Volltext Seite (XML)
Dienstag, IS. Augnft Ivlt Irtik 4000 »UM itninsti Xr. 188. Sechster Jahrgang. 5luer Tageblatt und Anzeiger für das Erzgebirge ' ' mit der wöchentlichen Unterhaltungsbeilage: Auer Sonntaqsblatt. „ „ v«-«nd verr-- ,»r --i- >s-rM- v°r°n,w°r.lich^ - ' Na.e vm-ü-^«-I-k,^e..II,-d.N M»lt«r Nr»u». Sprechstunde der Redaktion mit Anrnahme der Sonntag« nachmittag, von 4—» Uhr. — lelegramm-Ndreffe: Tageblatt Nueerzaeo cpr Fernsprecher rs. Erzgeb. Bei^c in Aue 1. Lrzgeb. Für unverlangt eingesandte Manuskripte kann Gewähr nicht geleistet werden. Bezugspreis: Durch unsere Boten srci ins ksaus monatlich so pfg. Bei der Geschäftsstelle abgcholt monatlich qo pfg. und wöchentlich ,opfg. — Bei der Post bestellt und selbst abgeholt vierteljährlich t.so Mk., monatlich so pfg. — Durch den Briefträger ft ei ins Haus vierteljährlich >.g2 Mk., monatlich e- Pfg. — Einzelne Nummer to Pfg. — Deutscher Postzeitungskatalog. — Erscheint täglich in den Mittagsstunden, mit Ausnahme von Sonn- und Feiertagen. Insertionspreis: Vie stebengesvaltene Korpuszeile oder deren Raum für Inserate au» Aue und den Drtschasten der Amtshauptmannschaft Schwarzenberg >o Pfg., sonst >S Pfg. Reklamepetitzeile 2S pfg. Bei größeren Abschlüssen ent sprechender Rabatt. Annahme von Anzeigen bis spätesten» y>/, Uhr vormittag». Für Ausnahme von größeren Anzeigen an bestimmten Stellen kann nur dann gebürgt werden, wenn st« am Tage vorher bei un» eingehen. vielt Nimmer «maßt - reite» Das Wichtigste vom Lage. Der Reichskanzler, der am Montag früh in Berlin cingetroffen war, ist nachmittag« nach Hohenfinow zurückgekehrt. Der S t a a t S ei s e n b a h n r a t in Chile hat den Bau von fünf neuenCisenbahnlinien beschlossen, die das Bahnnetz der Acke»baudistrtkte erweitern sollen. G Nach dem Daily Telegraph wird Mitte September inKon- stantinopel eine Wandlung in der inneren und äußeren Politik im Sinne einer Anlehnung an die Tripelentente (England, Frankreich, Rußland) . erfolgen. Der Präsident von Ecuador ist zurückgetreten. In einem portugiesischenKavallerieregiment wurde eine royalistische Bewegung aufgedeckl. Mutmaßlich« Witterung am Mittwoch: Nordweftwind, wolkig, kühl, zeitweise Regen. -WL Die mecklenburgische verfassungsre.orm. Die Leiden Großherzogtümer Mecklenburg-Schwer in und M-ecklenLurg-Strelitz find Vie einzigen deutschen Bundesstaaten, die noch einer Volksvertretung ent. Lehren. Die jetzige Verfassung der Großherzog tümer gehört einer Zeit an, die noch vor der Blütezeit des absolutistischen Staa tes liegt: Noch herrscht dort da» ständische Prinzip, wonach zwei Drittel Les Landes — die ritterschaftlichen Gebiete und die Städte — von der Verwaltung durch di« großherzogliche Regie rung ausgeschlossen sind. Schon seit Jahrzehnten bemüht man sich, diesen ganz veralteten und in unser öffentliches Leben nicht mehr passenden Zuständen ein Ende zu machen. Auch die beiden Groß. Herzöge haben sich der Verfassungsreform warm angenommen, aber alles Bemühen scheiterte bis jetzt an dem Widerstand der Aus der Bier-Chronik. Nachdruck verboten Xenophons AnaLasis redet von einem berauschenden Ger. stentranke, den die Armenier au» wiohlgefüllten Krügen mittelst kleiner Rohrhalme zu schlürfen pflegten, und des Tacitus Ger- mania von einem weinähnlichen ^Gebräu aus Gerste und Wei zen, mit dem Teuts Söhne ihren chronischen Durst zu löschen such ten. Der kundige Pennäler schließt natürlich sofort auf Bier und würdigt die Armenier und die Söhne Teuts seiner doppelten Ach tung. Aber so ein echtes und rechtes Bier war es nicht, denn «s fehl'e ihm ein wesentlicher Bestandteil: der aromatische, bitter schmeckend- Hopsen. Wann