Volltext Seite (XML)
Die „Btten^rser.Dciluna" t-cichci»! I>!cnstag, Domino tag und Bonnabeni' adcnds. Bezugspreis r-ertrljädrilch I Mark. Durch die p)og dczsgen i,2o Mack. Lokalzeitung für die MrLschaften Glteudorf-Okrilla mü Aloritzdorf und Umgegend. INit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Annahme von Inseraten bis vormittag zo Uhr. -Inserate werden mit >o Pf. für die Spaltzeile berechnet. Tabellarischer Satz nach be sonderem Tarif. Druck und Derlag von Hermann Rühle in Groß-Bkrilla. Lür die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Okrilla. Nr. 7. Freitag» den 16. Januar 1603 2. Jahrgang. Bekanntmachung. Für die Jahre 1903 bis mit 5 sind vom Unterzeichneten gemäß ß 7 des Gesetzes die stattliche 8chlacktvichversicherung d lresf d vom 2. J ini 1893 nachverzeichncte Herren als Mitglieder bmchungswem ,ler in du Ortslchätrungsausichuss gewählt worden. Mtglieäer: Gem.u devorsiand Lincke, als Vertreter der Gemeindebehörde, Gutsbesitzer Ernst Mißbach, Gutsbesitzer Hermann Leuthold, Amtsuerarzi Oskar Slomke. Königsbrück. Stellvertreter: Gutsbesitzer Friedrich Pietzsch, Gutsbesitzer Ernst Bergmann, Tierarzt Barthel, Königsbrück. Ott«n<1oi 1 t, am 12. Januar 1903. Der Gemeinderat. Lincke, Gemeindevorstand. Oertliches und Sächsisches. MnenüorüÄkcilla, Z5. Januar 1903. — Aus unseren Leserkreisen wird nns über den Vortrag des Naturhetioe re i n s fol gendes geschrieben: „Durch den Vonrag, welchen am Sonntag der Naiurheütüntnge lpecr Lrrßler un Gasthos zum „schwarzen Roß" hielt, fühle ich mich vaantaßl, bre ^tunmung, welche dadurch an Publikum herrscht, in kurzen Zügen zu schildern. Allgemeine Anerkennung fand der Vortrag durch seiue ichlichle unb leicht begreifliche Be handlung iii KrankheilsMen burch die Natur- hcilmethoüe. — So ein Vortrag solle öfterer hier gehalten werden, oder, wenn der Natur- yeilverein wieder öffentlichen Vortrag hält, gehen wir auch hin u. s- f- Das sind Aeußerungen von Leuten, nwlche der Naturheilkunde dis vor kurzem roch zu-miich fern standen. Diese Wünsche lassen sich jedoch sehr leicht in Wuk- lichkeck uinwandeln. Nehmen wir an, zu diesen gemeumützlichen Verein gingen 100 Mitglieder. (Diese würden sich sehr leicht aus einen Ort wie Ottendorf-Oln a mit Cunnersdorf rekru tieren lassen.) Jedes Mitglied zahlt pro Monat 35 Pfennige (dafür erhält cs eine Zeitschrift „GesundheUsblalter"). 100 Mitglieder würden monallich 35 Mark aufbrmgen. Hierdurch würde es dem Verein möglich sein, jeden Monat einen Referent zu bestellen. Sagen Wir derselbe kostet 10—15 Mark. Jetzt würde die ganze ^ache mehr Reiz, und auch mehr Mitglieder gewinnen. Denn der Vortrag, der heute gehalten, tonnte dann von den Mitgliedern 3 Wochen mag diskutiert werden. Dadmch mützie meiner Ansicht nach ein lebendiges und imcressanles Vonvänsstieben m den Verein ge bracht werden. Man wird iragni, wie aber 1oo Mugiieder gewinnen? Nun dl se Mil- güederz.chl kann — ja muß der Verein durch eine kräftige Agitation seitens seiner Mit glieder und durch noch einige öffentliche Vor träge zu erreichen suchen. Diese Vorträge, bei 20 Psimuge Eintritt, weiden voraussumlich auch von hiesigen Einwohnern stark besucht werden. Da jetzt ein reges Interesse für den Verein besieht, darf jedoch nicht gezögert werden. Darum frisch und schnell an das Werk." B. — Die Frage, inwieweit der Vermieter auch an den der Pfändung nicht unterworfenen Saa,en des Mieiers steh rechlswiiksam zu Üchern befugt erscheine, hat eine Erörterung