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^Ä.2Äs,"'WU: -,..^ / SSS^A^^ /T4T- VUV ^-kAAßtyzkAb LWS.--ZZL «Ech.« S.kEm.chu°g.n ..- N-.« -°° UN, -°, -,m.-,°r,ch.- ^°, n..,«, Dienstag, äen 3. Mai 1927 22. Jahrgang Saavlouis wird geräumt. Saarbrücken, 1. Mai. Die vollständige Räumung der Stadt Saarlouis durch die französischen Truppen wird für den 4 Mai erwartet, nachdem schon in der vergangenen Nacht der größte Teil der Truppen unauffällig abgezogen und die Kommandantur am Freitag übergeben worden ist. Hundert Jahre Bremerhaven. Stresemanns Festrede. Bremerhaven, 30. April. Beim heutigen Fest akt zur Hundertjahrfeier im Stadttheater führte Neichs- außenminister Tr. Stresemann u. a. folgendes aus: „Deutschland begeht in stolzer Freude diesen Fest tag, der durch die Anwesenheit des hochverehrten Bot schafters der befreundeten amerikanischen Nation ein besondere« Gepräge erhält. Ich danke Ihnen, Herr Botschafter, besonders, daß Sie an diesem Jubiläum der ehrwürdigen „Handelsstadt teilnehmen, die alten Be ziehungen zwischen Bremerhaven und den Vereinigten Staaten von Nordamerika neu begründend. Kühper Hanseatengeist war es, der vor hundert Zähren in tief ster Not im.dHgtschen Volke den Entschluß reifen ließ, hier eine Ausfallpforte für den deutschen Handel zu schaffen. Es ist ein tragisches Schicksal, daß wir jetzt nach hundert Jahren 'in gleicher äußerer Not daran gehen müssen, den Wiederaufstieg unseres Volkes vor- znberetten. Ein Teil der schwersten Verluste, die Bre mens stolze Handelsflotte erlitten hat, ist wieder aus geglichen. Eine ständig wachsende Tonnage läuft in Bremerhaven ein. Eine wachsende Sahl von Dampfern wird trotz aller Schwierigkeiten gebaut und als Zeu gen friedlicher deutscher Schaffenskraft in den Dienst des Weltvcriehrs gestellt. Sie tragen dazu bei, die alten Beziehungen zwi schen Deutschland und den überseeischen Ländern, be sonders den Vereinigten Staaten neu zu beleben. Sie fördern die lebendigen Verbindungen von Volk zu Volk. Viele Tausende von Deutschen haben hier die alte Hei mat verlassen und in der neuen Welt ihre zweite Hei mat gefunden. So ist viel von unserem Blute in den Organismus der Vereinigten Staaten geströmt. Das deutsche Volk hat das größte Interesse daran, daß die ersten Anfänge seiner friedlichen Wiederaufbau arbeit nicht durch kriegerische Verwicklungen in Europa und der Welt gestört werden. Die Politik des Reiches gilt dem Frieden. Sie ist unablässig bemüht, an der Schlichtung der Streitigkeiten mttzuarbetten, die seit Versailles leider immer wieder die Völker Europas ent zweien." Minister Or. Ourtius Liber Mrtsebaftsfragen. Konstanz, 1. Mat. Auf der Landesversamm lung der Deutschen Volkspartei in Baden sprach heute Reichswtrtschaftsminister Tr. Curttus in seinem Be richt über politische und wirtschaftliche Gegenwartsfra gen auch über seinen Besuch der Mustermesse in Mai land, wobei er betonte, daß trotz andauernder Schwäche momente, wie Mangel an wichtigen Rohstoffen, der Auf schwung der italienischen Wirtschaft unverkennbar sei. Ter Minister bedauerte, daß eine Zusammenkunft mit seinem italienischen Kollegen wegen dessen Behinderung sich nicht habe erreichen lassen. Weiter sagte der Mi nister, die Zurückhaltung der öffentlichen Meinung ge genüber der Weltwtrtschaftskonferenz sei verständlich. ES gelte, entschlossen alle Chancen auszunützen, um die Solidarität der Weltwirtschaft treibenden Nationen zu fördern und den Protektionismus zu beschneiden. Mit dem vorgesehenen Zwecke der Weltwtrtschaftskonferenz sei allerdings der hochschutzzöllnerische neue französische Tarifentwurf unvereinbar. Bezüglich der Handelsver- tragsverhandlungcu mit Polen sagte der Minister, daß diese wahrscheinlich demnächst in ein entscheidendes Sta dium treten würden. Eintreffen zweier Seutscher delegierter für üie Weltwirtschaftskonferenz in Genf. Eine Erklärung Ses Stahlhelms. Berlin, 1. Mai. Zu den Behauptungen ver schiedener Blätter, die