zuerst Hopfen der aus Gersten oder Weizenmalz bereiteten Wüvze zugssetzt wurde, läßt sich ge- nau nicht ermitteln. Linus führt den Beginn auf die Zeit der Kreuzzüge, andere bereits auf die Zett Pippin», de» Begründer» der karolingischen Herrschaft, zurück. Sehr wahrscheinlich rührt die Verbesserung von den Klöstern her, haben doch gerade st« derart rüstig und erfolgreich im Brauen vorgearbeitet, daß be reits die Bürger und Bauern de» Mittelalter» all« Trübsal dep Daseins mit einem achtbaren Labetrunk htnabzuspülen vermach, tcn. Das eigentliche Bierland im Mittelalter «ar aber nicht Süd-, sondern Nord deutschland. Der gelshr« Doktor Knaustiu», der Anno lö7ö ein sehr interessantes Buch über da» Btetbrauen g schrieben hat, sagt: Anstatt de« Wein, in den O«rtern, da kein Wein nächst, ist', ein« edle Gabe Gotte«: gut vier. Schon unter den sächsischen Kaisern haben die norddeutschen Männer in Bier gekneipt. Di« Brauer spielten alsbald »ine gewichtige, Noll«. Al« Herzog Rudolf von Sachsen nach dem Tod« Wald«, mar 1310 auf die Mittelmarik spekuliert« und sich di« Berliner und Kölner geneigt zu machen sucht«, verlieh er ihnen in seiner Bestätigung die Braugerechtigkeit. In vielen Städten war e« Brauch, daß di« Braugerechtigkeit unter den Bürgern der Stadt umging. War da» Gebräu fertiggestellt, so wurde «» von den sogenannten »rauherrn sehr tzvisfinhckft aUf sein, Güt« ge- probt In vernau soll di« Krafchrob» nu, dann befriedigt ha ben, wenn die mit neuen vier LMrichenen Schemel an dm Le- derhol« de» Sch erbebende» Buaulmrmi kleb«, blieb«. Uebee- Ritterschaft, d. h. der ständischen Vertretung de» Großgrundbe sitzes. Am IS. Juli tagte ein Ritte rschaft»konv«nt beider Eroßherzoglümer im Ständehau» zu Rostock und nahm eine Resolution an, di« alle Hoffnungen auf ein Entgegenkom men zerstörte. Bei dem Empfang einer Abordnung, die die Be schlüsse dieses Konvents überbrachte, hatte schon der Großherzog Friedrich Franz IV. von Mecklenburg-Schwerin 'eine Sorge nicht verhehlen können, daß durch sie die ganze Ver- fassungssrage wieder ins Stocken geraten sei und eine Einigung erschwert werde. Dem hat sich nun auch der Großherzog Ad 0 lf Friedrich von M eck lenL urg-Stre-l i tz angeschloston. Er empfing, wie wir gestern schon kurz meldeten, am Sonnabend mittag im Beisein des Staatsministers Nossart «ine Abord nung der Ritterschaft, die beauftragt war, ihm die auf dem Kon vent angenommen« Resolution zu unterbreiten. Auf eine An sprache des Erblandmarschalls v 0 nLützow erwiderte der Groh- herzog: Meine Herren! Der mir bereit» bekannte Inhalt der von Ihnen überreichten Resolution meiner getreuen Ritter» schäft erfüllt mich mit Betrübnt» u. aufrichtiger Sorge, und zwar umsomehr, als dieser Beschluß nach dem Inhalt der Ansprache, mit der er mir soeben überreicht worden ist, unzwei deutig klarlegen soll, zu welchen Opfern Vie Ritterschaft bereit ist und welche Grenzen sie sich gezogen hat. Ich muß daraus enlnehmen, daß meine getreue Ritterschaft zu «irrem wetteren Entgegenkommen Lei der Lösung der für die Wohlfahrt meine« Lande« so wichtigen und bedeutungsvollen Frage der Verfas sungsreform zur Zeit nicht willen» ist. Jchbedauereda» umsomehr, da meine zu der Frag« der Verfassungsreform bisher eingenommene Stellung, insbesondere auch die Antwort, die ich seinerzeit der Abordnung der Mitglieder beider Stände Lei der U«Lerreichung der sogenannten Güstrower Beschlüsse er teilte, keinen Zweifel darüber aufkommen lassen konnten, daß ich den mir jetzt überreichten Beschluß der Ritterschaft als eine geeignete Grundlage für die weiteren Vorhand- lungen über di« Werfassungsrefo-rm