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ohne Grund vervollkommnete Frankreich seine Artillerie und ist bestrebt, sie zur besten der Welt zu machen. Und Rußland? Nach einigem Sträuben baben Reichsrat und Duma die neue Flottenvorlage bewilligt, wonach in den nächsten sieben Jahren zwei Milliarden Rubel für eine Flotte aufgewendet werden sollen, die ihresgleichen in der Welt (außer der englischen) nicht haben soll. Am Seinestrand jubelt man. Wer Deutschland haßt, wer ihm seine junge Kraft und seinen Aufschwung neidet, muß diesen neuen Bund trotz mancher Bedenken lieben. Weder der Nordsee-Vertrag noch das Ostsee-Abkommen werden die Wetter« molken zerstreuen, die am politischen Horizont mit d-m Werden dieses neuen Dreibundes hsraufzihen. — Oesterreich-Ungarn hat um ein Haar mitten in den Jubiläumsfeierlichkeiten eine Ministerkrisis gehabt, der Minister präsident Frhr. v. Beck und der Kriegsminister hatten hatten ihr Abschiedsgesuch dem Kaiser übergeben, weil sie in den mannigfachen Streit fragen keine befriedigende Lösung herb iführen konnten Der Kaiser hat aber das Entlassungs« gcsuch abgklebnt und die beiden amtsmüden Minister müssen wohl oder übel nach einem Ausweg suchen, um die ausgebrochene Krise (obw die in Oesterreich-Ungarn offenbar Politik unmöglich ist) zu überwinden. — Mit über aschender Plötzlichkeit haben die Dinge in Marokko eine Wendung genommen, die in Paris recht peinlich berührt. Trotz aller gegen teiligen, französiischcn Quellen entstammenden Gerüchte hat sich nämlich Muley Hafid zum Herrn des Landes gemacht, dem die meisten Stämme huldigen E-- wird demnächst un- gehindrt seinen Einzug in die Hauptstadt Fez halten und von dort aus das Land regieren. Abd ul Aziz der Schützling Frankreichs, ist, eh? er sich's versah zum Schottenkaiser geworden, ein Herrscher ohne Land, der abhängig ist von der Gnade der Franzosen. In seiner höchsten Not hat sich der Bedauernswerte, der seinem Glücksstern und dem Erfolg der französischen Waffen allzu leichtfertig vertraute, den Entschluß gefaßt, sich an die „Mächte" zu wenden und sie um ihren Beistand zu bitten. Bisher haben sich die Mächte dem marokkanischen Kriegs« schauplotz fern geholten, denn Spanier uud Franzosen liefern sich schon Kämpfe genug — sie werden sich jetzt sehr wohl hüten, sich in die inneren Streitigkeiten im Scherifenreiche zu mischen. Sie werden vielmehr, Frankreich allem voran, dem Gegensultan Muley Hafid in aller Form zu erklären, daß sie ihn als Herrscher und allein berechtigten Sultan aller Marokkaner anerkennen. W-na Muley Hafid so als Sultan in Fez regiert, wie er es in Marrakesch als Statthalter getan hat, wo er stets die Europäer schützte und ihnen den Handel er leichterte, so wird Europa gegen seine Herr schaft nichts einzuwenden haben. Nach einem langwierigen Notenwechsel zwischen Japan und China, der erfolglos geblieben ist, haben sich die Gegensätze zwischen beiden Staaten gefahr drohend verschärft Da die Bevölkerung von Südchina in großen Massenversammlungen sich entschlossen hatte, nichts mehr von japanischen Kaufleuten zu entnehmen, sah Japan seinen Handel bedroht und forderte die chinesische Regierung auf, durch einen amtlichen Erlaß die Ausschließung japanischer Waren zu ver hindern. Dieses Ersuchen hat China abgelehnt und zugleich erklärt, daß es dem Vorschläge Japans, eine gemeinsame Kommission zur Schlichtung aller schwebenden Streitfragen zu ernennen, nicht zustimmen könne. Das einst von Japan geschlagene China ^will also nicht mit dem Sieger von ehedem verhandeln. Wer kann noch zweifeln daß sich im fernen Osten Wetterwolken zusammenballen. Im Westen und Osten, in Süd und Nqrd aber wird vom Frieden gesprochen, als