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MMM ft MlsöW s UN- Amgegen- Aintsblutt II «7. Jahrg Donnerstag, de« 23. April 1S08 Sto. 4 5 Wilsdruff, den 18. AM 1908. LZ«0 Königliches Amtsgericht. Diesem Vor lt tationsmitgliedern Ukbereinstimmung darüber, daß da^ gegenwärtige Wahlgesetz unhaltbar geworden uu° ein neues Wahlgesetz dafür Vorsorge treffen müsse, da» zwar eine Anzahl Sozialdemokraten in die Zweite Kammer gelange, daß aber keine Ueberflutung der Kammer durch staatsfeindliche Elemente etntrete. Gegen die Hereinziehung kommunaler Körperschaften als Träger von Wahlrechten wurde protestiert und von einigen Setten betont, daß das einen völligen Bruch mit der historischen Entwicklung des Wahlrechts bet uns bedeuten würde. Ein befriedigendes Resultat ließe sich nur erreichen, wen» das Wahlgesetz auf einem System beruhe. Graf Hohen» thal vertrat die Notwendigkeit der Kommunalwahlen und verwarf sowohl ein plutokratischeS Pluralsystem als über» Haupt jedes andere System, das zu einer Majorität der Masse über Besitz und Bildung führen könne. Bericht erstatter Dr. Kühlmorgen machte daraufhin den Vor schlag, nicht mehr als 30 Abgeordnete durch Kommunal- wählen wählen zu lassen, und zwar nicht durch die Be zirksverbände, sondern durch Stadträte und Stadtver ordnete in Städten mit revidierter Städteordnung, durch Gemeindekollegien in ländlichen Gemeinden bei besonderer Wahlkreiseinteilung. Vom Abgeordneten Andrä wurde das berufsständische Wahlsystem als Ersatz für die Kommunalwahlen empfohlen, ebenso vom Abgeordneten Ulrich, der ein Wahlsystem nach dem Muster der Dresdner nnd Chemnitzer Kommunalwahlen in Vorschlag brachte und auch bei einzelnen Deputationsmitgliedern Unter- stützung fand. Von anderer Seite wurde dieser Vorschlag aber scharf bekämpft und auch vom Minister Grafen Hohenthal für unannehmbar erklärt. Schließlich wuroe rin Antrag Dr. Vogel angenommen, wonach unter Zurück stellung der Abteilung zuerst die Beratung der Ab- Der Bericht -er wahlrechts-epAtatisn. Der lang erwartete Bericht der außerordentlichen Deputation zur Abänderung des Wahlrechts ist erschienen. Zn durchaus objektiver Weise gibt der Berichterstatter, Abgeordneter Dr. Kühlmorgrn, zum erstenmal ein ge» treues Bild der Deputationsverhandlungen in dem Zeit, raume von der Konstituierung am 16. Dezember 1907 bis zur Beschlußfassung über eine vorläufige öffentliche Berichterstattung. Bei Besprechung des 45 Seiten um fassenden Berichts kann die Frage der Vertraulichkeit der Deputationsverhaudlungen ausgeschaltet werden, da ja dieser Beschluß inzwischen aufgehoben worden ist und die diesbezüglichen Verhandlungen und Regierungserklärungen zur Genüge bekannt find. Wohl aber ist es wichtig, zu erfahren, wie die Deputation überhaupt an die Behand lung des schwierigen Stoffes herangetreten ist. Entgegen vielfachen irrigen Meinungen ersieht man aus dem Be richt, daß die Regierungsvorlage durchaus nicht ausge» schaltet worden ist, sondern von Anfang an im Mittel- punkte der Beratungen stand, bis sich ungeahnte Schwierig keiten ergaben und man auf dem Umwege über das Pluralsystem zu besseren Ergebnissen zu gelangen hoffte. Bei Beratung der Regierungsvorlage wurde von dem Berichterstatter angeregt, ob es geraten sei, zunächst