nicht ansehen kann. Ich bin stets der Ueberzeugung gewesen, daß di« Notwendig keit einer- Aenderung der bestehenden Landesverfassung vor allem aus der Notwendigkeit entspringt, weitere Kreis« derBevölkerungzur Beratung und Beschlußfassung über die wichtigsten Landesangelegenheiten heranzuziehen, und zwar schon allein aus dem Grund», weil die persönlichen pekuniären Opfer, die für die Förderung der LamLerinteress. sen gebracht werden müssen, wie in allen deutschen Staaten, so auch bei uns von Jahr zu Jahr größer und beschwerlicher wer- den. Dieser Notwendigkeit trägt der rttterfchaftlich« Beschluß nicht in genügendem Maße Rechnung. Wetter fordert dieser Beschluß die Uebertragung de» vol len Budgetrecht«» an den neuen Landtag, der mindesten» zu zwei Dritteln au» den Vertretern der jetzigen beiden Stände zusammengesetzt sein soll. Da» bedeutet u. a., daß ich auf da» mir -»stehende unumschränke Landesregiment, insbesondere auf mein uneingeschränkte» landerherrliche« Verwaltung», und Gesetzgebungsrecht im Domantum zu Gunsten eine» Landtage» verzichten soll, in welchem nach wie vor da» reim ständische Ele ment von absolut ausschlaggebender Bedeutung sein würde. Wenn ich nun auch zu einem so schwerwiegenden Opfer und der Aufgabe eine» in der ständischen Verfassung begründeten wesentlichen Teile» der mir von meinen Vorfahren überkomme- nen landesherrlichen Gewalt bereit bin, so findet doch auch meine Bereitwilligkeit eine Grenz«, wo es sich weniger um das Wohl des Lande», al« im praktischen Erfolg um einen Machtzuwach» der jetzigen Stände handjelt. Einer Landesoertretung, deren Zusammensetzung weiteren Kreisen der Bevölkerung eine ihrer wirtschaftlichen und intellektuellen Bedeutung entsprechend« Mitwirkung an der Erledigung der Landesangelegenheiten gewährleistet, werd« ich gern« und freudig gewähren, wa» fie zu «iner gedeihlichen Tätigkeit bet der Erledigung der ihr obliegenden Auf- gaben bedarf. Au» diesen Worten geht hervor, wte fist der Großherzog von der Notwendigkeit der Einführung einer modernen Staatsverfaflung in Mecklenburg überzeugt ist. wenn di« Rit. terschaft auf ihrem Widerstand beharrt, werden di« Leiden Groß- Herzöge ihn brechen müßen. Dabet wevden sich nicht nur die große Mehrheit ihrer Mecklenburger, sondern di« ganze deutsche Nation auf ihre Sette stellen. Die englische AusftarrdSvewegrmg. Minister Churchill über di« Sag«. Der englische Minister de» Innern Churchill erklärte im Unterhaus«, daß die Lage in Liverpool sich bisher noch nicht gebessert habe. In vielen Fällen seien die Streik unruhen von Angriffen auf Warenhäuser, Geschäft» lokale und Privathäuser begleitet gewesen. Unter solchen Um ständen sei es die Ansicht 'der Regierung, daß «» für die.Polizei Haupt werden pom Bernauer Bier Wunderdinge erzählt. So soll die Stadt 1-32 vor den anstürmenten Hussiten nur dadurch ge rettet worden sein, daß man sie eine gewaltige Ladung «xtra stark gebrauten Biere» rauben ließ und alsdann gegen die völ lig Berauschten ein«n erfolgreichen Ausfall unternahm. Noch im Jahre 16S1 wird da» Dernauer Bier al» «in herrliche» Gebräu, so weit verführet wird, bezeichnet, und Mar von Martin Zeil- ler im Fidus Achates. Ebenderselbe preist von Gardeleben, jetzt Gardelegen: Ist «in Ehur-BrandenLurgische Statt und wegen ihres köstlichen Bieres weit und breit bekannt, von Zerbst im Anhaltischen: Ist sonderlich wegen des herrlichen Sommerbiers, so weit verführet wird, Lerllmbt, von Schmtedeberg in Sachsen: Es wird allda gutes Bier gesotten, wiewohl solcher Ort Anno 1837 äbgebrandt worden, von Neiße in Schlesien: Hat tteffe Keller und gute» Bier, und von dem damals großpolni- fchen