Industriellcnverbände Hütten sich bereit erklärt, jedem Teilnehmer an der am 8. Mai stattfindenden Stahlhelmtagung in Berlin 50 Mark zu zahlen, teilt nun auch die Neichspressestelle des Stahl helms mit, Paß an diesen Mitteilungen kein wahres Wort sei. Es hätten keinerlei Verhandlungen darüber stattgefuuden, ob die rheinisch-westfälischen Industriel- lenverbäude bereit wären, die Kosten des Frontsoldaten tages zu tragen, geschweige denn sei ein derartiges An gebot an den Stahlhelm gemacht worden. kommunistischer kanüiüat für üie prästüentschofts- wahl in üer Tschechoslowakei. Prag, 30. April. Die Kommunistische Partei hat beschlossen, bet den voraussichtlich Ende Mai erfolgen den Präsidentenwahlen einen eigenen Kandidaten «uf- zustellen. Sollte es zu einer engeren Wahl zwischen Masarhk und einem eventuellen Kandidaten der äußer sten Rechten kommen, so werden die Kommunisten für Masarhk stimmen. Wie „Narodnt Politika" erfahren haben will, wurde General Pvdnajskh mit der Funktion des General inspektors der Armee betraut. Dieses Amt ist seit dem Abgänge Machars unbesetzt geblieben. Neuorientierung cler russischen ^ukenpolitik. Verlegung des Schwergewichts nach Westeuropa. Aus Berlin wird uns geschrieben: Der Beschluß der Mos- kauer Regierung, an der Weltwirtschaftskonferenz teilzuneh men, kommt den politischen Kreisen durchaus überraschend. Die letzten diplomatischen Sondierungen in Moskau ließen näm lich den Schluß zu, daß die Sowfotregierung eine Teilnahme an der Weltwirtschaftskonferenz ablehnen werde. Allem An schein nach ist diese plötzliche Schwenkung nun auf das Ergeb nis der Konferenz der in Moskau weilenden russischen Bot schafter znrückzuführen. Die bolschewistische Politik in China hat in der letzten Zett überraschende Rückschläge zu verzeichnen gehabt und die Sowjetregierung dürfte daraufhin zu der Ueberzcugung gekommen sein, daß man in China wichtige Entscheidungen in bolschewistischem Sinne zurzeit noch nicht wird erreichen können. Ans diesem Grunde hat die russische Außenpolitik eine Neuorientierung .vorgerwmmen und will nun das Schwergewicht ihrer Propagandatätigkeit wieder nach Westeuropa verlegen. Nach außen hin hatte namentlich die französische Presse eine Beteiligung Rußlands an der Weltwirtschaftskonferenz gewünscht, jedoch erwartete man insgeheim eine Ablehnung der Moskauer Machthaber. Wie überraschend der Beschluß der Sowjetregiecung kommt, ergibt sich aus den Kommen taren der französischen und der britischen Presse. Hier befürch tet man allgemein, daß die russische Delegation ihre Anwesen heit in Genf dazu benutzen wird, um eine rege politische Pro pagandatätigkeit vorzubereiten. Von dem Erscheinen der Russen in Genf wird auch eine Sabotierung der Arbeiten der «WeltwirtschaflSkonferenz erwartet, denn man macht sich auf umfangreiche Vorträge und Anträge der russischen Delegation gefaßt. « Mit der Teilnahme Rußlands an der Weltwirtschatfs- Ikonferenz wird gleichzeitig die Frage der künftigen Stellung nahme der Sowjetregierung zum Völkerbund akut. Man wird eine Aenderung in der Halling der Moskauer Regierung zum Völkerbund erwarten können. Die Sowjets haben nach dem Fehlschlagen ihrer ostnsiatischen Politik sicherlich das Bedürf nis, jetzt mit Westeuropa den zum Teil verlorengegangenen Kontakt wieder herzustellen. Auch wirtschaftspolitische Gründe mögen die Sowjetregierung für ihre Neuorientierung in der Außenpolitik bestimmt haben. Es sei nur auf die Unter brechung der französisch-russischen Schüldenverhandlunqen htn- zuweisen. In Moskau will man mit der Beteiligung an der Weltwirtschaftskonferenz sicherlich das Vertrauen der inter- i nationalen Finanz zu Rußland in die Wege leiten und damit ^Kredite größeren Ausmaßes erreichen. In London benutzen gewisse Kreise die Teilnahme Ruß lands an der Weltwirlschaftskousereuz wieder zu einer un freundlichen Stellungnahme gegen Deutschland. Man ist dort .nämlich der Auffassung, daß der plötzliche