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Beitrage zur Belehrung und Unterhaltung. Nr. Dresden, den 12. September i8n. 69. Kann man sich feuerfest oder auf einige Augenblicke unverbrennlich machen? chon Aristoteles und nach ihm andere alle Schriftsteller haben uns Nachrichten von unverbrennl. Menschen hinterlassen. Strabo in dem 5ten Buche seiner Erdbeschreibung be richtet, daß die Verehrer der Göttin Feronia in der Stadt gleiches Namens, am Fuße des Berges Soracte, mit bloßen Füßen über ei nen Haufen glühender Kohlen unversehrt ge laufen wären. Plinius und Solinus behaup ten dieß von den Priestern des Apollo an dem Berge Soraete, und sehen hinzu, daß einige wenige Familien, aus welchen diese Priester gewählt und Hirpi von ihren Landsleuten ge nannt worden wären, diese feuerfeste Kraft an ihren Körpern besessen hätten. Servius rührt zur Erklärung des Virgils *), der ei nem gewissen Arruns ein Gebet zum Apollo andichtet, das sich auf diese sonderbare Vereh rung bezieht, die Behauptung des Varro an, daß dicse Priester ihre Füße mit einer Salbe bestrichen hatten, um ste unverbrennlich zu machen. Die Geschichte der neuern Zeiten enthält Nachrichten von glücklich bestandenen Feuerproben der Unschuld, von Menschen, die kochendes Oel, wie Limonade, getrunken, die Hände in geschmolzenem Blei, wie in kaltem Wasser, gewaschen, die Zunge mit einem glü henden Eisen, wie mit einem Stäbchen Fisch bein, abgeschabt hätten u. s. w. Ungeachtet schon mehrere Physiker die Möglichkeit der gleichen Wunder durch natürliche Mittel zu verrichten gezeigt haben, so wollen doch viele noch immer annehmen, daß dabei Betrug und taschenfplelerische Kunstgriffe obgewaltet hät ten. Allein ein mnthvoller Forscher der Na tur und Wahrheit, Herr Sementini, Profes sor der Chemie in Neapel, hat uns nicht nur von der Möglichkeit überzeugt, daß man sei- *) Die Stelle des Virgils in dem uten Buche der Aeneide ist nach Voß'ö Übersetzung folgende: Schutz des geweihten Soracte, der Ewigen Höchster, Apollo'. Den wir zuerst anfteh'n, dem fichtncr Brand im Stapel (^eervo) Flammt, und dem, im Vertrauen der Frömmigkeit, mittendurch Feuer Auf viel glühende Kohlen wir Dienenden setzen den Fußtritt! u. s. w.