zu den Fragen allgemeiner Natur Stellung zu nehmen und sich schlüssig zu machen: 1. über die verfassungsmäßige Stellung der Zweiten Kommer; 2. über den Charakter des subjektiven Wahlrechts; 3 über die Oeffentlichkeit der Stimmenabgabe und 4. über den Einfluß der Neu- iüi Deutschen ausgesprochen; besonders zu beachten ist nnr: « ist immer scharf, wie ü in beiüen; e. wird immer gesprochen wie das deutsche v entspricht dem deutschen v, wird also nie wie t gesprochen; Z ist immer Ivie in §Iatt, Grob (niemals wie ob oder s); K wird gesprochen wie das k i» dem englischen Wort gontlsmmi (stsob); ö wird gesprochen wie wob in rioutsob, Nselmko (scharf); NA wird deutlich getrennt und nicht nasal zusammen- gezogen (vim-xo). . Die Verbindung os (o>) ist zu sprechen wie 0^ in Dlo^ä oder wie oi in Nolsloi; die Verbindung aj (m) ist zu sprechen wie uv in Luyremb oder wie oi in Laikal. Ans den- gegebenen Text können wir folgende gramma tikalische Regeln entnehmen, die keine Ausnahmen erleiden. Die Lieferung von 140 kl guter Braunkohle und 25 i-m guten Scheitholzes für das hiesige Amtsgericht wird zur Ausschreibung gebracht. Schu,l» liche Angebote sind bis zum 6. Mai 1908 hier einzurcichen. Die Ln-brungen haben frei bis in das hiesige Gertchtsgebäude zu erfolgen und bleibt die Wahl unter den Bewerbern Vorbehalten. -sr» Du SONKO prineinon mi vickis im Traume eine Fürstin, ich sah Lun van^oj malsskaj cis ploro; mit Wangen naß vom Weinen; 8ub arpo, sub vsrcla ni sülis unter Baum, unter grünem wir saßen Tenants nin Koro os Koro. vaUcnd uns Herz bei Herz. Freibank Wilsdruff. Donnerstag, den 23. dss. Mts., von vormittags 9 Uhr ab Rindfleisch im rohem Zustande. Preis 35 Pfg. pro Pfund. für die Lsl. Amlshauptmannschaft Weihen, für das Kgl. Amtsgericht und den Stadtrat ;u Wilsdruff, sowie für das Kgl. Forffrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Nlttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grunb bei Mohorn, Helbigsdorf, HerzogSwulde mit Landberg, Höhndorf, Kaufbach, Keffelsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohoru, Miltitz-Roitzschen, Munzig, Neukirchen, Neutanneberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedtwalde, Sora, Steinbach bet Keffelsdorf, Steinbach bst RahSK Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Druck aus Verlag vou Arthur Zschunke, MISdrofs. Für die Redaktion und den amtlichen Teil verantwortlich: Hugo Friedrich, für den Inseratenteil: Arthur Zschuui«, V» Inserate werden MontagS, Mittwochs und Freitags bis spätestens 12 Uhr angenommen. JnsertionSPreiS 15 Psg. pro viergespalteue KorpuSzeile. Außerhalb deS AmtsgerichtsbezirkS WlSdrufs 20 Psg. Zeitraubeuder und tabellarischer Satz mit 50 Aufschlag. Frage der Oeffentlichkeit der Stimmenabgabe bei der Beratung der Regierungsvorlage zur Diskussion gelangen werde, und das die übrigen Fragen rein theoretischer Natur seien, deren Behandlung entbehrt werden könne. Bei Eintritt in die Spezialdebatte wurde zunächst 8 1 der Regierungsvorlage zur Debatte gestellt und nach längerer Aussprache ein Antrag Langhammer ange» nommen, der besagt, daß die Kammer aus 96 Abgeord neten gebildet werde. Für § 2 brachte der Bericht» erstatter Dr. Kühlmorgen folgende Fassung in Vorschlag: „Das Ministerium des Innern