ge funden iii der Enucheidung des Reichsgerichts, 3. Slra^nat, vom 20. Februar 1902, ver- osfenckichi in dein weben erschienenen Bude der strafrechtlichen Entscheidungen (Band 35, Seile 150). Es wird in dieser Enlsch. idang die Güligteil eitler Vereinbarung, wonach der Muter all allen von ihm eingebruchten Sachen, aum an den der Pfändung nickst unterworfenen dein Vermieter ein Zurückvehaltungsrecht cin- cäuim, für rechlswirksam erklä.t. — Gemäß den Bestimmungen des Bürge:lichen Gesetz buchs wurde bish- r das Gegenteil angenommen. — Iii diesem Jahre staden zwei Sonnen- und zwei Mondfinsternisse statt. Am 29. März tritt eine ringförmige Sonnenfinsternis ein, die bei uns nicht zu sehen ist. In der Nacht vom 11. zum 12. April findet eine Mondfinsternis statt, die nahezu vollständig ist und in ihrem ganzen Verlause in Deutschland beobachtet werden kann. Sodann tritt am 21. September eine vollständige Sonnenfinsternis ein, die bei uns wieder nicht zu sehen ist, und am 6. Oktober wird dann der Mond noch einmal teilweise verfinstert. Von dieser Finster nis können wir nur das Ende sehen, da bei ihrem Anfänge der Mond sich noch unter unserm Horizont befindet. Königsbrück, 13. Januar. Die hiesige Bürgermeisterstelle ist durch die Wahl des Herrn Walther Leßmann, zur Zeit Gemeinde- vorstand in Ellefeld im Vogllande, wieder be setzt worden. Königsbrück. Einen schweren Unfall erlitt vorgestern früh ein Musik-Scholar vom Trompeter - Korps der reitenden Artillerie. Durch Ausschlagen eines Pferdes beim Putzen ivurde er so unglücklich getroffen, daß er einen schweren Schädelbruch davontrug. Der Ver unglückte dürfte kaum mit dem Leben davon kommen. Dresden, 15. Januar. In der An gelegenheit des Eheprozesses gegen die Frau Kronprinzessin werden immer wieder haltlose, von Leichtgläubigen jedoch für bare Münze hin- genommene Nachrichten verbreitet. So läßt sich die „Frankfurter Zeitung" folgende Meldung von hier telegraphieren: „Die zwischen Justiz- rat Körner und dem Anwalt der Kronprinzessin zu Genf geführten Verhandlungen haben am Sonnabend zu der beiderseits bindenden Einig ung geführt, daß die Kronprinzessin sich bezüg- des zu erwartenden Kindes allen Dresdner Wünschen und Anordnungen fügt, während der Kronprinz statt dec Eheirrung der Ehescheidung zustimmt und als Scheidungsgrund nicht Ehe bruch, sondern nur Verlassen des gemeinsamen Haushaltes geckend gemacht wird." So viel Worte so viel Unwahrheiten. Erstens kann von einer bindenden Einigung zwischen den Rechtsvertretern beider Parteien gar keine Rede sein, da überhaupt Verhandlungen nicht stalt- gefunde» haben. Der Termin in dem Prozeß findet bekanntlich erst am 28. Januar statt, vorher zu verhandeln ist völlig zwecklos. Ferner sind bezüglich des zu erwartenden Kindes von seilen des Königlichen Hofes keinerlei Wünsche und Anordnungen geäußert worden, es kann also ein Eingehen der Frau Kronprinzessin auf wiche nicht erfolgen. Drittens aber ist es völlig unwahr, daß der Kronprinz der Ehe scheidung zustimmt, seine Klage lautet nach ivie vor auf Aufhebung der ehelichen Gemein schaft, und zwar wegen Eheirrung, nicht wegen Verlassung des gemeinsamen Haushaltes. Ganz abgesehen davon, daß hier keinerlei Grund vorliegi, die Rechtslage wider besseres Wissen zu Gunsten der Angeklagten zu verschieben, so würde auch eine Klage wegen böswilligen Verlassens das Verfahren nur verschleppen, was weder im Interesse des Landes noch im dem der prozessierenden Parteien liegt. Wenn endlich