seien alle Heere der Welt und alle Flotten wirklich nur dazu da, den Krieg zu verhindern. t !r. t2. Lager WrM S ine lls. ist ru rilla« Ochse" Kälb-r samme" är 60 Mk« n uud schlacht' )gewiwt z Mk-' schlacht' >gewich' 72 b» 48 'Ft' it d-r 1906) d« rfcr Zcnuiw- scheint our.islag, Vsnncrs- ag »nd Sonnabend abends. Sezugrxreis vierteljährlich , Mark. durch die Post bezogen t.ro Mark. skalzeiiRng für -je Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und llmgegend. Mit wöchentlich erscheinender öonntaasbeilaas „Illustriertes Unterhaltungsdlatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Mandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode. Annahme oos Inserat« dir vor»tttag >» Uhr. Jnsirat« w»L«n mit zo p für d!« -poltzri!» berechne! Tabellarischer Satz nach besonderem Tarif Druck und Verlag von Hermann Rühle in Kroß-Okrilla. Für dis Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Dkrilla No. 67. Mittwoch, den 3. Juni 1908. 7. Jahrgang. An der hiesigen neuen Schule ist olsbald die Stelle des Hausmannes ju besetzen. . Beweiber hierum wollen sich unter eingehender Darlegung ihrer Verhältnisse bis zum . , MM" ^0. Juni d. I. 'MV «ei dem Unterzeichneten schriftlich melden. ' m-r Ankunft über den Umfang der zu leistenden Arbeit und alles sonst über die Stelle ^isenswerte erteilt auf Ansuchen Herr Schuldirektor Endler, hier. Ottenckork-OkriUs, am 1. Juni 1908. Der Schulvorstand. — Pirnbaum, Vors. Bertlich rs und Sächsisches. Vttendorf-Gkrilla, den L. Juni 'yo8. -8. R. L. -Im Geschäftsbereiche des Evangelisch-lutherischen Landcskonsistoriums sind regelmäßigen Verfahren zu besetzen: Das ^»begründete II. Diakonat zu Döhlen (Dresden II) ? KlII — Kollator: dos evangelisch-lutherische ^ndeskonsistorium — Vorbehalten bleibt die Stimmung Hier den Wohnsitz des Stellen- A^ers. — Tas Pfarramt zu Waldkirchen ^bach) __ As in (^.) — Kollator: Frau von Sckönburg-Hmterglauchau, Erlaucht N Netzschkau Das Diakonat zu Grimma ^phoralort) — Kl. II — Kollator: der ^fperintendcnt und der Stadtrat zu Grimma. S Angestellt bez versetzt wurden: Friedrich s Med Grundmann. Hilssgeistlicher in Scbön- M ajz Pfarrer in Roda (Borna), ? Ernst Feodor Gerlach, Diakonus in Schönheide, als <"chidiakonus in Radeberg (Ephoralort). 8 L.L. Schule und Innere Mission. Mch das Wichernjubiläum duses Jahres ist ? Aufmerksamkeit auch der Schule erneut auf ^ Werk der Inneren Mission gerichtet worden, gewiß mit Recht. Ist doch die Arbeit der Äderen Mission vielfach nichts anderes als Ergänzung und Fortsetzung der Arbeit, die Schule zu leisten be usen ist. In i? Rettungshäusern der Inneren Mission Mn di« Kinder Aufnahme, welche der Schul sich nicht einsügen lasten wollen, in den holten für Epileptische, Krüppel oder Blöde i«'Iche dem normalen Unterrichtsbetriebe zu A" nicht imstande find. Die Jünglings- Jungfrauenvereine wollen die gute Saat. Nn der Schule und im Konfirmandenunter icht gestreut worden ist, vor dein „Reif in der Hdiingenacht" bewahren und ihr zu fröhbch-.r ^brentwickelung behilflich sein. Jeder treue Mkr aber hat als Freund seiner Schüler auch bbhastes Interest« daran, wie der Alkohol- e,. den Familien derselben, oder andern , 'chen und wirtschaftlichen Notständen abge- Mn werden kann. Es ist daher s. Zt auch o °tr Leherwelt unseres Landes mit Freude MM worden, als im Jahre 1904 ein Jn- ^nionskursus über Innere Mission gerade Mehrer vom LandcSverein für Innere Mßon in Dresden veranstaltet wurde, und die H'Mhmer an demselben haben die doit durch und Besichtigung empfangenen Ein- (u, K'wiß nicht vergessen. Auch im Herbst Wahres soll wieder ein solcher Jnstrucktwns- veranstaltet werden, worüber s. Zt. noch j,. Nähere mitgeteilt