bestimmt den Tag, an dem die Abgeordneten zu wählen sind." Diesem Vor» schlage stimmten sowohl die Deputation als auch die Regierung zu. Zu 8 3 lag ein Antrag Bär, der die Wahl der Abgeordneten auf 4 Jahre und sodann völlige Erneuerung der Kammer vorsah, und ein Antrag v. Quer- furth, daß die Erneuerung der Kammer nur alle zwei Jahre mit der Wahl von einem Drittel der Abgeordneten stattfinde, vor. Schließlich wurde aber die Regierungs» Vorlage angenommen, wonach alle Abgeordneten gleich» zeitig auf 6 Jahre gewählt werden sollen. Im übrigen wurde § 4 mit einer kleinen Aenderung und M 88 6 und 6 debattelos angenommen. Bei Beratung -der Ab» schnitte und L des Entwurfs herrschte bei allen Depu» Erscheint wScheotlich dreimal und zwar DieaStagS, oauerStagS u»d Somiabe ndS. Bezugspreis vierteljährlich I Mk. 30 Pfg., durch die Post bezöge» 1 Mk. 54 Psg. Femsprecher Nr. 6. — Telegramm-Adress«: Amtsblatt Wilsdruff. 1. Vor kurzem ging durch verschiedene deutsche Tages zeitungen die Nachricht, daß in Anbetracht des im August dieses Jahres in Dresden stattfindenden 4. internationalen Esperantistenkongresses 26 Polizisten in der internationalen Hilfssprache ausgebildet werden. Einige Zeitungen nahmen dies aber nicht ernst, sondern sprachen vou einem ver frühten Aprilscherz. Und doch ist eS Tatsache, daß in dem Jnstruktionssaale des Dresdener Polizeigebäudes wöchent lich eine Unterrichtsstunde in Esperanto für Polizisten stattfindet. Es ergeht dem Esperanto wie fast jeder neuen weit tragenden Kulturerrungenschaft, die nicht nur von vorn herein Zweifel und Spott findet, sondern auch noch in den ersten Stadien ihrer Verwirklichung oft unbekannt bleibt und auf Unglauben stößt. Schon durcheilte mehrere ^ahre Lokomotive das britische Jnselreich, als in Deutschland von gelehrtes, Körperschaften und anerkannten Fachmännern die technische Unmöglichkeit dieses Beförde- „bewiesen" wurde. Gerade so verkehren schon heute viele Taufende, die naturgemäß unter den Millionen noch nicht deutlich hervor- treten, schriftlich^,iw mündlich in einer neutralen künstlichen Sprache, Zirka 50 verschiedene Zeitungen dienen der Aus breitung und Anwendung der neuen Sprache; auf drei internationalen Kongressen haben die Esperantisten der verschiedensten Rationen an den Fest- und Geschästssihungen, an Gottesdiensten und Theaterabenden teilgenommen, wobei ausschließlich Esperanto zur Verwendung kam; in der belgischen Kriegsschule und in der Londoner Handels kammer wird Esperanto gelehrt; in vielen Schulen Frank reichs findet fakultativer Unterricht in der Sprache statt. Esperanto hat längst die Grenzen Europas überschritten, in Nord- und Südamerika, in Judien und in Japan hat es begeisterte Anhänger gefunden, die sich zu ansehnlichen Landesvereincu zusammengeschlossen haben. lind trotzdem wird über Esperanto noch gelächelt und gespöttelt als über eilte nie realisierbare Utopie. ES wird die Unmöglichkeit einer internationalen Hilfssprache wissen- Zur richtigen Aussprache ist folgendes zu bemerken: Der Akzent jedes mehrsilbigen Wortes ist auf der vor letzten Silbe. Die Buchstaben werden größtenteils wie gestaltung des Wahlrechts auf die Verfassung. AuZ der Mitte der Deputation sprachen nur zwei Redner über diese Punkte. Der eine wollte