noch einige Blätter mit der Behaupt ung auftrelen, von einem angesehenen Mitglied? des kaiserlichen Hauses in Wien sei der Frau Kionprinzcssin ein Schloß an der Grenze Böhmens zur Verfügung gestellt worden, um dort ihre Entbindung abzuwarten, so gehört auch diese Meldung in das Gebiet willkürlicher Reportererfindungen, durch die sich leider auch onst besonnene Kreise jetzt allzuleicht in die Irre führen lassen. Daß auch Dresdner Blätter sie weiter verbreiten, ist sehr zu bedauern. Dresden. Der hier am Typhus ver storbene französische Sänger Viktor Coursier, der am 2. Januar im Zentraltheater unter dem Pseudonym La zum letzten Male auftrat, wurde Dienstag Mittag unter zahlreicher Beteiligung seiner Kollegen von den hiesigen Varietes zur letzten Ruhe getragen. Zum Begräbnis des beliebten und talentvollen Künstlers waren auch dessen Ehefrau und Eltern aus Paris in Dresden eingetroffcn. — Die bedauernswerte Katastrophe auf der Elbe bei Birkwitz, wo anläßlich des Kenterns des Ueberfahrtsbootes über zwanzig Menschen ins Wasser fielen und zwei Männer ertranken sind, hat weitere Opfer gefordeci. Ein junges Mädchen ist nachträglich erkrankt und jetzt an den Folgen des Schrecks und der Erkältung gestorben. Das Mädchen wohnte in Birkwitz. Eine Frau liegt noch bedenklich krank darnieder; ebenso ein Mann aus Heide nau. — Am Freilag Nachmittag hat sich in Weinböhla im 'wller der elterlichen Wohn ung in der Kaiserstraße der 16jährige Sattler- lehrling Rauschenbach aus unbekannten Gründen erhängt. — In einer Schule des Plauen scheu Grundes kam seit längerer Zeit ein Knabe regelmäßig erst nach Beginn des Unterrichts, und weder Ermahnungen, noch Nachsitzen, noch körperliche Züchtigung fruchteten. Endlich blieb sein Zuspätekommen unberücksichtigt, da der Klassenlehrer der Sache müde war. Nachdem so etwa 14 Tage vergangen waren, kam der Knabe in der Pause zu seinem Lehrer mit ganz verklärtem Gesicht und überreichte ihm 10 Pfennige mit den Worten: „Hier, Herr Lehrer, haben Sie einen Groschen, weil Sie mich die letzte Zeit nicht mehr gedroschen haben!" Ein erkenntliches Gemüt. Großenhain, 14. Januar. Zu Ehren des mit dem heutigen 15. Januar 25 Jahre an der Spitze unserer Stadt stehenden Herrn Bürgermeisters Herrmann ist auf Beschluß der städtischen Kollegien die Langestraße, an welcher die Bürgermeisterwohnung gelegenist, in „Herr- mannstraße" umgetauft worden. Bei dem heute Abend stattfindenden Festmahl des Rates und der Stadtverordneten werden dem Jubilar als besondere Ehrengabe Tausend Mark in Gold in einer mit den Stadtfarben geschmückten Kassette überreicht werden. Eine weitere Ehr ung des Jubilars besteht in einer künstlerisch ausgeführten bronzenen Ehrentafel, die im Raissitzungszimmer angebracht werden wird. Grimma. Durch die Geburt von Drill ingen, zwei Knaben und ein Mädchen, wurde ein Ehepaar üoerrascht; erfreut kann man nicht sggen, denn einer der Knaben starb bei der Geburt, auch laßt der Zustand der Mutter zu wünschen übrig. Außerdem ist die Familie bereits mit 6 Kindern gesegnet. — Die Gemeinde zu Kühren bei Wurzen setzt 1000 Mark Belohnung für diejenigen aus, welchen eS gelingt, den oder die Urheber der in letzter Zeit in Kühren vorgekommenen Brandstiftungen so zur Anzeige zu bringen, daß dieselben gerichtlich bestraft werden können. Borna, 14. Januar. Der 18jährige Kontorist Buschmann, der Mitte September mit 6000 Mark flüchtig geworden war, ist, nachdem er sich mittellos in Gravenhagen der Polizei