wird. Wir machen schon die beteiligten Kreise daraus aufmerksam und gewiß, daß dadurch das Band zwischen bi ""d Innere Mission eine neue Festigung wird, zum Segen für B-ide! Der Juni, der Rosen- und Brachmonat H ""gefangen. In ihm wächst alles mit und die Früchte drängen zur Rüfe. M Tatsache hat die Redensart gezeitigt, daß Fas „Gras wachsen höre". Die Sonne Mcht im Juni ihren höchsten Stand und wir bann den längsten Tag und die kürzeste Der Johannistag steht uns auch bevor, , der Siebenschläfer, der uns moderne suchen aber nicht mehr schrecken kann. Dazu zu kritisch gesinnt. Ein trüber Gedenk- ° st der 15. Juni, an dem der Frühlingskaiser, 'u Fritz", die Augen für immer schloß. Des Tages können wir diesmal besonders ge denken, denn er jährt sich zum zwanzigsten Wale. Die zwei Jahrzehnte sind denen, die im „besten" Alter, auf der Sonnenhöhe des Lebens stehen, ziemlich schnell vergangen. Aber welche Ver änderungen auf allen Gebieten haben will zu verzeichnen! Es war eine aufstrebende Zeit, und daß sie ihre ruhige Fortsetzung finden möge, ist unser aller Wunsch! Die Zeit der Rosen ist auch die der schlanken Lilie. Der Duft b-ider vermischt sich mit dem der blühenden Linde und wird uns zum Wohlgeruch. Wir hoffen auf schöne, laue Abende, die uns Er holung bringen sollen nach des Tages Last und Arbeit. Im stille- Winkel flüstern Liebespaare, ganz wie einst, denn darin ist die Wels unverändert geblieben. Die Laube kommt -u ibrem Reihl die Gärten erhalten Massenbesuch und das Glüh würmchen wird bald schimmern und flimmern Ja, es können im Juni herrliche Tage werden, voller Poesie. Wenn auch gewöhnlich gewittereich und zeitweise mit kühlen Tagen durchgesetzt, so ist der Juni doch einer der schönsten Monate; 1908 noch dadurch, daß er uns das Pfingstfest bringt, auf das sich Alt und Jung freut. Lausa. Bei d-m gestern Abend über unsern Ort hinzikhmden Gewitter schlug der Blitz ohne größeren Schaden zu verursachen, in ein Neben gebäude des hiesigen Gasthofes- Königsbrück. Ein Montag nachmittag in der sechsten Stunde hier niedergegangenes Ge witter war von etwas Hagelschlag begleitet der die prächtig anstehenden Fetdfrüchte merkbar geschädigt hat. — Zum gestrigen Viehmarkt waren auf getrieben: 208 Ferkel, 20 Läuferschweine und 62 Rinder. Der Preis für die Rinder stellte sich pro Stück auf 250 bis 350 Mark, für Läuserschweine pro Paar auf 60 bis 100 Mk. und für Ferkel pro Paar auf 30 bis 50 Mk. Der nächste Viehmarkt findet am 10. August d. I. statt. Lichtenberg. Am Sonntag nachmittag wurde hier das Jahresfest des Zweigmiflions« Vereins zu Radeberg unter reger Teilnahme ge feiert. Ein Festgottesdienst, in dem Pfarrer Reinecker aus Eschdorf bei Dresden predigte, leitete die Fe-er ein. Es folgte eine Nachver sammlung im Obergasthof. Superintendent Kaiser-Radeberg sprach sodann über die Tätig keit des Missionszweigvereins im abgelaufenen Jahre. Den Hauptvortrag des Tages hatte Oberpfarrer Dr- Wetzel-Bischhofswerda über nommen; er sprach über Missionsleben in Süd afrika und fesselte durch lebhafte Schilderung von Sclbstgesehenem und Selbsterlebtem in Südafrika, besonders in der Kapkolonie. Pfarrer Lic Dr. Siedel-Lausa referierte sodann über die Arbeit der Mission im allgemeinen. Kamenz. Sonnabend früh gegen 1 Uhr entstand im Dachstuhl des Kaufmann und Stadt rat Goldbcrgschen Hauses Feuer. Es wurden der Dachstuhl und ein großer Tcil Waren vorräte ein Raub der Flammen. Großen Schaden erlitt die in demselben Hanse ein Weißwarengeschäft führende Frau Emilie Hcring, deren gesamtes unversichertes Warenlager von mehreren Tausend Mark vollständig vernichtet worden ist. — Bei Vornahme von Sprengarbeiten im Grünsteinbruche Wiesa wurde das