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Adorter Wochenblatt. Mittheilungen über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Sechzehnter Jahrgang. Preis für den Jahrgang bei Bestellung von der Post: i Thaler, bei Bestellung des Blattes durch Botengelegenheit: 22 Ngr. S Pf. 2. Mittwoch, 8. Januar 1851. In einem Artikel über die Dresdner Eonferenzcn bemerkt die „Times" in Bezug auf die Stellung Preu ßens unter Anderem Folgendes: „Nichts kann in der That vollständiger sein, als die Unterwerfung des Ho fes von Berlin unter alles, was von ihm verlangt wurde, und obgleich der österreichische Minister jeden verletzenden Ausdruck vermieden hat (in der Depesche vom 7. Dec.), so hat er doch hinreichend angedcutet, daß er sich „„der ungeheuren Vortheile seiner Stel lung"" bewußt ist. Auch hat Preußen am Ende wirk lich keine andere Wahl, als dahin zu streben, die un ter den Umstanden bestmöglichen Bedingungen für sich zu erlangen. Ohne einen Bundesgenossen in Europa, nüt einer weitläufigen und schlecht vcrtheidigten Grenz linie, mit einer Armee, welche nie einen Schuß ab- feuern gesehen halte, und mit einer Sache, welche Tciemand verstand, war seine Stellung unhaltbar .... Auf der anderen Seile hat Oesterreich, der Staat, in Bezug auf welchen es Mode geworden ist, daß man ihn als in einem Zustande immerwährenden Bankerotts und zunehmender Altersschwäche befindlich bezeichnet, in dieser Krisis vor Europa mit einer klaren Sache, einem folgerichtigen Plane und reichlichen Mitteln zur Ausführung seiner Politik dagcstanden. „„Oesterreich ist auf den Kampfplatz getreten"", sagt Fürst Schwär- zenberg, „„um die von den Verträgen geschaffene Bun desverfassung Deutschlands aufrecht zu erhalten. Es war unsere Pflicht, unser absolutes Recht in dieser Hauptfrage geltend zu machen, in der die fremden Mächte selbst, wie es uns scheint, obne Gefahr nicht völlig neutral bleiben konuten."" Damit ist die Stel lung Oesterreichs vollkommen bezeichnet, und vom recht lichen Standpunkte aus läßt sich diesen Worten weiter nichts hinzufügcn; denn dem Scharfblicke des Fürsten Schwarzenberg ist es nicht entgangen, daß, wenn man Kragen, welche durch anerkannte Verträge längst ent- schieden sind, in Zweifel und Verwirrung wirft, man der Einmischung des Auslandes in die inneren Ange legenheiten Deutschlands die Thore weit öffnet, indem rnan die Bestimmungen eines Uebereinkommens ändert, bei welchem die übrigen europäischen Mächte betheiligt sind. Die Dresdener Eonferenzcn sind nicht frei von dieser Schwierigkeit, und um dieselbe zu vermeiden, werden sie wahrscheinlich so viel wie möglich auf der rechtlichen Grundlage des Bundes bauen; aber eS ist durchaus ungewiß, in wie weit die übrigen contrahi« renden Parteien des Wiener Vertrags de« Ergebnisse einhellig beipflichten werden." Mit diesen Worten ist denn auch der Standpunkt der „TimeS" hinlänglich klar bezeichnet. Die „Times" findet nichts natürlicher als daß das Ausland gegen eine Veränderung der deutschen Bundesverfassung Einsprache erhebt. AlS für Deutschland in dieser Beziehung gefährlichste Macht weist sie auf Frankreich und auf dessen „traditionelle" Politik hin. UebrigenS hat die „Times" nach wie vor die besten Wünsche für die Stärke, die Einheit und dar Wohlergehen Deutschlands. Schade nur, daß wir die Stärke, die Einheit und das Glück, welches die „Times" unS geben -möchte, nicht brauchen können. DaS „Frankfurter Journal" tadelt in seinem Neu jahrsgruß die Rückkehr zum Alten. Denn — sagt eS — jene Dresdener Eonferenzcn, welche ohne Beirath der Völker in geheimen Conclaven den stummen und lautlos harrenden Völkern ihr Geschick «eben, was sind sie ihrem Wesen nach anders, als der alte Bundestag? Ja, wollten sie in Dresden auch etwas Anderes, als das Alte, sie könnten es nicht, denn diese widerstreben, den dynastischen und particularistischen Interessen und Ansprüche lassen sich durch keine Mittel, kein« Klugheit anders ausgleichen und versöhnen, als durch Wieder herstellung des Alten, oder durch gegenseitige freiwil- lige Opfer. Die Opfer will Keiner, das Alte wollen Alle. (?) Da nun aber die Völker das Alte nicht tra gen konnten, weil sie selbst nach ewigen göttlichen Ge setzen neu geworden sind, und weil sie lebendig sind und nicht todt, so werden sie in der Zukunft dar Alt- noch wenigem tragen können. Man will das Uebel der Revolution heilen, di« Re volution ist aus den alten Zuständen geboren, um sie zu heilen, was ergreift man? — das Alte. Ist es denn nicht wahr, das Gesetz der Logik: auS gleichen Ursachen entspringen gleiche Wirkungen? Kann man auch dieses Gesetz aufhcben, wie eine demokratisch« Ver» faffung? Eonservaliv will die Diplomatie sein; wollt« Gott, sie wäre eS! ConscrSativ ist »icht Drr, der ei. ner neücn Zeit alte Zustände aufzwingen will, sondern