die Kammer nicht als Glied der allgemeinen Staatsverwaltung angesehen wissen. Er meinte, sie sei ein legislativer Körper, der sich nur im kritischen Sinne mit der Staatsverwaltung zu be schäftigen habe. Daß das subjektive Wahlrecht eine öffentliche Funktion sei, unterliege keinem Zweifel. Der andere Redner gab der Anschauung Ausdruck, daß die schaftlich und theoretisch bewiesen, während eine solche Sprache doch schon existiert und von vielen zu jedweder Verstäudigung angewandt wird. In Deutschland befindet sich Esperanto in dem Stadium des ersten allgemeinen Bckanntwerdens, ohne daß genauere Kenntnisse über das Wesen und die Verbreitung der neuen Bewegung in die weitere Oeffentlichkeit dringen. In diesem Stadium greifen falsche Meinungen besonders leicht um sich: Unterschätzung des bereits Erreichten, ebenso wie gelegentliche Uebcrtrcibnngen; Ungläubigkeit gegenüber wahren Tatsachen einerseits, falsche oder irrtümliche Mut maßungen andererseits. Es erscheint daher geboten, über das Wesen und den Zweck der Sprache, über ihre Geschichte und ihre Ver breitung möglichst weite .Kreise aufzuklären. Wir beginnen damit, an der Hand eines kurzen Textes unsere Leser ein wenig mit der Sprache selbst bekannt zu machen: sonAo, ardo, Koro, ploro: alle Hauptwörter haben die Endung 0. prineinon, nin: der vierte Fall, der auf die Frage Wen? oder Was? antwortet, wird durch Anhängung eines n gebildet (sonKon, koron). vangoj: in der Mehrzahl haben die Hauptwörter die Endung oj (koroj, arboj). vorctn: die Eigenschaftswörter haben die Endung a. malsskaj: in der Mehrzahl haben dieEigenschaftswörter die Endung aj (vsrclaj arvoj). INI VNÜ8, ni sülis: -is bedeutet die Aussageform der Vergangenheit, unabhängig von derPcrson (ü tsnis er hielt). tsnants: -s ist die Endung des Umstandswortes (li Kuris rapüls er lief schnell); -aut- bezeichnet die Mittel- forn, (siclants sitzend, viclants sehend). prnmino (Fürstin) ist abgeleitet von prinoo (Fürst); die Nachsilbe -in- bedeutet das weibliche Geschlecht (pat.ro Vater, patrino Mutter; sinjoro Herr, sinjorino Dame; Innnto Hund, bumlino Hündin). inalsska (naß) ist abgeleitet von seka (trocken); die Vorsilbe mal- bezeichnet das direkte Gegenteil (Kola schön, malböla häßlich; mola weich, malmola hart; Alata glatt, malAlata rauh). Durch solche Vor- uud Nachsilben lassen sich in genau bestimmter Weise aus gegebenen Wörtern andere Wörter mit abgeänderter Bedeutung hcrleiten. Dieses PrinUv derWortablcimng ermöglicht eine weitgchendeBeschrünkuua des Wortschatzes und trotzdem eine erstaunliche Ausdrucks- sühigkeit der Sprache. Wir hoffen, mit diesen wenigen Bemerkunaen das Jutewsst des geschätzten Lesers erweckt zu habe:? Inge- legeutstchen spätere» Artikeln werden wir fortfahren, Z" berichten und mit Hilfe wesentlichen Teile der einfachen Grammatik zu behandeln. Diejenigen, welche schnell einen klaren Ueberblick über do^ ganze Problem einer internationalen Hilfssprache und über das Esperanto zu gewinnen wünschen, seien auf das treffliche Schriftchen: „I. Borel, Die Frage einer inter nationalen Hilfssprache und das Esperanto" anfmerffam gemacht, das vou der Ortsgruppe Berlin der Deutschen Esperantistengesellschaft (Berlin VV. 8, Leipzigcr-S.raße U) auf Wunsch gratis versandt wird.