vierjährige Töchterchen des Fleischbeschauers Schäfers, das sich auf einer etwa 400 Meter vom Bruche entfernten Wiese aufhielt, so unglücklich von einem hingeschleuderten Steine getroffen, daß es einen Schädelbruch erlitt und einige Stunden darauf verstarb. Zittau. Schlechte Geschäfte macht die Stadt mit ihrer elektrischen Straßenbahn, zu der z. B- 1906 ein Zuschuß von 18 000 Mk. geleistet werden mußte. Um nun dis Frequenz zu heben, hatte man im vorigen Herbste be schlossen, eine Fahrpreisermäßigung durch Aus gabe von sieben Fahrmarken für 50 Pfg. (bisher pro 10 Plg.) eintreien zu lassen. Da durch sind die Einnahmen bis jetzt aber noch mehr h-rnntergegangen. Die Maßregel dürste sich sonach nicht bewähren. Mügeln b. P. Der abends 6 Uhr 12 Minuten von Glashütte hier eintreffende Personenzug ist nm Sonnabend auf dem kurz vor dem B-hnhofe Weesenstein gelegenen Straßenübergange von einem Automobil an gefahren worden. Während von den Reisenden und dem Zugspersonal niemand zu Schaden gekommen ist, sollen die Insassen des Automobils leichte Verletzung erlitten haben. Freiberg. Der in den Muidenhüttcn Werken gestohlene Pl'tinkessel ist bekanntlich wieder e-langt. Ein Schüler des Real gymnasiums fand ihn in einer durch den Bahn damm führenden Schleuse. Der Kessel war, bis auf ein unbedeutendes Loch im Boden, noch unversehrt. Das fehlende Stück wird etwa ein halb Kilogramm schwer sein; die Bente der Diebs ist also nicht besonders lohnend ausgefallen. (1 Kilogramm Platin kostet etwa 4 700 Ma-k.) Vielfach wird jetzt die Frage erörtert, wieviel der Finderlohn für den Platinkrssel betragen würde. Der § 971 des Bürgerlichen Gesetzbuches sagt über die Entschädigung von Findern folgendes: „Der Finder kann von dem Empfangsberechtigten einen Finderlohn verlangen. Der Finderlohn beträgt von dem Werte der Sach« bis zu dreihundert Mark fünf vom Hundert, von dem Mehrwert eins vom Hundert, bei Tieren eins vom Hundert. Hat die Sache nur für den Empfangsberechtigten einen Wert, so ist der Finderlohn nach billigem Ermessen zu bestimmen. Der Anspruch ist ausgeschlossen, wenn der Finder die Anzeigepflicht verletzt oder den Fund auf Nachfrage verheimlicht." Nimmt man den Wert des wiedererlangten Metalls mit 50000 Mark an, so würde der Finderlohn 512 Mark betragen. Nus der Woche. In London feierte man in diesen Tagm ein Verbrüderungsfest, das laut über den Erdball die Kunde tragen sollte: das englisch-französische Bündnis ist ein starker Hort des Friedens, ist ein Schutz- und Trutzbund für jeden Feind. Mit ausgesuchter Liebenswürdigkeit hat König Eduard den französischen Präsidenten Fallieres willkommen geheißen und beim Austausch des Trinkspruchs der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß das Band, das England und Frankreich umschlingt, mit jedem Tage fester werd, daß es Ewigkeitsdauer haben möge. Nun. wir sind in den letzten Jahren gelegentlich der vielen Monarchenbegegnungen und Minister besuche nachgerade an das Liedlein gewöhnt. Der Frieden wird ja bei solchen Gelegenheiten immer gepriesen, obwohl die Diplomatie sehr wohl weiß, daß das Lied nur Klang hat, wenn Schwerterrasseln den Text begleiten. König Eduard hat in den Iah en seiner Regierung viel erreicht; vielleicht alles, der alternde Thron folger, dessen Ergeiz erst spät emporloderte, für sein Land und seinen Ruhm ersehnte. Den Schlußstein seines gigantischen Werkes wird die Zusammenkunft mit dem Zaren bilden' Dann werden England, Frankreich und Ruß land gemeinsam marschieren, werden Europas Politik diktieren und vielleicht dem Weltall neue Entwicklungsmöglichkeiten aufzeigen. Nicht umsonst stellt England ja mit fieberhafter Eile seine Landmacht kriegsbereit her, nicht