich damals den allgemeinste»Bei fall. Man kann es daher dem Vorstand des Gewerbevereincs nur Dank wissen, daß er abermals Gelegenheit giebt, den berühmten Reisenden und Gelehrten zu hören, um so mehr, als auch Nicht mitgliedern gegen ein geringes Eintrittsgeld der Zutritt gestattet ist. Indem wir auf die Bekauiilmachung im Jnseratentheile verweisen, möchten wir namentlich auch unsere Leser von auswärts auf den zu erwartenden eben so großen als seltenen Genuß aufmerksam machen und zu recht zahlreichem Besuche allgemeine Anregung geben. Schließlich lassen wir noch eine kurze Biographie Rohlfs folgen. Derselbe wurde geboren am 14. April 1832 zu Vegesack, studierte seit 1849 Medizin, kämpfte daun in Algier unter der Fremdenlegion gegen die Kabple», durchwanderte in Mohammedanertracht 1862 märokkan. Sahara von nach 0. bis zum Wady Draa (zuletzt geplündert und verwundet), drang 1864 über die Schneegebirge des Atlas bis zur Oase Tunt vor (die er zuerst beschrieb) und kehrte über Ghadames und Tripolis auf kurze Zeit nach Deutschland zu rück. Eine neue Reise führte ihn 1865 nach Mursuk, von da Früh jahr 1866 über Bilma nach Bornu, von wo er sich gegen nach dem Binue und dem Niger wandte, fuhr diesen Strom aufwärts bis Rabba und drang durch die Urwälder von Joruba bis an die Küste von Lagos vor, wo er sich (1867) nach England einschifste. 1868 begleitete er die englische Armee auf der abbessin. Expedition, brachte 1869 die Geschenke des Königs von Preußen für den Sul tan von Bornu nach Tripolis, wo er sie dem Or. Nachtigal über gab, machte von dort eine Reise durch Cyrenaica und die Jupiter- Ammonsoase; R. lebt gegenwärtig in Weimar. — Burkhardtsdorf. Am 19. Januar früh 5 Uhr verschied unerwartet an der Blasenrose der 52 Jahre alte, allgemein beliebte Gendarmerie-Brigadier Herr August Berge hier. I» ihm verliert das Gendarmerie-Corps einen tüchtigen Beamten und braven Ka meraden. — Dieser Tage ging der Buchhalter Georg Clemens Freigang seinem Chef, dem Besitzer des „Hotel Museum" in Annaberg mit 17,000 Mk. in Wertpapieren durch. Er ward bald erwischt. Der Bestohlene hatte Grund anzunehmen, Freigang werde sich nach Wien wenden, was auch geschehen ist. Die dortige Polizei ward sofort instruirt und natürlich von dieser wiederum die Bankiers. Freigang ahnte, daß die Polizei im Wiener Bahnhof bereits auf ihn warten werde und stieg deshalb bereits in Stadeln aus, von wo er zu Fuß in Wien einzog und da gleich in die Wechselstube Friedländer in der Nothenthurmstraße ging, woselbst er sofort verhaftet ward. — Der Lehrer Sch. in Oberplanitz war beschuldigt worden, ain Freitag den achtjährigen Cl. Müller dermaßen mit dem Nohr stock auf den Kopf geschlagen zu haben, daß besagter Junge mit be deutenden Kopfschmerzen nach Haufe gekommen, andern Tags be wußtlos geworden und am Sonntag früh gestorben sei. Der Lehrer beantragte selbst bei der Staatsanstalt Zwickau Untersuchung, infolge dessen am Dienstag der Knabe secirt ward. Da hat sich denn er geben, daß er durchaus nicht an einem Kopfübel, sondern an einer starken Lungenentzündung gestorben ist. — Am 16. d. Bi. früh ist ein 4 Monate altes Töchterchen des Tagelöhners Otto in Unterhermsgrün unter Umständen verstor ben, die auf ein Verbrechen schließen lassen. Der Vater des Kindes wurde am 18. verhaftet und am 19. die Sectio» des Leichnams vor dem Kgl. Amtsgericht vorgenomme». — Vorgestern Abend wurde auf der Muldenthalbahn in der Nähe der Güterhaltestelle Penna ein unbekannter Man» von einem Personeuzuge überfahren und sofort getödtet. Es liegt zweifellos ein Selbstmord vor. — Taucha, 18. Januar. Als am gestrigen Morgen di« Düngerwagen eines Gutsbesitzers in Plößitz auf dem Felde entladen wurden, kam auch der Leichnam eines etwa fünf Monate alten Kindes zum Vorschein. Die Wagen hatten den Inhalt aus Reudnitz geholt. — Ebersbach. Vor Kurzem verunglückte ein in einem hie sige» größere» Geschäft «»gestellter Commis dadurch, daß ec sich a» das zum Heraufwiuden von Kollis bestimmte Seil hing, uni sich in die Höhe ziehen zu lassen; unterwegs verließen ihn jedoch die Kräfte, und der junge Mann stürzte aus ziemlicher Höhe herab in den Hof, und zwar mit dem Kopfe auf eine mit Eise» beschlagene Thürschwelle. Mit einer große» Wunde über dem Schädel und an der Stirn wurde der Unglückliche aufgehoben. Sein Zustand soll ei» höchst bedenklicher sein, und zweifelt man an seinem Aufkommen. — Mit Rücksicht darauf, daß noch immer einige Hundert Ge winne der Halle'schen Ausstellungslotterie nicht abgeholt'sind, wo runter sich auch einige von größerem Werth befinde», bringt die „Saale-Ztg." in Erinnerung, daß die Verpflichtung des Ausstellungs coniitees, für die Aufbewahrung der verloosten Gegenstände zu sorgen, in den nächsten Tagen erlischt. Deutschland. Der Kaiser vollzog am Freitag, als Oberhaupt des hohen Ordens vom Schwarzen Adler, mit dem in Berlin an wesenden capitelfähigen Rittern desselben die feierliche Investitur des Prinzen Christian zu Schleswig-Holstein sowie des commandi- renden Generals des 9. Armeecorps von Tresckow und des Chefs der Admiralität, Staatsministers von Stosch. Nach Beendigung der Aufnahme-Ceremonie hielt der Kaiser ein OrdnungScapitel ab, wo rauf ein größeres Diner im Königlichen Schlosse stattfnnd, an wel chem zumeist die Ordensritter theilnahmen. Die Neichstagsverhandlungen nahen sich ihrem Ende und wer den bis zum Schlüsse des Reichstages nur noch Tage vergehen; ob jedoch der Reichstag im Frühjahr nochmals zu einer Session zusam mentreten wird, ist vorläufig noch ungewiß. Am Donnerstag führte der Reichstag die erste Berathung des von den liberalen Fractionen eingebrachte» Gesetzentwurfes betreffend die Entschädigung bei Un fällen und die Unfallversicherung der Arbeiter zu Ende und überwies den Entwurf an eine Commission von 21 Mitgliedern zur näheren Prüfung. Hierauf setzte das Haus die zweite Lesung der Vorlage über die Erhebung einer Berufsstatistik fort und genehmigte schließ lich die Einstellung der für die Ausführung des Gesetzes erforder«