gestellt, heute durch seinen Bruder hierher gebracht und dem Amtsgericht zugeführt worden. Borna, 12. Januar. In Kreudnitz fand dieser Tage das für kurze Zeit in einem Zimmer der elterlichen Wohnung allein ge- assene 2H, Jahre alte Töchterchen des Kirch- chullehrers Menge ein Streichholz, das sich leim Spielen entzündete. Dadurch gerieten die Kleider des Kindes in Brand und das Mädchen erlag dem Erstickungstode. — Das unbedachte Spielen mit einer Knallbüchse hat in E y t h r a bei Leipzig ein Opfer gefordert. Ein Knabe hat eine solche mit abgebrannten Phosphorstreichhölzern ge laden und damit nach einem gleichaltrigen Mädchen geschossen. Derselben wurde dadurch eine leichte Verletzung Hinterm Ohr beigebracht. Sei es nun, daß an einem Streichholze noch Phosphor gewesen ist oder das andere Um stände mitgespielt haben, kurz, das bedauerns werte Mädchen ist nach einigen Tagen an Blutvergiftung gestorben. Leipzig, 13. Januar. Wie noch er innerlich sein dürfte, ereignete sich am Nach mittage des 15. Oktober 1901 im Leipziger Palmengarten ein schweres Unglück. Als der große Saal dicht besetzt war, löste sich plötzlich ein etwa 3 Meier langes Simostück von der Decke ab und stürzte in den Zuschauerraum. Ein junges Mädchen, die 20jährige Uhrmachers tochter Frieda Klaus; aus Stettin, blieb in folge Schädelbruches tot am Matze. Ferner erlitten die Gatlin des Schuldirektors Stein kopf und die Tochter des Postrats Widura er hebliche Verletzungen. Die von der Staats anwaltschaft beim Landgericht Leipzig eingeleitete Untersuchung ist jetzt abgeschlossen und den Schuldigen Architekt Kutz-Düsseldorf, Stuckateur Kienhöfer-Leipzig und Baugeschäftsinhaber Hen nig-Leipzig-VolkmarSdorf die Anklage zugestellt worden. Sie lautet auf fahrlässige Tötung und fahrlässige Körperverletzung, sowie Verletz ung der allgemein anerkannten Regeln der Baukunst. Flöha, 13. Januar. Mit Eintritt des Sommerfahrplanes werden in diesem Jahre die jetzt auf der Aunaberger und Reitzenhainer Linie von und bis Flöha verkehrenden Güter züge von und bis Hilbersdorf durchgeführt werden. Dadurch verliert Flöha mehr als 120 B.hnhofsbeamle und Arbeiter. Eine Abord nung, die anfangs Januar unter Führung des Gemeindevorstandes Lehnert bei Generaldirektor von Kirchbach vorstellig wurde, konnte keine Zurücknahme oder Einschränkung dieser aus be triebstechnischen Gründen notwendigen Maß regel erreichen. j Lichtentanne, 13. Januar. Zwei hiesigen Einwohnern wurde wegen unerlaubten Sammelns für die Meeraner Weber je 20 Mark Strafe zuerkannt. Wilkau, 13. Januar. Zwei hiesige Einwohner wurden vom königlichen Schöffen gerichte Zwickau wegen groben Unfugs zu je 40 Mark Geldstrafe oder 10tägiger Haft- straße verurteilt, weil sie ein gegen den Steuer- zuschlag gerichtetes Flugblatt verbreitet Haden. Das Gericht hielt den Inhalt des Flugblattes für geeignet, öffentliches Aergernis zn erregen. Reichenbach, 13. Januar. Einem Gaunerstreich ist Herr Rittergutöpachtcr Sachße in Friesen in der Nacht zum 10. Januar zum Opfer gefallen. Ein junger Mann, .der die Uniform eines Postunterbeamten (Litewka) trug, begehrte nachts gegen I Uhr Einlaß bei Herrn Sachße und überbrachte ihm ein Telegramm, demzufolge ein Herr Rittmeister von Metzsch telegraphisch um Ueberweisung von 200 Mark bat. Ohne Argwohn händigte Herr Sachße dem Pseudo-Postboten die 200 Mark aus, um später zu erfahren, daß er sich von einem Gauner hatte täuschen lassen. Die Spur des Schwindlers hat man noch nicht gefunden.