Entschluß der Sow- - ielregierunq aus die Iniliat've der deutschen Außenpolitik zu- c rückzuführen ist. Der deutsch? Botschafter in Moskau, Graf ^Brockdorff-Nantzau, soll nämlich in letzter Zeit wiederholt im ^Volkskommissariat für AuSwärtiaeS wrgesprochen haben, um !die Spwsetrea'erung zur Beteiligung an den Genfer Welt- !Wirtschaftsverhandlungen zn bewegen. Diese Vermutungen' treffen nach unseren Informationen durchaus zu. In Berlin ist mau sich darüber klar, daß die Position Deutschlands auf der Weltwirtschaftskonferenz durch die Milimrkuna der Sow- selregierung nur gestärkt werden kann. Selbstverständlich wird die deutsche Delegation ein Zusammengehen mit den Russen auf extremer Basis entschieden ablehnen. Man muß nur darauf Hinweisen, daß die Sowjetreg''erung oorläufia noch s im vollen Umfange nm absoluten Monopol des Außenhandels I festhält. Hierin liegt ein krasser Widerspruch zn dem Ent schluß der Sowsetregieruna, au der Weltwirtschaflskonferenz teilzunehmen und man wird setzt gespannt sein müssen, w'e die russische Delegation sich bei den kommenden Genfer Ver handlungen verhalten wird. Genf, 1. Mai. Im Laufe des heutigen Sonntags sind die ersten Delegierten für die am Mittwoch vor mittag 11 Uhr beginnende WeltwirtschaftSkonscrenz hier eingetrofsen, darunter al« erste deutsche Delegierte Staatssekretär Trendelenbnrg und Gewerkschaftssekretär Eggert. Die übrigen deutschen Delegierten und Sach verständigen werden wie die fast aller anderen Länder erst am Dienstag erwartet. Staatssekretär Trendelen- burg nimmt zunächst in seiner Eigenschaft als deutsches Mitglied des ständigen Wirtschaftsausschusses des Völker, Kunde» Von morgen ab an einer kurzen Tagung de» Unterausschusses zum Studium der Ursachen der Wirt, schast-krisen teil. Vtt ehemalige lleichsstnonzminister auf Nelsen. Dresden, 80. April. Wie gemeldet wird, Hat Reichsfinanzmintster a. D. Dr. Reinhold eine Einladung de» Cobden-Klubs Budapest und nach der Stadt Wil liamstown der Bereinigten Staaten angenommen, nm daselbst übe« deutsche Finanz- und Wirtschaftspolitik BvktrÄg? zu Halten. 'Retnhvld wird im Äuni nach dem steilen. Der Kampf um die Gewerkschaftsvorlage in England. London, 30. April. Die Debatte über die Gc- werkschaftSvorlage wird am nächsten Montag im Unter haus beginnen und am Donnerstag ihren Abschluß fin den. Man rechnet mit sehr stürmischen Erörterungen, und es wird sogar behauptet, daß in den Kreisen der Arbeiterpartei verabredet worden ist, in welcher Reihen folge sich einzelne Mitglieder wegen der vorauszusehen den Verstöße gegen die Ordnung von der jeweiligen Sitzung auöschlteßen lassen werden. Die Konservativen haben bereits mehr als 3 300 000 Flugblätter und son stige Propagandalschriften im Lande verteilt. Der Boll- zugsauslschutz des Verbandes liberaler Gewerkschaften Hat e!n Manifest veröffentlicht, in dem er eine sorgfältige Prüfung der ganzen Frage der GcwcrkschaftSgesehgebung durch einen Untersuchungsausschuß fordert und die Hoff- nung ausdrückt, daß die liberale Partei die Vorlaseab- lehnen wird, wenn die Regierung sie nicht abändert. Aufhebung öes russischen Gopkotts gegen üie Schweiz. Moskau, 30. April. Das Volkskommissariat der Sowjetunion beschloß, den wirtschaftlichen Boykott ge gen die Schweiz vom 14. April 1027 ab als aufgehoben zn betrachten und überwies diesen Beschluß an den Vorstand des ZcntralexekuttvkomtteeS der USSM. zur Bestätigung. der dokumentenüiebstahl in üer Pekinger englischen Gefonütschoft. London, 30. April. Die Nachricht, daß bei der Durch suchung der Sowjetbotschaft in Peking auch ein vertrauliches Memorandum des britischen Gesandten in Peking an das Foretgn Ofsiee über die Lage in Nordchina gefunden wurde, das von kommunistischen Agenten entwendet worden sein soll, erregt in der ge amten Presse großes Aufsehen. Es wird ge meldet, daß der b-ttische Gesaudte Schritte unternommen Hube, um derartige Di'-bsiäble in der Gesandtschaft in Zukunft zu v«r*,i-chc'n