Meserritzj Die Inwohner allda seyn Teutfche, die gute, Bier brauen. Hiermit sind aber di« berümbten Biere No-rddeutschlands noch lange nicht aufgezählt. Manches ander« Bräu wurde we gen seiner trefflichen Qualität ebenfalls hoch gefeiert und twjeit verführet. Allen voran stand in Ansehen das Bier aus Einbeck in Hannover. Luther, der bekanntlich nicht zu den Kostver- ächtern gehörte, war dem kräftigen Trank so gewogen, daß ihm Aevzog Erich von Braunschweig «in« Flasch« nach Worm» senden ließ. Am Brandenburgisch-« Hofe gehörte Einbecker zu den Ta felgetränken, und Verzog Albrecht von Bayern schätzt« diese» vier in einem Maße, daß er «» nach München kommen ließ, wo e» Anlaß zu einer Nachahmung gab, au» der sich später Mlln- chen, berühmter Bock entwickelt hat., Im übrigen braute jede Sadt ihr eigene» Bier. Der Kumor der Wirke und fidelen Zecher belegte da» Gebräu mit wunderlichen und sehr verfänglichen Na- men. In Br«»lau hieß da« b^t« vier Schöp», hingegen da» ge- mein» vier Starr oder Lümmel. Für jene» waren folgend« Vorsu» mvmorlalo» im Umlauf: Schöp» oavut asosuätt, usr «oalt» iuätg«1 ulii«, S««»11»1 in Sttrnt» wtradilt» tutu» in Hirni». oder: O Schöp», Schöp», t» Iid»nt«r didtt omni, vi»d». In Güstrow kneipt« man Kiefenack und in Delitzsch den süffigen Küh» schwand, den sogar da» ITtzv in Frankfurt und Leipzig tz»rauag»- gebene Frauenzimmer-Lexikon von Foh. Friedrich Gledttschen» seel. Sohn lobend erwähnt. Der Wirt in Brunsbüttel pries mit 1 tönenden Worten seinen Papenkostent und der in Bremen sein« Steif« Brise. Durstige Brüder, die auf weiten Bierreisen «in- gehend« Erfahrungen gesammelt hatten, sprachen begeistert vom ! KolLerger Black, vom Wolgaster Höfing, vom Büxtehuder: Ich weiß nicht wie, vom Stader Kater, vom Kyritzer Mord und Tot schlag, vom Erfurter Schluntz, vom Wittenberger Kuckuck oder Guckguck, vom Marburger Junker, vom Eislebischen «Krabbel an die Wand und vom Leipziger Rast rum oder Raster. OL das Gersti-nbier mit Hopfen erheblich älter als das Wei zenbier ist, läßt sich schwer entscheiden. Jedenfalls ist Tatsache, daß die Domherren zu Münster schon im 10. Jahrhundert jährlich ! mehrere Schaff Wetzen zur Bereitung eine» besseren Gebräu» er« hi«l'«n. Später, um die Mitte de» 14. Jahrhundert» braute Zit tau au« Weizen ein sogenannte» Tränkebier, und schon zu Anfang dw 18. Jahrhunderts genoß «inen außerordentlichen Ruf da» Weizenbier aus Hamburg. Mochte auch da» Gerst«nbier sein« herrschende Stellung bewahren, so kam doch da» Wetzenbier iMmer mehr in die Höhe, zumal sich neben dem Hamburger noch gewisse andere Sorten große Beliebtheit errangen. Dahin gehörten di« Goslarer Dose, von der euphemistisch gesagt wurde, daß fie eine Ader de» Paradies«» fit, und di» Braunschweiger Mumme. Di« Gase wird in Goslar ncht mehr gebraut — sie ist im Lauf, de» 1«. Jahrhundert» nach L» 1p, s, vbwgchiedtzlt, «g-sHNch «ch Veranlassung de» Alten Dessauer», dessen LieblimgsgetrLnk st« war. E» wird diese» Weißbier, da» noch heut« im Helm und in der Gofenschänike zu vutritzsch di» Kenner entzückt, in langhalstgen Flaschen meist ohne Korken aufbewphrt. Di» dunkeGraun» Braunschweiger Mumm«, «in dick««, stark eingekochte», fast syruv- artige» vier, unterschieden in di« doppelte oddr Schiff»- und di« einfach, oder Stadtmumm«, ist angeblich von Thristtan Mumme in Braunschweig euech gebraut «vrden. Gin alter Naim, der e» mit der Wahrheit nicht sonderlich genau nimmt, ver- sichert enthusiastisch: Mumm» schm»ckt noch mal ko M, Al» Tokay und Mo»l»r Wien Wie im Alt«,um «in« stattlich» Anzahl Ststdt» sich um di« Shr« -«stritten hat, SeLurtioM dm Bat»» Homer gewesen pt